Flächendeckender Glasfaserausbau soll 80 Mrd. Euro kosten

Patrick Bellmer
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Zumindest mittelfristig wird der Internet-Zugang per Glasfaser hierzulande eine eher untergeordnete Rolle spielen, zu dünn ist bisher der Ausbau der Netze. Das zur Bundesnetzagentur gehörende Wissenschaftliche Institut für Kommunikationsdienste (WIK) hat nun untersucht, mit welchen Ausbaukosten gerechnet werden muss.

Diese sollen den Berechnungen zufolge bei 70 bis 80 Milliarden Euro liegen. In den Augen des WIK handelt es sich dabei im Vergleich zu anderen volkswirtschaftlichen Projekten um einen eher geringen Betrag. Angesichts von jährlichen Investitionen in das Festnetz seitens der Betreiber in Höhe von 3,2 Milliarden Euro sei der Ausbau ohne Mittel Dritter aber nicht innerhalb eines Jahrzehnts zu realisieren. Diese Mittel könnten beispielsweise vom Staat in Form von Subventionen stammen, aber auch die Übernahme von Kosten durch Immobilienbesitzer für die Installation in ihren Gebäuden würde sich beschleunigend auswirken.

Allerdings kommt die Untersuchung auch zu dem wenig überraschenden Ergebnis, dass der flächendeckende Ausbau unwirtschaftlich wäre. Denn die Kosten pro Anschluss würden je nach Region zwischen 1.000 und 4.000 Euro liegen – in Städten weniger als in dünn besiedelten Gebieten. Darauf basierend wäre der Anschluss von 25 bis 45 Prozent aller deutschen Haushalte aus unternehmerischer Sicht sinnvoll, als Grundlage dient die Annahme von monatlichen Erlösen pro Anschluss in Höhe von 38 Euro.

Von einem flächendeckenden Ausbau wäre man dann aber sehr weit entfernt. Denn im besten Falle wären dann nur zehn Prozent Deutschlands abgedeckt. Somit müsse man auch weiterhin verstärkt auf den Ausbau der Kabel- und (V)DSL-Netze setzen, um das ehrgeizige Ziel einer 75 prozentigen Abdeckung mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde bis 2013 zu erreichen.

In diesen Geschwindigkeitsbereichen wird derzeit nur von den Kabelnetzbetreibern und der Deutschen Telekom eine nennenswerte Zahl an Haushalten erreicht. Während via Fernsehkabel derzeit in der Regel rund 30 bis 100 Megabit pro Sekunde möglich sind, erzielt die Telekom über ihr VDSL-Netz in der Spitze 50 Megabit pro Sekunde. Ab Mai 2012 will man aber das FTTH-Netz (Fiber to the Home) für Privatkunden in Betrieb nehmen. In vorerst zehn Städten sollen dann 200 Megabit pro Sekunde möglich sein.

Von Seiten der Politik dürfte vorerst aber mit weniger Unterstützung zu rechnen sein. Denn erst in der vergangenen Woche begrub die Regierungskoalition im Bundestag (CDU, CSU und FDP) ihre Pläne zur gesetzlichen Verpflichtung zum Breitbandausbau.