Reaktion auf Unruhen: Iran will den Messenger Telegram verbieten

Frank Hüber
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Reaktion auf Unruhen: Iran will den Messenger Telegram verbieten
Bild: LoboStudioHamburg | CC0 1.0

Nach vielen Ankündigungen wollen iranische Behörden den Messenger Telegram „aus Gründen der nationalen Sicherheit“ bis Mitte April sperren, da dieser bei den regimekritischen Unruhen zum letzten Jahreswechsel die Verbreitung von Bildern und Videos der Proteste im In- und Ausland ermöglicht hatte.

Dies berichtet die iranische Nachrichtenbehörde Mehr gestern unter Berufung auf den Leiter des Sicherheitsausschusses im Parlament, Alaeddin Borudscherdi, der den Dienst wegen seiner „destruktiven Rolle“ bei den jüngsten politischen Krisen als Thema „der nationaler Sicherheit“ einordnet. Unmittelbar nach den Unruhen forderten der islamische Klerus und Hardliner neben dem Verbot der App ein staatlich kontrolliertes Internet. Das iranische Parlament war in die Entscheidung nicht involviert.

Lokaler Messenger Soroush als Ersatz

Man habe auf „höchster politischer Ebene“ entschieden, Telegram durch den lokalen Dienst Soroush zu ersetzen. Der Messenger Soroush wird hingegen von gerade einmal drei Millionen Menschen genutzt, da seitens der Bevölkerung eine staatliche Kontrolle befürchtet wird. Zunächst lehnte der Präsident Hassan Ruhani ein solches Vorgehen ab und konnte sich mit dem Vergleich, man könne ein Buch schließlich nicht verbieten, weil einem der Inhalt missfalle, kurzfristig durchsetzen.

Telegram folgt Twitter und Facebook

Ob eine solche Sperrung jedoch von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt in Anbetracht der etwa 40 Millionen iranischer Nutzer sowie der Möglichkeit, diese technisch per Nutzung eines VPN-Zugangs zu umgehen, fraglich. Denn auch andere Soziale Medien wie Twitter und Facebook würden trotz eines Verbotes genutzt.

Entschlüsselung in Russland Pflicht

Vor weniger als zwei Wochen hatte der Oberste Gerichtshof in Russland entschieden, dass Telegram die Verschlüsselung offenlegen muss, um den Sicherheitsbehörden einen Zugriff auf die Chats der rund 9,5 Millionen Nutzer zu ermöglichen.