Cyber Orbita im Test: Maus im revolutionären Design

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Martin Eckardt
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Alltagserfahrungen

Es ist schon ein ungewöhnlicher Umgang mit der Cyber Orbita im Alltag. Zunächst muss sich der Anwender an die symmetrische Ergonomie, an das damit verbundene Auflagegefühl für die Führungshand und an die ausgesprochen griffige, Silikon-dominierte Haptik gewöhnen. Dies fällt je nach Anwendungsgebiet tendenziell etwas leichter (beispielsweise bei Internet- oder Office-Arbeiten) oder sehr schwer (im 3D-Spiel oder bei exakten Bearbeitungen). Insgesamt hat Cyber allerdings eine brauchbare Form und Tastenkonfiguration für die Orbita entwickelt, um entsprechend des verfolgten Konzeptes zu gefallen.

Cyber Orbita: Interessantes Konzept mit Schwächen
Cyber Orbita: Interessantes Konzept mit Schwächen

Als deutlich problematischer hat sich fernab der genannten Treiber-Auffälligkeiten unter 64-Bit-Vista die Justierung der Orbit-Maus heraus gestellt. Denn bevor der Nager ordnungsgemäß seinen Tätigkeiten nachgehen kann, sind zwei Kalibrierungen notwendig. Zunächst wird der Rundmaus nach Betätigung der Kalibrierungstaste durch eine möglichst geradliniges Führen mitgeteilt, welche Referenzbewegung als „nach oben“ interpretiert werden soll. Dies wird dann im Allgemeinen relativ sicher umgesetzt. Die zweite Kalibrierung betrifft, aus welchem Grund auch immer notwendig, die Rotationsjustierung. Hier wird der Anwender angehalten, eine im Idealfall exakte 720°-Scrollbewegung zu vollführen, um den „inneren Kompass“ anzupassen. Die Kombination aus beiden Kalibrierungen soll nun dazu führen, dass die Orbita in jeder Position und Winkelstellung die Richtung ihrer Bewegungen gleich und vor allem ordnungsgemäß umsetzt. In der Praxis hat dies in unserem Fall allerdings so gut wie nie anstandslos geklappt, sodass häufig nach entsprechenden Rotationen die Bewegungsrichtungen nicht mehr genau gestimmt haben. Bis dem Anwender also eine zufriedenstellende Feinjustierung gelingt, können gerne ein paar Dutzend Kalibrierungsversuche vergehen – ein nervenaufreibender Umstand.

Hat man diese Hürde allen Widrigkeiten zum Trotz gemeistert, kann man sich endlich an den Vorteilen der gut 80 Euro teuren Orbita erfreuen. Wo diese allerdings exakt liegen, ist nicht unbedingt klar. Einen zum Zwecke der alltäglichen Navigation halbwegs präzise arbeitenden, optischen 800-DPI-Sensor bietet mittlerweile fast jede Einsteiger-Maus. Darüber hinaus stört neben der kurzen Wake-up-Phase der Orbita nach längerer Nicht-Nutzung, dass aufgrund des Kugellagers zwischen Gleitring und Mauskörper ein minimales Spiel existiert, das bei jeder Richtungsänderung zu leichten Klappergeräuschen und Leerbewegungen führt.

Die eigentliche Stärke des Cyber-Machwerkes sollte im intuitiven und kontinuierlichen Scrollen liegen. Tatsächlich macht dies durch die reibungsarme Rotation des gesamten Mauskörpers deutlich mehr Spaß als das hektische Nachkurbeln eines Minirades mit dem Zeigefinger, doch auch hier wurden nicht alle Kinderkrankheiten beseitigt. Beispielsweise setzt der Scrollvorgang ob möglicherweise zu geringer Abtastsensibilität erst nach leichter Verzögerung ein und arbeitet zudem selten so exakt und geschmeidig wie gewünscht. Lange Dokumente sind zwar sehr rasch durchpflügt, das exakte Ansteuern eines Zieles ist allerdings durch das etwas schwammige Scrollverhalten erschwert, sodass im Alltagsbetrieb im Gegensatz zum Anschein der Cyber-Präsentation eher Ernüchterung aufkommt.

Fazit

Gaming-Spezialist Cyber hat sich mit der Orbita an ein interessantes und Aufsehen erregendes, alternatives Mauskonzept gewagt und damit hohe Erwartungen geschürt, die leider aufgrund der teilweise mangelnden Umsetzung unterm Strich nicht erfüllt wurden. Abseits ergonomischer Gesichtspunkte präsentiert sich bereits die qualitative Gestaltung in Form der Mechanik und Kugellager nicht auf höchstem Niveau. Die Erfassung des Untergrundes auf Basis des optischen Sensors geht zwar problemlos von statten, dafür ist die Sensibilität für den ansonsten Spaß bringenden Rotationsvorgang sehr niedrig gewählt, sodass unter Umständen ein schwammiges Scrollgefühl aufkommt. Weiterhin muss das Kalibrierverhalten kritisiert werden: Grundsätzlich spricht zwar nichts gegen eine solche Justierung, wenn allerdings trotz sorgfältiger Durchführung des Anwenders keine sinnvollen Ergebnisse erzielt werden und das Eingabegerät damit seiner Praxistauglichkeit beraubt wird, ist dies schon mehr als ärgerlich. Überdies gesellen sich das viel zu kurze USB-Kabel der Ladestation und die fehlende Treibersignatur für 64-Bit-Vista zur Liste der Unmut erweckenden Faktoren, über welche der gut gewählte Tastenanschlag, die sichere und schnelle Funkverbindung sowie das besondere Konzept nur bedingt hinweg täuschen.

In Addition dieser Umstände und des stolzen Preises von über 80 Euro können wir der Cyber Orbita leider keine Empfehlung als „Mausersatz“ aussprechen. Unter Umständen könnte sie, sofern die angesprochenen Kinderkrankheiten aus der Welt geschafft werden, als zusätzliches Eingabegerät für das ein oder andere Anwendungsgebiet aber durchaus interessant sein.

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