PocketBook Touch Lux 4 im Test: Auch ohne HD ein stimmiger E‑Book‑Reader

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Michael Schäfer
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Auch ohne HD gut lesbar

Obwohl der Touch Lux 4 gegenüber der gleichpreisigen Konkurrenz lediglich über eine normale Auflösung verfügt, tut das dem Lesekomfort keinen Abbruch. Ein hochauflösendes Display kann zwar in dieser Preisklasse durchaus erwartet werden, doch fallen die Unterschiede, wie schon oft angemerkt, nicht besonders hoch aus. Hier kommt noch eine gehörige Portion Werbung hinzu.

Texte stellt der neue Reader scharf und kontrastreich dar, auch wenn die Render-Engine nach wie vor nicht an die gleichmäßige Darstellung von Amazon herankommt. Dies zu kritisieren ist jedoch Jammern auf sehr hohem Niveau und dürfte, wenn überhaupt, den meisten Anwendern nur im direkten Vergleich auffallen.

Der PocketBook Touch Lux 4 ermöglicht komfortables Lesen – auch ohne HD-Auflösung
Der PocketBook Touch Lux 4 ermöglicht komfortables Lesen – auch ohne HD-Auflösung

Der Seitenaufbau geht etwas zügiger vonstatten als beim Vorgängermodell, hier zeigt der verdoppelte Speicher erste Wirkung. In Sachen Ghosting gibt sich der neue Reader auch dieses Mal keine Blöße – selbst wenn Seiten nicht invertiert werden, dauert es viele Blättervorgänge, bis Überbleibsel der vorherigen Darstellungen störend sichtbar sind. Möchte man als Leser sichergehen, kann der Invertierungsmodus, also die komplette Neuausrichtung aller Bildpunkte, in den Leseeinstellungen für jede Seite eingestellt werden.

Die nach wie vor fehlende Möglichkeit zur Festlegung der Blätterbereiche auf dem Display schmälert den Lesekomfort jedoch ein wenig: Es ist somit nach wie vor nicht möglich, diese den eigenen Wünschen anzupassen und festzulegen, wie zum Beispiel ein Tipp auf die linke Bildschirmhälfte ein Zurück- und ein Tipp auf die rechte Hälfte ein Vorwärtsblättern auslöst. PocketBook setzt dabei immer noch auf eine hochkantige Lösung: Im unteren Drittel wird zurückgeblättert, mit einer Berührung in den oberen zwei Dritteln wird die nächste Seite aufgebaut. Das kann zu ungewollten Blätterrichtungen führen, wenn der Reader unten nur mit einer Hand gehalten wird. Ob die Blättertasten hierbei eine bessere Lösung darstellen, hängt vom Halten des Gerätes ab.

Viele Schriftarten ...

Wie von anderen Readern gewohnt, bietet das System 15 Schriftarten plus eine vom Verlag frei wählbare Verlegerschrift. Weitere Fonts können nach wie vor durch einfaches Kopieren in den Ordner „system/fonts“ hinzugefügt werden. Abhängig von der gewählten Schriftart erfolgt die Darstellung normal, fett oder kursiv. Die Schriftgröße lässt sich in großzügig bemessenen Abstufungen in den Einstellungen oder per Zoom-Geste ändern. Die Möglichkeit für Markierungen sowie Notizen beinhaltet das System ebenfalls.

Diverse Texteinstellungen beim PocketBook Touch Lux 4

... aber sonst nur Hausmannskost

Ansonsten bietet auch der neue PocketBook-Reader gewohnte Einstellungen: Zeilenabstand wie auch Ränder lassen sich in drei Stufen einstellen, wobei über die Seitenränder je nach Buch auf beiden Seiten viel Platz verschenkt wird. Hier hätten gut und gerne noch zwei oder drei Buchstaben mehr auf jeder Seite gepasst.

Nach wie vor Maß der Dinge in der PDF-Darstellung

Auch beim neuen Reader zeigt sich PocketBook in Sachen PDF-Darstellung vorbildlich. Auch wenn bei einem 6-Zoll-Lesegerät trotz Abschneiden der weißen Seitenränder ein normales Magazin oder Fachbuch nur schwer in ursprünglicher Form gelesen werden kann, schafft hier der Spaltenmodus bereits Abhilfe. Dabei versucht das System die jeweiligen Spalten der Seite zu erkennen und arbeitet diese nacheinander ab.

Noch komfortabler wird das Lesen über das sogenannte PDF-Reflow, welches auch der Touch Lux 4 hervorragend beherrscht. Hierbei wird der Text aus dem PDF-Dokument gelöst und als reiner Text dargestellt. Vorteil: Er kann wie bei einem normalen E-Book nach eigenen Bedürfnissen formatiert werden. Bestehende Formatierungen gehen dabei jedoch verloren.

Trotz Croppen der Seitenränder sind eMagazine auf dem Touch Lux 4 nur schwer lesbar...
Trotz Croppen der Seitenränder sind eMagazine auf dem Touch Lux 4 nur schwer lesbar...
...anders beim exzellenten PDF-Reflow
...anders beim exzellenten PDF-Reflow

Gleichzeitig zeigt sich auch hier die verbesserte Basis: Gegenüber dem Vorgänger werden vor allem PDF-Dokumente schneller geladen, der Seitenwechsel erfolgt ebenfalls zügiger und auch das Beschneiden der Seitenränder oder das Umwandeln beim PDF-Reflow gehen spürbar flotter von der Hand.

Große Software-Ausstattung

Auch der Touch Lux 4 bietet den von PocketBook gewohnten reichhaltigen Fundus an Applikationen. Zu denen gehören nebst Werkzeugen wie ein Taschenrechner, ein Kalender, ein RSS-Nachrichten-Feed oder ein Skizzen-Programm auch Spiele wie Schach, Klondike oder Sudoku.

Fazit

PocketBooks Risikobereitschaft, Nischen zu besetzen, verdient Respekt. Ob diese Strategie im Gegensatz zum Aqua 2 oder Basic Lux von Erfolg gekrönt sein wird, muss sich aber noch zeigen. Fest steht jedoch jetzt schon, dass der Touch Lux 4 bei einem UVP von 119 Euro auf große Konkurrenz trifft: Auf der einen Seite wartet der seit 2015 nicht mehr aktualisierte Kindle Paperwhite (Test) von Amazon auf Interessenten, welcher zum gleichen Preis HD-Auflösung bietet und innerhalb diverser Rabattaktionen immer wieder deutlich günstiger zu haben ist. Gleiches gilt für Tolino mit dem Shine 2 HD (Test), welcher zudem eine native E-PUB-Unterstützung mit sich bringt, bei der Darstellung von PDF-Dokumenten dagegen jedoch stark patzt.

Nicht zu vergessen die PocketBook-eigene Konkurrenz: Mit dem Aqua 2 (Test) bietet der Hersteller für einen geringen Aufpreis von 10 Euro einen vor Wasser und Staub geschützten E-Book-Reader mit gleicher Auflösung an, für 149 Euro erhält der Nutzer mit dem Touch HD 2 (Test) zudem ein hochauflösendes Lesegerät mit integriertem Blaulichtfilter.

PocketBook Touch Lux 4 im Test

Straßenpreis als Hilfe

Das Einzige, was PocketBook hier helfen kann, ist der Straßenpreis, denn dort war der Vorgänger bereits nach kurzer Zeit für knapp über 90 Euro zu erwerben. Auch dann wird es der Touch Lux 4 zwar nicht einfach haben, könnte aber für manchen Leser als günstiges Zweitlesegerät interessant werden.

Restliche Features überzeugen

Einmal vom geringer auflösenden Display abgesehen, ist auch die vierte Generation des Touch Lux über jeden Zweifel erhaben: Eine gute Darstellung, eine helle, wenn auch den Messdaten nach nicht immer gleichmäßig agierende Beleuchtung sowie das sehr gute Ghosting-Verhalten zeigen erneut die Qualität, in welcher PocketBook fertigt. Dazu kommen die vielen Möglichkeiten, Inhalte auf das Gerät zu laden. Gleiches gilt für die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten und die reichhaltige Software-Ausstattung. Die funktionsreiche und übersichtliche Bibliothek rundet das Angebot ab.

Abwarten

Bei den Eckpunkten bleibt es abzuwarten, ob auch der Touch Lux 4 seine Nische finden wird oder ob potenzielle Kunden lieber zu Readern mit HD-Auflösung greifen werden.

ComputerBase hat den Touch Lux 4 leihweise von PocketBook zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht. Es gab kein NDA.

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