AMD Radeon RX 460 im Test: Mit Gigabyte (2 GB) und Sapphire (4 GB) gegen GTX 950

Wolfgang Andermahr
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AMD Radeon RX 460 im Test: Mit Gigabyte (2 GB) und Sapphire (4 GB) gegen GTX 950

Einleitung

Das Polaris-Portfolio ist ab heute erst einmal komplett: AMD schickt die Radeon RX 460 und damit den kleinsten und langsamsten, aber auch günstigsten Ableger ins Rennen. Die Grafikkarte richtet sich entgegen der Radeon RX 480 und Radeon RX 470 an Gelegenheitsspieler, die nicht immer mit maximalen Details spielen möchten, sowie an E-Sport- und Multiplayerspiele wie Counter-Strike: GO, Dota 2, Overwatch und Co.

Die wichtigste Frage in dem Segment: Wie schlägt sich die neue Grafikkarte im Vergleich zur Radeon R7 370 sowie zur Nvidia GeForce GTX 950? Vor allem das Duell gegen die Nvidia-Karte ist spannend, denn dort entscheidet sich, wer die schnellste Grafikkarte ohne einen zusätzlichen Stromanschluss bietet. Bis jetzt galt dies mit großem Abstand für das Nvidia-Modell, das nun endlich Konkurrenz bekommt. Diese und noch weitere Fragen werden mit Hilfe einer Gigabyte Radeon RX 460 WindForce OC (2.048 MB) sowie einer Sapphire Radeon RX 460 Nitro (4.096 MB) geklärt.

Polaris 11 feiert seine Premiere

Die Radeon RX 460 setzt als erste Lösung auf den Polaris-11-Grafikchip, der mit 123 mm² zu den 232 mm² des Polaris 10, der bei Radeon RX 470 sowie Radeon RX 480 zum Einsatz kommt, deutlich kleiner ausfällt. Ebenso fällt die Anzahl der Schaltungen mit drei Milliarden Transistoren deutlich geringer aus. Gleich geblieben ist dagegen die 14-nm-FinFET-Fertigung bei Globalfoundries sowie die Architektur. Unterschiede gibt es aber bei der Anzahl der Ausführungseinheiten.

Polaris 11 kann auf dasselbe Front End wie Polaris 10 zurück greifen, jedoch ist die Anzahl der Shader Engines auf zwei halbiert. Es sind insgesamt 16 Compute Units und damit 1.024 Shader- sowie 64 Textureinheiten vorhanden, wovon auf der Radeon RX 460 jedoch nur 14 Compute Units aktiviert sind. Das entspricht 896 ALUs sowie 56 TMUs.

Mit vier Render Back Ends gibt es auf Polaris 11 mit 16 ROPs noch halb so viele wie auf der größeren GPU, die auch allesamt auf der Radeon RX 460 aktiv sind. Ebenfalls halbiert ist das Speicherinterface: Vier 32 Bit breite Controller und damit ein 128-Bit-Interface sind übrig geblieben. Auch der L2-Cache fällt in der Menge um 50 Prozent, auf der kleinen Polaris-GPU ist er noch ein Megabyte groß.

Unterm Strich fällt Polaris 11 deutlich „einfacher“ als Polaris 10 aus. Jedoch gibt es zwei Eigenschaften, in denen Polaris 11 dem größeren Bruder voraus ist. So beträgt die Höhe der GPU nur 1,5 mm. Dadurch soll die GPU auch in kleineren Notebook – ein wichtiges Einsatzgebiet von Polaris 11 – vielfältige Designs ermöglichen.

Power Gating zwischen den CUs gibt es nur bei Polaris 11

Als weitere exklusive Eigenschaft verfügt nur Polaris 11 über Power Gating zwischen den einzelnen Compute Units. Auch Polaris 10 beherrscht Power Gating und kann zum Beispiel die Videoblöcke bei Nichtbenutzung deaktivieren, die Compute Units sind dagegen durchweg alle aktiv und benötigen entsprechend Energie. Polaris 11 kann einzelne Compute Units hingegen deaktivieren und andere aktiv lassen, um so etwa bei Teillast Strom zu sparen. Laut AMD kostet Power Gating zwischen den einzelnen Compute Units einen nicht zu verachtenden „Overhead an Chipfläche“. Aus diesem Grund fehlt das Feature in Polaris 10, dort würde es den Die unnötig aufblähen und letztlich Kosten verursachen.

AMD sieht für die Radeon RX 460 einen Basistakt von 1.080 MHz und eine maximale Frequenz von 1.200 MHz vor. Der Speichertakt beträgt 3.500 MHz. Je nach Preisklasse wird es Modelle mit zwei und mit vier Gigabyte Speicher geben. Die Leistungsaufnahme beträgt laut AMD weniger als 75 Watt – womit ein zusätzlicher Stromstecker nicht notwendig ist. Allerdings wird es von Partnern Modelle geben, die auf einen Stecker setzen, um so einen höheren Takt fahren zu können.

AMD Radeon RX 460 sind immer nur PCIe-x8-Karten

PCIe x8 gilt für alle RX-460-Karten
PCIe x8 gilt für alle RX-460-Karten

Eine Überraschung gibt es noch: Alle Modelle der Radeon RX 460 verfügen nur über einen PCIe-x8-Anschluss anstatt den üblichen 16 Lanes. Der physische Stecker ist zwar aus Stabilitätsgründen genauso lang wie bei allen anderen Grafikkarten, jedoch fehlt die Bestückung für die restlichen acht Lanes. Laut AMD hat die so halbierte PCIe-Bandbreite auf 8 GB/s keinen negativen Einfluss auf die Performance, da der Grafikkarte dafür die Rohleistung fehlt.

AMD Radeon R7 370 AMD Radeon RX 460 AMD Radeon RX 470 Nvidia GeForce GTX 950
Chip: Pitcairn Polaris 11 Polaris 10 GM206
Transistoren: ca. 2,8 Mrd. ca. 3,0 Mrd. ca. 5,7 Mrd. ca. 2,9 Mrd.
Fertigung: TSMC 28 nm HP Globalfoundries 14 nm TSMC 28 nm HP
Shader-Einheiten: 1.024 896
2.048
Variante
1.792
768
Basis-Chiptakt: 975 MHz 1.090 MHz 926 MHz 1.024 MHz
Maximaler Chiptakt: 1.200 MHz 1.206 MHz 1.188 MHz
TFLOPs (FP32): 2,0 TFLOPs 2,2 TFLOPs
4,9 TFLOPs
Variante
4,3 TFLOPs
1,8 TFLOPs
TFLOPs (FP16): ?
KI-Kerne: ?
TFLOPs (FP16) mit KI: ?
Raytracing: ?
ROPs: 32 16 32
Pixelfüllrate: 31 GPix/s 19 GPix/s 39 GPix/s 29 GPix/s
TMUs: 64 56
128
Variante
112
48
Texelfüllrate: 62 GTex/s 67 GTex/s
154 GTex/s
Variante
135 GTex/s
57 GTex/s
DirectX (Feature-Level): 11_1 12_0 12_1
Speichergröße: 2 GB GDDR5 4 GB GDDR5 2 GB GDDR5
Speichertakt: 2.800 MHz 3.500 MHz 3.300 MHz
Speicherinterface: 256 Bit 128 Bit 256 Bit 128 Bit
Speicherbandbreite: 179 GB/s 112 GB/s 211 GB/s 106 GB/s
Leistungsaufnahme Typisch/Maximal: 110 Watt/? 75 Watt/? 120 Watt/? ?/90 Watt
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