Custom-Wasserkühlung: Einbau, Einrichtung und Optimierung in Eigenregie

 2/3
Thomas Böhm
110 Kommentare

Der Einbau setzt Improvisation voraus

Planung ist das eine, doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Das gilt es auch bei Custom-Wasserkühlungen zu beachten: Während die Hardware eines PCs komplett standardisiert ist und in einem PC-Gehäuse klar definierte Einbaupunkte besitzt, hat der Anwender bei einer Wasserkühlung deutlich mehr Freiheiten – muss sich aber darauf einstellen, dass die ausgearbeitete Idee fast immer am tatsächlichen Einbau scheitert und angepasst werden muss. Wer sich auf das Projekt Wakü einlässt, darf sich davon aber nicht abschrecken lassen. Im Gegenteil, das macht einen großen Teil des Reizes aus, die Kühlung selbst zusammenzustellen.

Frontradiator und Ausgleichsbehälter sind einfach anzubringen

Den unkomplizierten Anfang der Wasserkühlung machen Frontradiator und Ausgleichsbehälter. Der 280-mm-Radiator wird ganz einfach an den Aufnahmepunkten für 140-mm-Lüfter hinter der Gehäusefront verschraubt. Bei den bereits vorhandenen Schraublöchern in der seitlichen Trennwand des Phanteks Enthoo Evolv sind außerdem passende Abstände vorhanden, um die Halterung des AGB vom Typ Heatkiller Tube mit dem Gehäuse zu verschrauben, ohne dass neue Löcher gebohrt werden müssen. Zunächst war geplant, einen kurzen 100er Heatkiller Tube zu verbauen und den Durchflusssensor oberhalb des Reservoirs anzubringen. Nachdem jedoch klar wurde, dass unter der Netzteilblende genug Platz ist, um den Sensor zu verstecken, wurde stattdessen auf den Heatkiller Tube 150 gewechselt.

Pumpe, Steuerung und Sensorik werden versteckt

Willkürlich alle Komponenten am erstbesten Platz unterzubringen, ist einfach, sieht aber mehr zweckmäßig als ansprechend aus. Da der Gewinner des ComputerBase-Systems nur gesleevte Kabel, Schlauchverbindungen und die Radiatoren zu Gesicht bekommen soll, werden Sensorik und Steuerung vor neugierigen Blicken verborgen. Die Netzteilblende bietet genügend Stauraum dafür – zumindest, wenn vorher der Festplattenkäfig entfernt wurde und die Montage in begrenztem Raum nicht gescheut wird.

Nach dem Ausbau des Festplattenkäfigs: Hier finden Pumpe, Durchflusssensor und Aquaero Platz
Nach dem Ausbau des Festplattenkäfigs: Hier finden Pumpe, Durchflusssensor und Aquaero Platz

In diesem Schacht soll nicht nur die Pumpe, sondern auch der Durchflusssensor und das Aquaero verschwinden. Nach einem kurzen Probesitzen wird klar, dass das ziemlich eng wird. So hat die Pumpe inklusive Deckel und Shoggy-Sandwich nur noch weniger als einen Zentimeter bis zur Oberkante der Netzteilblende. Eigentlich wird eine Pumpe mit dem Shoggy-Sandwich verschraubt, doch das Montagesystem der DDC310 mit seinen Abstandshaltern und Gummipuffern auf der Unterseite wäre in diesem Fall zu lang. Eine einfache, aber erstaunlich stabile Alternative sind Kabelbinder: Der Moosgummi des oberen Teils der Entkopplung wird zunächst durchstoßen und teilweise eingedrehte Schrauben am Pumpendeckel dienen als Haken zur Aufnahme der Kabelbinder.

So passt die Pumpe knapp, aber ohne an der Netzteilblende anzustoßen, in das Gehäuse. Bevor das Shoggy-Sandwich jedoch mit dem Gehäuseboden verschraubt wird, muss zunächst der Durchflusssensor eingebaut und mit dem Frontradiator verschlaucht werden. Der Durchflusssensor sollte unbedingt jetzt schon mit seinem Anschlusskabel ausgestattet werden, da er später nicht mehr zugänglich ist – die Pumpe wird ihn vollständig verdecken. Das gleiche gilt für das Aquaero: Durch den verborgenen Montageplatz können die einzelnen Stecker später nicht mehr erreicht werden – alle benötigten Kabel werden daher schon vor dem Einbau angesteckt.

Sichere Stromversorgung für die Pumpe

Eine weitere Anpassung wird an den Anschlusskabeln der Pumpe notwendig. Obwohl die DDC310 zu den schwächeren Varianten der DDC gehört, ist sie zur Sicherheit mit einem Molex-Stecker anstelle eines Lüftersteckers ausgestattet, sodass sie direkt vom Netzteil mit Strom versorgt wird und keinen Mainboard-Lüfteranschluss überfordern kann. Das Aquaero ist jedoch für 30 Watt pro Lüfterkanal ausgelegt – genug für die kleine DDC310, die von Alphacool mit 10 Watt spezifiziert wird. Ohne Equipment zum Crimpen der passenden Kabel und Pins bleibt nur das Verlöten eines Lüftersteckers mit dem Anschlusskabel der Pumpe.

Die Steuerung der Pumpe per Aquaero verlangt nach Improvisation
Die Steuerung der Pumpe per Aquaero verlangt nach Improvisation

Um keine irreversiblen Veränderungen an der Pumpe vorzunehmen, wird ein Molex-Zwischenstück mit zwei Pins eines Lüftersteckers verbunden und zusammen mit dem Tachosignal der Pumpe in einem 3-Pin-Lüfterstecker vereint. Wer solche Improvisationen durchführt, muss aber nicht nur mit einem Lötkolben umgehen können: Die Arbeiten finden grundsätzlich auf eigene Gefahr statt und dürfen nur durchgeführt werden, wenn absolut klar ist, was getan wird und wo potenzielle Risiken liegen: Nicht nur die Hardware, sondern im schlimmsten Fall auch die Gesundheit des Anwenders werden durch Fehler aufs Spiel gesetzt.

Kühlermontage auf CPU und GPU

Die Installation eines CPU-Wasserkühlers gestaltet sich einfach, denn im Vergleich zu einem Luftkühler ist der deutlich kompaktere Kühlblock keinen Versuchen im Weg, Muttern aufzusetzen oder Schrauben festzudrehen. Das gilt auch für den Cuplex Kryos Next von Aqua Computer, der die AMD-Backplate des Mainboards zur Stabilisierung nutzt und über diese mittels vier Schrauben fixiert wird. Als Wärmeleitpaste im ComputerBase-System kommt GC-Extreme von Gelid zum Einsatz.

Viel Aufwand beim Wechsel auf Fullcover

Für die Montage des GPU-Wasserkühlers muss hingegen deutlich mehr Zeit und Geduld eingeplant werden. Denn zunächst muss der Luftkühler entfernt werden. Da einer Grafikkarte nie eine Anleitung beiliegt, welche Schrauben in welcher Reihenfolge gelöst werden müssen, um dies zu bewerkstelligen, gilt hier, dass vorsichtig gearbeitet werden muss, um nichts zu beschädigen. Außerdem hilft ein Blick auf die Garantiebestimmungen der Hersteller, denn nicht jeder erlaubt einen Kühlerwechsel durch den Endkunden. EVGA gehört hier klar zu den kulanten Herstellern, denn hier ist der Austausch gegen einen Wasserkühler kein Problem. Mechanische Beschädigungen beim Tausch des Kühlers werden aber selbstverständlich von keiner Garantie abgedeckt.

Der Luftkühler der EVGA GTX 1080 Ti SC Black Edition Gaming besteht aus insgesamt drei miteinander verschraubten Einheiten: Dem Kühlkörper selbst, der Backplate und einer Metallplatte, die auf der Vorderseite der Platine sitzt und zur Kühlung von Spannungswandlern und Speicherchips dient. Da als wärmeleitfähige Verbindungen zwischen den Teilen des Luftkühlers viele klebrige Wärmeleitpads eingesetzt werden, müssen die drei Einheiten mit sanfter Gewalt voneinander gelöst werden. Anschließend liegt die Platine ohne Kühler vor und muss von Rückständen der Wärmeleitpads sowie der Wärmeleitpaste auf der GPU gereinigt werden.

Der Wasserkühler lässt sich einfacher installieren

Im Gegensatz zum Luftkühler wird für die Montage des Wasserkühlers keine ganze Armee an Schrauben benötigt: eine halbe Armee reicht auch. Der Kühler begnügt sich inklusive Backplate mit insgesamt 16 Schrauben. Doch bevor der Kühler auf der GTX 1080 Ti verschraubt werden kann, muss zunächst die Grafikkarte vorbereitet werden. Die mitgelieferten Wärmeleitpads müssen auf die entsprechenden Bauteile gelegt und die GPU mit Wärmeleitpaste bestrichen werden. Watercool liefert keine Wärmeleitpaste mit dem Kühler, sodass dem Anwender die Wahl überlassen wird. Zum Einsatz kommt wie auch beim CPU-Kühler die nicht elektrisch leitfähige Gelid GC Extreme.

Die GTX 1080Ti ist mit Wärmeleitpads und -Paste für die Kühlermontage vorbereitet
Die GTX 1080Ti ist mit Wärmeleitpads und -Paste für die Kühlermontage vorbereitet

Dabei ist es sinnvoll, die GPU komplett mit Wärmeleitmittel zu bestreichen. Denn: Im Gegensatz zu einem Prozessor ist auf dem Die einer GPU kein Heatspreader, der den eigentlich Chip schützt und bereits für den ersten Wärmeübergang sorgt. Da die Temperaturen mit einem Fullcover-Wasserkühler ohnehin hervorragend sind, ist es daher ratsam, lieber etwas zu viel Wärmeleitpaste aufzutragen als am Ende einen nicht bedeckten Bereich auf dem Chip zu haben. Vor dem Aufsetzen des Wasserkühlers auf der GPU sollte noch einmal überprüft werden, ob die richtigen Wärmeleitpads an den richtigen Stellen sitzen – denn es gibt die Pads in drei Stärken (0,5, 1 und 1,5 mm). Das Verschrauben des Kühlers sollte schrittweise über Kreuz erfolgen, um ein gleichmäßiges Anpressen an die Grafikkarte zu ermöglichen.

Der sichtbare Teil erfordert Aufmerksamkeit

Bevor die Grafikkarte jedoch im System eingebaut wird, werden zunächst alle noch verbleibenden Einbauschritte für die Wasserkühlung durchgeführt. Aktuell fehlt der Radiator im Deckel ebenso wie die Schlauchverbindungen zum CPU-Kühler. Eine praktische Hilfe für den Deckel-Radiator ist das herausnehmbare Tray, das Phanteks zu diesem Zweck in den Deckel des Enthoo Evolv ATX integriert hat. Dieses kann nach dem Lösen von fünf Schrauben aus dem Gehäuse gezogen werden, um Radiator samt Lüfter bequem anzubringen, bevor es zurück ins Gehäuse geschoben wird.

Im nächsten Schritt erfolgt die Verschlauchung mit dem CPU-Kühler sowie ein wenig Kabelmanagement: Der ATX-Strang zum Mainboard sieht noch sehr unordentlich aus und verlangt nach Kabelkämmen.

Bei der Verschlauchung gilt es dann darauf zu achten, ob ein Kühler eine bevorzugte Strömungsrichtung hat. An diese sollte man sich halten, um die bestmögliche Kühlleistung zu erhalten. Im ComputerBase-System sieht die Planung vor, dass beginnend mit der Pumpe nacheinander Frontradiator, CPU-Kühler, Deckel-Radiator, GPU-Kühler und dann der Ausgleichsbehälter durchströmt werden. Danach fließt das Wasser über den Ausgleichsbehälter zurück in die Pumpe und der Kreislauf beginnt von vorn.

Beim Zurechtschneiden der Schläuche und dem Anbringen der Verbindungen muss vor allem berücksichtigt werden, dass keine zu engen Biegeradien entstehen. Das PVC wird bei Erwärmung weicher, weshalb kleine Radien die Tendenz haben, im warmen Zustand abzuknicken. Um das zu verhindern, sollten Winkelanschlüsse eingesetzt werden. Wenn die Optik wichtig ist, sollten außerdem zu lange Schlauchverbindungen vermieden werden, die am Ende schlaff aussehen. Hier sind Zuschneiden, Ausprobieren und Nachkorrigieren angesagt.

Analog zum Aufbau eines luftgekühlten PCs erfolgt auch bei der Wasserkühlung die Grafikkarte als letztes Bauteil, da diese ansonsten nur unnötig Raum zum Arbeiten einnehmen würde. Der Heatkiller-Wasserkühler von Watercool besitzt wie der CPU-Kühler eine bevorzugte Strömungsrichtung. Diese ist allerdings nicht auf dem Kühlkörper selbst gekennzeichnet, sondern findet sich in der Montageanleitung des Kühlers. Die der Slotblende zugewandte Seite des Terminals sollte als Einlass dienen; die andere Seite logischerweise als Auslass. Schließlich rufen die Stromkabel der Grafikkarte nach Kabelkämmen, um ein aufgeräumtes System zu schaffen.