Samsung Galaxy Nexus im Test: Gebogenes Smartphone mit Stock Android

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Patrick Bellmer
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Android 4.0

Mit Android 4.0 will Google die beiden in letzter Zeit getrennt voneinander vorangetriebenen Smartphone- und Tablet-Ableger des Betriebssystems wieder vereinen. Neben einem möglichst einheitlichen Erscheinungsbilds der Oberfläche sowie einer vergleichbaren Bedienung auf beiden Gerätetypen soll der Arbeitsaufwand für Entwickler verringert und die Plattform so attraktiver werden.

Neuer Homescreen
Neuer Homescreen

Optisch ähnelt „Ice Cream Sandwich“ dabei eher Version 3.x als 2.3. Durch die großzügige Verwendung von Blautönen sowie dunklen Hintergründen in Kombination mt den gewählten Schriftarten entsteht eine sehr futuristische Optik, die sicherlich wie bei Android „Honeycomb“ eher gewöhnungsbedürftig ist. Dem grundsätzlichen Aufbau ist Google allerdings treu geblieben, wenn man einmal von der bereits erwähnten Platzierung der drei ehemals unter dem Display angebrachten Tasten absieht. Die anpassbaren Homescreens sind in vier Bereiche unterteilt: Den größten Teil macht dabei die mittig liegende Fläche aus, auf der Verknüpfungen, Ordner oder Widgets platziert werden können. Letztere können nun – so Google – in der Größe den Vorlieben des Nutzers angepasst werden. In der Praxis funktioniert dies bislang allerdings nur bei den wenigsten – die mitgelieferten Widgets bereits einbezogen.

Installierte Apps
Installierte Apps
Laufende Programme
Laufende Programme
Wählmodus
Wählmodus

Über dieser Fläche befindet sich die Suchleiste, die nicht entfernt werden kann und auf allen fünf Homecreens zu finden ist. Am oberen Rand des Bildschirms findet man dann die schon bekannte Statusleiste, die über verbundene Netze, den Akkustand sowie die Uhrzeit und neue Mitteilungen informiert. Auf diesem Wege lassen sich zudem die Geräteeinstellungen aufrufen. Diese bieten prinzipiell die gleichen Optionen wie bisher, sind aber stellenweise ein wenig anders angeordnet. Verbessert wurden einige Statistiken, die nun einen genaueren Überblick über die Verbräuche zeigen. Hinzugekommen ist die Möglichkeit, sich detailliert das verbrauchte Datenvolumen anzeigen zu lassen. Hier können die Werte einzelner Apps angezeigt sowie ein monatliches Limit aktiviert werden.

Infoleiste
Infoleiste
Einstellungen
Einstellungen
Infoleiste
Infoleiste

Am unteren Ende der Anzeige befindet sich die ebenfalls schon bekannte „Schnellstartleiste“, in der insgesamt vier Verknüpfungen angelegt werden können, die dann auf allen Homescreen zur Verfügung stehen. Zusätzlich sind hierüber alle installierten Applikationen und Widgets aufrufbar. Zwischen gestarteten Programmen wird ebenfalls wie bei Android 3.x per spezieller Taste gewechselt. Nach dem Betätigen erscheint eine Auflistung aller aktiven Apps mitsamt Screenshot, per Wisch können diese direkt beendet werden.

Weitere Veränderungen der Benutzeroberfläche betreffen unter anderem die Annahme von Anrufen (diese können direkt auf dem Lockscreen abgelehnt oder mit einer vorher definierten Nachricht beantwortet werden) sowie das Entsperren des Gerätes via Gesichtserkennung – was eher unzuverlässig funktioniert, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen.

Nicht angepasste App
Nicht angepasste App
Systeminformationen
Systeminformationen
WLAN-Optionen
WLAN-Optionen

Ebenfalls überarbeitet hat Google die Sprachsteuerung, die mittlerweile recht zuverlässig funktioniert. Anders als bei Siri auf dem iPhone 4S müssen zur Steuerung aber bestimmte Befehle – beispielsweise „Ruf ... an“ oder „SMS an...“ – in den Sätzen enthalten sein. Fehlen diese, wird der gesprochene Text in Google gesucht. Zusätzlich können Nachrichteninhalte diktiert werden, was bis auf wenige Ausnahmen gut klappt.

Überarbeitet hat Google auch einige Standardprogramme. Dazu gehören die Kamera-App, die nun kürzere Auslösezeiten ermöglicht und zusätzliche Funktionen wie das Aufnahmen von Fotos während einer Videoaufzeichnung oder das Erstellen von Panoramen bietet. Die neue Galerie bietet nun die Möglichkeit, Aufnahmen direkt auf dem Gerät zu bearbeiten. So können beispielsweise rote Augen entfernt oder minimale Retuschieraufgaben vorgenommen werden. Der überarbeitete Browser soll spürbar höhere Geschwindigkeiten sowie neue Möglichkeiten bieten. Aufgerufene Seite können nun gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt auch ohne Datenverbindung betrachtet werden.

Neu ist auch Android Beam. Diese Funktion ermöglicht den Datenaustausch zwischen kompatiblen Geräten via NFC. So können beispielsweise Links, Adressen, aber auch größere Dateien wie Bilder und Videos über sehr kurze Distanz ausgetauscht werden. Unterstützt wird nun auch der noch recht junge Standard Wi-Fi Direct, der in gewisser Weise in Konkurrenz zu Bluetooth steht, allerdings unter optimalen Bedingungen deutlich höhere Übertragungsraten ermöglicht.

Mehr Optionen auf dem Lockscreen
Mehr Optionen auf dem Lockscreen

In Summe halten sich die Innovationen in engen Grenzen, für Nutzer eines „Honeycomb“-Tablets gilt dies verstärkt. Allerdings geht der Schritt von Android 2.3 hin zu 4.0 in die richtige Richtung. Wo „Gingerbread“ und seine Vorgänger oftmals unnötig kompliziert wirkten, ist nun deutlich mehr Ruhe eingekehrt. Entscheidend dürfte allerdings sein, wie stark sich die Entwickler an die neuen Designvorgaben Googles halten respektive die neuen Möglichkeiten konsequent nutzen werden. An einigen Punkten sollte Google aber selbst noch einmal Hand anlegen, da die neue Bedienungsphilosophie selbst in den eigenen Apps nicht konsequent eingehalten wird. An den grundsätzlichen Unterschieden zwischen Android, iOS und Windows Phone 7 hat sich aber auch mit „Ice Cream Sandwich“ nichts geändert.

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