Oculus Go: VR-Headset mit „bisher bester Optik“ kostet 219 Euro

Jan-Frederik Timm
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Oculus Go: VR-Headset mit „bisher bester Optik“ kostet 219 Euro
Bild: Oculus

Das von Oculus VR seit einem Jahr immer wieder gezeigte autarke VR-Headset Oculus Go ist ab sofort über den Hersteller verfügbar. Für 219 Euro erhalten Käufer das Headset mit 32 Gigabyte internem Speicher, für 269 sind 64 GB fest installiert. 6DoF-Tracking gibt es für diesen Preis auch im Jahr 2018 aber noch nicht.

Schärfer als die Konkurrenz, kompatibel zu GearVR-Apps

Mit seinem Stoffbezug erinnert Oculus Go an Google Daydream View (Test). Ohne wie Googles Plattform oder das in Kooperation mit Samsung entwickelte GearVR auf ein eingelegtes Galaxy Smartphone angewiesen zu sein, können mit Oculus Go alle mit GearVR kompatiblen Apps genutzt werden – über 1.000 sollen es zum Start sein, darunter 21 neue Spiele.

Die Darstellung übernimmt dabei ein WQHD-LCD mit 2.560 × 1.440 Pixeln. Es liefert laut Oculus ein besseres visuelles Ergebnis, als es aktuell bei der Oculus Rift oder auch anderen Konkurrenten der Fall ist. Eine wichtige Rolle spielt neben den schnellen Schaltzeiten des Bildschirms dabei auch die höhere Auflösung. Diese wird mit einem größeren Pixelfüllfaktor kombiniert, das heißt, die Pixel selbst haben einen größeren Anteil an der Gesamtfläche des Bildschirms. Beides zusammen reduziert den Fliegengittereffekt deutlich.

Weiter von der Oculus Rift abheben kann sich Oculus Go durch die Verwendung einer neuen Generation von Fresnellinsen, die die Bildschärfe weiter verbessern und Überblendungen reduzieren. Obwohl in Oculus Go letztendlich normale Smartphone-Hardware steckt, will Oculus damit ein weitaus besseres Ergebnis liefern als GearVR oder Google Daydream View. Mit Smartphone-Hardware ist in diesem Fall Qualcomms Snapdragon 821 gemeint, der zum Beispiel im Google Pixel (XL) Verwendung findet. Um damit das WQHD-LCD mit 2.560 × 1.440 Pixeln zu befeuern, sind diverse Tricks notwendig. Hardwareseitig wird das erreicht, indem für ein Smartphone notwendige, aber für ein VR-Headset überflüssige Komponenten deaktiviert oder entfernt worden sind und somit auch keine Wärme erzeugen. Dies soll eine höhere Taktrate möglich machen und damit die Leistung steigern.

Effektiv mehr Leistung durch Software-Tricks

Doch trotz dieser technischen Anpassungen bleibt der Snapdragon 821 ein mobiles SoC, das leistungstechnisch nicht in einer Liga mit aktuellen Desktop-Computern spielt, die nötig sind um auf Oculus Rift (Test) und HTC Vive (Test) ein flüssiges Spielerlebnis zu liefern. Damit bleibt eine Mischung aus reduzierter Grafikpracht und Softwaretricks.

Softwareseitig arbeitet Oculus dabei mit verschiedenen Ansätzen. Der wichtigste davon ist Fixed Foveated Rendering, bei dem nur der Bereich in der Mitte des Sichtfeldes in voller Auflösung berechnet wird. Am Rand und an den Ecken des Bildes sinkt die Auflösung. Stellenweise liegt die berechnete Auflösung nur noch bei einem Sechzehntel der Auflösung in der Mitte des Bildes. Wie stark dieses Effekt angewendet wird, können Entwickler scheinbar von Szene zu Szene einzeln entscheiden und damit stets die erforderliche Framerate gewährleisten.

Auch beim Tracking kommt die Go nicht an die großen Systeme heran: Sie erkennt Lageveränderungen wie GearVR oder Daydream View nur in Form von Neigen, Drehen, Schwenken um einen festen Bezugspunkt herum, Auf/Ab, Vor/Zurück, Rechts/Links kann sie nicht.

Der „direkte“ Konkurrent heißt Vive Focus

Mit der festen Integration der Smartphone-Hardware steht Oculus Go unter den großen Anbietern derzeit in Europa noch konkurrenzlos dar. Die Vive Focus mit schnellerem SoC und Tracking nach 6DoF gibt es derzeit nur in China. Später im Jahr soll das Modell zwar auch nach Europa kommen, die Preise dürften aber mehr als doppelt so hoch ausfallen. Dafür erhält der Käufer dann auch die volle Bewegungsfreiheit ohne externes Tracking. So richtig vergleichbar sind die Produkte also dann doch nicht.

Die HTC Vive Focus mit 6DoF gibt es bisher nur in China
Die HTC Vive Focus mit 6DoF gibt es bisher nur in China (Bild: HTC)