Logitech MX Anywhere 3 im Test: Teure Office-Maus mit guter Software

Fabian Vecellio del Monego
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Logitech MX Anywhere 3 im Test: Teure Office-Maus mit guter Software

tl;dr: Die MX Anywhere 3 ist mit guter Hardware und vor allem dank funktionaler Software zweifelsfrei gelungen, dadurch aber keine Standard-Empfehlung: Werden die teils spezifischen Annehmlichkeiten der Maus gar nicht benötigt, kann sie ihren hohen Preis nur schwer rechtfertigen – schon gar nicht gegen die MX Master 3.

Logitechs kleinste Maus der MX-Serie geht mit der MX Anywhere 3 in die dritte Version. Neu sind dabei unter anderem das von der MX Master 3 (Test) bekannte adaptiv freistellbare, magnetisch gelagerte Mausrad und ein USB-C-Anschluss. Die sonstigen Änderungen zum Vorgängermodell sind übersichtlich und finden sich vor allem in einer leicht angepassten Formgebung.

Nichtsdestoweniger nimmt ComputerBase die Wachablösung zum Anlass, um zu prüfen, inwiefern die Office-Maus einen den Preis rechtfertigenden Mehrwert bieten kann – mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von rund 80 Euro ist sie immerhin deutlich teurer, als es der erste Blick erwarten lassen würde: Hinsichtlich der grundlegenden Konzeption vergleichbare Bluetooth-Mäuse gibt es zuhauf schon für einen Bruchteil der Kosten, wobei die Akkulaufzeiten und die Sensorik auch bei günstigen Modellen stetig besser werden. Kann es sich also lohnen, einen vielfachen Preis zu zahlen?

Logitech MX Anywhere 3 (Pale Gray)
Logitech MX Master 3
Ergonomie: Symmetrisch (Rechtshändig) Rechtshändig
Sensor: Logitech Darkfield
Laser
Auflösung: 200–4.000 CPI
Geschwindigkeit: ?
Beschleunigung: ?
USB-Abfragerate: 125 Hz
Primärtaster: ?
Anzahl Tasten: 6
Oberseite: 4
Linksseitig: 2
9
Oberseite: 4
Linksseitig: 5
Sondertasten: Freistellbares Mausrad
Software: 1 Profile
vollständig programmierbar
Makroaufnahme
1 Profile
vollständig programmierbar
Makroaufnahme
Interner Speicher: 1 Profil
Beleuchtung:
Gehäuse: 101 × 64 × 34 mm
Hartplastik
Gummielemente
Gleitfüße: PTFE-Basis (lackiert)
125 × 84 × 51 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gummielemente
Gleitfüße: PTFE-Basis (lackiert)
Gewicht: 99 Gramm (o. Kabel) 142 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-A auf USB-C-Kabel, 1,80 m
Funk: 2,4 GHz, Bluetooth
proprietärer Akku
Laden: Kabel
USB-A auf USB-C-Kabel, 1,00 m
Funk: 2,4 GHz, 10,0 Meter Reichweite, Bluetooth
proprietärer Akku
Laden: Kabel
Preis: ab 93 € ab 151 €

Kleines Gehäuse in stabil und schwer

Die MX Anywhere 3 ist – wie es eben für Mäuse der Serie üblich ist – klein. So klein, dass für die meisten Nutzer eine Verwendung im Palm-Grip, bei dem die gesamte Hand auf der Maus aufliegen sollte, gar nicht infrage kommt. Es bleibt demnach oftmals nur der Fingertip-Grip, sofern die eigenen Hände nicht wirklich sehr klein ausfallen. Problematisch ist das nicht – viele Käufer werden das Eingabegerät eben wegen seiner geringen Abmessungen und der daraus resultierenden hohen Portabilität kaufen.

Und zum Transport eignet sich der Nager tatsächlich sehr gut: Das Chassis ist einfach geformt und robust, verkratzen können die Materialien kaum. Wünschenswert wäre höchstens ein Verstaufach für den USB-Dongle gewesen, das sich bei vielen Mäusen mit weit niedrigerem Preis bereits finden lässt. Und ebenso viele Modelle mit vergleichbarem Formfaktor sind auch deutlich leichter: Angesichts der geringen Größe sind die 99 g der MX Anywhere 3 ein stattliches Gewicht, das bei sehr langem Fingertip-Grip-Betrieb durchaus spürbar werden kann.

Wirklich problematisch wird es, wenn die Maus hochgehoben werden muss. Die nur geringfügig konkave rechte Seite bietet nicht genug Halt, als dass der Proband mit lockerem Griff angehoben noch sicher in den Fingern liegen könnte. Auf der linken Seite bieten die beiden Zusatztasten wiederum genug Widerstand, sodass der Nager nicht gleich aus der Hand fällt. Überdies dürften die meisten Office-Nutzer – gerade mit höheren Sensorauflösungen, wie sie die MX Anywhere 3 ermöglicht – in der Praxis darum herumkommen, das Eingabegerät allzu oft hochheben zu müssen.

Eine theoretische Alternative zum reinen Fingertip-Grip stellt derweil das Ablegen der Fingergrundgelenke auf dem hinteren Mausrücken dar. Das ist jedoch nur möglich, wenn der daraus folgende Druck auf das Heck nicht allzu hoch ausfällt: Liegt das Gewicht einer großen Hand locker auf dem hervorstehenden hinteren Teil des Chassis auf, resultiert das potentiell in einer Hebelwirkung, die den vorderen Gleitelementen wortwörtlich den Boden unter den Füßen wegzieht. Zwar lässt sich die Maus auch dann noch problemlos verwenden, die Abriebbelastung wird für die beiden hinteren Gleitelemente jedoch wesentlich größer.

Im schlimmsten Fall schleift gar das Kunststoffgehäuse über den Untergrund – meistens lässt sich das aber durch eine geringfügig geänderte Handposition einfach vermeiden. Wirklich ungeeignet ist die MX Anywhere 3 also bezüglich der Ergonomie nur, wenn große Hände und ein versuchter Palm-Grip ins Spiel kommen. Im Umkehrschluss liegt die Maus Nutzern mit mittelkleinen oder gar sehr kleinen Gliedmaßen oftmals gut bis hervorragend in der Hand.

Und um noch kurz auf die Gleiteigenschaften einzugehen: Trotz des nicht niedrigen Gewichts fallen sie für eine Office-Maus gut aus, was auch den insgesamt vier beschichteten PTFE-Elementen zuzurechnen ist. Das mit einer Länge von rund einem Meter recht kurz ausfallende USB-A-auf-USB-C-Kabel mindert ein widerstandsfreies Gleiten wiederum spürbar, wird aber zumeist nicht benötigt – und stellt damit kein wirkliches Problem dar.

Bekannte Primär- und Sekundärtasten und ein Magnetmausrad

Schon bei der Form und Ergonomie können große Unterschiede zwischen MX Anywhere 3 und MX Master gefunden werden, bei den Tasten bleiben sie ebenso spürbar. Mit dem Sprung von MX Anywhere 2 auf 3 nähert sich die kleine Maus der großen Schwester jedoch auch: Die neue Version verliert das lediglich auf Knopfdruck frei drehende Vier-Wege-Mausrad und erhält eine kleinere Version des aus der MX Master 3 bekannten elektromagnetisch gelagerten und adaptiv frei drehenden Mausrades.

Das führt nicht nur dazu, dass der Übergang vom frei laufenden in den gerasterten Betrieb – oder andersherum – flüssiger vonstatten geht, sondern auch, dass sich das Drehen in beiden Modi besser anfühlt. Frei drehend sorgt der geringere Widerstand für einen geschmeidigeren Betrieb, während die Rasterung durch die Magnete sehr präzise und hinsichtlich der taktilen Rückmeldung angenehm wirkt. Beide Modi gehen darüber hinaus leiser vonstatten. Per Software lässt sich zudem konfigurieren, ab welcher Drehgeschwindigkeit das Rad automatisch vom taktilen in den frei drehenden Modus wechselt.

Logitech MX Anywhere 3

Abseits dieser ambivalenten Neuerung – es fehlen nun de facto zwei Tasten – bleibt praktisch alles beim Alten: Abgesehen von den beiden beim Klicken recht schrill klingenden Primärtasten findet sich eine Zusatztaste auf dem Mausrücken und ein Tastenpaar an der linken Flanke. Erstere dient ab Werk dem manuellen Umschalten des Mausrads, während die linksseitigen Tasten zur Vorwärts- und Rückwärtsnavigation im Browser gedacht sind. Potentiell problematisch ist die Positionierung: Die zweite Taste liegt weit hinten, sodass sie kaum bequem mit der Daumenkuppe erreicht werden kann. Abhilfe schafft hier, mit der Innenseite des Daumenendgelenks auszulösen, während die Kuppe einfach auf der vorderen Taste bleibt.

Überdies befindet sich auf der Unterseite der Maus einerseits ein Schieberegler zum Ein- respektive Ausschalten und andererseits ein Knopf zum sequentiellen Wechsel zwischen bis zu drei gekoppelten Computern. Nützlich sind dabei drei LEDs, die anzeigen, mit welchem Gerät die Maus gerade verbunden ist.