Oppo Find X: Kaum Rahmen und ohne Notch dank Kamera-Slider

Dieter Petereit
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Oppo Find X: Kaum Rahmen und ohne Notch dank Kamera-Slider
Bild: Oppo

Im Rahmen eines Live-Streaming-Events (YouTube) aus dem Pariser Louvre hat die chinesische Smartphone-Marke Oppo mit dem Find X ein neues Topmodell vorgestellt. Das kommt mit ein paar interessanten Designentscheidungen daher, die an das Vivo NEX erinnern und ihm ein fast rahmenloses Display ganz ohne Notch (Kerbe) bescheren.

Smartphone ohne Ränder und ohne Notch

Die auffälligste Neuerung am ab August in Europa erhältlichen Find X stellt die Front des Smartphones dar, die praktisch komplett ohne sichtbare Ränder, den sogenannten Bezel, auskommt. Oppo hat es geschafft, das nutzbare Display bis an die physischen Ränder des Gehäuses zu ziehen – der Bildschirm nutzt 93,8 Prozent der Fläche an der Front. Herausgekommen ist ein 6,4 Zoll großer Bildschirm (19,5:9) in einem vergleichsweise kompakten Gehäuse. Eine Notch für die Frontkamera hat das Gerät allerdings nicht.

Denn wie die von Vivo zum MWC im Februar gezeigte Konzeptstudie Apex und das jetzt finale Serienmodell NEX bietet das Find X eine motorisierte Kamera, die im Bedarfsfalle ausgefahren wird. Die technische Verwandtschaft kommt nicht von Ungefähr: Vivo und Oppo gehören neben OnePlus zum chinesischen Konzern BBK Electronics Corporation.

Im Slider finden sich Kameras und Sensoren
Im Slider finden sich Kameras und Sensoren (Bild: Oppo)

Wesentlich attraktiver als beim Nex hat Oppo allerdings die Integration der Kamera in das Smartphone als Ganzes gelöst und sogar noch weitere Sensoren hinzugefügt. Beim Aktivieren des Moduls fährt der gesamte obere Teil des Smartphones einige Millimeter nach oben und legt so den Bereich frei, der sowohl die Doppellinse der rückseitigen Kamera wie auch die Frontkamera beherbergt. Beim NEX fährt hingegen nur die Frontkamera aus.

Das Oppo Find X fährt die Kamera aus (Bild: Oppo)

Viele Megapixel auf engem Raum

Die Frontkamera des Find X verfügt über eine Auflösung von 25 Megapixel und soll mit AI-Unterstützung besonders gelungene Selfies einfangen können. Auf der Rückseite finden sich ein 16- und ein 20-Megapixel-Sensor mit optischem Bildstabilisator (OIS). Die von Oppo präsentierten Fotos versprechen viel.

Da die gesamte Kameraoptik jedoch innerhalb eines Sliders untergebracht ist, mithin also weitaus dünner als das Smartphone selbst ist, während andere Anbieter ihre Kameras eher noch aus dem Gehäuse herausstehen lassen, um Qualität zu gewährleisten, bleibt allerdings abzuwarten, ob die Ergebnisse mit aktuellen Spitzenreitern in diesem Segment mithalten können werden.

Kein Fingerabdruck- sondern ausgerechnet ein Gesichtsscanner

Einen Fingerabdrucksensor bietet das Find X nicht, dafür findet sich eine 3D-Gesichtserkennung, die ähnlich der des iPhone X funktionieren und anhand von 15.000 Merkmalen jedes Gesicht eindeutig identifizieren können soll. Apple setzt auf doppelt so viele Elemente.

Da die Gesichtserkennung somit die einzige sichere Methode zum Entsperren des Smartphones darstellt, muss die Kamera für jeden Entsperrvorgang aus dem Gehäuse heraus- und wieder hineinfahren. Erste Tester berichten davon, dass diese Bewegung den Vorgang nicht wesentlich verlangsamt. Oppo verspricht Reaktionszeiten von 0,5 Sekunden. Wie sich das letztlich im Alltag mit Hunderten von Entsperrvorgängen pro Tag anfühlen wird, bleibt abzuwarten.

Aber auch in Hinblick auf die Robustheit ist kritisch zu bewerten, die Rückkehr von mechanischen Bauteilen als zukunftsweisend zu betrachten. Zwar gibt Oppo zu bedenken, dass bei der Entwicklung des Find X rund 300.000 Falltests gemacht wurden, um die Robustheit des Geräts sicherzustellen. Ob die Kamera dabei auch ausgefahren war, sagt der Hersteller aber nicht.

Weitere Nachteile der beweglichen Kamera sind schnell aufgezählt: Schnappschüsse verzögern sich, Hüllen werden schwerer zu finden sein und wasserdicht oder -abweisend ist das Find X konstruktionsbedingt ebenfalls nicht. Wie es mit Sand am Strand oder Staub in der Hosentasche, generell mit Verunreinigungen, umgeht, ist ebenfalls ein ungeklärtes Thema.

Mit Snapdragon 845 und 3.730 mAh

Hinsichtlich seiner sonstigen Spezifikationen, soweit sie bereits bekannt sind, bietet das Find X Solidität, wie sie von einem 2018er-Smartphone der Oberklasse erwartet werden darf. Das betrifft insbesondere den aktuellen Qualcomm Snapdragon 845 als SoC sowie acht Gigabyte Arbeitsspeicher und 256 Gigabyte Speicherplatz. Der Akku ist mit 3.730 mAh zumindest konkurrenzfähig groß bemessen. Wie sich der Motorslider auf den Stromverbrauch auswirken wird, bleibt allerdings noch abzuwarten. Über Oppos VOOC-Technik, die dem Dash Charge eines OnePlus sehr ähnlich ist, soll sich das Gerät innerhalb kürzester Zeit wieder aufladen lassen

Auf einen Kopfhöreranschluss müssen Käufer des Find X verzichten und trotz der Verwendung von Gorilla Glas 5 auch auf der Rückseite unterstützt das Find X nicht den Qi-Standard zur induktiven Aufladung.

Das Oppo Find X erscheint im August für 999 Euro
Das Oppo Find X erscheint im August für 999 Euro (Bild: Oppo)

Ab August für 999 oder 1.699 Euro auch in Europa

Ab August 2018 soll das Smartphone in Europa erhältlich sein. Der Preis liegt bei 999 Euro für die Variante mit 8 GB RAM und 256 GB Flash-Speicherplatz. Eine Lamborghini Edition mit 512 GB kostet 1.699 Euro – zweifelsohne eine Ansage an Huaweis Porsche Design Edition, die als Mate RS aktuell 2.095 Euro kostet und ebenfalls 512 GB Speicher bietet. Über weitere Varianten mit weniger Speicher zu niedrigeren Preisen sind noch keine Informationen bekannt.

Mit 999 Euro ist das Find X zwar im Vergleich zum iPhone X günstiger, übersteigt aber die Preise vieler auch namhafter Wettbewerber. Aber eine Notch hat es auf jeden Fall nicht.

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