Android Auto und CarPlay im Test: Google & Apple als Beifahrer im Skoda Rapid Spaceback

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Nicolas La Rocco
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Ausblick: Die Pkw-Diagnostik kommt

Aktuell sind CarPlay und Android Auto optionale Einbindungsmöglichkeiten für das Smartphone im Pkw. Als vollständige Ablöse und eigenständiges Betriebssystem fürs Fahrzeug, das noch mehr kann als aktuell, steht zumindest Android Auto in Aussicht. Bei eingeschalteten Entwickleroptionen auffindbare Menüs sind bereits jetzt Beleg dafür. In Zukunft wird Android Auto auch das Wischwasser, den Ölstand oder den Reifendruck überprüfen und den Fahrer an den nächsten Werkstattbesuch erinnern können.

Was bei Apple für die Zukunft geplant ist, lässt sich nur schwierig beantworten. Die allumfassende Apple-Experience ist CarPlay derzeit noch nicht, und abgesehen von vielleicht ein paar neuen Apps sind aktuell keine weiteren Funktionen in Aussicht. Doch selbst bei der App-Auswahl hat sich seit dem Start nichts verändert. Auch bei Apple könnte an einem eigenen Betriebssystem für Fahrzeuge als Nachfolger der Zwischenlösung CarPlay gearbeitet werden, das ohne Smartphone auskommt. Anders als bei Google kommt dieses Betriebssystem dann aber wohl ausschließlich im eigenen Apple-Auto zum Einsatz, das sich angeblich schon in der Entwicklung befinden soll.

Mercedes-Benz und BMW fehlen noch

Von diesen Zukunftsvisionen abgesehen, werden sich kurzfristig zunächst weitere Hersteller für die Integration der aktuellen Systeme entscheiden. Mit Skoda, Volkswagen, Audi, Seat, Opel, Ferrari, Porsche, Volvo und Drittanbietern für Nachrüstlösungen gibt es bereits mehr als eine Handvoll Anbieter beider Systeme. In den USA sind auch schon mehrere japanische Fahrzeughersteller dabei, CarPlay und Android Auto anzubieten. Auf den Listen von Apple und Google stehen zudem Firmen wie Mercedes-Benz, BMW, Renault, Peugeot oder Fiat, allerdings noch ohne konkrete Angaben zur Marktreife.

Fazit: Es gibt zwei Sieger

Nach drei Wochen mit dem Skoda Rapid steht fest: CarPlay von Apple und Android Auto von Google sind die derzeit besten Lösungen, um ein Smartphone mit iOS oder Android in den Pkw zu integrieren. Klar besser als das andere System ist aber keine der beiden Lösungen. Eine Rolle spielt dies ohnehin nicht für Käufer, denn zumindest beim Volkswagen-Konzern sind immer beide Systeme installiert. Es spielt aber auch deshalb keine Rolle, weil kaum jemand ein iOS- und ein Android-Smartphone besitzen wird. Im Gegensatz zum Test kommt im Alltag üblicherweise ein Smartphone zum Einsatz, zur Wahl zwischen Android Auto oder Apple CarPlay kommt es somit erst gar nicht. Nutzer beider Lager können sich aber sicher sein, die jeweils beste Lösung gekauft zu haben.

Die Einrichtung fällt für beide Systeme einfach aus und ist in weniger als zwei Minuten erledigt. Eine lange Eingewöhnungsphase gibt es ebenfalls nicht, bis Android Auto und CarPlay sicher bedient werden können. Beide Systeme orientieren sich beim Aufbau an den Betriebssystemen der Smartphones, ein Umdenken ist nur in Teilbereichen notwendig. Wer auf dem Smartphone nur selten oder gar nicht die Sprachbedienung verwendet, muss sich erst daran gewöhnen, mit Android oder iOS zu sprechen.

Bei der App-Auswahl hat Apple Nachholbedarf, Google beim Menüaufbau

Android Auto kann in den Kategorien Navigation, Design, Sprachein- und ausgabe sowie Messaging punkten. Die Karten der Navigation sind besser gestaltet und die Optionen umfangreicher. Android Auto sieht zudem nicht so trist aus wie CarPlay und bringt Farbe ins Spiel. Obendrein versteht Google den Anwender etwas besser und bietet die weniger nach Roboter klingende Sprachausgabe. Beim Messaging beschränkt sich Google zudem nicht auf eigene Lösungen und hat auch beliebte Dienste wie WhatsApp, Threema oder Skype parat. Vor allem bei der App-Auswahl hat Apple Nachholbedarf.

Die optisch schön gestaltete Oberfläche von Google hilft dem Nutzer aber nicht weiter, wenn sie nicht zum gewünschten Ziel führt oder nur eine starre Vorgabe ist. Mehrfach fehlen bei Android Auto wichtige Menüpunkte, zu nennen ist beispielsweise die Kategorisierung nach Alben oder Künstlern bei der Musik. Nicht nachvollziehbar ist zudem, warum gerade auf die Kontakte im Menü für Telefonie und Messaging verzichtet wird. Und leere Menüs bei BeyondPod zeigen, dass starre Vorgaben der Google-Entwickler manchmal eben nicht sinnvoll sein können. Das alles sind Punkte, die Google mit einem einfachen Software-Update in kurzer Zeit verbessern könnte.

Genau an den Kritikpunkten von Android Auto setzt Apples CarPlay an. Die Verwaltung von Medien fällt um Längen besser aus, zudem steht schon ab Werk eine gute App für Podcasts zur Verfügung, die bei Google erst nachinstalliert werden muss und die auch dann nicht besonders gut ist. Apples Menüs mögen trist aussehen, sie führen den Nutzer aber immerhin zum gewünschten Ziel und bietet alle Optionen, die man erwartet.

CarPlay und Android Auto sind gut dafür geeignet, um in wenigen Schritten die wichtigsten Daten des Smartphones unkompliziert in den Pkw zu bringen. Beide Systeme zeigen allerdings auch, wie viel Potenzial noch brach liegt. Die Navigation hat innerhalb der dreiwöchigen Testphase nichts dazugelernt, der ewige Datenhunger verlangt teure Mobilfunktarife, und eine echte Brücke zum Fahrzeug mit all dessen Daten ist noch immer nicht geschlagen. Zumindest bei Google ist absehbar, dass Android Auto in Zukunft auch auf die Bordelektronik zugreifen kann.

Dennoch lohnt es sich schon jetzt, in Android Auto und CarPlay zu investieren, allerdings nur dann, wenn bei einem vergleichsweise günstigen Fahrzeug wie dem Skoda Rapid die Investitionskosten für die Systeme ebenfalls niedrig ausfallen. Bindet der Hersteller CarPlay und Android Auto an exorbitant teure Zusatzausstattungen, die in keinem Verhältnis zum Basispreis des Autos stehen, sind die Systeme nicht mehr interessant.

Android und iOS waren nie einfacher und besser als mit Android Auto und CarPlay in den Pkw zu bringen. Das lässt über kleinere und teils größere Kritikpunkte schnell hinwegsehen, die aber alle mit Software-Updates aus dem Weg geräumt werden können. Jetzt müssen Apple und Google den zweiten Gang einlegen.

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