Vive Cosmos Elite im Test: In Summe empfehlenswert und sogar lieferbar

David Pertzborn
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Vive Cosmos Elite im Test: In Summe empfehlenswert und sogar lieferbar

tl;dr: Mit der Elite-Version der Vive Cosmos liefert HTC ein an sich solides VR-Headset, das vor allem durch äußere Umstände punkten kann. Die zweifelsohne bessere Valve Index ist teurer, hat keine Wireless-Option und Ende 2020 als Kit keinen Liefertermin. Ist Tracking Trumpf, ist damit auch die Elite eine Option.

Bekanntes neu kombiniert

Man nehme die HTC Vive Cosmos, eine neue Frontplatte für SteamVR-Tracking, die alten HTC-Vive-Wand-Controller und fertig ist die Vive Cosmos Elite. Und wie gut ist sie?

Auf der Suche nach der Antwort auf diese Frage kommen zuerst Erinnerungen an das schlechte Abschneiden der Vive Cosmos aus dem Januar 2020 in Erinnerung, deren Tracking und Software schlecht abschnitten. Der Umgang mit der Elite-Version über die letzten Monate und ein Blick auf den Markt lässt die Redaktion im Dezember allerdings zu einem anderen Fazit als zunächst erwartet kommen.

HTC Vive Cosmos Elite
HTC Vive Cosmos Elite (Bild: HTC)

Die Technik im Überblick

Technisch ist an der Elite wenig neu. Die grundlegenden Eigenschaften gleichen denen der normalen Vive Cosmos und das Tracking entspricht dem aller anderen Headsets mit Lighthouse oder auch SteamVR Tracking.

Oculus Rift S HP Reverb HTC Vive Cosmos HTC Vive Cosmos Elite Valve Index
Tracking Inside-out
5 Kameras
Inside-out
2 Kameras
Inside-out
6 Kameras
SteamVR Tracking 1.0+2.0
Display LCD mit RGB
Auflösung (pro Auge) 1.280 × 1.440 @ 80 Hz 2.160 × 2.160 @ 90 Hz 1.440 × 1.700 @ 90 Hz 1.440 × 1.600 @ 80, 90, 120, 144 Hz
Audio Integriert,
1 × 3,5 mm
IPD-Einstellung Software
58–72 mm
Software
55–71 mm
Mechanisch
61–73 mm
Mechanisch
58–70mm
Kabellänge 5 m Standard Edition 3,5 m
Professional Edition 4 m
4 m
+1 m zur Link Box
5m +1m
Benötigte Anschlüsse DP+USB 3.0 DP+USB 3.0 DP+USB 3.0
+ Steckdose

Neue, alte Controller

Im Gegensatz zur Vive Cosmos mit den deutlich zu klobigen und unhandlichen Controllern geht HTC bei der Cosmos Elite einen Schritt nach vorne (oder zurück?) zu den klassischen Wand-Controllern, wie sie auch der HTC Vive (Pro) beiliegen. Im Vergleich zur Valve Index fehlen diesen jedoch ein Joystick und Zusatzfunktionen im Bereich Ergonomie und Finger-Tracking.

Tracking, Bild, Ton, Ergnomie und Software

Im Folgenden muss sich zeigen, wie viel die Cosmos Elite gegenüber der einfachen Cosmos verbessern kann, aber auch, wie sich die Elite gegen die Valve Index, die stärkste Konkurrenz im Lighthouse-Lager, schlägt.

Tracking

Im Direktvergleich muss sich die Cosmos Elite vor allem an der Valve Index (Test) messen lassen. Unterdessen musste sich die normale Cosmos im Test schon gegen die HP Reverb G1 und die Oculus Rift S beweisen, was nicht gelang. Mit der Einführung des Lighthouse-Trackings bügelt die Cosmos Elite jedoch die größte Macke der normalen Vive Cosmos aus. Weiterhin gilt für die externe Lösung: „Das Tracking ist ein absolutes Highlight.

Das Lighthouse-Tracking mit zwei Lighthouse-Stationen ist nahezu perfekt und wohlgemerkt allen verfügbaren Inside-out-Tracking-Versionen (ja, technisch gesehen ist auch das Lighthouse-Tracking der Cosmos Elite inside-out, trotzdem hat sich diese Namensgebung so etabliert und wird darum hier auch so verwendet) deutlich überlegen.

Nur wenn ein Controller zwischen Wand und Spieler eingeschlossen wird, oder vom Sensorbereich der einen Lighthouse-Station in den der anderen wechselt, kann es kurz zu Ungenauigkeiten kommen. Somit teilt sich die HTC Vive Cosmos Elite, was das Tracking betrifft, nun den ersten Platz mit beispielsweise der Valve Index, aber auch der HTC Vive (Pro). Das Tracking der normalen Vive Cosmos wurde hingegen im Test noch als größtes Manko gesehen und als mangelhaft beschrieben.

Die normale Cosmos musste sich der HP Reverb und Oculus Rift S noch geschlagen geben
Die normale Cosmos musste sich der HP Reverb und Oculus Rift S noch geschlagen geben

Bild und Ton

Bei der Bewertung von Bildqualität und Ton sei hier noch einmal auf den Test der Vive Cosmos verwiesen. Hier konnte die Cosmos beim Klang punkten und beim Bild wurde immerhin noch ein gutes Ergebnis abgeliefert. Die Elite muss sich nun jedoch auch an der Valve Index messen und verliert hier in beiden Kategorien knapp. Der Sweetspot der Cosmos Elite ist beim Bild und Ton etwas kleiner. Gemeint ist hier bei der Darstellungsqualität einerseits, wie gut das Bild bleibt, wenn das Headset nicht perfekt sitzt. Andererseits aber auch, wie weit von der Mitte des Blickfeldes entfernt das Bild noch scharf dargestellt wird. Insbesondere der richtige Sitz ist bei der Cosmos Elite schwerer sicherzustellen als bei anderen VR-Headsets. Und in gewissem Sinne gilt dies auch für den Klang.

Die Kopfhörer liefern, wenn sie fest auf den Ohren aufliegen, eine gute Klangkulisse, klappen sich aber öfter mal etwas vom Ohr weg und büßen dann an Klangqualität ein. Die Valve Index löst dieses Problem mit nicht ohraufliegenden Kopfhörern besser und kann dabei auch noch an Komfort gewinnen. Neben dem Sweetspot gibt es bei der Cosmos Elite noch mehr Faktoren, in denen das Headset nicht mit der Valve Index mithalten kann und dem Anspruch eines High-End-VR-Modells nicht gerecht wird. Während die Valve Index mit hohen Bildwiederholraten von bis zu 144 Hertz punkten kann und das Sichtfeld stark vergrößert oder die HP Reverb (G2) mit einer deutlich höheren Auflösung daher kommt, bleibt die Vive Cosmos Elite auf dem Stand der Cosmos. Besser als die Oculus Rift (S) oder auch die originale HTC Vive, aber eben ohne Besonderheiten und nirgends am besten.

Die Cosmos Elite kann mit der VAlve Index und HP Reverb G2 mithalten
Die Cosmos Elite kann mit der VAlve Index und HP Reverb G2 mithalten

Ergonomie und Controller

Wenn die Vive Cosmos Elite erst mal richtig sitzt, sitzt sie. Soll heißen: Die Suche nach dem richtigen bequemen Sitz mit dem größtmöglichen Sweetspot ist bei der Cosmos Elite etwas komplizierter als bei anderen VR-Headsets. Insbesondere die Valve Index oder auch die Oculus Rift S sei hier zu nennen. Aber wenn erst einmal alles passt, gelingt es der Cosmos Elite, ihr recht hohes Gewicht gut zu verteilen. Ohne Druckstellen im Gesicht geht es aber auch hier nach einer ausführlichen Runde in der virtuellen Realität nicht.

Im Gegensatz zur normalen Cosmos kommt die Cosmos Elite nicht mit den merkwürdig überdimensionierten Controllern, die zu allem Überfluss auch noch schwer sind und dieses Gewicht schlecht verteilen. Die Elite greift hier auf die altbekannten Wand-Controller zurück, ist aber auch mit den Valve-Index-Controllern kompatibel. Die Wand-Controller liegen insgesamt gut in der Hand, können aber nicht mit der Ergonomie der Index- oder Oculus-Touch-Controller mithalten. Dafür erwecken die Wand-Controller am ehesten den Eindruck, auch größeren Strapazen standzuhalten. Wenn im Test mal wieder versehentlich über den Rand des Spielfeldes hinausgeschlagen wurde, führte das eher zu Sorge um die Möbel als um die Controller. Bei den Index-Controllern entsteht diese Zuversicht nicht und auch aus der Community oder auf Reddit gibt es Berichte über Index-Controller, die frühzeitig das Zeitliche segneten.

Deutlich merkt man den Eingabegeräten allerdings an, dass sie in dieser Form schon vor fast fünf Jahren ihren ersten Auftritt hatten, wenn es ums Laden geht. Micro-USB ist nicht mehr aktuell. Die Valve Index macht es hier mit dem konsequenten Einsatz von USB-C besser. Andere Wettbewerber wie HP oder Oculus, die auf wechselbare Akkus oder Batterien setzen und dafür ein externes Ladegerät benötigen, sind hier jedoch auch nicht besser aufgestellt.

Die Software funktioniert inzwischen

Was die Software angeht, wurden im Test der Vive Cosmos kleinere Fehler und ständig notwendige Updates angeführt. Beides hat sich seitdem zum Besseren geändert. Im Test sind keine Software-Probleme aufgetreten und die Verbindung mit SteamVR kann als reibungslos bezeichnet werden.

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