Trinkgeld in Deutschland - wem? wieviel? warum?

Was trifft bei Ihnen im Bezug auf Trinkgeldvergabe zu?


  • Umfrageteilnehmer
    78

The Ripper

Lt. Commander
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Juni 2012
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1.969
Hallo liebe Leute,

​häufiger komme ich mit dem Thema "Trinkgeld" in Kontakt.
Das Thema ist durchaus umstritten, manche geben nie etwas, manche nur sehr wenig, und viele schon immer etwas.

​Ich gebe meistens schon immer etwas.

​Mittlerweile bin ich aber zum Schluss gekommen, dass die Trinkgeldvergabe hier in Deutschland eher eine Unsitte ist und ich eigentlich der Ansicht bin, kein Trinkgeld zu vergeben. Auch wenn ich auf Grund der Norm meistens doch schwach werde.

​Gründe hierfür sind aus meiner Sicht vor allem
  • die Ungerechtigkeit gegenüber anderen Branchen (unabhängig von deren Verdienstchancen, aber auch bei Betrachtung der Verdienstmöglichkeiten und wohlgemerkt bezogen auf Deutschland),
  • das Prinzip: "Ich kaufe das gebotene Produkt zum gebotenen Preis", statt, dass mir über die Moralschiene (wie bei Bettlern) Geld abgeknöpft wird
  • Das Gehalt wird vom Arbeitgeber bezahlt

Klar, ich finde es nicht toll, dass das reguläre Gehalt nicht das beste ist (aber: Mindestlohn!), aber das kommt meiner Meinung nach auch nur daher, dass man weiß, dass Trinkgeld gegeben wird und daher den Lohn sehr gring ansetzt. Ein Teufelskreislauf.
Mittlerweile soll es in Amerika sogar schon Restaurants geben, die bewusst kein Trinkgeld nehmen. Meiner Meinung nach die richtige Entscheidung.

​Ich verstehe auch nicht, dass sich oft auch beschwert wird, wie hart man es als Kellner doch hat, doch an der Supermarktkasse möchte man auch nicht arbeiten.

​Folgende "Artikel" vertiefen meine Gedankgänge noch etwas:
http://blog.psychologie-heute.de/kein-trinkgeld-bitte/
http://www.huffingtonpost.de/tobias...nkgeld-abgeschafft-werden-muss_b_6767358.html
http://www.trutv.com/shows/adam-ruins-everything/blog/adams-sources/adam-ruins-restaurants.html

​Um einmal eine gute Übersicht zu ermöglichen, habe ich eine relativ ausführliche Umfrage angehängt.
​Würde mich über eine Teilnahme und eure Meinung freuen.
 
Ich gebe im Gasthaus (und auch nur dort) gerne und auch viel Trinkgeld wenn der Service passt und sehr gut bzw. außergewöhnlich ist.
Hängt aber wirklich nur davon ab, kommt auch vor dass ich kein oder kaum Trinkgeld gebe. Für mich ist das einfach eine Geste der Wertschätzung, da komm ich dann auch gerne wieder.

Im Urlaub in Italien hab ich z.B. nie Trinkgeld geben, weil da schon der Service bzw. das Gedeck auf der Rechnung steht - da seh ich das nicht mehr ein doppelt zu beschenken.

[x]Häufigkeit: häufig
[x]Grund: Bewertung einer Qualität
[x]Höhe: abhängig vom Service
[x]Höhe im Schnitt: 11-20%
[x]Empfänger: Bedienung im Restaurant
 
Ich kann deine Meinung nachvollziehen @The Ripper!
Bin auch davon überzeugt, dass eine Anhebung des Mindestlohns notwendig wäre. Dann wäre das Trinkgeld wirklich ein zusätzliches Geld für die Servicekraft und nicht anders herum :(
 
Eigentlich immer im Restaurant, Lieferdienst und beim Friseur, weil diese Menschen extrem wenig Gehalt bekommen.
Eventuell bei Handwerkern, aber dafür müssen die etwas besonderes leisten.

Höhe so ~10% von der Rechnung.
 
Oh, da habe ich sehr viel angekreuzt.

Trinkgeld gebe ich immer, wenn mir gegenüber eine Dienstleistung in guter und freundlicher Qualität abgeliefert wird.
Sei es die Bedienung (und auch die Köche/Köchinnen) im Restaurant
Sei es der Handwerker, der in meiner Wohnung etwas repariert
Sei es der/die BäckereifachverkäuferIn, der/die mir mit nem Lächeln den Morgen schöner macht
Sei es der Taxifahrer, der mich nachts mit freundlichem Schwätzchen nach Hause bringt
Sei es der Mensch hinter dem Tresen in meiner Stammkneipe
Auch die Person, die mir vorhin meine Pizza geliefert hat
Der Mensch, der mir einmal im Monat die Haare schneidet, so dass ich nicht aussehe, wie ein Neandertaler usw.pp
Die Jungs, die mir neulich mehrere IKEA Pakete (Regale, Tische, Stühle, Bett ... ) geliefert haben

Alles Personen, die in ihrem Job deutlich weniger Geld erhalten, als sie eigentlich verdienen müssten
Ungefähr 10%, aber nicht immer und manchmal auch sehr deutlich mehr (beim Friseur oder in der Stammkneipe z.B.)

Und liebe Leute ....
Das bekommt man auch zurück - mindestens dann, wenn man häufiger mit den gleichen Menschen zu tun hat.
 
Ich gebe auch Trinkgeld für die typischen Fälle. Hamju63 hat (auch meine) Zielgruppe gut definiert: "Alles Personen, die in ihrem Job deutlich weniger Geld erhalten, als sie eigentlich verdienen müssten". Im Schnitt sind es bei mir auch um die 10%. Wobei es sehr stark auf die Situation ankommt. Ist eine Servicebetrag schon inkludiert, gibt es natürlich nichts.

Die Jungs von der Werkstadt bekommen hier und dort mal einen Fünfer in die Kaffeekasse oder ein Kasten Bier für nach der Arbeit. Die schauen mal schnell nach Öl, Werkzeug wird einem ausgeliehen oder man bekommt einen Satz Sicherungen in die Hand gedrückt, ohne dass etwas berechnet wird.

Zwar würde ich das ganze nicht als Trinkgeld zählen, aber unsere Postboten und Müllmänner bekommen zu Weihnachten und Ostern immer eine Kleinigkeit. Eine Grußkarte, kleiner Gutschein für ein Lokal und/oder Pralinen. Sprich eine Geste der Wertschätzung.
 
Immer. Selbst wenn es beim Lieferdienst ne Stunde länger dauert. Sowas passiert bei beliebten Lieferdiensten am Wochenende eben, darauf sollte man sich einstellen wenn es sowieso n paar Mal passiert.

Kann Menschen die kein Trinkgeld geben und so spießig werden nicht ernst nehmen.
 
Personal hat grundsätzlich immer freundlich zum Kunden zu sein, das gehört zum Job, Kellner haben zu bedienen, Kassierer zu kassieren und Paketboten haben Pakete auszutragen etc, das ist eben ihr Job. Und ich habe ein massives Problem damit Menschen zu belohnen, nur weil sie ihren Job machen. Es ist ihr verdammter Job und wenn sie sich hier einen suchen von dem sie ohne zusätzliche Almosen nicht leben können, dann ist das ganz sicher nicht mein Problem.

Das bedeutet natürlich nicht das ich grundsätzlich kein Trinkgeld gebe, aber eben nur um außergewöhnliche Leistungen zu honorieren. Zum Beispiel wenn bei Lieferung bis Borsteinkante noch geholfen wird den Kram die Treppe hoch zu schleppen.
 
Generell gebe ich nichts.
Nur wenn ich irgendwie ne Krumme summe wie z.B XX,96 oder so bezaheln muss, scheiß ich auf die 4cent.
 
Zunächst möchte ich einmal anmerken, dass oben in der Umfrage zwischen "selten" und "häufig" eine Bewertungskriterium fehlt. "Selten" ist viel weniger als "häufig" und mein Verhalten läge eigentlich genau zwischen diesen beiden Valutierungen, fällt mir aber jetzt auch keine Kennzeichnung dafür ein - vielleicht wäre "angemessen" noch irgendwie das Passendste.

"Selten" und "häufig" sind auch irgendwie nicht wirklich aussagekräftig, denn beispielsweise gebe ich beim Frisör immer Trinkgeld, im Restaurant auch, aber sonst praktisch nie ! Wie ist denn da nun mein Verhalten ? Gebe ich selten, weil ich doch relativ selten zum Frisör gehe, oder gebe ich "häufig", weil ich öfter ins Restaurant gehe ? Oder gebe ich weder das eine noch das andere, weil ich sonst nix abdrücke ?

Jedenfalls gebe ich dort, wo ich Trinkgeld gebe, gerne Trinkgeld, weil ich es eh nur dann gebe, wenn ich zufrieden mit der erhaltenen Leistung bin. Allerdings finde ich es schon problematisch, dass nun mein Friseur Trinkgeld von mir bekommt und der Ober, aber viele andere Berufe, die wohl genauso oder noch viel mehr ein Bakschisch verdient hätten, leer ausgehen, nur weil sie mit ihrer Leistung nicht so exponiert dem Kunden gegenüber in Erscheinung treten.

Dabei ist in Deutschland die Trinkgeld-Kultur ja eigentlich lange nicht so ausgeprägt wie in anderen Ländern. In USA zum Beispiel ist es meist ganz schlimm und ich weiß auch und kenne es aus eigener Anwschauung, dass da viele Menschen im Servicebereich das Trinkgeld sehr wohl einklakuleiren müssen, um über die Runden zu kommen, auch wenn dies manchmal seltsame Blüten treibt.

So ist es mir beispeilsweise in New York passiert, dass ich einer Bedienung fürs Frühstück kein Trinkgeld auf den Teller gelegt habe, weil ich mit dem Service absolut unzufrieden war; der Mann ist mir dann über den ganzen Häuserblock die Fifth in der Morgenrushhour nachgelaufen, um von mir sein Trinkgeld nachzufordern.

Ein anderes Mal ist mir dort ein Taxifahrer ziemlich unverschämt gekommen, so dass ich auch in diesem Fall das Trinkgeld verweigert hatte. Der Kerl hat dann angefangen mich zu bedrohen und ist mir die Treppe zum Hotel hoch nachgestürmt und mir war dann in diesem Fall richtig Angst und Bange und ich war heilfroh, dass ich schneller oben war, weil er erst noch um sein Auto herumlaufen musste, und mich flux am Eingang hinter der Security des Plaza verschanzen konnte, wo er sich dann doch nicht mehr traute, mir zu nahe zu kommen. Aber er ging dann immer noch fluchend und böse drohend zu seinem Gefährt zurück und ich dachte erleichtert, dass es wohl gottseidank im Riesenheer der New Yorker Taxifahrer doch wohl eher unwahrscheinlich ist, dass ich dess Cab ein zweites Mal benutezn würde.
 
Nun in den USA gibt man halt immer Trinkgeld.. und wenn der Service gut war, gibt man mehr Trinkgeld.
Gar kein Trinkgeld zu geben ist halt fast wie nicht zu bezahlen. Kann verstehen, dass diese Leute dir hinterhergelaufen sind. Andere Länder andere Sitten.

Über die Sinnhaftigkeit dieses Systems reden wir jetzt nicht. Nur eine Beschreibung des Ist-Zustsandes.
 
Nun in den USA gibt man halt immer Trinkgeld..

Das hat wohl angeblich auch damit zu tun, das die Bezahlung dort nicht so gut ist, und das Trinkgeld quasi für die meisten schon fester Teil des Arbeitslohnes ist.
 
Pandora schrieb:
Es ist ihr verdammter Job und wenn sie sich hier einen suchen von dem sie ohne zusätzliche Almosen nicht leben können, dann ist das ganz sicher nicht mein Problem.

Ich sehe das recht ähnlich. Trinkgeld ist für mich etwas womit ich herausragende Dienste wertschätze.

Mich einfach nur zu bedienen sehe ich nicht als Grund für Almosen an.
Besonderer Service, Tempo, Qualität usw. verdienen es unter umständen.

Zudem ist es nichts besonderes Freundlich und zuvorkommend dem Kunden gegenüber zu sein. Das ist pflicht und entsprechendes Fehlverhalten würde bei mir weder als Kunde noch als Chef toleriert werden. (Es gibt aber gerechtfertigte Ausnahmen...).

Einen Kunden nicht nur blöd anzulächeln sondern ihn in eine ganz andere Stimmungslage zu bringen zeichnet ein Dienstleister erst wirklich aus.
 
Ich halte mich ebenfalls an die 10% Regelung mache das jedoch dann auch immer von der "Leistung" des Kellers/in abhängig da mir wohl bewusst ist dass sich mit Kellnern nicht so schnell eine goldene Nase verdienen lässt.
Je nach dem bin ich dann auch gerne bereit, wenn die Kellner/in sehr zuvorkommen ist, 20% oder mehr zu geben!
 
Zu aller erst ist das Trinkgeld immer davon abhängig, wie ich bedient werde.
Manchmal tut es mir echt leid das ich nichts gebe aber dann liegt es daran das ich mit Karte bezahle und kein Bargeld dabei habe.
Das ärgert mich manchmal selber aber in der jetzigen Zeit hab ich so gut wie nie Bargeld dabei, braucht man einfach nicht.
 
frankel95 schrieb:
.... aber in der jetzigen Zeit hab ich so gut wie nie Bargeld dabei, braucht man einfach nicht.

Na ja, da übertreibst Du aber ziemlich !
 
Im Restaurant gebe ich eigentlich immer Trinkgeld ~ 10%, außer der Service war grottenschlecht, dann wird nur aufgerundet oder es gibt sogar nichts. Weiterhin bekommt meine Friseuse immer einen ordentliches Trinkgeld von ~20%, da sie exzellente Arbeit leistet und dabei trotzdem nur einen Hungerlohn/Mindestlohn erhält.

Bei Handwerkern bin ich mir oft unschlüssig, ob ich Trinkgeld gebe, und wenn ja wieviel. In welchen Branchen und bei welchen Leistungen ist das üblich? Wir haben z.B. unseren Umzug von einer Firma durchführen lassen, die 4 Jungs haben astrein gearbeitet, waren sehr schnell und dabei dennoch super freundlich. 10% vom Rechnungsbetrag wären aber in diesem Fall schon 200,- € gewesen, das kam mir deutlich zu hoch vor. Wir haben dann den Jungs zusammen 50,- € für die Kaffeekasse gegeben. Ich hoffe, das war in Ordnung.

Aber ist es überhaupt meine Aufgabe, den Lohn von Geringverdienern aufzustocken? Ich mache es gerne, weil es die Leute motiviert und ich mit der Leistung ja auch zufrieden bin. Aber wer zahlt mir ein Trinkgeld dafür, dass die Datenbank so stabil und performant läuft oder mein Reporting von guter Qualität ist? Ist es nicht Aufgabe des Unternehmers bzw. des Staates, die anständige Bezahlung von Angestellten sicherzustellen? Schwierig, schwierig :(
 
Ich gebe Trinkgeld aktuell nur noch im Restaurant und da eigentlich immer, außer ich bin wirklich unzufrieden mit der Bedienung. Bin ich mit dem Essen unzufrieden teile ich das auch mit und erwarte das nachgebessert wird.
In der Höhe sind es wenn der Service Standard ist immer ein Aufrunden auf den nächsten vollen €, meist so 50 Cent ca. Sind es nur 10 Cent runde ich dann auf die nächsten zwei vollen €. Bei besonders gutem Service sind es dann meist so 10%.
Habe gestern Beispielsweise etwas bestellt und eine falsche Beilage bekommen, jedoch gesagt dass dies kein Problem sei. Eine Minute später Stand die Kellnerin mit der richtigen Beilage da und meinte ich bekäme die natürlich kostenlos zusätzlich.
Da gab es dann etwas mehr Trinkgeld.

Ich hab eine Zeit lang auch beim Frisör Trinkgeld gegeben, bin davon aber inzwischen abgewichen. Liegt wahrscheinlich daran, dass es ziemlich häufig Preiserhöhungen bei meinem Frisör gibt und ich einfach keine Lust habe ständig mehr zu zahlen. Kann jedoch auch damit zusammen hängen, dass ich aktuell studiere und das Geld daher nicht so locker sitzt wie zu Arbeitszeiten.

Im Urlaub gebe ich zusätzlich allen Personen im Hotel etwas (Restaurant, Zimmerreinigung, ... ) in Deutschland jedoch nicht.
 
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