Nexus 6P im Test: Google und Huawei auf doppeltem Höhenflug

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Nicolas La Rocco
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Kamera

Die Hauptkamera des Nexus 6P ist dieselbe wie im Nexus 5X, die Frontkameras der beiden Smartphones unterscheiden sich in der Anzahl ihrer Megapixel. Während das 6P mit 8 Megapixel auflöst, stehen dem günstigeren Modell Nexus 5X lediglich 5 Megapixel zur Verfügung. Die Frontkamera des Vorgängermodells Nexus 6 bot nur 2,1 Megapixel.

Die rückwärtige Kamera des Nexus 6P verfügt ebenfalls über einen 1/2,3"-Sensor mit 12,3 Megapixel, eine Blende mit der Lichtstärke f/2.0 sowie einen Dual-Tone-LED-Blitz. Auch beim teureren Nexus 6P ist der optische Bildstabilisator, der im Vorgänger noch verbaut war, dem Rotstift zum Opfer gefallen und wurde wie beim Nexus 5X eingespart.

Während auf dem Papier vom betagten Nexus 5 zum neuen Nexus 5X viele Verbesserungen auszumachen sind, fallen die Neuerungen des Nexus 6P verglichen mit seinem Vorgänger nicht ganz so gravierend aus. Die Auflösung des Sensors wurde sogar leicht von ursprünglich 13,0 auf 12,3 Megapixel reduziert. Dafür ist der neue Sensor wesentlich größer als der zuvor verbaute mit 1/3,06".

Kameravergleich
Google
Nexus 6P
Google
Nexus 6
Apple
iPhone 6s Plus
Google
Nexus 5X
OnePlus
2
Google
Nexus 5
Hauptkamera Auflösung 12,3 MP 13,0 MP 12,2 MP 12,3 MP 13,0 MP 8,0 MP
Sensorgröße 1/2,3" 1/3,06" 1/3" 1/2,3" 1/2,6" 1/3,2"
Sensorformat 4:3
Blendenzahl f/2,0 f/2,2 f/2,0 f/2,4
OIS × ×
Blitz Dual-LED
Dual-Tone
Dual-LED Dual-LED
Dual-Tone
LED
Video 2160p/30 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
2160p/30 FPS
1080p/60 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
2160p/30 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
480p/30 FPS
Zeitlupe 240 FPS/720p
120 FPS/720p
× 240 FPS/720p
120 FPS/1080p
120 FPS/720p ×
Frontkamera Auflösung 8,0 MP 2,1 MP 5,0 MP 1,3 MP
Blitz × Display ×
Video 1080p/30 FPS
720p/30 FPS
480p/30 FPS
720p/30 FPS 1080p/30 FPS
720p/30 FPS
480p/30 FPS
720p/30 FPS 720p/30 FPS
480p/30 FPS
288p/30 FPS

Da im Google Nexus 6P das gleiche rückwärtige Kameramodul wie im Nexus 5X verbaut wurde, ist es nicht verwunderlich, das alle Beobachtungen identisch ausfallen. Am Tag unter freiem Himmel weiß Googles neues Nexus 6P mit einer sehr hohen Bildschärfe, die sich gleichmäßig über die gesamte Bilddiagonale erstreckt, zu überzeugen. Optische Abbildungsfehler, beispielsweise chromatischen Aberration, zeigt die Kamera des 6P nicht. Einzig wenn Lichtquellen direkt in die Optik strahlen, kann es zu Linsenflecken kommen und Aufnahmen negativ beeinflussen (Beispiele: Bilder 91 und 118).

Beeindruckend ist die Wiedergabe der Farben. Fotos, die mit dem Nexus 6P entstehen, sehen natürlich aus und zeigen angemessen gesättigte Farbtöne. Dank einem präzisem Weißabgleich treten tagsüber keine Farbverschiebungen auf.

Dies ändert sich, sobald in Räumen mit Kunstlicht fotografiert wird. Hier lässt sich anhand der Testfotos eine leichte Verschiebung in Richtung Gelb feststellen. Allerdings hält sich die Stärke des Farbstiches in Grenzen und sollte nicht allzu kritisch bewertet werden. Denn selbst bei professionellen System- oder Spiegelreflexkameras kann der automatische Weißabgleich je nach Art des Kunstlichtes schnell daneben liegen.

Trotz leicht erhöhter Empfindlichkeiten bildet der Sensor Motive in Innenräumen mit Tageslichtfenstern nach wie vor gut detailliert bei ISO-Werten von circa 300 ab. Erst Abends, wenn nur noch schwaches Kunstlicht für die Ausleuchtung zur Verfügung steht, verlieren Details spürbar an Schärfe (Bild 88, nicht leserliche Geldmünzen). Dies ist den in diesen Szenarien auf etwa ISO 1.000 erhöhten Werten zuzuschreiben.

Google Nexus 6P im Test – Kamera

Ab ISO-Werten von 3.000 nehmen Details dann drastisch ab. Dennoch gelingt es dem Nexus 6P für ein Smartphone verhältnismäßig gut, nächtliche Stimmungen einzufangen. Ein Bildstabilisator hätte die Kamera trotzdem für Aufnahmen in Dunkelheit optimiert. Denn durch die Stabilisation sind längere Belichtungszeiten und im Umkehrschluss niedrigere Empfindlichkeiten und damit ein weniger starkes Rauschen und ein höherer Dynamikumfang möglich. Dies wiederum hat positive Auswirkungen auf die Bildqualität.

Werden Bilder des Vorgängers Nexus 6 und die des neuen Nexus 6P gegenübergestellt, so fallen die bessere Farbsättigung und ein höherer Kontrast zu Gunsten des neuen Google-Smartphones aus. In den Vergleichskategorien Schärfe, Low- und High-ISO-Fähigkeiten nehmen sich Vorgänger und Nachfolger allerdings nur wenig.

Apples iPhone 6s Plus gegenübergestellt, kann das Nexus 6P mit einer geringfügig höheren Bildschärfe den Vergleich knapp für sich entscheiden. Dafür ist der Dynamikumfang von Apples Flaggschiff ein wenig höher, wie es beispielsweise am Himmel der Fotos 55 und 57 zu erkennen ist – eine bekannte Stärke von Apple.

Die Disziplin „beste Nachtaufnahmen“ gewinnt das iPhone 6s Plus haushoch. Verglichen zum Nexus 6P sind sie um ein Vielfaches rauschärmer und haben einen zum Teil deutlich höheren Dynamikumfang vorzuweisen. In dieser Kategorie bleibt das Apple iPhone 6s Plus nach wie vor unangefochten.

Auch bei Videoaufnahmen zeigt das iPhone 6s Plus, wie ein ruhiges Bild samt schnellem Autofokus bei einem aktuellen Flaggschiff auszusehen hat. Dass Google selbst beim Nexus 6P auf einen optischen Bildstabilisator verzichtet, ist deshalb nicht nachvollziehbar. Zwar verfügt das Nexus 6P im Gegensatz zum Nexus 5X über einen digitalen Bildstabilisator für Videos, dieser kann aber nicht ansatzweise der Stabilisation des iPhone 6s Plus das Wasser reichen. Nur auf die Bildqualität bezogen sind die Videos des Nexus 6P aber überzeugend. Der Dynamikumfang ist hoch, die Farben sind kräftig und auch der Schärfegrad ist wie bei Fotos sehr hoch.

Im 4K-Modus mit der UHD-Auflösung von 3.840 × 2.160 Bildpunkten ist das Ergebnis ähnlich. Das iPhone 6s Plus produziert die erneut deutlich ruhigeren Aufnahmen, die allgemeine Videoqualität ist aber vergleichbar. Das Nexus 6P punktet erneut mit viel Schärfe, das iPhone 6s Plus ist insgesamt aber das bessere Smartphone für Videos.

Anders als das Nexus 5X bietet das Nexus 6P eine zweite Stufe für Zeitlupenvideos mit 240 statt 120 FPS in 720p-Auflösung. Damit zieht Google zum letztjährigen iPhone 6 gleich, nicht nur in Sachen Geschwindigkeit, sondern auch in der Umsetzung der Software. Wie bei Apple lässt sich im Nachhinein per App festlegen, welcher Bereich des Videos langsam abgespielt werden soll und welcher mit normaler Geschwindigkeit.

Wird das Video vom Nexus 6P auf einen Computer überspielt, läuft das gesamte Video in Zeitlupe. Damit gelingt dieser Schritt deutlich einfacher als bei Apple, wo ein Umweg über AirDrop auf einen Mac genommen werden muss. Wer sich bei Apple das Zeitlupenvideo selbst per iMessage schickt, erhält es hingegen nur in einer geringeren Auflösung und Bitrate mit sichtbarer Reduzierung der Qualität. Der Zeitlupeneffekt selbst ist bei Google gleich gut wie bei Apple ausgeprägt, qualitativ gibt es keine Unterschiede, abgesehen von der erneut abweichenden Farbgebung.