Galaxy S6 edge+ & Moto X Play im Test: Zwei sehr ungleiche Phablets, die eines gemeinsam haben

Nicolas La Rocco
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Galaxy S6 edge+ & Moto X Play im Test: Zwei sehr ungleiche Phablets, die eines gemeinsam haben

Vorwort

Große Smartphones beherrschen immer mehr den Markt, bei vielen Herstellern geht es mittlerweile sogar erst ab fünf Zoll Display-Diagonale los. Noch größer scheint aber gerne bei der Kundschaft gesehen zu sein: Samsung hat diese Käuferschicht seit Jahren mit dem Galaxy Note bedient. Seitdem das Smartphone aber nicht mehr in Europa angeboten wird, ist das Galaxy S6 edge+ an seine Stelle gerückt.

Bei Motorola sind die Zeiten kleiner Displays seit dem zweiten Moto X vorbei. Während das Display des ersten Moto X noch 4,7 Zoll groß war, entschied man sich bei der zweiten Generation gleich für 5,2 Zoll. Für den Jahrgang 2015 hat Motorola das Moto X in zwei Modelle aufgeteilt: Das Moto X Play mit 5,5 Zoll und das Moto X Style mit 5,7 Zoll.

Im High-End-Segment ist ganz klar das Moto X Style angesiedelt. Im Test tritt dennoch das günstigere Moto X Play gegen das Galaxy S6 edge+ an. Es wird getestet, ob Motorola mit einem weniger als halb so hohen Preis von 349 Euro trotzdem in der Liga der besten Großformat-Smartphones mitspielen kann. Samsung wiederum muss beweisen, dass 800 Euro angemessen für das Galaxy S6 edge+ sind und dass es eine gute Alternative zum Galaxy Note ist.

Spezifikationen

Motorola Moto X Play
Motorola Moto X Style
Samsung Galaxy S6 edge+
Samsung Galaxy Note 4
Software:
(bei Erscheinen)
Android 5.1 Android 4.4
Display: 5,50 Zoll, 1.080 × 1.920
401 ppi
LCD, Gorilla Glass 3
5,70 Zoll, 1.440 × 2.560
515 ppi
LCD, Gorilla Glass 3
5,70 Zoll, 1.440 × 2.560
515 ppi
WQHD Super AMOLED, Gorilla Glass 4
5,70 Zoll, 1.440 × 2.560
515 ppi
WQHD Super AMOLED
Bedienung: Touch Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor, Status-LED
SoC: Qualcomm Snapdragon 615
4 × Cortex-A53, 1,70 GHz
4 × Cortex-A53, 1,00 GHz
28 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 808
2 × Cortex-A57, 2,00 GHz
4 × Cortex-A53, 1,44 GHz
20 nm, 64-Bit
Samsung Exynos 7420
4 × Cortex-A57, 2,10 GHz
4 × Cortex-A53, 1,50 GHz
14 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 805
4 × Krait 450, 2,70 GHz
28 nm, 32-Bit
Variante
Samsung Exynos 5
4 × Krait 450, 2,70 GHz
20 nm, 64-Bit
GPU: Adreno 405
550 MHz
Adreno 418
600 MHz
Mali-T760 MP8
772 MHz
Adreno 420
600 MHz
Variante
Mali-T706
600 MHz
RAM: 2.048 MB
LPDDR3
3.072 MB
LPDDR3
4.096 MB
LPDDR4
3.072 MB
LPDDR3
Speicher: 16 / 32 GB (erweiterbar) 16 / 32 / 64 GB (erweiterbar) 32 / 64 GB 32 GB (erweiterbar)
1. Kamera: 21,0 MP, 1080p
Dual-LED, f/2,00, AF
21,0 MP, 2160p
Dual-LED, f/2,00, AF
16,0 MP, 2160p
LED, f/1,90, AF, OIS
16,0 MP, 2160p
LED, f/2,20, AF, OIS
2. Kamera: Nein
3. Kamera: Nein
4. Kamera: Nein
5. Kamera: Nein
1. Frontkamera: 5,0 MP, 1080p
AF
5,0 MP, 1080p
LED, AF
5,0 MP, 1440p
f/1,9, AF
3,7 MP, 1080p
AF
2. Frontkamera: Nein
GSM: GPRS + EDGE
UMTS: DC-HSPA
↓42,2 ↑11,52 Mbit/s
HSPA+
↓42,2 ↑5,76 Mbit/s
LTE: Ja
↓150 ↑50 Mbit/s
Advanced
↓300 ↑50 Mbit/s
Advanced
↓450 ↑50 Mbit/s
Advanced
↓300 ↑50 Mbit/s
Variante
Advanced
↓150 ↑50 Mbit/s
5G: Nein
WLAN: 802.11 a/b/g/n
Wi-Fi Direct, Miracast
802.11 a/b/g/n/ac
Wi-Fi Direct, Miracast
Bluetooth: 4.0 LE 4.1 4.2 LE 4.1
Ortung: A-GPS, GLONASS A-GPS, GLONASS, BeiDou A-GPS, GLONASS
Weitere Standards: Micro-USB 2.0, NFC Micro-USB 2.0, MHL, NFC, Infrarot
SIM-Karte: Nano-SIM Micro-SIM
Akku: 3.630 mAh
fest verbaut
3.000 mAh
fest verbaut
3.000 mAh (11,55 Wh)
fest verbaut, kabelloses Laden
3.220 mAh (12,40 Wh)
austauschbar
Größe (B×H×T): 75,0 × 148,0 × 10,90 mm 76,2 × 153,9 × 11,06 mm 75,8 × 154,4 × 6,90 mm 78,6 × 153,5 × 8,50 mm
Schutzart: IP52
Gewicht: 169 g 179 g 153 g 176 g
Preis: 349 € / 429 € – / 499 € 799 € / – 769 € / –

Design & Verarbeitung

Samsung macht genau da weiter, wo es vor rund einem halben Jahr mit dem Galaxy S6 edge aufgehört hat. Bis auf die Länge und Breite des Smartphones hat sich für das Galaxy S6 edge+ kaum etwas verändert. Wer genau hinsieht, merkt, dass aus dem dünnen Seitenbereich, der das gebogene Display einfasst, jetzt am Kopf- und Fußende eine dezente Linie verläuft, die bisher nur das normale Galaxy S6 hatte. Wer noch genauer hinschaut, merkt außerdem, dass der Infrarot-Sender nicht mehr verbaut ist.

Unverändert tadellos sind Materialwahl und Verarbeitung. Samsung verarbeitet Aluminium und Gorilla Glass 4 weiterhin auf sehr hohem Niveau und erlaubt sich auch beim Spiel von Schaltern und Schubfächern keinen Fauxpas. Alles sitzt fest und wo man es erwartet im Gehäuse, so wie es in dieser Preisklasse sein sollte.

Völlig anders und auf seine ganz eigene Art und Weise geht Motorola die Themen Design und Verarbeitung an. Für die Materialien des Galaxy S6 edge+ ist in der Preisklasse des Moto X Play kein Platz, dennoch macht Motorola aus dem Vorhandenen ein gelungenes Produkt. Was nach Metall aussieht, ist tatsächlich Kunststoff. Und was nach Leder aussieht und sich auch fast so anfühlt, ist ebenfalls Kunststoff.

Das heißt aber weder, dass die Verarbeitung nicht gut ist, noch, dass das Design nicht ansprechend ist. Motorola nutzt auch für das Moto X Play das mittlerweile einheitliche Design, das insbesondere durch die Rückseite mit ihrem pillenförmigen Bauteil aus Logo, Kamera und LED-Blitz auffällt. Drumherum sitzt eine mit Wellenmuster gestaltete, austauschbare Rückseite, die durch ihre Materialbeschaffenheit das Smartphone sicher in der Hand liegen lässt. Unter der Rückschale gibt es nicht viel zu sehen, SIM- und Speicherkarte werden über den Rahmen eingesteckt.

Da Motorola alle Tasten auf die rechte Seite des Moto X Play gelegt hat, muss eine raue Oberfläche für den An/Aus-Schalter für die Möglichkeit der Unterscheidung im Dunkeln sorgen. Wer für das Gehäuse mehr Farben ins Spiel bringen will, kann über den Moto Maker Einfluss auf die Rückseite und die Akzente nehmen. Das Testgerät in Weiß hat hingegen eine fast schon etwas langweilige Anmutung, es ist allerdings auch 30 Euro günstiger als das Modell aus dem Moto Maker, für das es 14 Farben gibt.

Display

Das größer für viele mit besser gleichzusetzen ist, hat Samsung bereits 2011 mit dem ersten Galaxy Note erkannt. Seitdem gab es jedes Jahr im Frühjahr ein neues Galaxy S, gefolgt von einem neuen Galaxy Note im Herbst. Auch in diesem Jahr ist das so, nur nicht in Europa. Hierzulande ist das Galaxy S6 edge+ jetzt das Smartphone mit großem Display von Samsung, das Galaxy Note 5 gibt es derzeit nur in Nordamerika und in Asien.

An der Displaygröße und Auflösung hat sich mit 5,7 Zoll und 1.440 × 2.560 Bildpunkten nichts im Vergleich zum Galaxy Note 4 verändert. Das ergibt eine Pixeldichte von 515 ppi. Noch immer handelt es sich beim verbauten Panel um ein OLED, dessen linke und rechte Seite jetzt leicht zum Rand hin gebogen sind. Optisch macht dies sehr viel her, es entsteht wie bei einem Infinity Pool der Eindruck eines nicht enden wollenden Displays. Je nach Inhalt kann es deshalb aber auch zu leichten Verzerrungen kommen, zum Beispiel bei Videos, deren Seitenverhältnis nicht schmaler als 16:9 ist.

Maximale Display-Helligkeit und Weißpunkt
Display-Modus Helligkeit (cd/m²) Weißpunkt (Kelvin)
S6 edge+ S6 edge S6 S6 edge+ S6 edge S6
Manuell Anpassungsfähige Anzeige 352 340 358 7.400 7.900 7.600
AMOLED-Kino 352 343 357 7.400 7.900 7.600
AMOLED-Foto 344 330 347 6.500 6.800 6.600
Einfach 343 328 346 6.500 6.800 6.600
Automatisch Anpassungsfähige Anzeige 539 545 575 7.400 7.700 7.700
AMOLED-Kino 539 542 571 7.400 7.700 7.700
AMOLED-Foto 539 544 573 7.400 7.700 7.700
Einfach 539 543 574 7.400 7.700 7.700

Wie schon beim Galaxy S6 (edge) hat auch das größere Display im AMOLED-Foto-Modus die beste Darstellungsqualität. Im anpassungsfähigen Modus, den Samsung ab Werk nutzt, hat das Display einen leichten Blaustich. Dieser tritt allerdings auch im Foto-Modus auf, wenn die Helligkeit automatisch vom Sensor reguliert wird. Samsungs OLED-Displays erreichen schon seit geraumer Zeit erst dann ihre maximale Helligkeit, wenn der Sensor ein entsprechend helles Umgebungslicht feststellt.

Anders verhält sich das Moto X Play: Auch bei manueller Regulierung kann die sehr hohe Maximalhelligkeit von 620 cd/m² festgelegt werden. Im Gegensatz dazu lässt sich der leichte Blaustich des Displays aber nicht durch andere Display-Modi entfernen.

Diagramme
Display-Helligkeit max.
    • BlackBerry Classic
      820
      Weißpunkt: ca. 5.800
    • Sony Xperia Z3
      653
      Weißpunkt: ca. 8.700
    • Sony Xperia Z3+
      640
      Weißpunkt: ca. 9.200
    • Motorola Moto X Play
      620
      Weißpunkt: ca. 7.400
    • Samsung Galaxy S6
      575
      Weißpunkt: ca. 7.700
    • Apple iPhone 6
      557
      Weißpunkt: ca. 6.600
    • Sony Xperia M4 Aqua
      552
      Weißpunkt: ca. 6.800
    • Samsung Galaxy S6 edge
      545
      Weißpunkt: ca. 7.700
    • Apple iPhone 6 Plus
      540
      Weißpunkt: ca. 6.800
    • Samsung Galaxy S6 edge+
      539
      Weißpunkt: ca. 7.400
    • Sony Xperia Z1 Compact
      536
      Weißpunkt: ca. 6.300
    • Apple iPhone 5S
      530
      Weißpunkt: ca. 6.800
    • Sony Xperia Z3 Compact
      512
      Weißpunkt: ca. 8.700
    • Karbonn Sparkle V
      499
      Weißpunkt: ca. 8.500
    • Samsung Galaxy Note 4
      482
      Weißpunkt: ca. 7.000
    • Huawei Ascend P7
      480
      Weißpunkt: ca. 6.700
    • Huawei Ascend Mate 7
      476
      Weißpunkt: ca. 6.400
    • Sony Xperia Z2
      475
      Weißpunkt: ca. 6.400
    • HTC One M9
      474
      Weißpunkt: ca. 8.000
    • Motorola Moto G (2015)
      474
      Weißpunkt: ca. 7.300
    • LG G3
      471
      Weißpunkt: ca. 6.300
    • HTC One (M8)
      463
      Weißpunkt: ca. 6.900
    • Google Nexus 5
      455
      Weißpunkt: ca. 6.000
    • LG G4
      442
      Weißpunkt: ca. 7.100
    • LG G2
      435
      Weißpunkt: ca. 7.600
    • Nokia Lumia 830
      430
      Weißpunkt: ca. 6.400
    • BlackBerry Passport
      425
      Weißpunkt: ca. 5.900
    • Huawei P8
      423
      Weißpunkt: ca. 7.400
    • Nokia Lumia 1320
      420
      Weißpunkt: ca. 6.300
    • LG L90
      414
      Weißpunkt: ca. 7.000
    • Nokia Lumia 1520
      412
      Weißpunkt: ca. 6.200
    • Cat S50
      408
      Weißpunkt: ca. 7.400
    • Motorola Moto G
      405
      Weißpunkt: ca. 6.500
    • Nokia Lumia 930
      405
      Weißpunkt: ca. 6.800
    • Samsung Galaxy S5 mini
      405
      Weißpunkt: ca. 7.300
    • LG L40
      402
      Weißpunkt: ca. 6.900
    • HTC One mini 2
      402
      Weißpunkt: ca. 7.400
    • Huawei Ascend Y530
      392
      Weißpunkt: ca. 7.600
    • HTC Desire 816
      381
      Weißpunkt: ca. 7.000
    • Acer Liquid Jade Plus
      380
      Weißpunkt: ca. 7.000
    • Motorola Moto X (2014)
      374
      Weißpunkt: ca. 5.600
    • Wiko Highway
      358
      Weißpunkt: ca. 6.200
    • LG L70
      356
      Weißpunkt: ca. 6.800
    • Samsung Galaxy S5
      353
      Weißpunkt: ca. 7.500
    • Motorola Moto G (2014)
      348
      Weißpunkt: ca. 6.000
    • Microsoft Lumia 640 XL
      347
      Weißpunkt: ca. 5.900
    • Samsung Galaxy Note 3
      346
      Weißpunkt: ca. 7.100
    • LG G Flex
      341
      Weißpunkt: ca. 7.600
    • HTC Desire 510
      341
      Weißpunkt: ca. 6.400
    • Huawei P8 Lite
      337
      Weißpunkt: ca. 7.200
    • Motorola Moto E
      335
      Weißpunkt: ca. 6.200
    • LG G2 Mini
      329
      Weißpunkt: ca. 7.300
    • Motorola Moto X
      323
      Weißpunkt: ca. 6.100
    • LG G Flex 2
      322
      Weißpunkt: ca. 8.700
    • HTC Desire 610
      318
      Weißpunkt: ca. 7.400
    • Phicomm Passion
      310
      Weißpunkt: ca. 8.200
    • Samsung Galaxy S4 mini
      307
      Weißpunkt: ca. 6.800
    • Nokia Lumia 925
      283
      Weißpunkt: ca. 6.300
    • Nokia Lumia 1020
      275
      Weißpunkt: ca. 6.300
    • Google Nexus 6
      262
      Weißpunkt: ca. 6.800

Motorola hat mit 1.920 × 1.080 Bildpunkten die Auflösung des letztjährigen Moto X übernommen. Das Galaxy S6 edge+ bietet mit 2.560 × 1.440 Pixeln zwar noch eine Schippe mehr, vermisst werden die zusätzlichen Pixel auf dem Moto X Play aber nicht.

Die Farbbrillanz des Galaxy S6 edge+ erreicht das Moto X Play zwar nicht, das Display überzeugt aber abgesehen vom leicht erhöhten Weißpunkt mit einer neutralen Auslegung der Farben und einer guten Ablesbarkeit auch bei spitzen Blickwinkeln. Das Panel profitiert zudem davon, näher am Glas zu liegen, als es noch bei der dritten Generation des Moto G der Fall war. Zur Spitzenklasse fehlt zwar auch hier erneut der letzte Schritt, in Summe liefert Motorola in der Preisklasse aber ein gutes Ergebnis ab.