Ryzen 5 2500U „Raven Ridge“ im Test: AMD jagt Intel bei 15 Watt im Notebook

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Jan-Frederik Timm (+1)
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Leistung Spiele

Beim Test von Intels ersten mobilen Vierkern-CPUs mit 15 Watt TDP, Core i7-8550U & i5-8250U (Test), hatte ComputerBase im September 2017 die Neuauflage von Tomb Raider aus dem Jahr 2013 genutzt, um die Spieleleistung der iGPU zu beurteilen. Auch Raven Ridge musste diesen Titel als Erstes über sich ergehen lassen. Der gemessene Wert lag (trotz höherer maximaler FPS) allerdings wiederholt bei 60 FPS und im Vergleich zu anderen Plattformen zu niedrig; das eigentlich abgeschaltete VSync spielte hier offensichtlich weiterhin mit rein. Geklärt werden konnte das bis zum Rückversand des Musters nicht mehr, weshalb auf diesen Vergleich verzichtet werden muss.

Stattdessen wurde das aktuell ebenfalls in der Redaktion verfügbare Surface Book 2 mit 13-Zoll-Display, Core i7-8650U und mobiler GeForce GTX 1050 als Vergleichsmodell herangezogen. Zur Verfügung gestellt wurde es von Notebooksbilliger.de. Die dedizierte GeForce spielt zwar in einer noch ganz anderen Leistungsklasse, zusammen mit Benchmarks der iGPU ergibt sich aber trotzdem ein interessanter Vergleichskorridor. Ein Notebook mit GeForce MX150 lag zum Testzeitpunkt nicht vor. Interessant zu beobachten war, dass es in Spielen keinen Unterschied ergab, wie lange das Programm bereits lief: Die Leistung blieb unter Nutzung der Vega-GPU immer gleich.

Destiny 2 – 1.920 × 1.080, Niedrigste Details, 50 % Auflösung
  • FPS, Durchschnitt:
    • GeForce GTX 1050 (Surface Book 2)
      109,6
    • Ryzen 5 2500U (Acer Swift 3)
      42,3
    • Core i7-8650U (Surface Book 2)
      18,2
  • 99th Percentile (Frametimes in FPS):
    • GeForce GTX 1050 (Surface Book 2)
      90,9
    • Ryzen 5 2500U (Acer Swift 3)
      32,7
    • Core i7-8650U (Surface Book 2)
      15,3
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)
Dota 2 – 1.920 × 1.080, Zweitniedrigstes Preset
  • FPS, Durchschnitt:
    • GeForce GTX 1050 (Surface Book 2)
      94,7
    • Ryzen 5 2500U (Acer Swift 3)
      41,1
    • Core i7-8650U (Surface Book 2)
      25,2
  • 99th Percentile (Frametimes in FPS):
    • GeForce GTX 1050 (Surface Book 2)
      35,8
    • Ryzen 5 2500U (Acer Swift 3)
      16,2
    • Core i7-8650U (Surface Book 2)
      10,1
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)
F1 2017 – 1.600 × 900, Niedrigste Details
  • FPS, Durchschnitt:
    • GeForce GTX 1050 (Surface Book 2)
      99,0
    • Ryzen 5 2500U (Acer Swift 3)
      31,6
    • Core i7-8650U (Surface Book 2)
      18,3
  • 99th Percentile (Frametimes in FPS):
    • GeForce GTX 1050 (Surface Book 2)
      75,8
    • Ryzen 5 2500U (Acer Swift 3)
      25,7
    • Core i7-8650U (Surface Book 2)
      16,6
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)
Overwatch – 1.920 × 1.080, Niedrigste Details, 75 % Auflösung
  • FPS, Durchschnitt:
    • GeForce GTX 1050 (Surface Book 2)
      144,4
    • Ryzen 5 2500U (Acer Swift 3)
      42,7
    • Core i7-8650U (Surface Book 2)
      22,2
  • 99th Percentile (Frametimes in FPS):
    • GeForce GTX 1050 (Surface Book 2)
      105,3
    • Ryzen 5 2500U (Acer Swift 3)
      33,7
    • Core i7-8650U (Surface Book 2)
      18,1
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)
Wolfenstein 2 – 1.600 × 900, Niedrigste Details, 50 % Auflösung
  • FPS, Durchschnitt:
    • Ryzen 5 2500U (Acer Swift 3)
      27,8
    • GeForce GTX 1050 (Surface Book 2)
      27,3
      Extreme Hänger
    • Core i7-8650U (Surface Book 2)
      14,1
  • 99th Percentile (Frametimes in FPS):
    • Ryzen 5 2500U (Acer Swift 3)
      22,0
    • Core i7-8650U (Surface Book 2)
      11,6
    • GeForce GTX 1050 (Surface Book 2)
      9,3
      Extreme Hänger
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Vega8 Mobile im Ryzen 5 2500U ist immer deutlich schneller als Intels UHD Graphics 620 im Core i7-8650U. Die Bandbreite reicht von gut 50 Prozent bis über 100 Prozent mehr Leistung, im Schnitt sind es knapp 100 Prozent. Neben der Leistung erwies sich (mittlerweile) auch der Treiber als besser: Probleme gab es – im Gegensatz zu dem mit VSync in Tomb Raider – in keinem der fünf Titel. Anders sah das bei Intel aus: Wolfenstein wollte mit dem von Microsoft bereitgestellten Treiber erst gar nicht starten, erst die manuelle Installation eines neueren Treibers behob dieses Problem.

Der Vergleich mit der mobilen GeForce GTX 1050 zeigt, dass eine dedizierte Grafikkarte von Nvidia der GTX-Klasse natürlich noch deutlich mehr Leistung bietet. In kompakten Ultrabooks ohne separaten 3D-Bechleuniger stellt AMDs Raven Ridge aber vorerst die neue Leistungsspitze dar.

Radeon Settings finden Anwender übrigens derzeit nicht auf Systemen mit Raven Ridge, denn der normale Treiber Adrenalin unterstützt die Plattform noch nicht.

Stromverbrauch und Lautstärke

Laut Messung am Netzteil bei geladenem Akku verbraucht der Ryzen 5 2500U im eingependelten Zustand (Cinebench R15) mit 26 Watt mehr Strom als Intels Kaby Lake Refresh. In Anbetracht der nicht nachvollziehbaren Verbrauchswerte im gedrosselten Zustand ist das Ergebnis allerdings vorerst mit Vorsicht zu genießen.

Leistungsaufnahme (Delta Leerlauf zu Last)
  • Messung bei stabilen Taktraten:
    • Core i5-8250U (Acer Spin 5)
      21,0
    • Core i7-8550U (Medion P7651)
      21,0
    • Core i5-7200U (Dell XPS 13)
      21,0
    • Ryzen 5 2500U (Swift 3) – 1. Lauf
      26,0
Einheit: Watt (W)

Die Lautstärke des Acer Swift 3 war dabei kein Problem: Maximal 34 Dezibel erreichte das System nach 30 Minuten Last in Spielen oder in Prime95 aus einer Entfernung von 40 Zentimetern vor und 50 Zentimetern über dem Display.

Fazit

Raven Ridge in der 15-Watt-TDP-Klasse lässt schon in Form des kleineren Ryzen 5 2500U die Luft für Intels Kaby-Lake-Refresh-Konkurrenten dünn werden: Die vier Zen-Kerne verbrauchen allem Anschein nach unter Volllast zwar etwas mehr Strom, stehen den vier Kernen der Konkurrenz in Sachen Leistung aber in nichts nach; und die integrierte Vega-GPU lässt Intels HD Graphics keine Chance. Überzeugen konnte mittlerweile auch der Treiber für Raven Ridge, zu Problemen kam es in keinem der fünf getesteten Spiele.

Kein Wunder also, dass Intel im letzten Spätsommer mit ersten Prozessoren den Schritt von zwei auf vier Kernen im Notebook gegangen ist. Kaby Lake mit nur zwei Kernen bei 15 Watt als Gegenspieler hätte den Platzhirsch in allen Messungen weit zurückfallen lassen.

Raven Ridge für kompakte Notebooks kann sich sehen lassen

Insgesamt ist der erste Eindruck von AMDs Raven Ridge im Notebook damit ein äußerst positiver, wenngleich ein Fragezeichen hinter der unterschiedlichen Leistung im Acer Swift 3 bleibt. Zu schnell war Ryzen 5 2500U im besten Durchlauf aber in keinem Fall, eher zu langsam im langsamsten. Tests mit weiteren Endgeräten werden hier Aufschluss geben. Das gilt auch für den Stromverbrauch. Erweist er sich unter Vollast in der Tat als höher als bei Intel, könnte das zumindest in super dünnen Endgeräten noch ein Argument gegen Raven Ridge sein – zumindest in Form des Ryzen 5 2500U.

Macht eine gute Figur: Der AMD Ryzen 5 2500U im Acer Swift 3
Macht eine gute Figur: Der AMD Ryzen 5 2500U im Acer Swift 3

Ohne ein Vergleichgerät auf Augenhöhe lässt sich zur Akkulaufzeit eines Systems mit Raven Ridge zum aktuellen Zeitpunkt noch keine belastbare Aussage treffen. ComputerBase wird versuchen, auf diesen Aspekt in Zukunft noch einmal explizit einzugehen. Mit angepassten Tools von Drittanbietern oder AMD sollten sich dann auch noch weitere Aussagen zum Verbrauch und den Taktraten der GPU treffen lassen.

Schlanke Silhouette, IPS und SSD

Mit dem Acer Swift 3 zur UVP von 799 Euro kann Raven Ridge auch in Bezug auf OEM-Geräte mit vielen Fallstricken der Vergangenheit brechen: Das IPS-Display löst mit Full HD, gutem Kontrast und guten Blickwinkeln auf, RAM und SSD gehören zum aktuellen Standard und die Silhouette ist trotz zahlreicher Anschlüsse, darunter USB Typ A, Typ C und HDMI, schlank gehalten. In der Vergangenheit gab es mobile APUs von AMD in der Regel nur in minderwertigen Endgeräten, das ist hier nicht der Fall. Raven Ridge würde nach diesem Test aber selbst der Schritt in Premium-Endgeräte stehen.

Der Markt braucht mehr Raven-Ridge-Notebooks

Über den finanziellen Erfolg entscheidet am Ende aber auch, wie viele Produkte es im Handel zu kaufen gibt. Und da sieht es auch drei Monate nach der Vorstellung noch nicht gut aus: Erst zwei Modelle mit Raven Ridge gibt es im deutschen Handel zu kaufen: Das Acer Swift 3 und das HP Envy x360. Beim dritten bereits angekündigten Modell, dem Lenovo IdeaPad 720S, wartet der Handel bisher noch auf Ware.

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