NZXT H1 im Test: Eleganter Mini-ITX-Tower bringt PSU und AiO gleich mit

Valentin Karnehm
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NZXT H1 im Test: Eleganter Mini-ITX-Tower bringt PSU und AiO gleich mit

tl;dr: Das H1 ist erst das dritte Mini-ITX-Gehäuse von NZXT und fußt auf einem gänzlich anderen Konzept: Netzteil, Riser-Kabel und AiO-Wasserkühlung sind im perfekt verarbeiteten Gehäuse bereits passgenau enthalten. Klingt nach wenig Modularität, bietet zum hohen Preis aber ein echtes Rundum-sorglos-Paket.

Das NZXT H1 bringt alles, was nicht passen könnte, mit

Aufgrund eines schlechten Platinenlayouts kann es zu einem Kurzschluss und in Folge dessen zu einem Brand am Risermodul kommen. NZXT verschickt neue Revisionen des Bauteils nach dem Ausfüllen eines Reklamationsformulars voraussichtlich ab Ende März 2021. Weitere Informationen finden sich in der verlinkten Meldung.

Das H1 von NZXT empfiehlt sich in erster Linie über seinen Nutzerkomfort. Bei vielen Gehäusen der Konkurrenz muss penibel auf die Wahl der richtigen Hardware, nicht nur hinsichtlich der Bauform und -Größe, sondern auch der Wärmeabgabe und Kühlung, geachtet werden. Bei den Konkurrenten Sliger und Dan Cases gibt es ganze Listen mit Einschränkungen oder Empfehlungen bezüglich der CPU-Kühler, sortiert nach Modell und Hersteller, sowie Lüfterpositionen und –Anordnungen.

An diesem Punkt macht NZXT alles anders. Der CPU-Kühler ist bereits im Lieferumfang enthalten und passgenau montiert, das gleiche gilt für Netzteil und Riser-Kabel für die Grafikkarte. Der Kunde sucht sich eine passende Kombination aus Mini-ITX-Mainboard, Prozessor und Arbeitsspeicher sowie ein Laufwerk und eine Grafikkarte mit einer Breite von bis zu 2,5 Slots aus und der Spaß kann beginnen.

In Schwarz oder Weiß seit Februar 2020 erhältlich

Keine unvorhergesehenen Kompatibilitätsprobleme haben allerdings ein stolzer Preis. Erhältlich ist das H1 seit Februar dieses Jahres in den Varianten Schwarz und Weiß zu einem UVP von 350 Euro. Aktuell liegt der Preis im Handel aber eher bei 370 Euro. Das liegt aber auch daran, dass NZXT aktuell nicht mit der Lieferung hinterherkommt. Die Nachfrage war schlicht zu groß.

Unabhängig von der Wahl der Farbe ist der komplette Innenraum ebenso wie die Seite mit Glasfenster und dessen Gegenseite in Schwarz gehalten. In der weißen Variante ist damit nur das dreiseitige Panel, das die Oberseite und zwei weitere Seiten bedeckt, tatsächlich weiß.

Lieferumfang mit Netzteil, AiO-Wasserkühlung und Riser-Kabel

Das Gehäuse wird in einem großen Pappkarton mit den obligatorischen Styropordämpfern zum Kunden geliefert. Die bereits vorinstallierte AiO-Wasserkühlung ist durch eine Styroporeinlage geschützt, einerseits durch einen kleinen Aufsatz auf der Pumpeneinheit, andererseits durch eine Art Mainboard-Dummy, das auch das Riser-Kabel während des Transports an Ort und Stelle hält.

Sowohl das Riser-Kabel als auch ein 650-Watt-Netzteil sind bereits im Gehäuse vorinstalliert. Ebenso sind alle Kabel des Netzteils sowie die Kabel für Front-USB, Audio etc. nicht nur ordentlich vorverlegt, sondern auch auf die sinnvolle Länge für das H1 vorkonfektioniert, was weiteres Kabelmanagement obsolet macht. Das Kabel des zur AiO gehörenden 140-mm-Lüfters ist sehr hochwertig gesleevt, das der Pumpe hingegen überhaupt nicht. Grundsätzlich ist das zwar ein rein optisches Problem, beide Kabel sind von außen kaum einzusehen, die Inkonsistenz ist allerdings überraschend.

H1 schwarz Seitansicht offen
H1 schwarz Seitansicht offen

Ein zwar banales, aber nichtsdestoweniger zeitsparendes Detail findet sich beim Power- und Reset-Button. Dieser wird von den meisten Herstellern aufgeteilt in insgesamt vier Stränge mit je zwei Litzen ausgeführt. Der Nutzer muss also mühsam im Handbuch des Mainboards nachschlagen, wo genau welche Stecker wie herum eingesteckt werden müssen. Unterläuft dem Anwender hier ein Fehler, startet der Computer im schlechtesten Fall einfach nicht. Nicht so beim H1: Hier werden sämtliche Litzen zu einem Stecker und Kabel idiotensicher zusammengefasst.

Sämtliches Zubehör liegt in einem länglichen Pappkarton bei, der innerhalb des Gehäuses versteckt ist. Darin finden sich neben Schrauben und Kabelbindern auch die Montage-Kits der AiO-Wasserkühlung für AMDs AM4, FM2(+), FM1, AM3(+) und AM2 sowie Intels Sockel LGA 115x. Die Schrauben sind abgezählt, es sollte also keine verloren gehen. Zudem liegt ein Adapterkabel für den Audio-Ein-/Ausgang am Frontpanel bei.

Kurioserweise befindet sich auch die Gebrauchsanweisung im Gehäuse, die beschreibt, wie es ganz einfach über einen Schnappmechanismus an zwei Seiten geöffnet werden kann. Das wirkt verwunderlich, da sich selbst auf der überaus ausführlich und bunt bebilderten sowie in drei Sprachen beschrifteten Schachtel des Gehäuses keine Hinweise darauf finden und Käufer so durchaus erst einmal vor dem geschlossenen System stehen. Tipp: Zwei Seiten lassen sich abnehmen und der Rest dann nach oben abziehen.

Allgemein wirkt die Anleitung zwar funktional, aber ziemlich lieblos. Das dünne Papier lässt sich auf Plakatgröße auffalten. Dabei werden fast alle Montageschritte anhand kleiner Skizzen und kurzer Stichpunkte in insgesamt elf Sprachen erklärt. In den Skizzen sind die aktuell von der Montage betroffenen Bauteile passend zum Logo des Herstellers lila eingefärbt, was den Blick automatisch auf das Wesentliche lenkt. Die Beschreibung zur Installation des CPU-Kühlers könnte ausführlicher bebildert sein.

Das Thema Preis

Die Analyse des Lieferumfangs ist beim H1 ein besonderer Fall. Schließlich rechtfertigt der Hersteller den hohen Kaufpreis von 350 Euro UVP mit der teilweise bereits enthaltenen Hardware – Netzteil, AiO-Wasserkühlung und Riser-Kabel. Den Wert dieser zusätzlichen Hardware beziffert NZXT prominent auf der Verpackung mit 250 Euro.

Das Riser-Kabel, PCIe 16x Gen3, ist für den Aufbau im H1 zwingend notwendig. Dieses als Bonus zu betrachten, ist daher kaum tragfähig und wird bei anderen Klein- oder Kleinstgehäusen ebenfalls so nicht gemacht. Dan Cases A4 SFX, Sligers 560 oder das Ncase M1 kosten alle gut 200 Euro, egal ob das Riser-Kabel nötig und daher enthalten ist oder nicht.

Die AiO-Wasserkühlung ist von NZXT nicht näher spezifiziert. Sie fasst einen 140-mm-Lüfter, der Drehzahlbereich ist weder in der Gebrauchsanweisung noch auf der Website des Herstellers zu finden. Es ist allerdings davon auszugehen, dass NZXT hier auf eine Abwandlung des Kraken X42 (https://www.nzxt.com/products/kraken-x42) setzt. Die Drehzahl des Lüfters kann hier zwischen 500 und 1800 rpm geregelt werden. Der Kraken X42, der preislich bei gut 100 Euro liegt, umfasst allerdings eine Pumpeneinheit mit RGB-Beleuchtung, die bei der Variante im H1 fehlt. Die AiO-Wasserkühlung ist preislich auch sonst schlecht zu vergleichen, da 140 mm eine absolute Sondergröße darstellen. 120-mm-AiOs ohne RGB-Beleuchtung gibt es allerdings schon ab rund 50 Euro.

AiO
AiO (Bild: NZXT)

Das Netzteil ist mit 650 Watt und 80Plus Gold im Formfaktor SFX-L spezifiziert und bietet einen modularen Kabelsatz. Damit ist es für jegliche zu diesem Zeitpunkt im H1 denkbare Hardware-Kombination sehr gut gerüstet. Das NZXT S650 Gold SFX-L ist separat beim Hersteller allerdings nicht zu erwerben, selbiger bietet auch keine anderen Netzteile in diesem Formfaktor an. Die optische Ähnlichkeit suggeriert allerdings, dass es sich hierbei um ein Rebrand des durchaus sehr ordentlichen Seasonic Focus SGX Gold 650W handelt. Kostenpunkt für den Endkunden: rund 130 Euro.

Netzteil
Netzteil (Bild: NZXT)

Zusammenfassend bleibt zu sagen: NZXT ist nicht direkt um eine transparente preisliche Einordnung der Zusatz-Hardware bemüht. Der aktiv beworbene hohe Gegenwert von 250 Euro darf getrost angezweifelt werden. Auf der anderen Seite erhält der Kunde, sollte sich die mutmaßliche Hardware bestätigen lassen, in jeden Fall sowohl ein hochwertiges und leistungsstarkes Netzteil als auch eine hochwertige Wasserkühlung und zusätzlich ein Riser-Kabel auf aktuellem Stand der Technik. Damit bietet das H1 eine Art Rundum-sorglos-Paket für verschiedenste Hardware, die in diesem Gehäuse jetzt oder in naher Zukunft verbaut werden könnte.

NZXT H1
Mainboard-Format: Mini-ITX, Thin Mini-ITX
Chassis (L × B × H): 187 × 187 × 388 mm (13,57 Liter)
Seitenfenster
Material: Stahl, Glas
Nettogewicht: 6,53 kg
I/O-Ports / Sonstiges: 2 × USB 3.1 (USB 3.2 Gen 2) Type C, 1 × USB 3.0 (USB 3.2 Gen 1), HD-Audio
Einschübe: 2 × 2,5" (intern)
Erweiterungsslots: 2
Lüfter: Seitenteil links: 1 × 140 mm (1 × 140 mm inklusive)
Staubfilter: Seitenteil
Kompatibilität: CPU-Kühler: ?
GPU: 305 mm
Netzteil: 130 mm
SFX-Formfaktor
Preis: 350 €