Razer HyperPolling Dongle im Test: Kabellose 4.000-Hz-Sensorik beeindruckt und frisst Akku

Fabian Vecellio del Monego
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Razer HyperPolling Dongle im Test: Kabellose 4.000-Hz-Sensorik beeindruckt und frisst Akku

Als erster Hersteller bietet Razer mit dem HyperPolling Wireless Dongle für Funkmäuse eine native USB-Abfragerate jenseits der seit Jahren üblichen 1.000 Hz. Im Test erweist sich die 4.000-Hz-Technik als spürbare Verbesserung und wegweisende Entwicklung, wenngleich Kompromisse und eine ohnehin schon teure Maus nötig sind.

Bereits Anfang 2021 stellte Razer mit der Viper 8KHz (Test) die erste Gaming-Maus mit einer USB-Abfragerate von 8.000 Hz vor, seitdem folgten einige weitere Hersteller. Kabellos beherrschte bislang allerdings kein einziges Modell nativ mehr als 1.000 Hz – auch nicht Razers im Laufe der letzten Monate erschienene Pro-Dreifaltigkeit bestehend aus Viper V2 Pro (Test), DeathAdder V3 Pro (Test) und Basilisk V3 Pro. Im Gegensatz zur Viper 8KHz verfügen die drei Eingabegeräte nicht über einen Highspeed-USB-Controller, sondern über eine für 1.000 Hz ausgelegte Full-Speed-MCU. Und ohnehin gab Razer zum Start der kabelgebundenen 8.000-Hz-Maus zu verstehen, dass derart hohe Polling-Raten drahtlos nicht machbar seien. Eineinhalb Jahre später sieht das jedoch schon anders aus. Tatsächlich stellte zunächst G Wolves mit der Hati S Plus eine kabellose Sensorik mit 4.000 Hz in Aussicht, konnte aber keinen Releasezeitraum nennen. Razer kommt dem Nischenhersteller mit dem HyperPolling Wireless Dongle jetzt allerdings zuvor.

Mehr als 1.000 Hz sind nicht neu – aber in dieser Form schon

Auf die Fragen, wie derart hohe USB-Abfrageraten bei Gaming-Mäusen in der Theorie funktionieren und ob all das überhaupt Sinn ergibt, finden Leser in den beiden verlinkten Kapiteln des Tests der Viper 8KHz Antworten. Darum soll es an dieser Stelle nicht erneut gehen, sondern um kabellose Abfrageraten oberhalb von 1.000 Hz. Aber auch das hat es bereits gegeben – wenngleich nicht ordentlich umgesetzt.

So experimentierten in der Vergangenheit bereits einige Hersteller mit kabellosen Polling-Raten von 2.000 oder 3.000 Hz – beispielsweise Corsair mit der Dark Core (Test) und der Sabre Wireless (Test) respektive Mad Catz mit der R.A.T. Pro X3 (Test). Die konkreten Umsetzungen waren aber mehr schlecht als recht. Anstelle einer verbesserten Datenübertragung mit einer höheren nativen Frequenz wurden die schnelleren USB-Abfrageraten durch die Kombination zweier oder dreier paralleler Datenkanäle erreicht. Da dies jedoch ohne Synchronisierung geschah, machten die Nachteile eines inkonsistenten Signals die potenziellen Vorteile mehr als nur zunichte.

Razer hingegen bietet mit dem nach unverbindlicher Preisempfehlung 35 Euro teuren, separat zu den neuen drei Pro-Mäusen erhältlichen HyperPolling Wireless Dongle tatsächlich native kabellose USB-Abfrageraten von 2.000 oder 4.000 Hz. Auf Reddit gab der Hersteller zu verstehen, dass der Funkadapter nicht von vornherein mit den gemäß unverbindlicher Preisempfehlung ab 160 Euro erhältlichen und damit ohnehin bereits außerordentlich teuren Mäusen geliefert werden konnte, weil die Technik vor einigen Monaten einerseits nicht fertig oder erprobt war und andererseits gar nicht absehbar gewesen sei, ob die Umsetzung überhaupt gelingen würde.

Der HyperPolling Wireless Dongle

Nun aber zur Technik. Während gängige 1.000-Hz-Verbindungen in der Regel über beinahe winzige USB-Funkadapter realisiert werden, die sich an der Rückseite des eigenen Rechners direkt ins Mainboard stöpseln lassen, handelt es sich beim HyperPolling Wireless Dongle um einen kleinen Klotz am Kabel. Von zahlreichen High-End-Funkmäusen sind bereits „Adapter-Adapter“ bekannt, mit denen der Dongle an das USB-Kabel angeschlossen und somit nicht in einiger Entfernung von der Maus, sondern direkt vor ihr platziert werden kann, um USB-3.0-Steckplätze als übliche Störquelle für 2,4-GHz-Funkverbindungen fernzuhalten.

Und eben um diese Konstellation handelt es sich auch hier – Razer sieht vor, dass Nutzer den 4.000-Hz-Funkadapter möglichst nahe vor der Viper V2 Pro, DeathAdder V3 Pro oder Basilisk V3 Pro platzieren. Das liegt darin begründet, dass eine USB-Abfragerate von 2.000 oder gar 4.000 Hz im Vergleich zu 1.000 Hz wesentlich anfälliger für Interferenz durch konkurrierende Funkverbindungen ist oder aber schlicht und ergreifend Probleme bei geringer Signalstärke bekommt. Wird der HyperPolling Wireless Dongle zu weit von der verbundenen Maus entfernt, hinter einem Metallgehäuse versteckt oder aber in unmittelbarer Nähe zu einem WLAN-Router platziert, fällt die Abfragerate mitunter empfindlich ab.

Ein Fallback zu den weniger anspruchsvollen 1.000 Hz ist dabei allerdings nicht vorgesehen, sodass die Maus im schlimmsten Fall gar nicht mehr funktioniert, falls plötzlich zu starke Interferenz auftritt. Bei der seitens Razer vorgesehenen Nutzung mit rund 30 bis 50 cm Abstand zur DeathAdder V3 Pro geschah das allerdings nie.

Auch nach Rücksprache mit dem Hersteller nicht abschließend geklärt werden konnte die Frage, wie die hohe Polling-Rate überhaupt realisiert wird. Da die drei Funkmäuse wie eingangs erwähnt nur über einen Full-Speed-Mikrocontroller verfügen, muss sich die Umsetzung zwangsläufig von der in der Viper 8KHz unterscheiden. Mutmaßlich verfügt der größere 2,4-GHz-Dongle über zwei Mikrocontroller – einen zur Verwaltung des USB-Highspeed-Datenstroms und einen für das 2,4-GHz-Funksignal. Eine passende MCU, die beides gleichzeitig unterstützt, wäre hingegen ein Novum. ComputerBase hat Razer mehrfach um Details gebeten, aber nie eine zielführende Antwort erhalten.

Eindeutiger ist die Lage beim Maussensor. Es handelt sich um den von Razer in Kooperation mit PixArt entwickelten und erstmals eingesetzten PAW-3950, der letztlich eine Weiterentwicklung des im Jahr 2019 erschienenen PAW-3399 darstellt und vorerst exklusiv Razer zur Verfügung steht. Erwähnenswert ist an dieser Stelle noch der PAW-3395, der wiederum einen Zwischenschritt darstellt und allen Mausherstellern frei zur Verfügung steht. Die drei genannten Sensoren verbindet ihre ungewöhnlich hohe Framerate: Ihnen ist es möglich, 8.000 Messungen pro Sekunde vorzunehmen und daher eine USB-Abfragerate von 8.000 Hz vollständig und konstruktiv auszureizen. Im Fall der kabellosen Umsetzung per HyperPolling Wireless Dongle liegen freilich maximal 4.000 Hz an. Nichtsdestoweniger stellt der PAW-3950 die bestmögliche Basis für derartige Unterfangen dar.

Die DeathAdder V3 Pro bei 4.000 Hz

Um eine der drei Pro-Mäuse in der Praxis mit 2.000 oder 4.000 Hz zu betreiben, ist zunächst eine aktuelle Version von Razer Synapse 3 nötig. Für frühe Käufer der Viper V2 Pro, die vor dem HyperPolling Wireless Dongle erschien, ist überdies ein Firmware-Update nötig, das über einen externen Installer aufgespielt werden muss. Und auch der Adapter selbst braucht gegebenenfalls ein Firmware-Update, was über Synapse geregelt wird. Anschließend kann der Dongle mit einer Maus gekoppelt werden. Sollten zwei oder mehr kompatible Eingabegeräte angeschlossen sein, fragt Synapse nach, mit welchem eine Verbindung hergestellt werden soll.

Nachdem diese Schritte erfolgreich durchgeführt wurden, liegen aber noch immer keine 4.000 Hz an – ab Werk ist der Dongle auf 1.000 Hz eingestellt. Die Sensorik der DeathAdder V3 Pro gibt folglich ein bekanntes Bild ab: Der PAW-3950 arbeitet im Rahmen menschlicher Wahrnehmung fehlerfrei und die Verbindung könnte stabiler kaum sein. Folglich werden Mausbewegungen so präzise in Mauszeigerbewegungen umgesetzt wie bei quasi keiner anderen Maus, abgesehen von der Viper V2 Pro und Basilisk V3 Pro. Im Diagramm zeigt sich das in nahezu perfekt kohärenten Messpunkten.

Dass das Ergebnis dennoch derart opulent ausfällt, liegt unter anderem in MotionSync begründet. Es handelt sich um eine Synchronisierung der Sensor-Framerate, der internen Datenverarbeitung der Maus und der USB-Abfragerate. Im Grunde genommen arbeitet die Technik ähnlich wie FreeSync bei Grafikkarten und Bildschirmen: Einzelne Arbeitsschritte werden so aufeinander abgepasst, dass möglichst kein Leerlauf und keine Wartezeiten entstehen. Vom Sensor erfasste Daten werden von der DeathAdder V3 Pro schnellstmöglich zu Datenpaketen geschnürt und im exakten 1-ms-Takt an den PC gesendet: Nicht nur vergeht stets exakt gleich viel Zeit zwischen zwei Updates, auch der zeitliche Abstand zwischen zwei Messpunkten bleibt identisch.

Besser als mit 1.000 Hz, aber nicht perfekt

Eingetragen im Koordinatensystem von gemessener Bewegung in Counts und vergangener Zeit in ms, ergibt sich daher auch ohne Interpolation eine durchgehende und glatte Linie. Anders als bei kabellosen Mäusen, die nicht auf einen PAW-3399, PAW-3395 oder PAW-3950 zurückgreifen und daher in jedem Fall ohne MotionSync arbeiten – hier repräsentiert von Logitechs G Pro X Superlight (Test) und Roccats Kone Pro Air (Test).

Das alles wiederum ist so weit aus den Tests der entsprechenden Razer-Eingabegeräte bereits bekannt. Neu ist hingegen die Option auf 2.000 oder 4.000 Hz. Darum soll es jetzt gehen. Wird der HyperPolling Wireless Dongle in Synapse auf eine USB-Abfragerate von 4.000 Hz gestellt, scheint erst einmal nicht zu passieren. Wird die DeathAdder V3 Pro anschließend bewegt, fühlt sich der Mauszeiger allerdings merkwürdig schneller an – obschon die Sensorauflösung gleich geblieben ist. Und ein Blick in die Messungen bestätigt: Die 4.000 Hz liegen stabil an. Nun gut, nicht so stabil wie die 1.000 Hz zuvor und auch nicht so stabil wie 4.000 Hz übers Kabel: Die Updates kommen nicht mehr perfekt gleichmäßig an und selten sind es auch nur drei und nicht vier pro Sekunde. Aber im Gegensatz zu bisherigen kabellosen Implementierungen ist auf den ersten Blick sichtbar, dass es sich um eine native Implementierung handelt.

In der Detailbetrachung fällt indes auf, dass aufeinanderfolgende Datenpakete teils mit einem größeren möglichen Delta einhergehen: Die gezeichnete Linie ist schlicht und ergreifend nicht mehr ganz so glatt. Das ist schon bei der Betrachtung der Rohdaten der vertikalen Mausbewegung in Form der xCounts sichtbar, wird aber insbesondere beim Blick auf die davon abgeleitete Geschwindigkeit xVelocity sichtbar.

Wird aus den gemessenen Counts unter Zuhilfenahme der verstrichenen Zeit und der bekannten Sensorauflösung in Counts per Inch die Geschwindigkeit der Maus zu jedem Zeitpunkt errechnet, ergibt das bei 1.000 Hz eine noch relativ glatte Kurve mit wenigen Ausreißern, bei 4.000 Hz allerdings weit gesprenkelte Minima und Maxima. Es kommt also insbesondere dann zu deutlich weniger gleichmäßigen Datenpaketen, wenn die Maus abgebremst und in die entgegengesetzte Richtung beschleunigt wird.

Eine mögliche Erklärung für dieses Verhalten wäre ein Verzicht auf MotionSync bei kabellosen USB-Abfrageraten jenseits der 4.000 Hz. Da die drei kompatiblen Mäuse bei Anbindung per Kabel weiterhin auf 1.000 Hz limitiert sind, lässt sich nicht nachvollziehen, ob der PAW-3950 grundsätzlich derartige Messergebnisse liefert oder die beobachteten Effekte der kabellosen HyperPolling-Technik geschuldet sind. Der Blick auf die Viper 8KHz verrät aber, dass zumindest bei 8.000 Hz auch mit Kabel kein MotionSync zustande kommt. Jene Maus arbeitet allerdings mit einem PAW-3399 – und die Fähigkeit, auch bei höheren USB-Abfrageraten noch genug Leistungsreserven für MotionSync zu haben, ist eigentlich ein Grundpfeiler des PAW-3950-Pakets. Vielleicht arbeitet MotionSync bei 4.000 Hz folglich einfach nicht so effektiv wie bei 1.000 Hz. Die Redaktion bat Razer dementsprechend um eine Erklärung, erhielt aber lediglich ausweichende und unpräzise Antworten aus der PR-Abteilung.

Eine höhere temporale Auflösung ist der größte Vorteil

In der Praxis allerdings macht all das eigentlich keinen relevanten Unterschied. Zwar laufen die 4.000 Hz nicht perfekt, bieten aber nichtsdestoweniger bereits auf dem Desktop im direkten Vergleich eine merkliche Verbesserung zu 1.000 Hz, wie im Test mit einem 144-Hz-Display festgestellt wurde. Der Unterschied fällt wenig überraschend noch subtiler aus als beim Sprung auf 8.000 Hz, spürbar ist er aber allemal: Die Bewegung des Mauszeigers fühlt sich ein wenig flüssiger an. Der primäre Vorteil der höheren Abfragerate ist dabei abermals die höhere temporale Auflösung – dass die Position des Zeigers präziser ermittelt und dargestellt wird, macht einen größeren Unterschied als die minimal schnellere Aktualisierung.

Ein Beispiel: Wenn mit der Maus binnen kürzester Zeit eine schnelle Flick-Aim-Bewegung vollzogen wird, kann es bei 1.000 Hz durchaus passieren, dass potenzielle Mess-Aussetzer – und die lassen sich leider niemals ganz vermeiden – oder ein ungünstiges Timing die Mauszeigerbewegung derart beeinflusst, dass die intendierte Bewegung gar nicht exakt zustande kommt und beispielsweise eine gerade Linie anstelle einer Kurve gezeichnet wird. 4.000 Hz bieten allerdings aufgrund der höheren Anzahl an Messpunkten pro Intervall genug Spielraum, damit selbst bei Aussetzern eine höhere Auflösung der Bewegung möglich ist.

Das gleiche Prinzip greift auch bei den Update-Intervallen: Selbst wenn der Maus oder dem HyperPolling Wireless Dongle zwei aufeinanderfolgende Datenpakete verloren gehen, das dritte und vierte Paket aber erfolgreich übertragen werden, ist die resultierende Mauszeigerbewegung noch präziser als mit einer perfekt arbeitenden 1.000-Hz-Maus. 4.000 Hz bieten also auch den Vorteil, deutlich weniger anfällig gegenüber einzelnen Aussetzern zu sein.

Kinderkrankheiten und ein großer Nachteil

Zumindest bei der Sensorik selbst – denn softwareseitig ist noch immer das Gegenteil der Fall. Einzelne, vor allem ältere Spiele kommen mitunter nicht mit USB-Abfrageraten jenseits der 1.000 Hz zurecht und reagieren mit nicht nachvollziehbaren oder sehr abgehackten Zeiger- respektive Fadenkreuzbewegungen. Abseits sei angemerkt, dass 2.000 oder 4.000 Hz auch höhere Anforderungen an den Prozessor stellen, der die eingehenden Datenpakete verarbeiten muss. Bei einem modernen Gaming-PC mit zwölf CPU-Threads oder mehr ist das allerdings in der Regel zu vernachlässigen und wirkt sich nicht negativ auf die Leistung in Games aus.

Razer HyperPolling Wireless Dongle, Viper V2 Pro & DeathAdder V3 Pro
Razer HyperPolling Wireless Dongle, Viper V2 Pro & DeathAdder V3 Pro

Aber apropos CPU: Das Kabel, an das der HyperPolling Wireless Dongle gesteckt ist, sollte nach Möglichkeit in einem USB-Steckplatz stecken, der direkt an die CPU angebunden ist, und nicht in einem, der über den Mainboard-Chipsatz oder (noch schlimmer) einen USB-Hub realisiert wird. Entsprechende Informationen sind aus dem Blockdiagramm des entsprechenden Mainboards respektive Chipsatzes zu beziehen. Abseits dessen wird mindestens Windows 8 vorausgesetzt, weil ältere Windows-Versionen den Umgang mit USB-Interrupts unter 1 ms nicht beherrschen.

Hilfe, meine Fenster hängen am Bildschirmrand fest

Aber auch mit Windows 8 oder Windows 10 läuft nicht unbedingt alles reibungslos. Nutzer mit mehreren Bildschirmen und aktiviertem Snap-Feature zum Andocken von Fenstern am Bildschirmrand stehen vor dem Problem, dass es bei 4.000 Hz schwer fällt, Fenster über besagten Bildschirmrand zu ziehen: Sie hängen quasi fest. Um sie dennoch auf einen anderen Monitor zu bekommen, muss die Mausbewegung recht schnell erfolgen. Die Ursache findet sich in der wohl oder übel unsauberen Umsetzung des Snap-Features: Windows reagiert nicht auf die tatsächliche Geschwindigkeit der Maus, sondern auf die Anzahl an Counts einzelner Datenpakete.

Im Fall des Testsystems mit zwei UHD-Bildschirmen sind rund 4 oder mehr Counts pro Datenpaket nötig, um ein Fenster über den Andockbereich hinwegzubewegen. Bei 1.000 Hz sind das folglich 4 Counts pro ms, dementsprechend aber 16 Counts pro ms bei 4.000 Hz: Die gemessenen Counts pro Paket sinken auf ein Viertel, weil sie eben auf vier Datenpakete pro Sekunde aufgeteilt werden. Zwar lässt sich das Problem durch entsprechend zügige Fensterbewegungen umgehen, nervig ist es dennoch. Microsoft ist die Baustelle in Windows 11 inzwischen angegangen, Windows 10 ist allerdings weiterhin betroffen.

Die Akkulaufzeit leidet beträchtlich

Das größte Manko findet sich aber bei der Akkulaufzeit. Auch sie wurde bei 4.000 Hz im Vergleich zu 1.000 Hz geviertelt. Ungefähr zumindest, denn die DeathAdder V3 Pro senkt die Polling-Rate dynamisch, wenn die Maus nicht schnell genug bewegt wird, damit der Sensor sinnvoll mit 4.000 FPS arbeiten kann. Viel hilft das in der Praxis allerdings nicht. Die verbleibenden rund 24 Stunden Laufzeit sind deutlich einschränkend, machen sie doch ein Aufladen der Maus alle paar Tage statt alle zwei Wochen nötig. Und wer das Eingabegerät nicht ausschließlich zum kompetitiven Shooter-Spielen verwendet, macht sich das Leben unnötig schwer: In weniger fordernden Anwendungen sind 4.000 Hz recht unnötig.

In diesem Kontext als äußerst hilfreich erweist sich die über Synapse umfangreich mögliche Programmierung der Maus. So ist es einerseits möglich, die DeathAdder V3 anzuweisen, standardmäßig mit 1.000 Hz zu arbeiten und lediglich beim Starten ausgewählter Spiele auf 4.000 Hz zu wechseln. Andererseits lässt sich die USB-Abfragerate an selbst erstellte Profile koppeln, die wiederum per Knopfdruck durchgeschaltet werden können. Kontraproduktiv ist jedoch, dass Razer die Fähigkeiten des internen Speichers bei den drei kompatiblen Eingabegeräten wesentlich reduziert hat: Für viele Aktionen ist eine im Hintergrund laufende Synapse-Software vonnöten. Wer also nicht bereit ist, das Programm dauerhaft aktiv zu haben oder verschiedene Mäuse zum Spielen und für den PC-Alltag zu verwenden, muss mit dem HyperPolling Wireless Dongle mitunter auf viel Komfort verzichten.

Fazit

Der HyperPolling Wireless Dongle funktioniert. Allein das ist schon eine bemerkenswerte Feststellung, nachdem USB-Abfrageraten jenseits der 1.000 Hz bei kabellosen Mäusen bislang allesamt fürchterlich umgesetzt waren. Razer hingegen schafft es erstmals, bis zu 4.000 Hz annehmbar stabil auch ohne Kabel umzusetzen. Viper V2 Pro, DeathAdder V3 Pro und Basilisk V3 Pro bieten mit dem separat erhältlichen Dongle eine merklich geringere Latenz und höhere temporale Auflösung. Das ist beeindruckend und zeigt, was im Jahr 2022 technisch möglich ist und wohin die Entwicklung in den nächsten Jahren voraussichtlich gehen wird. Die Vorteile der höheren Polling-Raten sind sowohl messbar als auch spürbar – abermals.

Razer HyperPolling Wireless Dongle, Viper V2 Pro & DeathAdder V3 Pro
Razer HyperPolling Wireless Dongle, Viper V2 Pro & DeathAdder V3 Pro

Aber ist das Ganze auch sinnvoll? Nun ja, in zwei Szenarien. Im ersten wird ein professioneller und ambitionierter E-Sportler im kompetitiven Spiel technisch vom eigenen Equipment – in diesem Fall der USB-Abfragerate der Maus – limitiert. Dann ergibt es freilich Sinn, zu Razers teuren 4.000-Hz-Lösungen zu greifen. Oder aber: Einem enthusiastischen Spieler sind die mit dem HyperPolling Wireless Dongle und 4.000 Hz eingehenden Probleme und Einschränkungen beim Streben nach dem Besten vom Besten egal, weil ein jedweder Vorteil für die Rangliste oder jedwede mögliche Verbesserung des Spielgefühls mitgenommen werden soll. Auch dann erklärt sich der Griff zu Razers Angebot von selbst.

Allerdings gilt im ersten Fall die ernüchternde Erkenntnis, dass es sich bei der Viper V2 Pro und der DeathAdder V3 Pro ohnehin um die bereits besten Shooter-Mäuse am Markt handelt. Dass ein Spieler, möge er noch so gut sein, tatsächlich und nachhaltig in seinen Fähigkeiten von den beiden Eingabegeräten zurückgehalten wird, ist überaus unwahrscheinlich. In der Realität dürften die Kunden des HyperPolling Wireless Dongle folglich beinahe ausschließlich dem zweiten Szenario angehören. Und ja: Wer eine derart teure E-Sport-Maus kauft, scheut offensichtlich keine Kosten. 4.000 Hz sind da der logische nächste Schritt und für Maus-Enthusiasten durchaus einen Blick wert, sofern Käufer sich der Nachteile gewahr sind.

Eine allgemeine Empfehlung ist der 4.000-Hz-Funkadapter aber freilich nicht. Zu gering ist der Nutzen und zu hoch der Verlust an Akkulaufzeit, als dass die Technik tatsächlich eine Bereicherung für Spieler darstellen kann, die nicht explizit an Eingabegeräten interessiert sind. Und außerdem ist die Technik mit einem Preis von über 200 Euro für Maus und Dongle extrem kostspielig. In erster Linie bleibt der HyperPolling Wireless Dongle somit eine Machbarkeitsstudie und eine Machtdemonstration Razers: Der Hersteller schafft mit 4.000 Hz, woran die Konkurrenz bereits bei 2.000 oder 3.000 Hz gescheitert ist, und hat drei kabellose Mäuse im Portfolio, die bei der Sensorik beinahe jedes kabelgebundene Gaming-Modell alt aussehen lassen.

ComputerBase wurden der HyperPolling Wireless Dongle, die Viper V2 Pro und die DeathAdder V3 Pro leihweise von Razer zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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