CPU-Lieferprobleme: Intel steckt 1 Mrd. USD zusätzlich in vier Fabriken

Volker Rißka
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CPU-Lieferprobleme: Intel steckt 1 Mrd. USD zusätzlich in vier Fabriken

Intel hat erstmals öffentlich die seit Wochen andauernden Kapazitäts- und daraus resultierend auch vielfältigen Lieferprobleme von 14-nm-CPUs bestätigt. Zusätzliche Investitionen von insgesamt einer Milliarde US-Dollar in vier Fabrikstandorte sollen die Engpässe beheben.

Lieferprobleme an allen Fronten

Seit Monaten ranken die Gerüchte um die Kapazitätsprobleme, bisher jedoch ohne Bestätigung von Intel. Die Auswirkungen sind jedoch bereits extrem spürbar. Intels Prozessorpreise sind im Einzelhandel explodiert, 50 Prozent Aufpreis und mehr als noch vor einem halben Jahr sind keine Seltenheit – sofern die gewünschte Variante überhaupt erhältlich ist. Zeitgleich wurde die günstigste Chipsatzserie H310 noch einmal in 22 nm aufgelegt (statt in 14 nm), vom neuen Z390-Chipsatz sind die Lieferungen ebenfalls so knapp, dass Mainboardhersteller nur bestimmte Mengen erhalten und den Vorgänger Z370, ebenfalls noch in 22 nm gefertigt, in eine zweite Runde schicken müssen. Deren Begeisterung hält sich dementsprechend in Grenzen, denn alter Wein in neuen Schläuchen verkauft sich nicht gut, wie unter der Hand gegenüber ComputerBase mitgeteilt wurde.

Wie bereits in vergangenen Meldungen analysiert, rennt Intel früheren Fehlentscheidungen durch falsche Prognosen und damit Planungen für die Zukunft hinterher. Die Fab 42 seinerzeit nicht fertig zu stellen, bringt deutliche Kapazitätsengpässe hervor, denen jetzt mit zusätzlichen Finanzspritzen begegnet wird. Denn Intel freut sich nach eigenen Angaben über eine „massive Nachfrage“ vor allem im Xeon- und Core-CPU-Bereich, die der Hersteller kaum befriedigen kann. Die Priorität in der Produktion haben deshalb aktuell auch diese (margenträchtigen) Prozessoren für das High-End-Segment, vor allem zulasten des günstigen Einsteigerbereichs (und damit auch der Chipsätze).

Natürlich spielt auch die vierjährige Verschiebung der 10-nm-Produktion eine nicht geringe Rolle. Die CPUs sollten bekanntlich bereits eine Generation weiter sein, sodass nachrückende Chips in den Fabriken, die zuvor CPUs gebaut haben, die Fertigungstechnologie weiter nutzen können. Aktuell setzt durch die Verzögerung aber fast jeder Chip von Intel auf die 14-nm-Fertigung. Bei den 10-nm-Produkten gehe die Ausbeute nun aber nach oben, erklärte Intels CFO und Interims-Chef Bob Swan, Intel „erwarte die Massenproduktion im Jahr 2019“.

Geld für vier Fabrikstandorte

Die über die vergangenen Wochen freigegebene rund eine Milliarde US-Dollar soll in die bereits bestehenden Fabriken fließen, die 14-nm-Chips bauen. Allen voran geht das Geld an die beiden großen US-Standorte in Oregon und Arizona, dazu Irland in Europa. Erstmals hat Intel öffentlich gemacht, dass in Israel auch 14-nm-Chips gebaut werden. Bisher wurde angenommen, dort wäre bei 22 nm Schluss gewesen und die Umrüstung würde direkt zu 10 und 7 nm gehen. Doch die Probleme bei 10 nm haben Intel anscheinend zu dem Zwischenschritt bewegt. Viele Fabrik-Tools können ohnehin über mehrere Generationen genutzt werden, es sind später die Feinheiten, die für einen neuen Fertigungssprung angepasst werden müssen.

Kein Termin für Besserung in Sicht

Wie die kommenden Monate hinsichtlich der Verfügbarkeit aussehen werden, bleibt jedoch abzuwarten. Große OEM/ODM-Partner erwarten nicht vor Mitte 2019 eine drastische Besserung. Aus Produktstarts wie zuletzt Whiskey Lake-U und Amber Lake-Y ist ein klassischer Papiertiger geworden – doch auch diese gehören zur Core-Familie, die Intel eigentlich priorisiert fertigen will.

Der Desktop-Start der neuen Core i9 mit acht Kernen in den kommenden Tagen dürfte dementsprechend mit Spannung verfolgt werden. Im vergangenen Jahr waren die ersten Sechs-Kern-CPUs und allen voran das Flaggschiff Core i7-8700K wochenlang quasi nicht erhältlich. Auch dort ist Intel später den Problemen hinterher gelaufen und hat zusätzliche Test/Assembly-Sites in Betrieb genommen. Erst ab Februar war dann echte Entspannung im Markt sichtbar – der Produktstart war im Oktober des Vorjahres.

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