AMDs Opteron vor dem Durchbruch?

Christoph Becker
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In den letzten Tagen passierte viel rund um den Prozessor-Hersteller AMD und sein momentanes Flaggschiff, den Opteron. Im folgenden Artikel wollen wir die Ereignisse einmal genauer zusammenfassen und etwas Licht ins Dunkle bringen. Im Klartext: Wir betrachten die Ereignisse einmal im Zusammenhang.

Zuerst wollen wir kurz zusammenfassen, was denn genau in den letzten Tagen von statten ging (in chronologischer Reihenfolge):

  • Am gestrigen Tag verkündete AMD stolz die Veröffentlichung einiger neuen Modelle der Opteron-Modelle. Zusammengefasst sind die nun die Modelle der 800er und der 100er-Reihe, wobei vor allem die 100er im weiteren Verlauf unseres Artikels eine tragende Rolle spielen werden. Mehr dazu aber später.
    Newsmeldung: AMD führt neue Opteron-Prozessoren ein

  • Ebenfalls gestern wurde bekannt, dass man beim Grafikspezialisten nVidia die Massenproduktion des nForce3 Pro offiziell gestartet hat und man in Kürze Produkte auf Basis dieses Chipsatzes in den Läden finden wird. Auch dies ist ein Schlüsselereignis.
    Newsmeldung: nVidia“s nForce3 Pro geht in die Serienproduktion

  • Auch die neue Mittelklasse-CPU aus dem Hause AMD, der Thorton, wurde gestern in den News berücksichtigt und so wurden über ihn einige neue Daten bekannt, die zwar weniger mit unserem Artikel zu tun haben, dennoch für AMD sehr wichtig sind.
    Newsmeldung: Kein höherer Frontside-Bus als 266MHz für den Thorton

  • Erst heute wurde dann bekannt, dass AMD wohl den Launch des Opteron 246 (2GHz Taktfrequenz) verschieben musste. Ursprünglich wollte man diesen am gestrigen Tag zusammen mit den anderen neuen Prozessoren vorstellen. Als neuer Termin gilt nun der 7. Juli. Größtenteils war dies wohl auf Probleme mit der Chipausbeute zurückzuführen.
    Newsmeldung: AMD plant Launch des Opteron 246 mit 2 GHz

Soviel dazu. Doch was bedeuten diese Ereignisse nun konkret für AMD und für ihre momentan recht bescheidene Finanzlage?

Für AMD waren diese beiden Tage sicherlich sehr wichtig, denn letztendlich sind diese für einen großen Teil der Zukunft von AMD verantwortlich. Als ersten wichtigen Schritt veröffentlichte AMD gestern endlich die Opteron-Prozessoren mit der Modell-Nummer 140-144. Bis jetzt hatte man im Produktportfolio lediglich Prozessoren, die für den Einsatz in Dual-Prozessor-Systemen vorgesehen waren und dementsprechend viel Geld kosteten. So ist die Veröffentlichung der 800er-Prozessoren auch nicht ganz so wichtig, da das Gros der CPUs sicherlich in Zukunft in der 100er Serie abgesetzt werden wird. Dies sieht man vor allem am Preis, denn die vermeintlich kleinsten Opterons kosten dem Anwender letztendlich nur zwischen 229 und 669 US-Dollar. Günstige Preise sind vor allem für die Workstations und Entry-Level-Server wichtig, da hier die Konkurrenz besonders groß ist.

So weit, so gut. Doch was wäre die 100er Serie ohne passendes Mainboard? Dies wurde gestern von nVidia in Form des nForce3 Pro gleich mitgeliefert und verspricht eine zukunftsfähige Plattform für den Opteron zu werden. So hängt das Überleben des Opterons unmittelbar von nVidias und dessen neuestem Chipsatz ab. Hat nVidia Probleme mit dem Launch des nForce 3 Pro - wie man sie damals auch beim Start des nForce2 hatte - so könnte die Luft für AMD dünn werden, denn so würde der so wichtige Einsteigermarkt zunächst brach liegen und man würde die 100er Opterons schlichtweg durch Plattformmangel nicht loswerden. Dies wäre natürlich eine Katastrophe für AMDs ohnehin schon angeschlagene Finanzen.

Auch die Verzögerung des so wichtigen Opteron 246 könnte kein gutes Zeichen sein. So wurde beim letzten Finanzbericht angegeben, dass man IBM ungefähr 46 Millionen Dollar gezahlt hat, damit man AMD beim SOI-Prozess (Silicon on Insulator) etwas unter die Arme greift. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum man bei AMD immer noch nicht die Chipausbeuten auf ein erträgliches und vitales Niveau steigern konnte. Durch solche Daten ist natürlich auch wieder der Launch des Athlon 64 gefährdet, der ja mit eben diesen 2GHz an den Start gehen soll.

Zu guter letzt sprechen wir noch kurz den Thorton an. Manche mögen vielleicht denken, dass es sich hierbei schlichtweg um eine unnütze CPU handelt, da man bei AMD ja schon diverse andere Modelle mit eben diesen Modelratings hat. Dies stimmt auch, dennoch muss man den Thorton als Geldeinsparung für AMD betrachten. Der Halbleiterhersteller hat schlichtweg nicht genug Fertigungsstraßen, um drei verschiedene CPU-Kerne (Palamino, Thoroughbred und Barton) gleichzeitig produzieren zu können. Da der Thorton schlichtweg nur ein abgespeckter Barton ist und diese beiden Prozessoren das zukünftige Unterklasse-Segment AMDs darstellen, kann man diese auf ein und der selben Fertigungsstraße herstellen lassen und somit Kosten einsparen, bzw. die Chipausbeute erhöhen. Positiver Nebeneffekt: Man hat mehr Ressourcen für den Athlon 64 und den Opteron parat.

Und so zeigt sich wieder einmal, dass AMDs Zukunft buchstäblich am seidenen Faden hängt und von vielen Faktoren abhängig ist. Wir wünschen dennoch viel Glück im Kampf mit Intel, denn Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.