DualSense Edge für PS5 im Test: Sonys Antwort auf den Xbox Elite Controller

Max Doll
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DualSense Edge für PS5 im Test: Sonys Antwort auf den Xbox Elite Controller

Sonys Antwort auf den Xbox Elite Controller ist da. Sie hat alle Kennzeichen eines Luxus-Gamepads, aber nicht alles, was PlayStation-Nutzer brauchen. Denn das rund 240 Euro teure Eingabegerät macht vieles richtig, ist aber kein universelles Upgrade zum Standardcontroller.

Weniger Rücktasten in neuen Formen

Ein erster Blick auf das Datenblatt stellt den DualSense Edge als Elite-Controller für die PlayStation 5 vor. Weichere, leichtgängigere Buttons, gummierte Griffe sowie das Hartplastik-Case für Controller und Zubehör lassen den Luxusaspekt gegenüber dem klassischen Controller präsent werden. Ranggleich ergibt sich ein differenziertes Bild, denn Sony bietet einerseits mehr, andererseits weniger als andere Elite-Controller. Triggersperren gibt es in zwei Stufen, die sich damit feiner dosieren lassen, Zusatztasten auf der Unterseite aber nur zwei Stück. Dafür hat der Edge-Controller zwei Formen für die Rücktasten im Gepäck.

Die länglichen Tasten lassen sich, werden sie der Form des Controllers folgend montiert, beim Edge ebenso bequem betätigen wie überall sonst auch. Diese eng anliegende „Normalform“ hat sich bei Luxus-Controllern nicht umsonst als Standard etabliert und erlaubt eine angenehme Handhaltung und ein müheloses Auslösen.

Bei Sony können die Rücktasten abweichend in „Pedalform“ montiert werden, was die Bedienung mit den Fingerspitzen ermöglicht. Dadurch können die Paddles wie eine normale Taste betätigt werden, das Betätigen fühlt sich präziser an. Voraussetzung sind eher kleinere Finger, schon bei mittlerer Größe sind die Greifer immer leicht gespannt. Alternativ kann das Gamepad mit halb runden Rücktasten ausgestattet werden. Sie wollen mit der Seite des Mittelfingers bedient werden, der dazu auch aus der Ruheposition genommen werden muss – wirklich bequem ginge anders.

Umgedreht drücken die Fingerkuppen auf die Tasten
Umgedreht drücken die Fingerkuppen auf die Tasten
Die eng anliegende Montage verspricht den größten Komfort
Die eng anliegende Montage verspricht den größten Komfort
Alternativ können halbrunde Tasten genutzt werden
Alternativ können halbrunde Tasten genutzt werden

Tauschbare anstelle von besseren Sticks

Eindeutig zum Vorteil gereicht dem Pad der vollständige Austausch von Thumbsticks. Werkzeug ist dazu nicht nötig: Die Faceplate wird über einen Schalter auf der Unterseite gelöst, ein Hebel löst anschließend das Stick-Modul – eine, wenn auch nicht die beste Möglichkeit, das Problem von Stick-Drift zu lösen. Sie sollte keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass die Selbstreparatur den Kern des Problems nicht antastet. So einfach und schnell der Tausch geht, so sehr die Umsetzung des Vorgangs begeistert: Zum Preis von 240 Euro hätte zunächst das qualitativ Machbare ausgereizt werden dürfen. Abzuwarten bleibt, ob alternative Sticks von Drittanbietern weitergehende Möglichkeiten der Anpassung oder technischer Upgrades schaffen.

Kappen und Thumbsticks lassen sich werkzeuglos ausbauen
Kappen und Thumbsticks lassen sich werkzeuglos ausbauen

Kappen lassen sich ebenfalls austauschen. Standesgemäß kann zwischen nach innen und nach außen gewölbten Modellen gewählt werden, die in zwei Höhen verfügbar sind. Die Form der PlayStation-3-Sticks zu nutzen, ist eine Geschmacksfrage – hier überzeugt sie weniger. Gehalten werden die Stick-Aufsätze bei Sony über ein Klicksystem, das fest einrastet. Ein- und Ausbau fühlen sich gewöhnungsbedürftig an und lassen befürchten, etwas kaputt zu machen. Der Sitz ist dabei aber absolut fest und unterscheidet sich nicht von dem des DualSense-Pads. Eine gute Lösung: Am Ende fühlt sich der DualSense Edge trotz Modularität genauso an wie das normale Pad mit fest installierten Komponenten – egal wie stark man gegen die Sticks kommt.

Individuell komfortabler

In Spielen bringen Modularität und Flexibilität wenig Handfestes. Man mag ein wenig schneller reagieren oder in manchen Situationen etwas besser zurechtkommen, am Ende bleibt auch der Edge allerdings ein Komfortgewinn. Echte, unverzichtbare Gewinne haben aber allenfalls professionelle Berufsspieler, weniger die Couchgamer für ihr Feierabendspiel. Komfort gewinnt das Spiel durch die Anpassung in der Form, aber auch der Funktion.

Triggersperren funktionieren so gut wie anderswo. Sie bei Bedarf zu Tasten zu machen, bringt in Shootern gefühlte Agilitätsgewinne. Erneut gibt es sie aber nur mit Kompromiss: adaptive Trigger funktionieren dann nicht mehr. Das ist ungeschickt, denn sie sind gut umgesetzt ein erheblicher Immersionsgewinn. Auch Extratasten auf der Unterseite haben ihren Wert schon längst unter Beweis gestellt, sei es, um in Shootern schnell zu schlagen oder in Rennspielen angenehm zu schalten. Weil es hier nur zwei gibt, muss die Hand dennoch immer mal wieder vom rechten Stick genommen werden, um eine Taste zu drücken.

FN-Tasten dienen dem Profilwechsel
FN-Tasten dienen dem Profilwechsel
Trigger können in zwei Schritten verkürzt werden
Trigger können in zwei Schritten verkürzt werden

Den Workaround für diese eigentlich halbherzige Lösung liefert Sony gleich mit. Tasten können beim Edge frei belegt werden, man kann sich so die unwichtigsten Funktionen beiseite legen. Dabei zeigt Sony, was den Edge auf der PlayStation in die Poleposition bringt. Er profitiert von einer maßgeschneiderten Integration in das Betriebssystem der Konsole.

Die Software spielt mit Heimvorteil

Über die beiden FN-Tasten darf zu jedem Zeitpunkt der Konfigurationsdialog auf den Bildschirm geholt werden, wo sich Tastenbelegungen, Empfindlichkeiten und Totzonen feintunen lassen. Sony geht bei diesem Vorgang mit Vorgaben und Tipps zur Hand, die eine Orientierung verschaffen. Beim Profilwechsel – vier Profile können vorgewählt werden – hilft eine On-Screen-Anzeige. Über das Umbelegen aller Tasten geht jedoch auch Sony nicht hinaus, Tastenkombinationen oder Makros bleiben tabu.

Das alles wirkt, als würde es fest zum PlayStation-Konzept gehören, erleichtert es, einen Nutzen aus dem vielen Konfigurationsmöglichkeiten zu ziehen, und integriert häufiges Tüfteln in den Spiele-Alltag. Hier hat jemand mitgedacht und sich Gedanken über den Sinn und Einsatzzweck der angedachten Features gemacht. Etwas sollte man aber auch tüfteln wollen, damit sich der Kaufpreis in irgendeiner Form rentiert. Und noch eine wichtige Voraussetzung gibt es, denn auf dem PC lässt sich der Edge aktuell weder nutzen noch konfigurieren – das Pad ist ein „PS5-Exclusive“.

Ein ganz anderer Haken ist die Laufzeit. Sie bleibt schwer zu quantifizieren, weil sie beim DualSense davon abhängt, wie sehr ein Spiel die Funktionen des Controllers u. a. in Form der adaptiven Trigger auslastet. Die Ausdauer bewegt sich aber, das war schon im Vorfeld klar, beim Edge in die falsche Richtung, da Sony den Akku verkleinert hat. Erfahrungswerte im Netz lassen darauf schließen, dass 25 bis 33 Prozent früher zurück ans Ladekabel gewechselt werden muss.

Als ideal hat sich erwiesen, Laden zur Routine nach jeder Sitzung werden zu lassen, um nicht in Nöte zu geraten. Gleich ganz auf Kabel zu wechseln, hat Sony ebenfalls vorgesehen: Ein Halter zum Arretieren (ergo dauerhaften Montieren) des 3 m langen USB-C-Kabels spricht Bände über den Sinn dieser Option. Erneut bietet Sonys Controller eine kompromissbehaftete Flexibilität. Kurze Akkulaufzeiten kollidieren mit dem exorbitanten Preis, bei Kabelbetrieb muss das Gewicht des Stromspeichers hingegen mitgehalten werden, auch wenn er nicht gebraucht wird. Mit 335 statt 279 g bringt der Edge ein spürbares Mehrgewicht mit sich.

Fazit

Der DualSense Edge ist ein guter Luxus-Controller für die PlayStation 5. Punkt. Eine Kunst ist das nicht: Das Feld haben nicht nur Microsoft, sondern im Grunde Hinz und Kunz mit Gamepads allerlei Formen abgesteckt. Anschauungsmaterial gab es genug und damit eine hohe Messlatte. Wer erst mit der zweiten Generation von etwas einsteigt, hat viele Anhaltspunkte. Er muss aber die Grenze des als machbar Geglaubten verschieben, wenn er auch die Grenze des Aufpreises nach oben versetzt.

Standards der Konkurrenz hält Sony, wenngleich manche Eigenheiten schwer nachzuvollziehen sind. Warum nur zwei Rücktasten, wenn sonst vier der Standard sind? Warum austauschbare, aber keine besseren Thumbsticks, die ewig halten – und potentiell weniger Platz für den Akku lassen? Mehr Freiheit steht so weniger Freiheit in Form kürzerer Laufzeiten gegenüber, bei Kabelbetrieb das unnötige Akkugewicht.

Ob Edge oder Elite: Der Standardcontroller ist meist die schlaue Wahl
Ob Edge oder Elite: Der Standardcontroller ist meist die schlaue Wahl

Der DualSense Edge bleibt deshalb als ein recht widersprüchliches Produkt in Erinnerung, das auf der PlayStation trotzdem der Platzhirsch sein darf. Ein weiterer Widerspruch ist das keineswegs, wenn man Controller und Konsole im Paket betrachtet und feststellt, dass sich die Kombination wie aus einem Guss präsentiert. Der Heimvorteil in Form nahtloser Integration in die Systemsoftware macht dann einen erheblichen Unterschied aus. Handreichungen zum Einsatz der Edge-Extrafeatures runden das Gesamtbild auf der Konsole ab.

Eine universelle Kaufempfehlung kann trotzdem noch weniger gegeben werden als bei der übrigen, im preislichen Vergleich halb so teuren und damit fast schon lächerlich günstigen Riege an Pro-Controllern. Im Gegenteil: Der DualSense Edge besitzt Stärken und Schwächen des normalen Modells eher noch in stärker ausgeprägter Form. Für das entspannte Spielen auf der Couch bleibt das beiliegende Gamepad erste Wahl. Wer nicht genau weiß, warum der Edge eine Bedarfslücke füllt, verpasst im Grunde wenig – zumindest für die angesetzten 240 Euro.

Welchen Controller nutzt du an deiner Spielkonsole?
  • Standard-Controller
    84,9 %
  • Eine günstigere Alternative
    3,2 %
  • Eine teurere Alternative
    15,7 %

ComputerBase hat den DualSense Edge als Leihgabe von Sony unter NDA zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungstermin, der bereits Ende Januar verstrichen ist.

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