Might & Magic Heroes VI im Test: Ein Mix aus Neuem und Altbewährtem mit Suchtgefahr

 4/6
Sasan Abdi
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Kampfsystem, Balancing, KI

In puncto Kampfsystem hat man sich bei Black Hole ganz dem „back to the roots“-Schema verschrieben. Dementsprechend fühlen sich Kenner der Serie gleich wie zuhause: Auf einem übersichtlichen, in Quadrate eingeteilten Schlachtfeld stehen sich die zwei Konfliktparteien gegenüber, wobei es dann rundenbasiert zum Kampf kommt.

Zentral ist in dieser Situation der jeweilige Held, der zwar nicht direkt angegriffen werden kann, dafür aber mit Zaubersprüchen und Macht-Optionen in das Geschehen eingreifen und der Schlacht so entscheidende Wendungen verleihen kann. So kann man einer Nahkampfabteilung beispielsweise mehr Bewegungspunkte zuschanzen, sodass diese die verletzlichen Fernkämpfer des Gegners direkt konfrontieren kann oder man heilt getroffene Abteilungen und verleiht ihnen besondere Angriff- und Verteidungsboni. Je nach Entwicklungsstufe und -richtung des jeweiligen Helden sind also vielfältige Aktionen möglich, die den in rundenbasierten Spielen stets potentiell trägen Kämpfen einige Dynamik und Spannung verleihen.

Neu sind dabei neben der visuellen Überarbeitung und Details wie einem Optionen-Slot die Spezialfelder, die von Einheiten besetzt werden können und so einen Bonus herbeiführen können sowie eine potente Fraktionen-Option, bei der es sich letztlich um eine weitere Möglichkeit zum Eingriff in das Schlachtgeschehen handelt. Außerdem können Einheiten nun auch hinter festen Abschnitten auf der Schlachtkarte, beispielsweise hinter einem Felsen, in Deckung gehen, was einen Rüstungsbonus mit sich bringt.

Belagerung: Videoeindruck vom Kampfsystem

Das Balancing unter den bereits genannten Fraktionen scheint dabei alles in allem gut zu funktionieren. Anders lautende Beschwerden, wonach insbesondere die Nekropolis-Fraktion über einen Balancing-bedingten Vorteil verfügt, können wir so nicht bestätigen. Stattdessen hängt die jeweilige Kompetenz im Umgang mit den Fraktionen eher mit persönlichen Vorlieben und Fähigkeiten zusammen, sodass man je nach Konstellation durchaus auch mit der Zuflucht gegen die Nekropolis bestehen kann. Dennoch merkt man MMH 6 an, dass in Sachen Balancing an der ein oder anderen Ecke ein klein wenig mehr Feintuning gut tun würde – gut, dass dies wohl im Rahmen des nächsten Patches (getestet wurde auf Version 1.1) erfolgen soll.

Die künstliche Intelligenz funktioniert überwiegend gut. Vor allem in Schlachten wissen die Computer-Gegner stets bestens, wo die Schwachstelle ihres menschlichen Gegenübers liegt und auf welche Truppenteile die verfügbaren Möglichkeiten eingesetzt werden müssen, um einen möglichst effektiven Kampf zu bestreiten. Getrübt wird der gute Eindruck hier nur von kleineren Ungereimtheiten, zu denen vor allem zu zählen ist, dass NPC-Helden in Belagerungssituationen manchmal ohne Not einen Teil ihrer Nahkampfeinheiten aus der Befestigung schicken und damit den Angreifern zum Fraß vorwerfen.

Auch auf der Weltkarte lassen sich ab und an Aussetzer beobachten. Hier kann es durchaus passieren, dass die KI einen von zwei Helden samt beträchtlichem Truppenkontigent von einer wichtigen Stadt abzieht und damit Tür und Tor für eine Belagerung eröffnet. Auch ein sinnlos anmutendes Hin- und Herlaufen lässt sich von Zeit zu Zeit beobachten, doch kann dies urplötzlich in fiese Aktionen wie die Belagerung einer schwach besetzten Stadt umschlagen.

Unterm Strich gilt: Auch wenn die KI sich nicht in jeder Situation mit Ruhm bekleckert und manchmal etwas statisch und dadurch berechenbar wirkt, stellt sie doch stets einen anspruchsvollen Gegner dar, der mit seiner Kompetenz schon auf der mittleren von drei Schwierigkeitsstufen ein regelmäßiges Speichern sehr sinnvoll macht.

Multiplayer

Der konventionell gehaltene Mehrspielerpart von MMH 6 setzt auf Zentralität: Sämtliche mit Helden der eigenen Dynastie erworbenen Erfahrungspunkte fließen in das Spielerprofil ein, sodass nicht zwischen Einzel- und Mehrspielermodus unterschieden wird (siehe auch „Kopier- & Jugendschutz“). Über die Erfahrungspunkte können dann kleine Gimmicks und Boni erworben werden, was die Attraktivität der Verquickung von Einzel- und Mehrspieler weiter erhöhen soll.

Das dahinter stehende, Conflux genannte System soll zur Kommunikation der Community dienen, wobei nicht nur das eigene Profil zur Schau gestellt werden kann, sondern auch die Möglichkeit zur direkten Ingame-Kontaktaufnahme besteht, was in der Summe für sehr aktive Spieler eine durchaus attraktive Option darstellen kann.

Darüberhinaus gibt es aber in puncto Mehrspielermodus keine großen Überraschungen zu vermelden. Derzeit stehen 14 Karten zur Verfügung, auf denen sich bis zu acht Spieler im Hot-Seat-, Szenario- oder Duell-Modus messen kann. Das Matchmaking funktioniert auf den ersten Blick reibungslos – allerdings können Runden nicht simultan ausgeführt werden, sodass man sich auf längere Wartezeiten einrichten muss. Die Spiele funktionieren nur online; einen LAN-Modus gibt es nicht.

Alles in allem liefert Black Hole einen Multiplayer, der die grundlegendsten Ansprüche erfüllt. Bahnbrechend ist das Gebotene aber trotz solidem aber nur bedingt notwendigem Conflux aber nicht.