Diese unsägliche Geschichte um Itanium nimmt wohl nun letztendlich ihre wahre Gestalt an. Eigentlich war das Joint-Venture "Intel-HP" ähnlcih ausgelegt wie "Microsoft-Intel" oder kurz Wintel. HP wollte, so erinnere ich mich gemäß einer Pressekonferenz, die PA-RISC Architektur zugunsten einer neuen, effizienteren und besseren Architektur aus dem Hause Intel ersetzen. Es war bereits Ender der 1990iger Jahre klar, worauf dieser Stoß abzielte: DEC hatte mit der Alpha AXP eine der scheinbar erfolgreichsten bzw. Erfolg versprechenden 64Bit RISC CPUs am Markt und mit Windows-NT für die Alpha sah es auch ganz danach aus, als könne man diese Architektur breiter etablieren.
Wir kennen die Geschichte. DEC ist nebst Alpha nicht mehr, Intel ist der Haupterbe der AXP Architektur und seither fließen stetig Architekturmerkmale in den x86-Schrott. Damals hat niemand im Bereich "Mission Criticial" auch nur im Traume daran gedacht, Intels x86-SiO2 einzusetzen. Das sollte man bei der Bewertung im Auge behalten.
Heute setzt HP nach wie vor seine PA-RISC Architektur in "Mission-Critical" Systemen ein, der breitgefächerte Entsatz durch Itanium kam nie richtig zustande. In unserem Rechenzentrum kam dereinst ein HP Superdome zum Einsatz, ein Protoyp. Die Maschine war bis zu ihrem Abbau nur mit PA-RSIC bestückt, obwohl sie hätte auch auf Itanium umgerüstet werden sollen. Soweit ich noch weiß ging das in den nachfolgenden Modellen, aber Mischbetrieb in der selben Partition von PA-RISC und Itanium war nicht möglich.
wirklich obsolet und seiner eigentlichen Funktion beraubt, war Itanium eigentlich dann, als HP in einem ausgeklügelten Manöver den DEC Erben Compaq übernommen hatte und den gesamten Entwicklerstab der Alpha an Intel "vererbt" hat. Im "Mission-Critical" Sektor, ein Begriff, der gerne von Bankkaufleuten und Wirtschaftlern verwendet wird, mahlen die Mühlsteine nun mal sehr langsam. Darüberhinaus sind Entwicklungen in diesem Bereich mit hohen Summen dotiert.
Ich versuche gerade zu überlegen, wie lange schon der (T)Itanium im Schneckentempo entwickelt wird. Und wirklich Schritt hält dessen Technologie mit den Fortschritten im Bereich der Fertigungstechniken nun auch nicht wirklich. Manchmal sind die "Neuerungen" auf Itanium im Vergleich zu anderen RISC Architekturen, im Kontext der Zeit, einfach lächerlich gewesen, SMT mit zwei Threads, während SUN seinerzeit bereits vier auf einem CPU Kern verarbeitet hat und IBMs POWER ebenso etwas mehr "kann".
Warum sich HP so schlangenhaft aus der Sache zu winden versucht, ist mir nicht ganz klar, wer sind HPs Kunden, die, wenn HP bekannt gäbe, daß man Itanium abdanken läßt, verprellt sein könnten? Und vor allem welchen langfristigen Geschäftsvereinbarung sind maßgebend in dieser "Windungssache"?
Also, letztlich kann man den Fakten nur ins Auge blicken und schmunzeln.
Trotzdem bleibt da noch ein Gedanke, den ich im Hinblick auf ARM habe. Die ehemals "Acorn RISC Machine" ist eine der wenigen RISC Architekturen, die bis heute überlebt hat und da ich davon überzeugt bin, daß RISC nicht aufgrund seiner Schwächen, sondern wegen WINTEL verschwunden ist, könnte man sich bei Intel eine Tür offen halten: Immerhin hat Intel mit dem Itanium eine echte reinrassige 64Bit Architektur in peto, die keine genetischen Krebszellen wie x86 mit sich herumschleppt. Man weiß nicht, wie sich die kommenden Jahre entwickeln werden. Die Chinesen kopieren/adaptieren kräftig das MIPS RISC Design und drängen ebenfalls auf den Markt. Solange HP und Intel zahlende Kunde haben, kann man "Mission Critical" ja solange warm halten, wie es notwendig erscheint, Hauptsache, man zahlt die Parkposition nicht selbst.