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C:\B_retro\Ausgabe_82\: ComputerBase baut den perfekten Voodoo-2-Retro-PC

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_82\: ComputerBase baut den perfekten Voodoo-2-Retro-PC
Bild: vgamuseum | CC BY-SA 3.0

ComputerBase baut über die nächsten Wochen den perfekten Voodoo-2-Retro-PC. Zum Auftakt stellt C:\B_retro\ die Hardware und deren Spezifikationen im Detail vor: Es geht um Komponenten aus den Jahren 1997 bis 1998 inklusive Intel Pentium II und gleich zwei 3dfx Voodoo 2. Hinzu kommen ein paar ganz besondere Extras.

Mit der Ausgabe 82 startet C:\B_retro\ die erste lose Folge der neuen Mini-Serie „ComputerBase baut den perfekten Voodoo-2-Retro-PC“, in der High-End-Hardware unter anderem von Intel, 3dfx und Creative sowie Pioneer und Quantum aus den Jahren 1997 und 1998 und ihre Spezifikationen vorgestellt werden.

C:\B_retro\Ausgabe_82\

ComputerBase baut den perfekten Voodoo-2-Retro-PC

Mit Sorgfalt ausgesuchte Komponenten sollen innerhalb von drei Folgen in den „perfekten“ Voodoo-2-Retro-PC wandern und am Ende ein voll funktionstüchtiges Setup ergeben. Der Retro-PC wird vom Autor zusammengebaut und in der 100. Ausgabe von C:\B_retro im Rahmen eines Gewinnspiels an die Community verlost. Die Komponenten stammen nicht aus dem ComputerBase-Archiv: Das gebührt an dieser Stelle einem Lob, das der Lektor im Namen der ganzen Redaktion hier gelassen hat. ;-) Zurück zum eigentlichen Text.

Doch alles beginnt zuerst einmal mit der richtigen Hardware. Hierbei mussten aufgrund des Alters der Komponenten selbstverständlich Abstriche gemacht werden, da die Qualität der gebrauchten Retro-Hardware weitaus höher gewichtet wurde als das letzte Prozent an Leistung. Doch jetzt zu den Komponenten.

Die Hardware aus den Jahren 1997 und 1998 stammt unter anderem von Intel, 3dfx und Creative sowie Pioneer und Quantum.

C:\B_retro\Ausgabe_82\Die_Hardware\

Bei der Auswahl der Komponenten, alles Gebrauchtware, die auf eBay zum Verkauf stand, stand neben der bestmöglichen Hardware aus den Jahren 1997 und 1998 vor allem ein möglichst guter Zustand der Teile im Vordergrund.

Zudem ist keine der genutzten Komponenten ein „Fake“, also nicht nicht aus den genannten Jahren. Alles begann mit der passenden CPU für den Gaming-PC. In Folge 1 werden nur Beispielbilder der Hardware gezeigt, präsentiert werden die Komponenten in Folge 2 beim Zusammenbau des perfekten Voodoo-2-Retro-PCs.

Hauptprozessor

Intel Pentium II 333 MHz, („Deschutes“)

Als Prozessor kommt ein mit 333 MHz taktender Intel Pentium II auf Basis der sich seinerzeit seit 1991 in der Entwicklung befindenden P6-Architektur zum Einsatz.

Hierbei handelt es sich aber nicht um die Erstausgabe vom 7. Mai 1997, die unter dem Codenamen „Klamath“ entwickelt wurde und mit 233, 266 und 300 MHz auf den Markt kam, sondern um die erste Revision „Deschutes“, die nicht mehr in 350, sondern in 250 nm gefertigt wurde.

Der 512 KB große L2-Cache sitzt verteilt auf zwei externen Cache-Bausteinen auf dem CPU-Modul, welches wiederum im Slot 1 Platz nimmt, und mit halbem Prozessortakt arbeitet.

Im Vergleich zum „Klamath“ konnte Intel beim „Deschutes“ die Spannung von 2,5 auf 2,0 Volt senken und die Modelle mit 66 MHz Front Side Bus (FSB) auf 333 MHz und mit 100 MHz sogar auf bis zu 450 MHz beschleunigen.

Intel Pentium II („Deschutes“) mit 512 KB L2-Cache
Intel Pentium II („Deschutes“) mit 512 KB L2-Cache (Bild: Qurren, CC BY-SA 3.0)

Die Spezifikationen des Intel Pentium II („Deschutes“) mit 333 MHz lesen sich wie folgt:

  • 333 MHz Taktfrequenz
  • 66 MHz Front Side Bus
  • 7,5 Millionen Transistoren
  • 16+16 KB L1-Cache
  • 512 KB L2-Cache
  • 20,6 Watt TDP
  • 250 nm
  • Slot 1
  • 2,0 V
Intel Pentium II 333 MHz – Spezifikationen

Erschienen ist die CPU am 26. Januar 1998 zu einem UVP von 1.549 DM und kostet heute auf eBay in gutem bis sehr gutem Zustand zwischen 20 und 30 Euro.

Mainboard („Motherboard“)

Abit BH6 mit Slot 1

Als Mainboard oder auch „Motherboard“, wie man früher auch gerne sagte, kommt mit dem Abit BH6 eines der besten und renommiertesten Mainboards für Pentium-II-Systeme zum Einsatz.

Mit dem BH6 stellte Abit 1998 in den Augen vieler Anwender das perfekte Mainboard mit Intels 440BX-Chipsatz für den Intel Pentium II vor. Nachdem es AOpen gelang, mit seinem AX6B eines der besten BX-Motherboards überhaupt zu entwickeln, blickten viele Enthusiasten der damaligen Zeit auf Abit und wurden nicht enttäuscht.

Bereits der Vorgänger, das Abit BX6, war ein ausgezeichnetes Mainboard, welches erhebliche Verbesserungen im Vergleich zur Vorgängergeneration bot, darunter die Möglichkeit, die Kernspannung des Pentium II-Prozessors über das neue SoftMenu II zu ändern, ganz ohne Jumper.

Die Website AnandTech hat noch einen sehr ausführlichen Test aus dem Jahr 1998 online. An dieser Stelle darf dann doch ein kurzer Blick auf die Basis des hier entstehenden Voodoo-2-Retro-PCs geworfen werden.

Abit BH6 im fertigen Voodoo-2-Retro-PC
Abit BH6 im fertigen Voodoo-2-Retro-PC

Seine Ausnahmestellung untermauert das Abit BH6 auch am Markt, wo das Mainboard gebraucht zwischen 100 und 200 Euro in gutem bis sehr gutem Zustand kostet und generalüberholt mit bis zu 450 Euro zu Buche schlägt.

Die Spezifikationen sind auf der original Kartonage des Abit BH6 wie folgt vermerkt:

  • Chipset
    • Intel 440BX (Seattle, FW82443BX) / PIIX4E (FW82371EB)
    • NB/SB interconnection via PCI with 133 MB/s
    • Supports FSB 66/100 (66/100 MHz SDR)
    • Supports Advanced Configuration and Power Interface (ACPI)
    • Supports Universal Serial Bus (USB 1.1)
    • Supports up to AGP 2x (AGP 1.0, 3.3V)
    • Supports PCI v2.1
    • Supports ISA
    • Supports IDE/PATA with up to UDMA33
  • Memory
    • 3 168-Pin DIMM sockets supporting SDRAM
    • Supports up to 3 DIMMs PC66/100
    • Supports up to 256 MiB DIMMs
    • Supports max. 768 MiB RAM
    • Supports Parity
    • Supports ECC
  • Internal I/O
    • 1 AGP
    • 5 PCI
    • 2 ISA
    • 2 PATA/IDE
    • 1 Floppy port
    • 1 WOL header
    • 1 IrDA TX/RX header
    • 1 Creative SB-Link header
Abit BH6 – Spezifikationen

Auch die Website Tom's Hardware hatte das überragende Abit BH6 bereits 1998 in einem großen Vergleichstest unter der Lupe.

Grafikkarten und Beschleuniger

Diamond Monster 3D II mit 3dfx Voodoo²

Wie der Name des Retro-PCs bereits verrät, setzt das System auf den 3D-Grafikprozessor SST-2 der 3dfx Voodoo², die in diesem Fall sogar im Doppelpack als SLI-Verbund aus zwei „großen“ Diamond Monster 3D II mit jeweils dem vollen VRAM-Ausbau von 12 MB bestehen. Davon dienen 8 MB als Textur- und 4 MB als Bildspeicher.

Da sowohl der 3D-Chip als auch der Speicher mit 90 MHz Taktfrequenz betrieben wurden und der Chipsatz eine größere Menge Textur- und Bildspeicher adressieren konnte, stieg die Leistung auf etwa 180 Millionen Texel pro Sekunde.

Neben seinem 4 MB großen Bildspeicher besaß der Voodoo² zusätzlich 4-8 MB Texturspeicher und wurde im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem Voodoo Graphics, im Funktionsumfang erweitert. Erstmals standen unter anderem trilineares Filtering sowie Single Pass Multitexturing auf einem 3dfx-Chipsatz zur Verfügung.

Dadurch war es jetzt auch möglich, zwei identisch ausgestattete Grafikkarten mit Voodoo²-Chip mittels eines kleinen Flachbandkabels im SLI-Modus zu einem Verbund zusammenzuschließen, welcher die Leistung in Auflösungen bis zu 800 × 600 Pixeln noch einmal nahezu verdoppelte und zudem eine Auflösung von 1.024 x 768 Pixel bei gleichbleibender Leistung überhaupt erst ermöglichte.

Die Rechenleistung zweier Voodoo²-Grafikkarten im SLI-Verbund war seiner Zeit weit voraus und so hoch, dass das Gespann selbst mit Prozessoren mit mehr als einem Gigahertz Taktfrequenz noch Leistungszuwächse für sich verbuchen konnte, obwohl solche Prozessoren erst gut zwei Jahre nach dem Voodoo² erschienen.

Ein echter Benchmark-Marathon stammt abermals von PhilsComputerLab, der den Voodoo² sowie zwei Voodoo² im SLI-Verbund in seinem Voodoo 2 (and SLI) Processor Scaling Project (PDF) in 875 Benchmarks mit Prozessoren von Intel Pentium 100 bis hin zum Pentium III-S 1400 getestet hat.

Weitere Details zu den Spezifikationen des Voodoo² (SST-2) können dem offiziellen Referenzhandbuch von 3dfx Interactive entnommen werden.

Diamond Monster 3D II mit Voodoo² von 3dfx Interactive
Diamond Monster 3D II mit Voodoo² von 3dfx Interactive (Bild: vgamuseum, CC BY-SA 3.0)

Grafikkarten mit 3dfx Voodoo² Chip wurden offiziell mit 8 MB und 12 MB VRAM angeboten und wechselten 1998 für 450 DM (8 MB) respektive 600 DM (12 MB) den Besitzer. Auch heute noch ist der 3D-Beschleuniger sehr gefragt und kostet teilweise 100 bis 150 Euro auf eBay.

Elsa Victory Erazor/LT-8 mit Nvidia Riva128

Voodoo (1) und Voodoo² konnten lediglich 3D-Inhalte beschleunigen, den Windows-Desktop ausgeben konnten sie nicht. Daher benötigt der PC noch eine dritte Grafikkarte.

Die Elsa Victory Erazor/LT-8 basiert auf dem Grafikprozessor Nvidia Riva 128 ZX mit dem Codenamen NV3ZX, welcher in 350 nm gefertigt wurde und mit 100 MHz arbeitet, sowie über einen mit 1,6 GB/s angebundenen 8 MB Videospeicher vom Typ SDRAM.

Nvidia Riva 128 ZX („NV3ZX“) wurde in 350 nm gefertigt
Nvidia Riva 128 ZX („NV3ZX“) wurde in 350 nm gefertigt (Bild: Hyins, CC0 1.0)

Die Nvidia Riva 128 und 128 ZX sowie der Nachfolger Nvidia Riva TNT und TNT2 wurden seinerzeit sehr gerne mit einer 3dfx Voodoo² kombiniert und bieten ein ordentliches 2D-Bild für den Desktop und Anwendungen.

Je nach Zustand wird die Grafikkarte heute für 25 bis 75 Euro bei eBay gehandelt, wobei es immer wieder zu stärkeren Schwankungen kommt.

Haupt- oder Arbeitsspeicher

384 MB PC-100 SDRAM von Infineon

Seinerzeit wurden solche Voodoo-2-Gaming-PCs mit 64 bis 128 MB SDRAM betrieben. Im Retro-PC von ComputerBase hingegen wurde der Vollausbau mit dreimal 128 MB PC-100 SDRAM aus dem Hause Infineon, die eine CAS Latenz von 2 Zyklen (CL2) besitzen, genutzt.

  • 384 MB Hauptspeicher von Infineon
    • 3 × 128 MB PC-100 SDRAM
    • 8 ns Zugriffszeit
    • DIMM-Module
    • CL2 2-2-5
384 MB PC-100 SDRAM – Spezifikationen

Wirklich ordentliche Riegel dieser Größe kosten heute zwischen 10 und 15 Euro.

Soundkarte

Creative Sound Blaster AWE64 Gold

Im November des Jahres 1996 krönte Creative Technology mit der als besten Soundkarte ihrer Zeit geltenden Sound Blaster AWE64 Gold die kurz vor der Ablösung stehende Industry Standard Architecture und den ISA-Port. Noch heute ist die gefeierte Nachfolgerin der Sound Blaster AWE32 die erste Wahl in vielen Retro-PCs.

Die Sound Blaster AWE64 Gold vereint das gesamte Featureset seiner Vorgängerin Sound Blaster AWE32 auf einem signifikant kleineren PCB und bietet zudem zahlreiche bemerkenswerte Verbesserungen.

Creative Sound Blaster AWE64 Gold
Creative Sound Blaster AWE64 Gold (Bild: Konstantin Lanzet, GNU FDL)

Neben einer deutlich größeren Polyphonie bot die Sound Blaster AWE64 Gold eine stark verbesserte On-Board-Schaltung, die das Signal-Rausch-Verhältnis und die allgemeine Signalqualität im Vergleich zu den teils recht stark rauschenden Sound Blaster 16, Sound Blaster 32 und Sound Blaster AWE32 deutlich erhöhte.

Vergoldete Ausgänge und eine höhere Integration der Bauteile, welche die Soundkarte kompakter machte und die Leiterbahnführung zu den Chips reduzierte, halfen dabei, die Menge an rauschverursachenden Signalwegen zu verringern.

Mit der Sound Blaster AWE64 ging Creative Technology in Sachen Speicherausbau zudem von 30-poligen FPM-DRAM zu proprietären RAM-Erweiterungsmodulen über, die nur von Creative Technology selbst hergestellt und verkauft wurden.

Während die Sound Blaster AWE32 noch mit 512 KB Sampler-RAM auskommen musste, besaß die Sound Blaster AWE64 Gold insgesamt 4 MB.

Die Sound Blaster AWE64 Gold mit der internen Bezeichnung CT4390 basierte auf dem Signalprozessor EMU-8000 und erweiterbaren 4 MB Sound-RAM und war für den ISA-Port ausgelegt.

  • 16 Bit, Stereo
  • EMU-8000 Signalprozessor
  • 4 MB Sound- und Sampler-RAM (erweiterbar)
  • 5 kHz bis 44,1 kHz Sampling-Rate
  • 64 Stimmen
  • 20-Bit-DAC
  • ISA-Port
Creative Sound Blaster AWE64 Gold – Release Notes

Gut erhaltene Modelle der Creative Sound Blaster AWE64 Gold gehen bei eBay ab rund 120 Euro über die Ladentheke, sehr gute auch gerne für über 200 Euro.

Sonstiges

Festplatten, CD-ROM und Betriebssystem

Eines der mittlerweile äußerst seltenen Highlights ist auch das 32-fach Speed CD-ROM-Laufwerk von Pioneer mit Slot-in, welches heute für 60 bis 100 Euro gehandelt wird. Die Festplatten stammen von Quantum.

  • Festplatten
    • 1 × 6,4 GB Quantum Fireball (System)
    • 2 × 8,4 GB Quantum Fireball (Daten)
  • CD-ROM-Laufwerk
    • Pioneer DR506S
    • 32 × CD-ROM-Drive
    • SCSI-Controller
Sonstige Komponenten

Als Betriebssystem kommt die am 5. Mai 1999 von Microsoft veröffentlichte Zweitausgabe Windows 98 SE („Second Edition“) zum Einsatz. Im nächsten Teil der Serie, die im August erscheinen wird, wird der perfekte Voodoo-2-Retro-PC zusammengebaut und das Betriebssystem installiert.

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