850-Watt-Netzteile im Test: Sieben Modelle von 80 Plus Gold bis Titanium

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Nico Schleippmann
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Software als digitales Feature

Die digitalen Features des HX850i und Toughpower DPS G Platinum 850W beschränken sich auf Auslese- und Steuerungsfunktionalitäten. Die Spannungsregelung dieser Netzteile findet nach wie vor analog statt.

Link bietet in seiner aktuellen Version eine aufgefrischte Grafik, die sich in einer guten Übersichtlichkeit niederschlägt. Auf der Startseite sind neben den Live-Messdaten des Netzteils auch die des restlichen Systems abgebildet. Alle Messdaten können in einem extra Tab aufgezeichnet und protokolliert werden. Sollen detaillierte Informationen über den Status des Netzteils abgerufen werden, muss die Seite zum Netzteil aufgerufen werden. Hier werden Eingangs- und Ausgangsleistung in einem Liniendiagramm historisch aufgezeichnet. Zudem kann mit einem Schalter zwischen der Multi- und Single-Rail-Absicherung gewechselt werden, wobei die deutsche Übersetzung mit „Spuren“ nicht ganz der tatsächlichen mit „Schienen“ entspricht.

Weitere Fenster erlauben die Darstellung der Statistik für die Temperatur des Netzteils und für die Drehzahl des Netzteillüfters. Ebenso können Benachrichtigungen eingestellt werden, wenn gewünschte Werte unter- oder überschritten werden. Zudem kann die Lüftersteuerung modifiziert werden. Anstatt des standardmäßig eingestellten Semipassiv-Modus kann ein Profil mit fester Drehzahl zwischen 40 und 100 %, mit maximaler Drehzahl und benutzerdefinierter Drehzahl angewandt werden. Letzteres ist besonders interessant, weil eine von der Temperatur abhängige Drehzahlkurve festgelegt werden kann. Hier kann als Eingangsvariable statt der Netzteiltemperatur auch die Temperatur eines anderen Systemsensors verwendet werden.

Die Konfiguration bleibt im Netzteil gespeichert, sodass die Software nicht dauerhaft aktiv sein muss. Bei einem Hard Reset des Systems, also einem Ausfall der Eingangsspannung, werden die Einstellungen auf die Standardwerte zurückgesetzt.

Thermaltake DPS G PC App (Version 2.3.2)

In der PC-Anwendung von Thermaltake kann über eine Navigationsleiste zwischen den Messwerten gewechselt werden. Oberhalb dieser Leiste wird die aktuelle Messung auf einer analogen Skala grafisch abgebildet. Die Logos in der Navigationsleiste wirken überdimensioniert, wodurch die Navigationspfeile in den Hintergrund treten, was sich anfänglich in der Bedienung wenig intuitiv darstellt. Eine kompaktere Darstellung, bei der alle Daten auf einen Blick ersichtlich sind, würde der Übersichtlichkeit dienlich sein.

Weitere Kritikpunkte in der Software betreffen die Anzeige der Leistung, von der keine nähere Unterscheidung zwischen Ausgangs- und Eingangsleistung erfolgt, und die deutsche Übersetzung in der Kostenübersicht, die lediglich die Dollar-Währung kennt und als Trennzeichen einen Punkt voraussetzt. Außerdem kann die Aufforderung zur Registrierung als störend empfunden werden, wenn die Applikation nur lokal verwendet werden soll. Denn mit jedem Start erscheint ein entsprechender Popup-Dialog.

Für die Steuerung des Lüfters kann zwischen drei vorgefertigten Profilen gewählt werden. Der werkseitig eingestellte Performance-Modus ist auf eine maximale Kühlleistung ausgelegt, der Silent-Modus stellt ein weniger aggressives Profil dar, und der Zero-Fan- ist ähnlich zum Silent-Modus, außer dass der Lüfter bei geringer Last komplett stillsteht. Eine Anpassung des Lüfterprofils bleibt dauerhaft gespeichert, sodass die Anwendung nur für eine einmalige Konfiguration verwendet werden kann.

Kabelausstattung

Über die Grundausstattung sind sich die meisten Hersteller einig. In der 850-Watt-Klasse gibt es zwei EPS- und sechs PCIe-Stecker – einzig LC-Power weicht davon mit einem EPS- und vier PCIe-Steckern aus Gründen des Kostendrucks ab. Weil es sich mit dem Strider Titanium ST80F-TI letztlich um ein 800-Watt-Netzteil handelt, ist die Entscheidung für nur vier PCIe-Stecker noch nachvollziehbar. LC-Power hat sich gegen eine Modularität der ATX- und EPS-Leitung entschieden, beim Dark Power Pro 11 850W ist einzig der ATX-Kabelstrang nicht abnehmbar. Alle anderen Testkandidaten setzen auf eine Vollmodularität, die die Arbeit beim Kabel-Modding oder beim Ersetzen der Standardleitungen gegen eigene Kabel-Kits erleichtert.

Kabelausstattung (Länge in cm) be quiet! Cooler Master Corsair LC-Power SilverStone Super Flower Thermaltake
nicht abnehmbar
20-+-4-Pin ATX 1 (63) 1 (62)
4+4-Pin EPS 1 (66)
abnehmbar
20-+-4-Pin ATX 1 (61) 1 (55) 1 (59) 1 (60)
4+4-Pin EPS 1 (71) 2 (68) 2 (75) 2 (56 – 75) 2 (70) 1 (60)
8-Pin EPS 1 (71) 1 (60)
6+2-Pin PCIe 6 (61) 6 (61 – 71) 6 (60 – 75) 4 (60 – 70) 4 (56) 6 (70 – 85) 6 (55 – 70)
6-Pin PCIe 1 (60)
SATA 8 (60 – 92) 9 (45 – 55) 12 (55 – 72) 9 (50 – 70) 12 (60 – 106) 10 (56 – 86) 12 (56 – 101)
4-Pin-Molex 6 (60 – 105) 4 (45 – 55) 12 (44 – 73) 4 (44 – 74) 3 (61 – 92) 4 (55 – 86) 4 (55 – 99)
Floppy 2 (71 – 110) 1 (65)
Molex-auf-Floppy-Adapter 2 (13) 1 (10) 1 (10) 1 (10)

Für Netzteile, die selbst viel Raum beanspruchen, liegt die Vermutung nahe, dass diese auch in ausladenden Gehäusen verbaut werden. Die Hersteller gehen darauf mit entsprechend langen EPS-Leitungen ein. Das einzige Schlusslicht stellt hierbei Thermaltake dar, weil mit 60 cm eine Kabelverlegung hinter dem Mainboard-Tray problematisch sein kann. Dem möchte der Hersteller künftig entgegenwirken, indem dieser Kabelstrang auf 65 cm verlängert wird. Allgemein kürzere Kabel legt SilverStone bei, da das ST80F-TI ein entsprechend starkes Kaufargument für Bastler mit kompaktem PC-Gehäuse bei gleichzeitig stromhungriger Hardware ist.

Was den Kabelquerschnitt anbelangt, setzen SilverStone und Super Flower auf dickere 16AWG-Adern für die Leitungen abseits der Peripherie. Für die VGA-Stromversorgung gibt es beim V850, HX850i, LC8850III, Leadex Titanium 850W und Toughpower DPS G Platinum 850W Y-Kabel, wobei zwei der vier Leitungen des Leadex Titanium als einfache Variante mit einzelnem Stecker vorliegen. Grafikkarten, die die ATX-Spezifikation einhalten, können an einem Y-Kabel angeschlossen werden. Werden allerdings die Leistungslimits beispielsweise durch starkes Übertakten überschritten, sollte der Strom auf zwei gesonderte Leitungen verteilt werden.

CableMod CM-Series VS ModFlex™ Kabel-Kit

Mit komplett schwarz gefärbten Kabelsträngen bemühen sich die Netzteilhersteller in letzter Zeit um ein möglichst neutrales Erscheinungsbild. Das passiert nicht ohne Grund, denn für immer mehr Hardware-Schrauber nimmt die optische Abstimmung des eigenen Systems eine größere Rolle ein. Wer die Standardkabel zu langweilig findet, kann mit Kabel-Kits Abhilfe schaffen, bei denen jede einzelne Ader mit Sleeve umhüllt ist. CableMod bietet ein großes Angebot an solchen Kits an und erlaubt mit einem Konfigurator sogar eine vollständige Individualisierung.

Das „CM-Series VS ModFlex™ Cable Kit - BLACK / WHITE“ soll die Kabel des V850 vollständig ersetzen können. Im Vergleich mit den Standardkabeln gibt es keine gravierenden Unterschiede in den Kabellängen. Mit vier, vier und zwei Steckern an einem Kabelstrang sind die SATA-Anschlüsse anders verteilt. Außerdem gibt es statt eines festen Floppy-Anschlusses einen Adapter, dessen Adern aufgrund der kleineren Terminals jedoch nicht mit Sleeve umhüllt sind. Bezüglich der PCIe-Stecker legt CableMod dem Kunden umfangreichere Möglichkeiten bereit. Anstatt alle sechs Anschlüsse mittels Y-Stecker zu realisieren, müssen mit dem CableMod-Kit dafür zwei Y- und zwei Einzelkabel verwendet werden, was gegenüber der ersteren Variante die Verluste etwas senkt. Genauso können vier Einzel-Kabelstränge angeschlossen werden, wenn nur vier PCIe-Stecker benötigt werden.

Kabelausstattung (Länge in cm) Cooler Master CableMod
24-Pin ATX 1 (61) 1 (58)
4+4-Pin EPS 2 (68) 2 (68)
6+2-Pin PCIe (über Y-Kabel) 6 (61 – 71) 4 (58 – 72)
6+2-Pin PCIe 4 (58)
SATA 9 (45 – 55) 10 (39 – 85)
Molex 4 (45 – 55) 5 (38 – 73)
Floppy 1 (65) 1 (per Adapter, 10)

Qualitativ macht das Sleeve einen sehr guten Eindruck. Es deckt die Adern vollständig ab – es bleibt aber gleichzeitig dünn genug, so dass die Flexibilität der Kabel nicht beeinträchtigt wird. Das Sleeve aus Paracord, das CableMod unter der Bezeichnung ModFlex verkauft, hat eine sehr feine Struktur und sieht deswegen sehr edel aus. Die Ummantelung schließt erst in den Steckerenden ab, sodass eine komplett homogene Optik gewahrt wird. Weil die Adern der Kabelstränge in keiner Weise gebündelt werden, muss sich der Anwender selbst Gedanken um die Ordnung machen. Dies kann beispielsweise mit Kabelkämmen umgesetzt werden, wovon es keinen im Lieferumfang gibt, welche CableMod allerdings auch gesondert anbietet. Stellt der Preis von knapp 100 Euro kein Hindernis dar, bekommt man mit dem CableMod-Kit ein ausgezeichnetes Produkt geboten.

CableMod CM-Series VS ModFlex™ Cable Kit
Produktgruppe Netzteile, 15.10.2016
  • Hochwertige Verarbeitungsqualität
  • Vielfältige Anschlusskonfigurationen
  • Große Steckerauswahl
  • Umfangreiche Auswahl an Farbkombinationen
  • Kein Kabelkamm im Lieferumfang

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