Bebop Drone 2: Parrots schnellere Freizeitdrohne ausprobiert

Robert Kern
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Bebop Drone 2: Parrots schnellere Freizeitdrohne ausprobiert
Bild: Parrot

Die Freizeitdrohne als Spielzeug getarnt

In 18 Sekunden erreicht die Parrot Bebop 2 Drohne eine Höhe von 100 Meter. Etwa 44 Prozent vom Gesamtumsatz des französischen Konzerns mit Bluetooth- und Automotive-Wurzeln entfallen mittlerweile auf das Drohnen-Geschäft. Rasant ist der Aufstieg in beiden Fällen. Die Bebop Drone 2 ist wie ihre Vorgänger seit der AR Drone ein Quadcopter, der ohne viel Bastelei und per Smartphone- oder Tablet-Steuerung starten kann.

Eine spezielle Haftpflichtversicherung für 30 bis 200 Euro (privat oder gewerblich) im Jahr sollten Anwender allerdings unbedingt abschließen, wie auch eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Luftfahrtgesetz. Es gibt zahlreiche Regelungen für Kontrollzonen, Bannmeilen rund um Flughäfen und Innenstädte. Nichtsdestoweniger wächst der Geschäftszweig. Parrots Drohnen für Privatkunden erwirtschaften rund 75 Prozent des Gewinns im 2. Quartal 2015 in Höhe von 33,5 Millionen Euro – Triebfeder ist die Parrot Bebop, die nun in zweiter Generation für 549 Euro erhältlich sein wird.

Freizeit-, Einsteiger- oder Allround-Drohne sind die Begriffe, die im Zusammenhang mit Parrots Bebop 2 fallen. Das 549 Euro teure Fluggerät ist mehr als nur ein Spielzeug, nimmt es aber auch nicht so einfach mit einer professionellen Kamera-Drohne auf, die in Preisregionen um die 1000 Euro starten. Die Bebop 2 verspricht bis zu 25 Flugminuten, Arcade-Spaß und Kamerafunktionen, die bei günstigeren Drohnen fehlen. „Wenn Fliegen zum Kinderspiel wird...“ heißt es in der Pressemitteilung zum Launch – Auch wenn der Hersteller „einfache Abenteuer ohne Vorkenntnisse“ verspricht, sollten erste Flugversuche behutsam angegangen werden.

Die Sensorik bestehend aus einer Kamera auf der Unterseite, Ultraschall-, Druck- Beschleunigungssensor sowie 3-Achsen-Gyroskop, 3-Achsen-Magnetometer, Beschleunigungsmesser und nicht zuletzt einem eigenen GPS sowie GLONASS-Navigationssystem halten die Drohne in der Luft. Wird das mit 500 Gramm vergleichsweise leichte Fluggerät vom Wind erfasst, stabilisieren die genannten Sensoren die Lage. Die Maximalgeschwindigkeit von 60 Km/h (21 Km/h Steigleistung) lässt sich per App mit dem maximalen Neigungswinkel limitieren, auch die Steighöhe sollten Anfänger vorerst beschränken.

Bebop 2 Explosionsdarstellung
Bebop 2 Explosionsdarstellung (Bild: Parrot)
Front der Parrot Bebop 2 Drohne
Front der Parrot Bebop 2 Drohne (Bild: Parrot)
Die größeren Rotorblätter werden auch von stärkeren Motoren angetrieben
Die größeren Rotorblätter werden auch von stärkeren Motoren angetrieben (Bild: Parrot)

Neue Motoren und vergrößerte Rotoren machen die Bebop Drone 2 noch schneller, auf Dauer unvermeidlichen Unfällen und Abstürzen setzt der Hersteller ein robusteres Gehäuse aus Styropor und Polycarbonat entgegen. Der Kunststoff ist flexibel und formbar, nach einem Crash kann man die Rotoren biegen, bis sie sich wieder korrekt anhören. Am Geräusch lassen sich Unregelmäßigkeiten eher erkennen. Bevor man mit 60 Km/h in eine Wand oder Geäst kracht, überlässt man den Flug lieber erst einmal der Automatik.

Auf einem iOS- oder Android-Gerät muss nur die Freeflight 3 App installiert werden und schon kann es losgehen. Bis zu 300 Meter Distanz soll die WLAN-Verbindung mit Dualband und MIMO-Unterstützung erreichen. In Deutschland darf ein solches Fluggerät allerdings nur auf Sicht gesteuert werden, kontrollierte Manöver sind schon bei 100 Meter Abstand nicht mehr gesichert. Haben sich die Freeflight App und das GPS verbunden, erhält der Nutzer zwei digitale Joysticks auf dem Schirm: Links kontrolliert man die Steighöhe und horizontale Ausrichtung, rechts bewegt man die Drohne vor, zurück oder seitlich. Um kontinuierliche Bewegungen zu vollführen, braucht es eine Menge Übung. Für Einsteiger fühlt sich die Bebop Drone 2 daher eher wie ein Roboter an, den Flugschüler ohne Hast von Position zu Position bewegen.

Der Skycontroller Black Edition
Der Skycontroller Black Edition (Bild: Parrot)

In Verbindung mit dem Parrot Sky Controller Black Edition sind sogar bis zu zwei Kilometer Reichweite möglich, das Komplettpaket kostet allerdings auch 949 Euro. Ein kompatibles Tablet braucht es außerdem auch noch. Mit der „RC- ähnlichen Fernbedienung“, die zwei analoge Sticks und belegbare Hardwaretasten für die wesentlichen Funktionen der Drohne bietet, verspricht Parrot eine „intensivere Flugerfahrung“. Tatsächlich erleichtert die direktere Eingabe den Flug ungemein. Derselbe Effekt stellt sich aber auch schon mit einem Nvidia Shield Portable ein. Auch ein Smartphone mit PlayStation 4 Controller bietet diese direktere Eingabe. Mit dem Skycontroller erhält der Pilot außerdem noch exaktere Radardaten.

14 Megapixel Fotos und Full HD-Videoaufnahmen

Luftaufnahmen sind ein wesentlicher Kaufgrund für Drohnen, Parrot bietet den Hobbyisten mit einer fest verbauten Weitwinkellinse mit 14 Megapixel eine beeindruckende Bildqualität. Im Vergleich zum Vorgänger verwendet die Bebop Drone 2 die gleiche Optik, mit der entweder 180°- Fotos im Fisheye-Format oder aber in 16:9 und 4:3 aufgenommen werden können. Die Bilder werden entweder als RAW oder JPEG gespeichert. Videos werden in Full HD in H.264 abgelegt, dafür nutzt die Software einen stabilisierten Ausschnitt des Weitwinkel-Bilds.

14 Megapixel Optik mit 180° Linse
14 Megapixel Optik mit 180° Linse (Bild: Parrot)

Der Ausschnitt kann innerhalb der 14 Megapixel verschoben und durch die hervorstehende Linse auch nahezu zenital nach unten gerichtet werden. Eine von der Flugrichtung autonome Sicht wie bei einem Gimbal erreicht diese eingebettete Kamera natürlich nicht. Hinsichtlich der Bildqualität wird sich die Action-Cam der Parrot Bebop 2 auch einer GoPro Hero mit 4K-Unterstützung geschlagen geben müssen. Die Werbetrailer des Herstellers sollen unverfälschte Aufnahmen zeigen – ob sie im privaten Umfeld erreicht werden können, müssen unabhängige Tests zeigen.

App mit Flightplan-Autopilot und Telemetrie

Die App Freeflight 3, welche auf dem Mobilgerät zur Steuerung dient, ist noch etwas ausgefeilter geworden. So lassen sich einzelne Flüge im Nachhinein wie in einer Blackbox mit Höhen-, Entfernungs- und Positionsdaten nachvollziehen.

Freeflight App für iOS, Android und Windows
Freeflight App für iOS, Android und Windows (Bild: Parrot)

Für die kostenlose App hat Parrot noch ein 20 Euro teures Addon namens Flightplan im Angebot. Hiermit lassen sich Wegpunkte und Kamerawinkel festlegen, welche die Drohne dann autonom abfliegt. Der Pilot kann jederzeit die manuelle Steuerung übernehmen. Das Software Developement Kit von Parrot wird Entwicklern zur Verfügung gestellt, so dass auch Zusatzsoftware von Drittanbietern zu erwarten ist.

Die Parrot Bebop 2 Drohne ist ab sofort ab 549 Euro verfügbar. Je nach Resonanz auf diesen ersten Erfahrungsbericht wird sich ComputerBase dem Thema in Zukunft auch ausführlicher widmen.

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