iPhone 3GS im Test: Viel mehr Leistung im gleichen Design

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Sasan Abdi
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Fazit

Eine Revolution stellt das iPhone 3GS bei weitem nicht dar, eine solide Überarbeitung dafür aber allemal. Dazu verfügt die neue Generation des Einknopf-Handys mit einem besseren Prozessor und Grafikchip sowie mehr RAM und je nach Version mehr Speicherplatz über eine grundlegende Ausstattung, die dafür sorgt, dass der Namenszusatz „S“ für „Speed“ seine Berechtigung hat. Ob das 3GS im Vergleich zum Vorgängermodell tatsächlich die von Apple versprochene doppelte Geschwindigkeit bietet, kann zwar nicht mit Sicherheit bestätigt werden; fest steht aber, dass das neue Gerät in jedem Falle deutlich schneller ist als das 3G.

Die sonstigen Verbesserungen wie die 3-Megapixel-Videokamera, die Unterstützung von HSDPA (HSUPA fehlt weiterhin!), ein integrierter Kompass, Sprachsteuerung und ein leistungsfähigerer (weiterhin nicht austauschbarer!) Akku laufen unter der Rubrik „nice to have“, gehören aber teilweise längst zum gängigen Standard, was bedeutet, dass Apple das iPhone in dieser Hinsicht vornehmlich dem Potential der Konkurrenz angleicht. Dafür spielt das 3GS gerade in Verbindung mit dem neuen iPhoneOS 3.0 in Sachen Bedienung einmal mehr seine vollen Stärken aus und weiß insbesondere in dieser Hinsicht im direkten Vergleich mit vielen Konkurrenzprodukten – sogar mit dem äußerst potenten HTC Touch HD – ohne Abstriche zu überzeugen: Eine intuitive, flüssige Bedienung ist und bleibt das große Plus des iPhones; ein Umstand, der sich alltäglich positiv bemerkbar macht und gerade deshalb immer wieder ein besonderes Lob verdient.

iPhone 3GS
iPhone 3GS

Insgesamt betrachtet gibt es am iPhone mit der Einführung des 3GS technisch also nichts mehr auszusetzen. Wer dem Apple-Produkt dahingehende Rückständigkeit unterstellen will (dies war bei den Vorgängermodellen durchaus angebracht), muss sich nunmehr an Details wie der fehlenden HSUPA-Unterstützung oder der von T-Mobile verhängten Tethering-Blockade berufen. Letztere führt allerdings zu einem Punkt, der abseits technischer Aspekte durchaus Grund zur Kritik bietet: Dem Preisgefüge. Das 3GS ist ohne Zweifel ein hochwertiges Produkt, doch erscheint der Preis von weit über 800 Euro für die freie 16 GByte Variante auch mit Blick auf die Anschaffungskosten für potente Geräte aus der Konkurrenz schlicht unangebracht. Hinzu kommt, dass sich bei den kostspieligen T-Mobile-Tarifen, in denen das Gerät als solches deutlich günstiger zu haben ist, nichts verändert hat: Abseits der diskussionswürdigen monatlichen Kosten fordert der Kommunikationsgigant Minuten- und SMS-Preise, die sich auf Jahrtausendwende-Niveau bewegen und unter normalen Umständen wie ein Kundenschreck wirken würden. Style-Faktor hin oder her, rational betrachtet findet sich hier ein kaum zu verargumentierendes KO-Kriterium.

Doch fußen menschliche Entscheidungen bekanntlich nicht immer auf Rationalität und nach einer guten Woche mit dem iPhone 3GS erscheint es durchaus vorstellbar, dass das Gerät für viele Smartphone-Suchende eine interessante Option darstellt. Insofern stellt sich abschließend die Frage, ob in diesem Fall dem 3GS oder aber dem mittlerweile ungleich günstigeren Vorgängermodell in der 8 GByte Variante der Vortritt gegeben werden sollte.

Die Antwort hierauf fällt recht einfach aus: Während 3G-Besitzer zumindest vorerst ohne Bedenken bei ihrem aktuellen Gerät bleiben sollten, sei potentiellen Neukunden angeraten, gleich zum 3GS zu greifen und dies nicht einfach nur, weil es „besser“ ist. Stattdessen soll hier, wie im Performance-Abschnitt bereits angesprochen, auf die wichtigen Implikationen hingewiesen werden, die die Einführung des 3GS auf die weitere Entwicklung von Anwendungen haben könnte: Wo ein deutliches Gefälle in den Möglichkeiten zu erkennen ist (gemeint ist die leistungstechnische Diskrepanz zwischen iPhone 3GS, den Vorgängermodellen und dem iPod touch), kann und wird die aktuelle Entwicklungsmentalität von Applikationen für eine insgesamt homogene Plattform möglicherweise nicht beibehalten werden können. Dies bedeutet unter Umständen mittel- und langfristig, dass neue Anwendungen, im Besonderen die zunehmend wichtigeren Spiele, primär auf das 3GS zugeschnitten werden, während Besitzer anderer Geräte mit Leistungsproblemen oder gar Inkompatibilitäten zu kämpfen haben könnten.

Abseits davon bleibt die Entscheidung für ein iPhone zusammenfassend nach wie vor eine höchst individuelle Angelegenheit, die weiterhin kontrovers diskutiert werden wird. Ganz gleich wie die Entscheidung ausfällt: zumindest technisch kann man mit dem 3GS nichts mehr falsch machen.

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