NZXT H1 im Test: Testergebnisse

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Valentin Karnehm
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Als CPU-Kühler wurde selbstverständlich die im Lieferumfang enthaltene AiO-Wasserkühlung benutzt. Aus Gründen der Vergleichbarkeit zu anderen kürzlich erschienenen Gehäuse-Tests auf ComputerBase wurde ansonsten mit der Hardware getestet, die auch bei den anderen ITX-Systemen, insbesondere den hier im Vergleich angeführten Fractal Design Era ITX (Test) und Sliger SM570 (Test), zum Einsatz kam.

Verwendetes Messsystem
Komponente
CPU Ryzen 7 2700X
Mainboard MSI B350I PRO AC
Arbeitsspeicher G.Skill TridentZ DDR4-3200
Grafikkarte Gigabyte GeForce RTX 2070 Mini ITX 8G
CPU-Kühler 140-mm-AiO (integriert)
Netzteil NZXT S650 Gold SFX-L (integriert)
Lüfter
Datenträger SanDisk Ultra SSD (256 GB)

Die Lautstärke wurde im Abstand von einem Meter zur Gehäusewand aufseiten der Grafikkarte gemessen. Der Geräuschpegel ohne aktive Geräuschquellen im Raum lag bei 28 dB. Die Skalierung der Einheit Dezibel (dB) erfolgt logarithmisch. Das bedeutet, dass eine Steigerung von 10 dB für das menschliche Empfinden etwa einer Verdopplung der Lautstärke entspricht.

Temperaturen und Lautstärke

Zum direkten Vergleich hinsichtlich Temperatur und Lautstärke werden zwei ebenfalls kürzlich auf ComputerBase getestete Gehäuse, das Era ITX von Fractal Design und das SM570 von Sliger, herangezogen. Beide Modelle setzen wie das H1 auf ein Mini-ITX-System und haben ein vergleichbares Gesamtvolumen. Das Era ITX ist mit 16,72 l etwas größer als das H1 mit 13,6 l, das SM570 mit seinen 13,83 l ebenfalls geringfügig. Bis auf die integrierten Komponenten des NZXT-Exemplars, das Netzteil und die AiO-Wasserkühlung, wurde die identische Hardware zum Testen verwendet. Diese wurde relativ leistungshungrig ausgewählt, um die Gehäuse an ihre Grenzen zu bringen.

Der verwendete CPU-Kühler, mutmaßlich eine Variante des Kraken X42, schafft es, den verbauten Ryzen 7 2700X mit einer TDP von 105 W unter Volllast zu bändigen. Nichtsdestoweniger wird der im Desktop mit potenter Kühlung immer mögliche Multi-Core-Turbo von 4,3 GHz im Extremszenario Prime95 nicht erreicht. Unter Prime95 taktet der Prozessor auf allen Kernen knapp unter der Grenze von 4 GHz. Die CPU sollte eigentlich erst ab einer Temperatur von 85 °C heruntertakten. Diese ist, wie der Temperaturtest zeigen wird, beim H1 längst nicht erreicht. Im Spiel Shadow of the Tomb Raider hingegen taktet der verwendete Ryzen 7 2700X auf allen Kernen im Boost auf 4,3 GHz, teilweise sogar leicht darüber. Im Mittel liegen auch hier eher knapp 4 GHz an, was allerdings bei den anderen getesteten Gehäusen ebenfalls der Fall ist.

Die verwendete Grafikkarte, die Gigabyte GeForce RTX 2070 Mini ITX 8G, ist trotz ihrer geringen Größe erstaunlich leistungsfähig. Die Taktraten unter Dauerlast lagen im Test mit 1.777 bis 1.875 MHz im Rahmen der Erwartungen. Das H1 bietet, wie auch die beiden anderen Gehäuse im Vergleich, mehr als ausreichend Platz für eine deutlich größere und damit auch noch leistungsfähigere und leisere Grafikkarte.

Für den Test wurden die Betriebspunkte Idle (also ohne Last auf dem Windows-Desktop), „Fordernde Last“ im Spiel Shadow of the Tomb Raider sowie „Synthetische Last“ unter Prime95 und FurMark ausgewählt. Die Raumtemperatur lag zum Zeitpunkt des Tests bei 25 °C.

Temperatur

Im Idle liegen die Temperaturen der GPU im H1 bei diesem Testlauf bei erstaunlichen 48,9 °C und damit weit abseits der kühlen Werte des Era ITX und besonders des SM570. Dies könnte am Zero-Fan-Mode der Grafikkarte liegen. Etwa eine halbe Stunde vor dem Testlauf im Idle wurde die Untersuchung mit Prime95 und Furmark durchgeführt. Während die AiO, die üblicherweise sehr träge auf Lastwechsel reagiert, die CPU wieder auf einen konstanten Wert von 34,4 °C abgekühlt hat, schaltet die Grafikkarte ab einer Temperatur unter 55 °C die aktive Kühlung ab. Da in dem Gehäuse auch sonst keine weiteren Lüfter verbaut sind, ist die Grafikkarte ab diesem Zeitpunkt abgeschottet in ihrer eigenen Kammer auf Konvektionskühlung angewiesen, die die Temperatur innerhalb dieser halben Stunde nur mäßig reduzieren konnte.

Temperaturdaten im Idle sind wenig aussagekräftig, spannender sind dagegen die Werte unter Last. Im Spiel Shadow of the Tomb Raider kommt die GPU nach einer halben Stunde auf eine Temperatur von 71 °C. Damit liegen die Ergebnisse etwas unter denen des Era ITX sowie 2 Kelvin über denen des SM570. Unter Furmark sind das H1 und das Era ITX nahezu gleichauf, hier kann das sehr luftige SM570 sogar einen Vorsprung von 7 Kelvin für sich reklamieren.

Beim Vergleich der Temperaturen der CPU wird klar, dass die vorinstallierte 140-mm-AiO nicht mit der deutlich größeren Corsair Hydro H100i Platinum 240 mithalten kann. Die Temperaturen der CPU liegen daher im H1 um gut 7 °C über beiden Konkurrenten im Spiel Shadow of the Tomb Raider. In Prime95 fällt der Unterschied mit immerhin 4 Kelvin gegenüber dem Era ITX beziehungsweise glatten 15,5 Kelvin gegenüber dem SM570 sogar teils noch deutlich größer aus. Andererseits liegen die Temperaturwerte in allen drei Gehäusen weit unterhalb des kritischen Bereichs.

Temperaturen
  • Leerlauf H1:
    • GPU
      48,9
    • CPU
      34,4
  • Leerlauf Era ITX Mesh:
    • GPU
      38,5
    • CPU
      38,0
  • Leerlauf SM570 Mesh:
    • GPU
      32,5
    • CPU
      31,0
  • Last H1:
    • GPU (Shadow of the Tomb Raider)
      71,0
    • CPU (Shadow of the Tomb Raider)
      58,3
    • GPU Prime95+FurMark
      70,0
    • CPU Prime95+FurMark
      68,5
  • Last Era ITX Mesh:
    • GPU (Shadow of the Tomb Raider)
      72,0
    • CPU (Shadow of the Tomb Raider)
      51,0
    • GPU Prime95+FurMark
      69,5
    • CPU Prime95+FurMark
      64,5
  • Last SM570 Mesh:
    • GPU (Shadow of the Tomb Raider)
      69,0
    • CPU (Shadow of the Tomb Raider)
      51,0
    • GPU Prime95+FurMark
      63,0
    • CPU Prime95+FurMark
      53,0
Einheit: °C

Ausreichende konvektionsgetriebene Entlüftung trotz geschlossenen Deckels

Das H1 setzt, wie verschiedene Konkurrenten auch, auf ein rein konvektionsgetriebenes Entlüftungskonzept. Dabei wird im Gehäuse zwar auf eine direkte und aktive Belüftung der zu kühlenden Komponenten geachtet, für die Entlüftung hingegen sind keine Lüfter vorgesehen. Die warme Luft soll sich den Weg aus dem Gehäuse von selbst suchen. Zum einen wird das unterstützt durch die aktive Luftzufuhr, die die übrige Luft nach draußen schiebt. Zum anderen steigt warme Luft durch natürliche Konvektion nach oben und entweicht dort bei den meisten dieser Gehäuse durch einen perforierten Deckel. Nicht so beim H1, denn der Deckel ist hier geschlossen und lediglich die Seiten schaffen die Möglichkeit für warme Luft, aus dem Gehäuse zu entweichen. Diese dienen allerdings gleichzeitig zum Teil auch als Ansaugbereich für Frischluft, vor allem die linke Seite für AiO-Wasserkühlung und Netzteil sowie die rechte Seite für die Grafikkarte. Kann dieses Konzept auch im Dauertest überzeugen?

Dazu wurde das H1 über den üblichen Zeitraum hinaus insgesamt einem über zweistündigen Dauertest ausgesetzt. Deutlich zu erkennen ist dabei, dass die Temperatur der Grafikkarte nach der ersten halben Stunde im Test von rund 71 auf 74 °C klettert. Auch die Temperaturen der CPU erhöhen sich während des Dauertests um einige Grad. Zur Erklärung reichen zwei mögliche Effekte. Zum einen könnte sich warme Luft im Gehäuse angestaut haben, die die Kühlung des Prozessors und der Grafikkarte erschwert. Zum anderen könnten beide Komponenten den Raum um das Gehäuse lokal erwärmt haben, sodass sich wärmere Luft im Ansaugbereich der Grafikkarte und der AiO-Wasserkühlung befindet, als im übrigen Raum. Durch Handauflegen zeigte sich im Test, dass sich das Gehäuse an der Rückwand vor allem im oberen Bereich sowie an der rechten Seite oberhalb der Grafikkarte spürbar erwärmt hatte. Die übrigen Bereiche hingegen waren kalt.

Temperaturverlauf über zwei Stunden
020406080°C 0102030405060708090100110120130140144Minuten, Sekunden

Grafikkarte und Prozessor erwärmen sich gleichermaßen um einige Grad. Da die AiO-Wasserkühlung ausschließlich Luft von außerhalb des Gehäuses ansaugen kann, legt dies den Schluss nahe, dass die Komponenten durch den Dauerbetrieb tatsächlich die lokale Raumtemperatur erhöht haben. Der asymptotische Verlauf der Temperaturkurve über einen langen Zeitraum hinweg zeigt derweil, dass auch nach einer weit längeren Benutzung des Computers unter Volllast die Temperaturen deutlich unterhalb des kritischen Bereichs bleiben werden. Damit hat sich das Kühlkonzept von NZXT beim H1 bewährt.

Lautstärke

Der Lautstärke in allen drei Gehäusen kommt im Leerlauf zugute, dass die Grafikkarte einen Idle-Modus besitzt. Dieser schaltet den Lüfter komplett ab, wenn die Temperatur der GPU unter 55 °C verweilt oder fällt. Beim Era ITX und SM570 stellt im Idle die AiO-Wasserkühlung mit ihrer Pumpe die Hauptgeräuschquelle dar und ist mit 33 beziehungsweise 34 dB zwar nicht störend, aber durchaus hörbar. Hier kann die AiO von NZXT ganz klar punkten, denn im Idle ist das H1 tatsächlich nicht zu hören. Auch die Messungen bescheinigen eine Lautstärke von nur 28,9 dB, also 0,9 dB über der Messung im Raum ohne jede Geräuschquelle.

Unter Last hingegen, ganz gleich ob synthetisch oder in Spielen, übertönt die Grafikkarte in allen drei Gehäusen die übrige Hardware deutlich. Im H1 ist die Grafikkarte im Spiel Shadow of the Tomb Raider mit bis zu 39,1 dB am leisesten. Das SM570 mit bis zu 41,5 dB und das Era ITX mit 42 dB sind nahezu gleichauf. Drei Dezibel mögen auf dem Papier nicht nach viel klingen, der Unterschied ist jedoch auch ohne Messgerät leicht zu erkennen. Dieser Bereich bildet den Übergang zwischen gut hörbar und leicht störend. Unter Prime95 und Furmark ist der Unterschied ähnlich groß, hier kommt das H1 maximal auf 38 dB und ist damit sogar leiser als manche der getesteten Midi-Tower-Gehäuse.

Lautstärke
  • Maximalwerte H1:
    • Idle
      28,9
    • Prime95+FurMark
      38,0
    • Spiele (Shadow of the Tomb Raider)
      39,1
  • Maximalwerte Era ITX Mesh:
    • Idle
      33,0
    • Prime95+FurMark
      41,0
    • Spiele (Shadow of the Tomb Raider)
      42,0
  • Maximalwerte SM570 Mesh:
    • Idle
      34,0
    • Prime95+FurMark
      39,0
    • Spiele (Shadow of the Tomb Raider)
      41,5
  • Durchschnittswerte H1:
    • Idle
      28,7
    • Prime95+FurMark
      36,8
    • Spiele (Shadow of the Tomb Raider)
      38,8
  • Durchschnittswerte Era ITX Mesh:
    • Idle
      33,0
    • Prime95+FurMark
      38,5
    • Spiele (Shadow of the Tomb Raider)
      40,5
  • Durchschnittswerte SM570 Mesh:
    • Idle
      34,0
    • Prime95+FurMark
      38,7
    • Spiele (Shadow of the Tomb Raider)
      41,0
Einheit: dB(A)