Netzneutralität: Bei StreamOn bleibt vorerst alles beim Alten

Andreas Frischholz
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Netzneutralität: Bei StreamOn bleibt vorerst alles beim Alten
Bild: Deutsche Telekom

Bei StreamOn ändert sich für die Kunden der Deutschen Telekom vorerst nichts. Auf den Beschluss der Bundesnetzagentur hat der Konzern am Freitag mit einer Stellungnahme reagiert. Wie es nun aber mit dem Zero-Rating-Angebot weitergeht, ist jedoch noch nicht bekannt.

Die Telekom selbst hofft noch, dass man die Regulierungsbehörde „von einer Lösung im Sinne der Kunden überzeugen“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage von ComputerBase. An der bisherigen Rechtsauffassung habe sich indes nichts geändert. Die Telekom ist weiterhin der Ansicht, dass StreamOn mit den Vorgaben der EU zur Netzneutralität vereinbar ist.

Offenbar versucht die Telekom also noch, den Spielraum weiter auszuloten. Bereits im Oktober erklärte man, die Bundesnetzagentur vertrete eine „eigene, sehr enge Interpretation des EU-Rechts“.

Frist lief bis zum 10. November

Der Stichtag für die Stellungnahme war der letzte Freitag. Nach einer Fristverlängerung hatte die Telekom bis zum 10. November Zeit, um auf den Beschluss der Regulierungsbehörde zu reagieren. Die hatte zwar entschieden, dass StreamOn prinzipiell mit den EU-Vorgaben vereinbar ist, in manchen Bereichen aber die Netzneutralität-Vorgaben verletzt.

Dazu zählt zunächst die reduzierte Qualität der Video-Streams bei den L-Tarifen. Die volle HD-Qualität bei „StreamOn Music & Video Max“ können lediglich Kunden mit den MagentaEins-Tarif buchen. Und ein weiterer Verstoß ist die Ausnahme vom EU-Roaming. Aufgrund der europäischen Traffic-Großhandelspreise könnte sich insbesondere dieser Punkt als Pferdefuß für die Telekom erweisen.

Immer noch Streit um Diskriminierung

Was die Telekom nun als „sehr enge Interpretation des EU-Rechts“ bezeichnete, ging Netzaktivisten und Verbraucherschützern indes nicht weit genug. Die forderten ein komplettes Verbot, weil durch Zero-Rating-Angebote wie StreamOn ein Zwei-Klassen-Internet drohe und zudem einzelne Dienste diskriminiert werden. Denn klar ist: Wenn der Datenverkehr der Partnerdienste nicht auf das monatliche Inklusivvolumen der Kunden angerechnet wird, sind jene gegenüber konkurrierenden Anbieter im Vorteil.

Dem widerspricht die Telekom nach wie vor, auch die Streaming-Anbieter würden demnach profitieren. „Wir haben inzwischen mehr als 100 kleine und große Partner. Jeder Streaming-Anbieter kann mit uns kooperieren, es gibt keine Diskriminierung“, so der Telekom-Sprecher.

Beliebt wäre StreamOn außerdem bei den Kunden. Rund 500.000 würden das Angebot mittlerweile nutzen.