Robert Koch-Institut: Datenspende-App für Erkennt­nisse über Corona-Pandemie

Andreas Frischholz
89 Kommentare
Robert Koch-Institut: Datenspende-App für Erkennt­nisse über Corona-Pandemie
Bild: Robert Koch-Institut

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat heute eine Datenspende-App für Android und iOS veröffentlicht, die Smartphone-Wearable-Nutzer verwenden können. Das Ziel: Die erfassten Gesundheitsdaten sollen Erkenntnisse über die COVID-19-Pandemie liefern – da geht es etwa um die Frage, wo und wie schnell sich das Coronavirus verbreitet.

Bei der Datenspende-App des RKI handelt es sich nicht um eine Kontakt-Tracking-App, die seit geraumer Zeit im Gespräch sind. Vielmehr geht es darum, dem Robert Koch-Institut bestimmte Daten zu erstellen, die es ermöglichen, Infektionsherde zu identifizieren. „Viele Menschen in Deutschland zeichnen mit ihren Smartwatches oder Fitnessarmbändern ihre Vitaldaten auf – zum Beispiel Ruhepuls, das Schlafverhalten oder das Aktivitätsniveau“, erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler heute auf der Pressekonferenz. Manche Daten können aber auch vom Smartphone kommen. Zum Beispiel lässt sich die Anzahl der Schritte ohne Wearable an die App übermitteln.

Mit der für Android und für iOS verfügbaren App können die Nutzer dem RKI freiwillig bestimmte Daten zur Verfügung stellen. Dazu zählen: Persönliche Daten wie Geschlecht, Körpergröße, Alter und Gewicht sowie Gesundheits- und Aktivitätsdaten über das Schlafverhalten, die Herzfrequenz und die Körpertemperatur. Hinzu kommt noch die Postleitzahl. Nutzer der App werden nicht über den Namen identifiziert.

Anhand der Daten sollen die Algorithmen hinter der App die Symptome feststellen können, die auf eine COVID-19-Infektion hindeuten. Denn bei einer akuten Atemwegserkrankung wie COVID-19 würden sich die Vitaldaten deutlich ändern. Betroffene schlafen weniger oder bewegen sich weniger, so Wieler. Die Datenspende-App soll daher messen, inwieweit bestimmte Symptome unter den Nutzern verbreitet sind.

Kombiniert mit weiteren Daten wie etwa den vom RKI veröffentlichten Meldedaten über COVID-19-Infektionen lassen sich daher auch Infektionsherde in bestimmten Regionen erkennen. Entsprechende Informationen will das RKI auf einer Karte veröffentlichen, die regelmäßig aktualisiert wird.

Datenspende-App ist kein Corona-Test

Entscheidend ist aber: Bei der Datenspende-App handelt es sich um keinen Corona-Test. Die Nutzer selbst werden nicht über eine mögliche Infektion informiert.

Datenschutzbedenken will das RKI direkt ausräumen. Die Daten werden demnach pseudonymisiert als individuelle ID gespeichert, die vom Anwender in der App einsehbar ist, und ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke verwendet. Kenntnisse über Namen oder Anschrift der App-Nutzer habe das RKI zu keinem Zeitpunkt. Zudem haben Nutzer jederzeit die Möglichkeit, ihre Daten einzusehen und zu löschen.

Diese Daten werden übertragen
Diese Daten werden übertragen (Bild: RKI)

Europa arbeitet an Kontakt-Tracking-App

Ein europäischer Forscherverbund hat erst letzte Woche das Projekt Pepp-PT als Basis für eine App vorgestellt, die Kontakte von COVID-19-Infizierten datensparsam mittels Bluetooth erfassen soll. Die soll noch im Laufe dieser oder der nächsten Wochen veröffentlicht werden, sagte Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) gestern.

Wie die Bundesregierung spricht derweil auch die europäische Datenschutzbehörde EDPS für eine einheitliche Tracking-App in Europa aus. Die würde bessere Ergebnisse liefern als eine Vielzahl von Insellösungen in den einzelnen EU-Staaten, heißt es in einer Stellungnahme vom Montag.