Sharkoon MK80 RGB im Test: Programmierbare Taster und RGB-LEDs für 130 Euro

 3/4
Max Doll
49 Kommentare

Alltagserfahrungen

Angeboten wird die Shark Zone MK80 in Deutschland mit den Kailh-Tastern „Red“ und „Brown“. Technik und Charakteristik der Modelle entsprechen weitgehend den Modellen MX Red sowie MX Brown von Cherry, denen die Schalter funktional nachempfunden sind. Auch für Kailh-Taster typisch ist daher ein vier Millimeter langer Federweg, wobei der Signalpunkt bereits nach rund zwei Millimetern Wegstrecke erreicht wird.

Das Auslösen eines Signals erfordert bei linearen roten und den taktilen braunen Tastern einen Kraftaufwand von rund 50 Gramm. Bei letztgenannter Version muss zuvor jedoch ein Widerstand von rund 60 Gramm überwunden werden, der den Signalpunkt spürbar markiert. Beide Modellvarianten erfordern damit einen etwas höheren Kraftaufwand als die MX-Gegenstücke, deren Widerstand am Signalpunkt mit je 45 Gramm angegeben wird. Größere Tasten werden bei der MK80 von Drahtbügel-Stabilisatoren gestützt. Diese geben zugunsten eines gleichbleibenden Tippgefühls etwas Steifigkeit über die Längsachse preis.

Aufgrund des leicht höheren Widerstands unterscheidet sich Kailh Brown spürbar von MX Brown. Die Taster sind eindeutig schwergängiger und lassen sich nicht minimal eindrücken, bevor der Widerstand anzusteigen beginnt. Gefühlt macht sie das zu taktilen Versionen der MX-Black-Taster, praktisch positioniert sich das Modell exakt zwischen den MX-Typen Brown und Clear. Selbst MX Clear mit einem Widerstand von 55 Gramm vermittelt allerdings einen leichtgängigeren und agileren Eindruck. Dies unterscheidet Cherry- von Kailh-Tastern, welche mit einem schwammigeren Feedback und geringer ausgeprägter Taktilität auffallen. Der Druckpunkt verschwimmt bei „Brown“-Tastern stärker, wozu auch der nach Erreichen der Signalstelle weniger direkt absackende Widerstand beiträgt: Bei Cherry fällt der Widerstand nach Erreichen des Maximalwertes stärker ab, was den Signalpunkt nicht nur klarer hervortreten lässt, sondern durch den Kraftüberschuss auch zu einem sicheren Auslösen beiträgt.

Taster von Kailh wirken weniger mechanisch

Die Ausgestaltung der Kailh-Taster ist letztlich auch hier eine Frage des persönlichen Geschmacks, jedoch oftmals nicht diejenige Ausprägung, die mit mechanischen Tastern assoziiert oder beim Kauf einer mechanischen Tastatur gesucht wird. Im Gegenzug bleiben die Kailh-Taster durch ihre dumpfere Akustik unauffälliger.

Sharkoon Shark Zone MK80 RGB (Kalih Brown)

Die Taster passen nicht zum Preis

Eine gleichwertige Alternative zur MX-Tastentechnik werden die Schalter von Kailh jedoch zu keinem Zeitpunkt. Dass Sharkoon die Taster nichtssagend als „professionell“ bezeichnet, vermag diesen Umstand nicht zu überdecken. Konträr zu der suggestiven, aber inhaltsarmen Attribuierung berichten erste Nutzer der MK80 von Tastern, die nicht mehr korrekt in ihre Ausgangsstellung zurückkehren. Das Phänomen konnte ComputerBase bereits beim Test der Tt eSports Poseidon Z mit Kailh Blue feststellen und tritt demnach bei Tastern von Kailh auch weiterhin auf. Problematisch ist abseits solcher Qualitätsprobleme die heterogene Tipperfahrung, die aus Fertigungstoleranzen resultiert. Die Taster des vorliegenden Musters weisen teils wahrnehmbare Unterschiede im Widerstand als auch in ihrer Taktilität auf – vereinzelt entstand das Gefühl, einen linearen Schalter zu betätigen. Zudem fehlt es den Schlitten der Taster etwas an Geschmeidigkeit, was bei ungünstiger Betätigung zu leichtem Verkanten und damit punktuell ansteigendem Widerstand führen kann, im Alltagsbetrieb aber selten vorkommt.

Insgesamt liegen beide Schalter jedoch nicht Welten auseinander. Gerade mit höherem Kraftaufwand betätigt, fallen die Unterschiede nicht ins Gewicht. Dies gilt auch für das für Spieler typische Eingabeverhalten; Schnell- und Vielschreiber fahren nach unserer Einschätzung mit Cherry aber auf jeden Fall etwas besser.

ComputerBase nach dem Vergleich von Cherry MX Blue und Kailh Blue

Das beim Test der Kailh Blue gezogene Fazit hat insofern weiter Bestand: Im Alltag treten solche Detailunterschiede ein wenig in den Hintergrund, zumal die Neigung entstand, Taster sicherheitshalber wie Rubberdome-Modelle bis zum Anschlag durchzudrücken, was feinere Unterschiede zwischen den Tastern eliminiert. In Anbetracht dieses Eindruckes sowie der weiterhin bestehenden qualitativen Bedenken empfehlen sich Taster von Kailh jedoch primär für mechanische Tastaturen des unteren Preissegments – bei einem 130 Euro teuren Produkt erscheinen die Taster hingegen nicht mehr angemessen.

Gutes Layout, aber kein N-Key-Rollover

Wie das Chassis überzeugt das Layout: Die wichtigsten Sekundärfunktionen lassen sich mit einer Hand gut erreichen. Fünf programmierbaren Profilen steht zudem ein Basisprofil zur Seite, bei dem sich nur die Hintergrundbeleuchtung variieren lässt. Auf diese Weise steht stets eine Funktionsebene für übliche Eingaben, etwa beim Wechsel von Anwendung zu Windows, zur Verfügung. Der theoretischen Flexibilität macht jedoch die Software einen Strich durch die Rechnung.

Da die Taster der MK80 höher stehen als bei Konkurrenzprodukten, ist die Handballenauflage für kleinere Hände dringend nötig; ohne die zusätzliche Höhe der Auflage schreibt es sich ansonsten wenig kommod. Praktisch erreicht die MK80 zudem kein volles N-Key-Rollover. Werden dutzende Taster gleichzeitig betätigt, blockiert „Pause“. Bei mehr als 30 gleichzeitig erfassten Signalen in Verbindung mit der abgelegenen Position des betroffenen Schalters hat dieses Ergebnis keine praktische Bedeutung. Zu kritisieren ist jedoch, dass die Tastatur damit nicht hält, was Sharkoon in der Produktbeschreibung verspricht.

Volles N-Key-Rollover erreicht die MK80 nicht
Volles N-Key-Rollover erreicht die MK80 nicht

Software

Ist die möglichst umfangreiche Konfiguration einer Tastatur durch ihren Benutzer eine Säule des Produktdesigns, kommt der Software als zentrale Schnittstelle zwischen Fähigkeiten des Eingabegeräts und des Anwenders eine besondere Bedeutung zu. Ausgerechnet hier leistet sich Sharkoon massive Schwächen: Die Software bewegt sich auf dem Niveau der Budget-Tastaturen des Unternehmens und ist aufgrund der durchweg mühsamen Handhabung dem Preissegment nicht angemessen.

Bereits die Präsentation lässt ein klares Konzept vermissen. Die aktuell ausgewählte Taste wird an zwei Stellen groß hervorgehoben, die zugewiesene Funktion aber winzig klein ausgegeben. Die Schaltfläche „Programm zuweisen“ bezieht sich indes auf das aktive Profil, nicht auf die Programmierung von Tasten wie alle umliegenden Optionen. Hinter den Makro-Einstellungen versteckt sich wenig inuitiv der Makro-Editor. Den dazugehörigen Manager hat sich Sharkoon jedoch gespart, weshalb eine Tastenfolge für jede Taste erneut aufgenommen werden muss. Das Editieren aufgenommener Makros gerät zudem umständlich, da jede Änderung per Linksklick auf eine Schaltfläche erfolgen muss – intuitive Änderungen in der Zeichenfolge oder via Kontextmenüs, die in quasi jedem Programm zum Standard gehören, sind nicht möglich. Entsprechend mühsam muss das Erstellen neuer Tastenbelegungen erfolgen.

Sharkoon KM80 RGB Software (20151228)

Die Konfiguration der LEDs ernüchtert aufgrund der minimalen Einstellungsmöglichkeiten, die fast immer nur auf die Farbe des Effekts – die sich nur unpräzise auswählen lässt – oder dessen Laufrichtung beschränkt sind. Intensität oder Frequenz können hingegen nicht geändert werden, schnell blinkenden Modi lässt sich kein Einhalt bieten. Auch das Anlegen eigener Profile ist umständlich, weil sich nicht mehrere Taster gleichzeitig mit einer Farbe konfigurieren lassen – alle LEDs zu aktivieren, erfordert also maximal 108 Klicks. Wer zudem ein solches Profil erstellt, aber vor dem Wechseln des Reiters nicht auf „Anwenden“ klickt, darf ohne Warnhinweis erneut bei Null beginnen. Für eine 30 Euro teure Tastatur ist das ausreichend, für 130 Euro ist es das trotz ausführlichen Handbuchs keinesfalls.

Mit einer alten Software-Version kann es beim Überspielen von Profilen zu Problemen kommen. In diesem Fall sind keinerlei Eingaben über die Tastatur mehr möglich. Abhilfe schafft entweder ein Neustart des Rechners oder, wie im Test von ComputerBase, ein Hardware-Reset des Eingabegerätes (FN+Esc). Aufgrund der Probleme empfiehlt sich daher dringend die Verwendung der aktuellen Programm- und Firmware-Version von der Homepage des Herstellers.

Sharkoon Shark-Zone-MK80-Software 1.1.15.12
Konfigurierbar Primärtasten Tastenbelegung, Makros, Programmverknüpfungen
Makrotasten
Beleuchtung Ja, Effekte, einzelne Tasten
Gaming-Modus Nein
Makros Anzahl Limitiert durch internen Speicher
Länge 30 Eingaben
Wiedergabe Einmalig, Schleife, bis oder während Tastendruck(s)
Ausgabe Hardware
Vorlagen
Im-/Export
Makro-Aufnahme Editor
Verzögerung
Editieren
Profile Anzahl 5
Benennung Nein
Autostart Ja, fünf Anwendungen
Im-/Export Ja
Besonderheiten