K Desktop Environment 3.2 im Test: Neue und bewährte Features vorgestellt

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Steffen Weber
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Dateiverwaltung

KonquerorAuch als Dateimanager kann Konqueror überzeugen. So können beispielsweise PDF-Dateien direkt in Konqueror betrachtet werden, ohnedass dazu eine eigene Anwendung geöffnet werden muss. Gleiches gilt für Videos und andere Datei-Typen. Ein interessantes Feature ist die Möglichkeit, auch bei Verwendung von Konqueror als Datei-Manager von Tabs Gebrauch machen zu können, genauso wie es beim Surfen im Internet möglich ist. Sollte man sich einmal verzettelt haben und plötzlich merken, in mehreren Konqueror Instanzen zu arbeiten, kann man die Tabs per Drag & Drop zwischen den Konqueror Fenstern hin und her kopieren. Wem der Tab-Ansatz nicht zusagt, kann sich das Fenster wahlweise horizontal oder vertikal aufteilen und somit mehrere Verzeichnisse auf einen Blick betrachten. Sehr nützlich ist das, wenn man Dateien beispielsweise per FTP auf einen Server laden will, schließlich kann man auf diese Weise praktisch einen FTP-Client nachbilden - der Vielseitigkeit Konquerors sei Dank!

Konqueror scheint also sowohl das HTTP- und auch das FTP-Protokoll zu beherrschen, was eigentlich jeder andere Web-Browser auch kann. Doch es gibt noch mehr sogenannte KIO-Slaves (KDE Ein-/Ausgabe Subroutinen) für weitere Protokolle. Der große Vorteil dieser systemweit verfügbaren Subroutinen ist, dass jede KDE-Anwendung von ihnen automatisch profitiert. So kann man z.B. eine beliebige Datei direkt von einem entfernten Computer öffnen, sodass beim Speichern der Datei diese automatisch wieder dort abgelegt wird. Die Öffnen- und Speichern-Dialoge ermöglichen somit z.B. den direkten Zugriff auf eine auf einem FTP-Server abgelegt Datei. Man erspart sich den Umweg über verschiedene Programme wie einen FTP-Client, indem systemweit zahlreiche Protokolle nativ unterstützt werden!

Konqueror (Dateiverwaltung)
Konqueror (Dateiverwaltung)
Konqueror "FTP-Ansicht"
Konqueror "FTP-Ansicht"

So gibt es beispielsweise einen KIO-Slave für das Server Message Block Protokoll, mit dem man auf die Windows Netzwerkumgebung zugreifen kann. Voraussetzung dafür ist, dass auf dem lokalen Computer Samba oder der LISA-Deamon installiert ist, da diese Anwendungen dazu die grundlegenden Funktionen bereitstellen, auf denen KDE aufbaut. Ein weiterer interessanter KIO-Slave hört auf den verwirrenden Namen "fish" und erlaubt den Zugang zu einem per SSH erreichbaren Computer. SSH (Secure Shell) ist ein Protokoll, welches das Einloggen auf Computern über das Netzwerk (in der Regel das Internet) per Kommandozeile ermöglicht und dabei den gesamten Datentransfer einschließlich der kritischen Authentifizierungsphase verschlüsselt, so dass SSH sich bestens zur Administration von lediglich über das Internet erreichbaren Servern eignet. Auf diese Weise kann man auch Dateien auf sichere Weise kopieren, ohne dass der Datenstrom von einem Angreifer entschlüsselt werden kann, was sich dann SFTP (Secure FTP) bzw. SCP (Secure Copy) nennt. Der SSH-KIO-Slave (fish) ermöglicht somit das sichere Kopieren von Dateien zwischen zwei über ein nicht vertrauenswürdiges Netzwerk verbundene Computer. Warum dieser nicht schlicht und ergreifend sftp genannt wurde, bleibt wohl ein Geheimnis der Entwickler, verständlicher wäre diese Bezeichnung mit Sicherheit.

Update 21.01.2004: Wie uns Kevin Krammer mitgeteilt hat, gibt es bereits einen KIO-Slave namens SFTP. Dass es zusätzlich einen Fish-KIO-Slave gibt, liegt daran, dass dieser auf dem Server lediglich einen SSH-Daemon ohne eingebaute SFTP-Funktionen voraussetzt, indem die Aktionen in Konsolen-Befehle umgesetzt werden. Somit hat sich unsere Kritik bezüglich der Namensgebung als hinfällig erwiesen!

Usability

Teilweise hat man es mit den Wahlmöglichkeiten jedoch eindeutig übertrieben. Bestes Beispiel dafür sind die Kontextmenüs, die, was deren Name schon impliziert, eigentlich kontextbezogene Aktionen aufzeigen sollen. Leider ist dies oftmals nicht der Fall, die völlig überfüllten und somit unübersichtlichen Kontextmenüs, insbesondere von Konqueror, waren Gegenstand heftiger Diskussionen während der Entwicklungsphase von Version 3.2. Und obwohl man vielerorts die Anzahl der Einträge der Kontextmenüs deutlich verringern konnte, indem man beispielsweise beim Rechtsklick auf einen Link nicht mehr mit sicherheitsrelevanten Einträgen, welche ja eigentlich die Seite als Gesamtes betreffen und somit nicht in das Kontextmenü eines Links gehören, konfrontiert wird.

Doch nicht überall hat man angesetzt, geschweige denn am Ziel angekommen. Markiert man zum Beispiel auf einer Webseite Text und öffnet daraufhin das Kontextmenü, bietet dieses unter anderem Möglichkeiten zum Öffnen der momentan angezeigten Seite in anderen Anwendungen und Möglichkeiten zum Vor- oder Zurückspringen im Verlauf an. Der Benutzer könnte jedoch nahezu im Dreieck springen, bis er die Möglichkeit zum Kopieren des soeben markierten Texts ausfindig macht, was wohl offenkundig die naheliegendste Aktion sein dürfte. Dass man den "Text kopieren"-Eintrag nicht sofort bemerkt, mag dadurch verstärkt werden, dass dieser auch wenn man keinen Text markiert hat im Kontextmenü auftaucht. In diesem Fall ist er lediglich grau hinterlegt, was bei dem kontrastarmen Kopieren-Symbol wenig Wirkung zeigt. Bleibt zu hoffen, dass diesem Thema in Zukunft größere Beachtung geschenkt wird, denn Mozilla zeigt, dass und in erster Linie wie diese Usability-Fallen benutzerfreundlich zu lösen sind.

Dass diese Hoffnung nicht unbegründet ist, wird an einem weiteren Beispiel deutlich. Denn derzeit kennt Konqueror zwar verschiedene Modi, nämlich den Browser- und Dateiverwaltungs-Modus, richtet die Symbole in der Werkzeugleiste jedoch nicht danach aus. Das heißt auch im Browser-Modus bekommt man Symbole für das Ausschneiden, Kopieren und Einfügen angeboten, obwohl diese wohl kaum gebraucht werden. Im Gegenzug erscheint ein Symbol für das Regeln der Schriftgröße im Dateiverwaltungsmodus unangebracht, mit welchem man an dieser Stelle die Symbolgröße regeln kann, eine Einstellung, die irgendwo in der Einstellungen Zuflucht finden sollte. Wie zu Beginn dieses Abschnitts bereits angedeutet, wird sich hier jedoch etwas tun, denn spätestens KDE 3.3, wenn nicht eventuell sogar KDE 3.2.x wird die Möglichkeit bieten, die Werkzeugleisten für jeden Modus, d.h. Web-Browser und Dateimanager, getrennt zu konfigurieren.

Update 03.02.2004: Helge Hielscher wies uns darauf hin, dass der Kontextmenü-Eintrag wahrscheinlich lediglich von Umsteigern verwendet wird, da der Text schließlich schon beim Auswählen desselben automatisch in die Zwischenablage kopiert wird. An der grundsätzlichen Kritik, dass dieser Eintrag nicht ständig präsent sein sollte und das Kontextmenü bei selektiertem Text lediglich relevante Aktionen anbieten sollte, ändert dies jedoch nichts.