DerOlf
Admiral
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- März 2010
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@Smartin:
Revisionistische Geschichte (Drogen hatten im christlich europäischen Kulturkreis nie eine Bedeutung) bringt in der Diskussion aber eben auch nicht weiter, denn da sitzt man einfach nur einer Marketingmasche auf, die natürlich auch davon lebt, die Konkurenz zu verteufeln ... gerade wenn man selbst mit potenziell tödlichen ud stark suchtgefährdenden Stoffen Geschäfte macht.
Klar haben sich die "Alkoholdealer" gefreut, als Kokain und Cannabis flächendeckend verboten wurden ... vielleicht nicht so toll, wie die Hersteller von Arbeitshosen minderer Qualität (weil aus weniger haltbarer baumwolle), aber kriminalisierte Konkurenz ist gleich etwas weniger gefährlich für die eigene Marktmacht
Auch wenn man von Anfang an medizinische und psychologische Expertisen genutzt hat, um die Verbote zu legitimieren, so hatte die Kampagne letztlich mit gesundheitlichen Überlegungen wenig zu tun.
Dass Cannabis so gut verteufelt wurde, hatte letztlich auch mit dem Fortbestand der US-Behörden zu tun, die ehemals die Alkoholprohibition überwacht, und dabei episch versagt hatten ... ein großer Apparat, der vielen Menschen ein gutes Leben ermöglichte ... ohne einen "Ersatz für Alkohol" wären da wohl viele Arbeitslos geworden ... und das ausgerechnet mitten in einer heftigen Wirtschaftsdepression.
Die Realität ist nunmal komplexer, als "einfach" ... und dadurch ist mMn eigentlich auch klar, dass der "Holzhammer" nicht gut funktionieren KANN, denn der erlaubt nunmal keine besonders präzisen Eingriffe in komplexe Systeme.
Eine Regulierung nach Holzhammer-Methode sorgt nur dafür, dass sich das, was man damit eigentlich "zerschlagen" will unters Radar zurückzieht, wo es der Holzhammer eben nicht mehr erreicht.
-> wer Substanzen verbietet, und bei seiner "Aufklärung" dann so stark übertreibt, wie es unsere "Nüchternheitsapostel mit kulturellem Alkoholismus" gerne tun, der schafft damit eines ganz sicher ... einen Schwarzmarkt für genau diese Substanz.
Vielleicht (oder wahrscheinlich) sollten wir die Ausformulierung unserer Drogengesetzgebung nicht gerade zugedröhnten Kiffern überlassen ... rotzbesoffene Christdemokraten oder betriebsblinde Status-Quo-Fetischisten sind aber auch keine wirklich gute Wahl (offensichtlich).
Für Mitarbeiter von Therapiezentren muss das extrem frustrierend sein, denn es ist eigentlich klar, dass die nur wenige ihrer Patienten nur einmal sehen ... denen ist ebenfalls klar, dass der körpertliche Verfall bei vielen ihrer Patienten durch die Substitutuion mit Metadon stark beschleunigt, dass das vermeidbar wäre (durch andere Substitute, die in DE aber nunmal keine KK zahlt) ... und dass es eben durch die Rechtspraxis in DE auch tatsächlich so ist, dass einzelne Junkies dann doch lieber in den Knast gehen, weil ihnen die Therapie nunmal als "härtere" Strafe erscheint (das habe ich selbst mehrmals erlebt ... beide Varianten ... meist waren die Menschen unabhängig von ihrer Wahl vor Gericht 6 Monate später wieder "voll drauf" ... aber die, die eine Therapie gemacht hatten, hatten danach weit weniger Interesse daran, durch Beschaffungskriminalität nochmal vor Gericht zu landen.
Naja, danach sind sie nicht mehr polizeilich aufgefallen (ausser durch ihre Anwesenheit auf der Szene), aber ihre Drogensucht haben sie dadurch eben NICHT überwunden.
Frage: Ist DAS die Priorität, die unser Justizsystem verfolgen sollte?
Ich habe da irgendwie noch sowas mit einer "Resozialisierung" im Kopf ... am Ende der Maschinerie sollte (eigentlich) unabhänig vom Rohmaterial ein Mensch herauskommen, der sich wieder als vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft fühlen kann, statt wie eine "Krankheit, für die man leider noch kein Heilmittel gefunden hat".
Das funktioniert einfach nicht, wenn man als Ex-Knacki oder -Drogi nichtmal eine Wohnung oder eine Arbeit findet, ohne dabei gleich einen "Stempel" der DroBS (oder anderer einschlägig bekannter Sozialdienste) mitzunehmen.
Die alte Junkie-WG, in der man vorher gelebt hat, wird einen aber sicher wieder wärmstens empfangen ... und einem zum Einzug gleich mal "nen Blech" anbieten ... und wenn man dieses mal besser aufpasst, darf man wahrscheinlich in der alten Gang auch wieder "Schmierestehen" oder "ausbaldovern", wenn man nicht "gesungen" hat.
Der Weg auf die "alten Gleise" ist in unserer Gesellschaft sehr leicht, denn im Grunde wird man nach einer Therapie gleich wieder da abgesetzt, wo man vorher war ... und ohne Drogen ertragen DIESES Leben tatsächlich nur sehr starke Charaktere.
An diesem Punkt fängt im Grunde die Drogenproblematik (als Problem unserer gesellschaft) erst an, und DAS hängt stark mit der Verteufelung und Stigmatisierung zusammen, die uns die Verbieterei letztlich eingebracht hat.
Drogen wird es weiter geben ... und es wird auch Leute geben, die sie nehmen, und dann doch nicht damit umgehen können und in eine Suchtspirale geraten ... man sollte also wohl weniger nach wegen suchen, wie man das "wegmachen kann", sondern eher nach wegen, mit den Risiken umzugehen, die die Natur eben bietet ... und zwar als ganze Gesellschaft.
Revisionistische Geschichte (Drogen hatten im christlich europäischen Kulturkreis nie eine Bedeutung) bringt in der Diskussion aber eben auch nicht weiter, denn da sitzt man einfach nur einer Marketingmasche auf, die natürlich auch davon lebt, die Konkurenz zu verteufeln ... gerade wenn man selbst mit potenziell tödlichen ud stark suchtgefährdenden Stoffen Geschäfte macht.
Klar haben sich die "Alkoholdealer" gefreut, als Kokain und Cannabis flächendeckend verboten wurden ... vielleicht nicht so toll, wie die Hersteller von Arbeitshosen minderer Qualität (weil aus weniger haltbarer baumwolle), aber kriminalisierte Konkurenz ist gleich etwas weniger gefährlich für die eigene Marktmacht
Auch wenn man von Anfang an medizinische und psychologische Expertisen genutzt hat, um die Verbote zu legitimieren, so hatte die Kampagne letztlich mit gesundheitlichen Überlegungen wenig zu tun.
Dass Cannabis so gut verteufelt wurde, hatte letztlich auch mit dem Fortbestand der US-Behörden zu tun, die ehemals die Alkoholprohibition überwacht, und dabei episch versagt hatten ... ein großer Apparat, der vielen Menschen ein gutes Leben ermöglichte ... ohne einen "Ersatz für Alkohol" wären da wohl viele Arbeitslos geworden ... und das ausgerechnet mitten in einer heftigen Wirtschaftsdepression.
Die Realität ist nunmal komplexer, als "einfach" ... und dadurch ist mMn eigentlich auch klar, dass der "Holzhammer" nicht gut funktionieren KANN, denn der erlaubt nunmal keine besonders präzisen Eingriffe in komplexe Systeme.
Eine Regulierung nach Holzhammer-Methode sorgt nur dafür, dass sich das, was man damit eigentlich "zerschlagen" will unters Radar zurückzieht, wo es der Holzhammer eben nicht mehr erreicht.
-> wer Substanzen verbietet, und bei seiner "Aufklärung" dann so stark übertreibt, wie es unsere "Nüchternheitsapostel mit kulturellem Alkoholismus" gerne tun, der schafft damit eines ganz sicher ... einen Schwarzmarkt für genau diese Substanz.
Vielleicht (oder wahrscheinlich) sollten wir die Ausformulierung unserer Drogengesetzgebung nicht gerade zugedröhnten Kiffern überlassen ... rotzbesoffene Christdemokraten oder betriebsblinde Status-Quo-Fetischisten sind aber auch keine wirklich gute Wahl (offensichtlich).
Für Mitarbeiter von Therapiezentren muss das extrem frustrierend sein, denn es ist eigentlich klar, dass die nur wenige ihrer Patienten nur einmal sehen ... denen ist ebenfalls klar, dass der körpertliche Verfall bei vielen ihrer Patienten durch die Substitutuion mit Metadon stark beschleunigt, dass das vermeidbar wäre (durch andere Substitute, die in DE aber nunmal keine KK zahlt) ... und dass es eben durch die Rechtspraxis in DE auch tatsächlich so ist, dass einzelne Junkies dann doch lieber in den Knast gehen, weil ihnen die Therapie nunmal als "härtere" Strafe erscheint (das habe ich selbst mehrmals erlebt ... beide Varianten ... meist waren die Menschen unabhängig von ihrer Wahl vor Gericht 6 Monate später wieder "voll drauf" ... aber die, die eine Therapie gemacht hatten, hatten danach weit weniger Interesse daran, durch Beschaffungskriminalität nochmal vor Gericht zu landen.
Naja, danach sind sie nicht mehr polizeilich aufgefallen (ausser durch ihre Anwesenheit auf der Szene), aber ihre Drogensucht haben sie dadurch eben NICHT überwunden.
Frage: Ist DAS die Priorität, die unser Justizsystem verfolgen sollte?
Ich habe da irgendwie noch sowas mit einer "Resozialisierung" im Kopf ... am Ende der Maschinerie sollte (eigentlich) unabhänig vom Rohmaterial ein Mensch herauskommen, der sich wieder als vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft fühlen kann, statt wie eine "Krankheit, für die man leider noch kein Heilmittel gefunden hat".
Das funktioniert einfach nicht, wenn man als Ex-Knacki oder -Drogi nichtmal eine Wohnung oder eine Arbeit findet, ohne dabei gleich einen "Stempel" der DroBS (oder anderer einschlägig bekannter Sozialdienste) mitzunehmen.
Die alte Junkie-WG, in der man vorher gelebt hat, wird einen aber sicher wieder wärmstens empfangen ... und einem zum Einzug gleich mal "nen Blech" anbieten ... und wenn man dieses mal besser aufpasst, darf man wahrscheinlich in der alten Gang auch wieder "Schmierestehen" oder "ausbaldovern", wenn man nicht "gesungen" hat.
Der Weg auf die "alten Gleise" ist in unserer Gesellschaft sehr leicht, denn im Grunde wird man nach einer Therapie gleich wieder da abgesetzt, wo man vorher war ... und ohne Drogen ertragen DIESES Leben tatsächlich nur sehr starke Charaktere.
An diesem Punkt fängt im Grunde die Drogenproblematik (als Problem unserer gesellschaft) erst an, und DAS hängt stark mit der Verteufelung und Stigmatisierung zusammen, die uns die Verbieterei letztlich eingebracht hat.
Drogen wird es weiter geben ... und es wird auch Leute geben, die sie nehmen, und dann doch nicht damit umgehen können und in eine Suchtspirale geraten ... man sollte also wohl weniger nach wegen suchen, wie man das "wegmachen kann", sondern eher nach wegen, mit den Risiken umzugehen, die die Natur eben bietet ... und zwar als ganze Gesellschaft.
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