RX 6700 XT Custom-Designs im Test: Asus, MSI, (2 ×) PowerColor, Sapphire und XFX im Vergleich

Wolfgang Andermahr
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RX 6700 XT Custom-Designs im Test: Asus, MSI, (2 ×) PowerColor, Sapphire und XFX im Vergleich

ComputerBase hat sechs Custom-Designs der AMD Radeon RX 6700 XT von Asus, MSI, PowerColor, Sapphire und XFX getestet. Strix, Gaming X, Hellhound, Red Devil, Nitro+ und Merc 319 sind in Benchmarks quasi gleich schnell, beim Kühlsystem und dessen Lautstärke gibt es hingegen große Unterschiede. Nicht jede Variante überzeugt.

Das Referenzdesign gegen Custom-Designs im Test

Während AMDs Radeon-RX-6800-Serie den High-End-Spieler anspricht, dringt RDNA 2 mit der Radeon RX 6700 XT (Test) in das Performance-Segment ein. Die Grafikkarte platziert sich genau zwischen Nvidias GeForce RTX 3060 Ti (Test) sowie GeForce RTX 3070 (Test) und weist sowohl Vor- als auch Nachteile gegenüber den Konkurrenzprodukten auf.

AMDs Referenzdesign liefert zwar eine ordentliche Arbeit ab, doch gibt es noch Luft nach oben, denn das Kühlsystem hat der Hersteller gegenüber der nur 30 Watt mehr aufnehmenden Radeon RX 6800 sehr deutlich beschnitten.

Bevor die Redaktion einen Blick auf insgesamt sechs verschiedene Custom-Designs wirft, muss an dieser Stelle aber noch der obligatorische Hinweis erfolgen: Kaufen kann die Radeon RX 6700 XT und auch fast jede andere Grafikkarte ohnehin keiner. Und wenn doch, dann nur zu abstrus hohen Preisen. An der Situation wird sich so schnell auch nichts ändern.

Custom-Designs von Asus, MSI, PowerColor, Sapphire und XFX im Test

ComputerBase hat gleich sechs verschiedene Custom-Designs im Test und vergleicht diese mit AMDs eigenem Design. Die XFX Radeon RX 6700 XT Merc 319 konnte sich bereits im Test zum Marktstart beweisen, nun folgen fünf weitere Partnerkarten: Asus hat die Radeon RX 6700 XT Strix OC ins Rennen geschickt, MSI die Radeon RX 6700 XT Gaming X, PowerColor mit der Radeon RX 6700 XT Hellhound und der Radeon RX 6700 XT gleich zwei Ableger sowie Sapphire die Radeon RX 6700 XT Nitro+.

Asus, MSI, PowerColor und Sapphire im Vergleich

Von den sechs Custom-Designs sind deren fünf Flaggschiffmodelle, einzig die PowerColor Radeon RX 6700 XT Hellhound ist dies nicht und sticht damit heraus. Während die ebenso getestete Red Devil ein klassisches Flaggschiffmodell ist, handelt es sich bei der Hellhound um den Nachfolger der Red Dragon, der günstiger am Markt platziert wird – auch wenn sich das aktuell nicht im Kaufpreis, wenn es denn einen gibt, niederschlägt.

Die Asus Radeon RX 6700 XT Strix OC

Asus geht mit der Radeon RX 6700 XT Strix OC in die Vollen, denn abseits kleiner Anpassungen kommt derselbe Strix-Kühler wie bei den großen Pendants der Radeon RX 6900 XT Strix und GeForce RTX 3090 Strix zum Einsatz, was sich auch positiv auf die Optik und Haptik auswirkt. Entsprechend handelt es sich bei der Radeon RX 6700 XT Strix OC um das größte und zugleich schwerste Custom-Design, das neben dem großen Kühler die hübscheste RGB-Beleuchtung im Test zu bieten hat. Mit einer TGP von 210 Watt und optional weiteren +15 Prozent bietet Asus zudem viel Spielraum für die GPU und entsprechend gehören die Taktangaben zu den höchsten im Testfeld. Die Grafikkarte verfügt über zwei BIOS-Versionen, wobei sich das alternative Quiet-BIOS nur in einer auf Lautstärke optimierten Lüftersteuerung unterscheidet.

Die Asus Radeon RX 6700 XT Strix OC im Test
Die Asus Radeon RX 6700 XT Strix OC im Test

Die MSI Radeon RX 6700 XT Gaming X

Während eigentlich alle Custom-Designs einen möglichst großen Kühler einsetzen, geht MSI bei der Radeon RX 6700 XT Gaming X einen ganz anderen Weg. Ja, es kommt wie auf zahlreichen anderen AMD- und Nvidia-Grafikkarten der aktuelle Gaming-X-Kühler zum Einsatz, aber anstelle von drei gibt es nur deren zwei Axiallüfter, sodass die Grafikkarte mit 28 cm zugleich klar das kürzeste Custom-Design im Test ist. Davon abgesehen ist der Kühleraufbau aber gleich, was jedoch auch den aktuellen Gaming-X-Plastik-Look und die simple RGB-Beleuchtung mit sich bringt.

MSI hat die TGP bei der Radeon RX 6700 XT Gaming X mit 210 Watt um 24 Watt gegenüber dem Referenzdesign erhöht, gleichzeitig allerdings die weitere Erhöhung im Treiber als einzige der Custom-Designs von plus 15 Prozent auf plus 10 Prozent limitiert. Ein zweites BIOS gibt es bei der MSI-Karte nicht.

Die MSI Radeon RX 6700 XT Gaming X im Test
Die MSI Radeon RX 6700 XT Gaming X im Test
Modell Gewicht Länge Höhe Dicke
Asus Radeon RX 6700 XT Strix OC 1.624 g 32,5 cm 14,0 cm 2,9 Slots
MSI Radeon RX 6700 XT Gaming X 1.166 g 28,0 cm 13,0 cm 2,7 Slots
PowerColor Radeon RX 6700 XT Hellhound 1.174 g 31,5 cm 13,5 cm 2,5 Slots
PowerColor Radeon RX 6700 XT Red Devil 1.249 g 32,5 cm 13,0 cm 2,7 Slots
Sapphire Radeon RX 6700 XT Nitro+ 1.015 g 31,0 cm 13,0 cm 2,5 Slots
XFX Radeon RX 6700 XT Merc 319 1.358 g 32,5 cm 13,0 cm 2,6 Slots
AMD Radeon RX 6700 XT (Referenzdesign) 884 g 27,0 cm 11,0 cm 2,0 Slots

PowerColor Radeon RX 6700 XT Hellhound

Die PowerColor Radeon RX 6700 XT Hellhound ist das neue Budgetmodell und optisch macht sich das auch bemerkbar. Die Haptik der Grafikkarte ist wenig hochwertig und die Optik ist einfach gehalten. Mit den blau beleuchteten LED-Lüftern wirkt das Ganze schon etwas billig. Zum Glück lässt sich die Beleuchtung aber per Schalter an der Karte selbst deaktivieren.

Die Radeon RX 6700 XT Hellhound sollte man jedoch keinesfalls unterschätzen, denn abseits von Optik und Haptik ist die Grafikkarte qualitativ hochwertig. Der Kühler weist zum Beispiel viele Gemeinsamkeiten mit dem Pendant der Red Devil auf und wurde nur geringfügig abgespeckt. Eine Heatpipe weniger und eine minimal geringere Menge Kühlmaterial – das war es schon. Entsprechend wiegen Hellhound und Red Devil fast gleich viel. PowerColor hat die TGP gegenüber AMDs Referenzvorgaben nicht erhöht, diese verbleibt bei 186 Watt. Ein zweites BIOS gibt es nicht.

Die PowerColor Radeon RX 6700 XT Hellhound im Test
Die PowerColor Radeon RX 6700 XT Hellhound im Test

Die PowerColor Radeon RX 6700 XT Red Devil

Anders als die Hellhound wirkt die PowerColor Radeon RX 6700 XT deutlich hochwertiger und bietet neben der Asus Strix die beste Optik und auch Haptik. Der Kühler ist eine abgespeckte Version der Red-Devil-Ableger der Radeon-RX-6800-Serie, der einen vergleichbaren Aufbau aufweist, aber nicht ganz so breit ist und damit weniger Material einsetzt. Der vergleichbare Kühler bedeutet zwar eine gute Kühlleistung bei der Radeon RX 6700 XT Red Devil, aber zugleich auch die optisch gewöhnungsbedürftige, wenngleich abschaltbare RGB-Beleuchtung. PowerColor verbaut wie gewohnt zwei BIOS-Versionen. Das OC-BIOS bietet eine höhere TGP und damit mehr Takt, während das Silent-BIOS die TGP auf Referenz-Niveau belässt und die Lüfter entsprechend langsamer drehen.

Die PowerColor Radeon RX 6700 XT Red Devil im Test
Die PowerColor Radeon RX 6700 XT Red Devil im Test

Die Sapphire Radeon RX 6700 XT Nitro+

Sapphire kopiert bei der Radeon RX 6700 XT Nitro+ das Design der Radeon RX 6800/6900 (XT) Nitro+, verzichtet aber auf einige Heatpipes und auch etwas Breite. Das Kühlprinzip mitsamt den neuen Lüftern wird jedoch weiter benutzt, was ein Vorzeichen für eine gute Kühlleistung ist, aber für Optik und Haptik nichts Gutes bedeutet. Denn Sapphire verbaut auch bei der Radeon RX 6700 XT Nitro+ als Abdeckung ausschließlich Plastik, das wenig hochwertig aussieht. Die optisch schicke RGB-Beleuchtung kann dies (teilweise) weiter wettmachen.

Die Radeon RX 6700 XT Nitro+ bietet zwei verschiedene BIOS-Versionen, eines mit AMDs Referenz-TGP und eines mit einer auf 211 Watt erhöhten TGP, das zugleich die Werkseinstellung ist. Interessanterweise verbaut Sapphire als einziger Hersteller einen Acht-Pin- und einen Sechs-Pin-Stromstecker, alle anderen Custom-Karten setzen auf zwei Acht-Pin-Stecker. Allerdings ist Sapphires Bestückung selbst inklusive Übertaktung völlig ausreichend.

Die Sapphire Radeon RX 6700 XT Nitro+ im Test
Die Sapphire Radeon RX 6700 XT Nitro+ im Test
Merkmal Asus RX 6700 XT
Strix OC
MSI RX 6700 XT
Gaming X
PowerColor RX 6700 XT
Hellhound
PowerColor RX 6700 XT
Red Devil
Sapphire RX 6700 XT
Nitro +
Karte PCB-Design Asus MSI PowerColor Sapphire
Länge, Breite 32,5 cm, 14,0 cm 28,0 cm, 13,0 cm 31,5 cm, 13,5 cm 32,5 cm, 13,0 cm 31,0 cm, 13,0 cm
Stromversorgung 2 × 8-Pin 1 × 6-Pin
1 × 8-Pin
Kühler Design 2,9 Slots 2,7 Slots 2,5 Slots 2,7 Slots 2,5 Slots
Kühlkörper 7 Heatpipes
Alu-Kern/Radiator
5 Heatpipes
Alu-Kern/Radiator
6 Heatpipes
Alu-Kern/Radiator
4 Heatpipes
Alu-Kern/Radiator
Lüfter 3 × 95 mm (axial) 2 × 95 mm (axial) 2 × 95 mm (axial)
1 × 85 mm (axial)
Lüfter abgeschaltet (2D) Ja
Anlaufdrehzahl 1.000 Umdrehungen 1.200 Umdrehungen 1.100 Umdrehungen 1.050 Umdrehungen 1.100 Umdrehungen
Takt
GPU-Durchschnitt 2.568 MHz 2.514 MHz 2.424 MHz 2.514 MHz (OC-BIOS)
2.433 MHz (Silent-BIOS)
2.548 MHz (OC-BIOS)
2.433 MHz (Silent-BIOS)
GPU-Maximum 2.622 MHz 2.622 MHz 2.581 MHz 2.622 MHz (OC-BIOS)
2.615 MHz (Silent-BIOS)
2.622 MHz (OC-BIOS)
2.615 MHz (Silent-BIOS)
Speicher 8.000 MHz
Speichergröße 12 GB GDDR6
Leistungsaufnahme Standard (TBP) 210 Watt (TGP) 210 Watt (TGP) 186 Watt (TGP) 203 Watt (TGP) (OC-BIOS)
186 Watt (Silent-BIOS)
211 Watt (OC-BIOS)
186 Watt (Silent-BIOS)
Maximale TGP +15 Prozent +10 Prozent +15 Prozent
Anschlüsse 3 x DisplayPort 1.4 DSC
1 x HDMI 2.1

So takten die Custom-Designs der RX 6700 XT in Spielen

Selbst die schnellsten Custom-Designs takten nicht viel höher als AMDs Referenzkarte. Das liegt schlicht daran, dass diese bereits sehr hoch taktet und trotzdem noch eine hohe Energieeffizienz gewährleistet ist. Das hat zur Folge, dass die angesetzte TGP die Referenzkarte meist nur gering und teilweise gar überhaupt nicht einbremst. Entsprechend ist der Spielraum für die Board-Partner begrenzt, da eine einfach nur höhere TGP bei den Radeon-RX-6800-Modellen zwar sehr gut funktioniert, bei der Radeon RX 6700 XT der Effekt jedoch gering ist. Und da sich der Takt unabhängig von der TGP nur geringfügig erhöhen lässt, bevor es zu einem Absturz kommt, sind den Herstellern dort die Hände gebunden.

Die Taktunterschiede sind bei der RX 6700 XT gering

Und so takten alle Custom-Designs in Spielen sehr ähnlich bis fast schon gleich. So zeigt in Borderlands 3 die XFX Radeon RX 6700 XT Merc 319 den höchsten Takt, der bei durchschnittlich 2.568 MHz liegt. Asus Radeon RX 6700 XT Strix OC, MSI Radeon RX 6700 XT Gaming X und Sapphire Radeon RX 6700 XT Nitro+ sind mit je 2.566 MHz aber quasi gleichauf und auch die PowerColor Radeon RX 6700 XT Red Devil liegt mit 2.554 MHz nicht wirklich zurück.

Noch größer wird das Dilemma, wenn man bedenkt, dass das Referenzdesign der Radeon RX 6700 XT mit 2.478 MHz noch nicht einmal 4 Prozent niedriger taktet als das schnellste Custom-Modell. Da kann man sich denken, dass die FPS-Unterschiede kaum vorhanden sein werden. Und in Cyberpunk 2077 sowie Watch Dogs: Legion sind die Unterschiede noch geringer beziehungsweise überhaupt nicht mehr vorhanden.

Die tatsächlichen durchschnittlichen Taktraten im Phanteks Enthoo Evolv X
Borderlands 3 Control Cyberpunk 2077 Watch Dogs: Legion
Asus Strix OC 2.566 MHz 2.551 MHz 2.592 MHz 2.587 MHz
MSI Gaming X 2.566 MHz 2.569 MHz 2.598 MHz 2.616 MHz
PowerColor Hellhound 2.445 MHz 2.411 MHz 2.507 MHz 2.562 MHz
PowerColor Red Devil
(OC-BIOS)
2.554 MHz 2.523 MHz 2.619 MHz 2.629 MHz
PowerColor Red Devil
(Silent-BIOS)
2.486 MHz 2.440 MHz 2.555 MHz 2.617 MHz
Sapphire Nitro+
(OC-BIOS)
2.566 MHz 2.527 MHz 2.588 MHz 2.587 MHz
Sapphire Nitro+
(Silent-BIOS)
2.541 MHz 2.474 MHz 2.588 MHz 2.599 MHz
XFX Merc 319 2.568 MHz 2.568 MHz 2.601 MHz 2.616 MHz
AMD-Referenz 2.478 MHz 2.450 MHz 2.549 MHz 2.614 MHz

Die Hellhound fällt etwas aus dem Rahmen

Die PowerColor Radeon RX 6700 XT Hellhound fällt dann ein wenig aus dem Rahmen, denn trotz gleicher TGP wie beim Referenzdesign taktet die Karte in allen vier Spielen etwas niedriger als das Referenzdesign. Mit 2.445 zu 2.478 MHz ist die Differenz in Borderlands 3 zwar nicht hoch, aber eben vorhanden. Entweder braucht die GPU für denselben Takt etwas mehr Spannung, oder das PCB arbeitet weniger effizient. Denn auch die PowerColor Radeon RX 6700 XT Red Devil und die Sapphire Radeon RX 6700 XT Nitro+ takten mit dem alternativen Silent-BIOS und damit identischer TGP leicht höher als die Hellhound.