I Am Alive im Test: Die Überraschung des Sommers

 2/5
Sasan Abdi
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I Am Alive im Überblick

„I Am Alive“ kann als Videospiel-Fassung von Cormac McCarthys packendem Roman „The Road“ verstanden werden. Denn auch wenn hier keinesfalls von einer offiziellen Verarbeitung des Buchmaterials gesprochen werden kann, finden sich doch einige Elemente des Bestsellers im Spiel wieder.

Hier wie dort steht ein einzelner, nicht als Superheld sondern als normaler Mensch gezeichneter Mann im Zentrum, der mit den Wirren und Gefahren einer postapokalyptischen Welt umgehen muss. In „I Am Alive“ äußern sich diese darin, dass der Schauplatz der Handlung, die Stadt Haventon, nach einer nicht näher definierten Katastrophe, die mit einem Beben zu tun hat, mehr oder weniger in Schutt und Asche liegt. Immer wieder suchen Nachbeben diese Szenerie heim, wobei in den Straßenschluchten ein dicker Nebel aus Staubpartikeln steht, der nicht nur zum Verlaufen einlädt, sondern bei zu langem Aufenthalt auch tödlich sein kann.

„I Am Alive“-Protagonist Adam
„I Am Alive“-Protagonist Adam

Da die Katastrophe bereits vor über einem Jahr ihren Lauf nahm, hat sich allerdings nicht nur die Stadt verändert: Die noch lebenden Bewohner teilen sich in lädierte Zivilisten auf, die alles dafür tun, um überleben zu können, und in weniger umgängliche Zeitgenossen, die sich darauf spezialisiert haben, ihre harmloseren Ex-Mitbürger auszurauben und im schlimmsten Falle sogar als Nahrungsquelle zu verwenden. Damit wird schon früh eine Grundaussage aus „The Road“ wiederholt, nämlich die, dass außergewöhnliche Situationen schnell dazu führen, dass die Menschen ihrer inneren Bestie freien Lauf lassen.

Für den Protagonisten Adam geht es allerdings nicht nur ums nackte Überleben. Stattdessen ist er in seine Heimatstadt zurückgekehrt, um nach seiner Frau und seiner kleinen Tochter zu suchen. Klar, dass sich anhand von dieser Meta-Aufgabe ein ganzes Geflecht an Zusammenhängen entspinnen lässt, die neben dem Verbleib der Familienmitglieder auch auf der Frage nach den Ursachen für die Katastrophe und dem Hintergrund des Protagonisten beruhen.

Auf dieser Basis hat man es in Summe mit einem durchaus ungewöhnlichen Spiel zu tun. Nicht nur, dass man sich hier nicht den gängigen Zombie- oder Monsterhorden, sondern vor allem den lieben Nachbarn von nebenan stellen muss – auch die Action fällt anders aus, als man es erwarten würde. Statt rasante Ballereien, fulminante Explosionen und wilde Verfolgungsjagden zu bieten, geht „I Am Alive“ sich viel ruhiger aber doch beklemmend-spannend an und ist so ein Stück weit realistischer als das Gros der Konkurrenz.

Dazu passt, dass Ausrüstungsgegenstände chronische Mangelware sind. Zwar verfügt der Protagonist über eine Pistole, doch ist die in den seltensten Fällen geladen. Und selbst wenn man mal eine Kugel findet, wird diese in aller Regel auch schnell benötigt, denn auf dem Weg durch Haventon trifft man immer wieder auf feindlich gesinnte Gruppen, die einem an die Gurgel wollen.

I Am Alive
I Am Alive

Der entscheidende Kniff ist dabei, dass man sich eben nicht in bester Action-Held-Manier durchschießen kann, sondern zumeist ein Psychoduell eingehen muss. Handelt es sich bei den Gegnern beispielsweise um weniger charismatische, weniger aggressive Personen, kann man diese schon durch das bloße Ziehen der – gegebenenfalls auch ungeladen – Pistole in Schach halten. Anführer werden allerdings schnell misstrauisch, sodass man die Blufferei nicht zu lange betreiben, sondern die Gegner möglichst per Tastendruck zum nächsten Abgrund lotsen und dort erledigen sollte. Im schlimmsten Fall muss man – sofern vorhanden – irgendwann doch eine wertvolle Kugel einsetzen oder sich mit der Machete zur Wehr setzen, was allerdings bei mehreren Gegnern so gut wie aussichtslos ist.

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