AMDs APU „Kaveri“ im Test: A10-7850K und A8-7600 unter der Lupe

 8/9
Wolfgang Andermahr
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Fazit

AMD hat sich mit Kaveri viel vorgenommen – und viel erreicht. Trotz vorhandener Schwachstellen handelt es sich bei den neuen APUs um ein insgesamt rundes Produkt, das Interessenten der jeweiligen Konkurrenz von Intel und den hauseigenen Vorgängern vorziehen sollten. Die heute vorgestellten Varianten A10-7850K und A10-7700K sind ab sofort zu Preisen ab 155 Euro respektive 135 Euro verfügbar.

Die Voraussetzung für die Entscheidung für den Griff zu einer APU bleiben dabei auch mit Kaveri bestehen: es muss das Gesamtpaket aus Leistung, Stromverbrauch und Preis sein, das den eigenen Anforderungen entspricht. Kaveri ist weder der schnellste Chip in reinen CPU-Anwendungen, noch düpiert die integrierte Grafikkarte separate Grafikkarten aller Preisklassen. Die Mischung macht das Produkt. Aus dieser Perspektive haben uns alle drei getesteten Modelle schlussendlich gefallen.

AMDs APU A10-7850K "Kaveri"
AMDs APU A10-7850K "Kaveri"

Der A10-7850K bietet mit Fokus auf die GPU eine für APUs durchweg hohe Leistung – unabhängig davon, ob gespielt oder die GPU anderweitig genutzt wird. Intels Core-Prozessoren für den Desktop-Markt hat AMD problemlos im Griff – mit Ausnahme der Transkodierung von Videos und unter WebGL. Und auch im Vergleich zum Vorgänger Richland kommt es auf den Anwendungsfall an, wie deutlicher sich Kaveri absetzen kann. Im GPU-Computing sieht Richland kein Land, beim Transkodieren unter Media Espresso verhilft dem Vorgänger hingegen der höhere CPU-Takt zum Sieg. Beim Einsatz der integrierten Grafikeinheit in Spielen fällt der Unterschied zum Vorgänger erstaunlich gering aus. Die deutlich potentere GPU von Kaveri hat hier mit der niedrigen Speicherbandbreite zu kämpfen. DDR3-2.133 ist das absolute Minimum für Kaveri – mehr hilft mehr, wie unsere Tests zeigen.

Wer nicht viel spielt und auch mit niedrigen Details keine Probleme hat, findet in Kaveri trotzdem eine APU, für die in einigen Titeln auch die Full-HD-Auflösung 1.920 × 1.080 kein unmögliches Unterfangen darstellt. Eine separate Radeon HD 7750 bleibt allerdings deutlich schneller.

Muss im heimischen Rechner in erster Linie die CPU schuften, liegt Kaveri hingegen immer noch weit hinter vergleichbaren Intel-Produkten zurück. Über zwanzig Prozent liegt der Core i5-4670K beim Einsatz einer potenten separaten Grafikkarte vor dem A10-7850K. Anwender müssen wissen, welche Aufgaben die APU im Alltag erwarten.

Auf ganzer Linie gefallen kann die Leistungsaufnahme der Neulinge. Unter Windows ziehen die APUs wie gewohnt wenig Energie aus der Steckdose und unter Last hat AMD den Energiehunger gegenüber Richland deutlich senken können.

Der kleinere A8-7600 weiß vor allem in der 65-Watt-Version zu gefallen. Die Geschwindigkeit liegt nicht allzu sehr unter dem A10-7850K und die Leistungsaufnahme ist ein Stück geringer, ohne neue Rekorde zu setzen. Dies gelingt der 45-Watt-Variante des A8-7600, die sowohl bei CPU- als auch bei GPU-Last weniger Energie benötigt als Intels Core i5-4670K und dabei eine deutlich höhere GPU- (aber auch geringere CPU-)-Leistung bietet. Doch fällt die Geschwindigkeit in Spielen manchmal spürbar geringer als bei der 65-Watt-APU aus.

A8-7600 (Engineering Sample, hinten) und A10-7850K
A8-7600 (Engineering Sample, hinten) und A10-7850K

Eingetrübt wird die offizielle Markteinführung von „Kaveri“ durch offene Baustellen, die die volle Leistungsentfaltung der APUs derzeit noch verhindern. So lässt sich HSA, das vielversprechendste neue Feature in Kaveri, aktuell noch überhaupt nicht beurteilen. Es gibt zwar bereits (sehr) frühe Versionen angepasster Programme. Wir konnten sie mit dem (sehr frühen) Alpha-Treiber für HSA allerdings nicht ohne Abstürze zum Laufen bringen. Ob HSA also so viel bringt, wie vermutet wird, bleibt damit vorerst offen. Ebenfalls noch nicht fertig ist das Feature „Dual Graphics“, erst ein späterer Treiber wird die Zusammenarbeit aus APU und separater GCN-Grafikkarte von AMD ermöglichen. Und zu guter Letzt gibt es auch noch nichts neues über die Low-Level-API Mantle zu berichten. Diese soll vor allem auf Kaveri große Sprünge nach vorne ermöglichen, AMD spricht von bis zu 45 Prozent mehr Leistung in Battlefield 4. Der Patch lässt allerdings weiter auf sich warten.

Das kompakte Testsystem
Das kompakte Testsystem

Abzuwarten bleibt, wie AMD das Gesamtpaket Kaveri in Lösungen für Notebooks überführen wird. Einen offiziellen Termin gibt es noch nicht, das zweite Halbjahr 2014 scheint realistisch. In diesem Arbeitsumfeld könnte sich Kaveri nochmals deutlich besser präsentieren.

Für die kurzfristige leihweise Bereitstellung der von AMD nicht zur Verfügung gestellten APU A10-7850K geht unser abschließender Dank an den Online-Shop Caseking.de, der beide Modelle bereits auf Lager hat.

Wertungskästen zu AMDs Kaveri-APUs