Jo, das kann ich machen. *Monster-Post incoming*
Hardware
Das Gehäuse fühlt sich wertig an. Alles ist ziemlich stabil, nur an einer Stelle hinten über dem Kippstand kann man die Abdeckung es ein wenig (1 mm?) reindrücken. Sie federt dann zurück. Es ist, als ob darunter ein Abstandshalter oder so was fehlt. Das ist allerdings der einzige Kritikpunkt, den ich hier habe. Wenn ich das richtig erkenne, ist das komplette Gehäuse aus Metall.
Alle Spalte bewegen sich in einer Größenordnung von <1 mm, was ich sehr gut finde.
Das Gewicht geht erstaunlicherweise i. O. Knapp 700 Gramm sind doch ziemlich leicht für mich. Ich bin positiv überrascht. Jetzt, wo ich das weiß, stellt sich für mich die Frage, ob mir leichtere Tablets nicht zu leicht wären.
Der Kickstand hält das Surface in einem recht steilem Winkel, ich tippe auf 70-80°. Wenn man liegt, und es auf dem Bauch hält, ist der Winkel super. Beim Sitzen und auf dem Schoß halten, ist das aber zu steil. Ich persönlich hätte gerne noch andere Winkel, zB 45° und 60°. Zusätzlich ein sehr kleiner Winkel a la 20° wäre das Optimum, dann kann man es bequem vor sich auf dem Tisch stellen.
Der Kickstand erscheint sehr dünn, sodass man sich die Frage stellt, ob er auf Dauer stabil genug ist. Bis jetzt ist das der Fall und auch die zwei Gelenke haben bis jetzt problemlos alles mitgemacht, ohne durch Wackeln bzw. Spiel aufzufallen.
Der Power-Knopf ist gut erreichbar, steht nur wenig raus und erinnert von der Haptik her an einen Knopf von einem Handy. Auffällig ist, dass er etwas Spiel hat und man ihn auch schief reindrücken kann. Das scheint einer der Sorte zu sein, die ewig funktionieren, weil sie nicht so steif und eng eingefasst sind.
Die Lautstärkewippe ist im Prinzip genauso, scheint aber etwas weniger Spiel zu haben. Hier hätte ich mir aber mehr Feedback gewünscht. Man kann sie einen Tick zu leicht drücken.
Der Windows-Button ist ein Touchbutton mit ausreichender aber nicht zu starker Sensibilität. Betätigt man ihn, vibriert das Tablet kurz. Mir reicht als das Feedback.
Die Anschlüsse, nun ja, sind eben Anschlüsse. Sie sind - vermutlich, weil sie so neu sind - etwas fummelig. Sie brauchen relativ viel Kraft, um etwas reinzustecken und wieder rauszuziehen und immer eine zweite Hand. So als Vorstellungshilfe: Man kann das ganze Tablet anheben, wenn man am USB-Stick zieht! Zum Abziehen braucht man Pi mal Daumen 2-3 kg Kraft.
Das bedeutet, dass man vergessene USB-Sticks im Port möglicherweise abbrechen kann, da sie sich nicht lösen können. Das bedeutet aber auch, dass man sie auch nie beim einfachen Herumtragen verlieren kann.
Beim Netzteilanschluss bin ich gespaltener Meinung. Einerseits ist er fummlig beim Anbringen - er rutscht nicht von alleine in die passende Position, andererseits ist der Magnet schwach genug, dass man den Stecker einfach mit Schwung abreißen kann und nix dabei kaputt gehen kann. Das Kabel finde ich etwas kurz. Einen halben Meter mehr würde ihm gut stehen. Ein Pluspunkt ist der kleine Kabelklipp, falls einem das Kabel mal zu lang sein sollte.
Es gibt zwei Lautsprecher links und rechts, aber die sind von der üblichen Laptop-Qualität. Also nicht wirklich gut, aber auch nicht direkt schlecht. Sie sind aber angenehm laut. Zum Vergleich: Das Surface bietet mir bei (Windows-)Stufe 12 genug Lautstärke. Am Desktop habe ich eine Soundkarte mit Kopfhörerverstärker, der auf 75% gestellt ist sowie 80 Ohm Kopfhörer und die (Windows-)Stufe beträgt hier ebenfalls 12.
Es gibt zwei Kameras, eine zum Benutzer hin und eine zur anderen Seite. Die "Benutzerkamera" entspricht vom Bild her einer normalen Webcam. Also wenn es dunkel wird, wird das Bild grieslig. Die andere Kamera ist da deutlich besser, gewinnt aber auch keinen Preis. Ich habe da aber auch nichts anderes erwartet.
Die Laufzeit finde ich sehr gut. Man kann den halben Tag lang dran zocken und dabei Musik hören, ohne dann zwanghaft eine Steckdose suchen zu müssen. Bei dieser Nutzung tippe auf eine Laufzeit von deutlich über sechs Stunden. Wenn man das Tablet nicht so beansprucht, sollten Laufzeiten von locker zwei Tagen drin sein.
Der Bildschirm wird durch eine Glasplatte geschützt (laut Anleitung). Er sehr hell: Standardmäßig ist er auf 50% Helligkeit eingestellt, die mir so auch gefällt. Ein recht gutes Business-Notebook, das ich habe, erreicht diese Helligkeit erst bei ~80%. Einen Outdoor-Test hab ich aber noch nicht gemacht.
Software
Das ist möglicherweise der spannendere Punkt, da ja hier sozusagen ein abgespecktes Windows drin ist. So auf den ersten Blick unterscheidet es sich aber von Windows 8 gar nicht. Ich habe so ziemlich alle Funktionen wiedergefunden, die es bei Win8 auch gibt.
Als Spielerei habe ich ausprobiert, eine Desktopremote-Verbindung zum Tablet aufzubauen. Das ging nicht. Man kann nur vom Tablet zu einem "vollwertigen" Windows-Rechner so was machen, nicht umgekehrt. Ich vermute, dass man die Hardware nicht als leistungsfähig genug dafür angesehen und deshalb diese Funktion deaktiviert hat.
Apropos Leistung, die dürfte alle, die diesen Thread lesen, interessieren. Windows wirkt jederzeit flüssig. Das Teil startet sogar schneller als mein Desktop-PC, der die zigfache Leistung hat.
Apps starten eine Spur langsamer als am Desktop. Da merkt man dann doch, dass es nicht so viel Rechenpower hat.
Besonders bemerkbar macht sich das beim Metro-IE. Der hat so eine "Seite zurück"-Geste, das Neuladen der alten Seite dauert hier spürbar lange. Auch mit Werbung auf Webseiten hat er so seine Probleme, die bremst ihn ziemlich aus. Wenn man allerdings eine Tracking-Schutzliste einstellt, lädt die meiste Werbung nicht mehr und dann ist das Surfen sehr flüssig. Ich bin mir hier allerdings nicht sicher, ob die vorher beobachte geringe Performance an den eventuell langsamen Ad-Webservern, der WLAN-Verbindung, dem Metro-IE oder an der Leistungsfähigkeit des Surface selber lag. Wenn eine Seite geladen ist, flutscht aber alles, wie es sonst auch immer der Fall ist.
Ich hätte mir eine bessere Einführung in die Gesten gewünscht. MS erklärt nur das allernötigste. Die weitergehenden Gesten (zB die Zurück-Geste im IE, oder wie man Kacheln markiert) fand ich nur zufällig durch Ausprobieren. Hat man sie aber alle drauf, bedient sich das OS sehr gut. Man bleibt eigentlich immer im Metroschirm oder in den Apps. Auf dem Desktop landet man nur selten (bei der initialen Konfiguration, beim Zugriff auf den USB-Stick und bei Office).
Bei der anfänglichen Konfiguration muss ich allerdings ein deutliches Minus geben. Das Tablet ist so voreingestellt, dass es nach 2 Minuten in den Energiesparmodus fällt, egal ob das Netzkabel dran ist oder nicht. Wenn da allerdings gerade die 2 GB Updates für Windows und Office durchlaufen, ist das... blöd. Hätte ich das vorher gesehen, hätte der Update-Marathon vielleicht nur eine statt drei Stunden gedauert.
Weiterhin habe ich mir die Einbindung ins Windows-Netzwerk leichter vorgestellt. Das Tablet sollte auf die Daten meines Desktop-PCs zugreifen können. Mit dem Heimnetzwerk kein Problem, aber wenn man an den Einstellungen rumfummelt, während die Musik-App gerade einen Index sämtlicher Songs erstellt... Um's kurz zu fassen: Er bricht dann einfach ab und ist dann nicht mehr so ohne weiteres dazu zu bringen, weiter zu machen. Vielleicht hätte ich aber auch nicht so viel dran rumspielen sollen.
Was gibt es sonst noch zu sagen? Hm, die Schriftgröße habe ich auf 150% gestellt. Ich bin keiner derjenigen, die sich das Teil 30 cm vor die Nase halten. Bei mir sind es eher 60 cm (ca. meine Armlänge). Ich bin auch kein Fan von sehr kleinen Texten (wenn ich manche sehe, die freiwillig auf ihren HD-Smartphones surfen gehen und dann laufend am Zoomen sind, um irgendwas entziffern zu können
).
Fazit
Bis jetzt bin ich von dem Gerät begeistert. Es liegt mir gut in den Händen, es flutscht bei der Bedienung, die Leistung erscheint bis jetzt ausreichend und der Akku hält was aus. Es gibt allerdings ein paar Fallstricke (Gesten, Konfiguration), die so nicht hätten sein müssen. Auch die Fummelei bei den Anschlüssen kann man besser lösen.
Ob ich es mir mit diesen Wissen nochmal kaufen würde? Jepp, würde ich. 300€ erscheinen mir übrigens als zu billig für das gebotene.