Spider-Man Remastered im Test: Spielkritik und Ersteindruck

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Update 4 Wolfgang Andermahr (+1)
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Wie gut ist Spider-Man Remastered?

Spiderman ist ein Open-World-Actionspiel und damit fast schon ausreichend beschrieben. Trotzdem handelt es sich nicht um austauschbare Massenware nach Muster des „Ubisoft-Standards“. Dafür sorgt ein Ass im Ärmel. Allein für seine Mechaniken gewinnt das Spinnenman-Spiel hingegen definitiv keinen Preis.

Viele Spielmechaniken wirken monoton

Sammelaufgaben, Banditencamps befreien, Parkoursrennen und Detektivspiele mit „Spider-Sicht“ sind das normale Menü des Genres und pflastern schnell die Karte zu, ohne übermäßig geschickt in das Setting eingebettet zu werden. Warum sollte Spiderman seine Rucksäcke verstecken und dann suchen, um neue Ausrüstung freizuschalten, warum „Luftverschmutzung“ messen, indem er an viel zu vielen Orten durch Schmutzwolken – den Parkours - schwingt? Mit solchen Fleißaufgaben entsteht keine Spannung.

Stimmiger erscheint das Bekämpfen von Verbrechen auf den Straßen dank hervorragend choreografierter Faustkämpfe im Stil der Batman-Spiele von Rocksteady. Das gewohnte Allerlei brechen Nebenmissionen auf, die nette kleine Geschichten erzählen. Diese Stärken weiter auszubauen, hätte dem Spiel gutgetan, denn der Grund, sich auch in diese mechanisch immer gleiche Welt zu stürzen, ist Spiderman selbst.

Peter Parker liefert im Spiel eine überzeugende Darstellung ab und macht sonst Monotones wieder spannend. Spielerisch lockt der alles verbessernde „Greifhaken“: Die Fortbewegung am Spinnenseil geht flüssig von der Hand, was die Fortbewegung durch das schicke, quirlige New York zu einem Vergnügen macht. Dazu wird Parker selbst treffend in Szene gesetzt. Es gibt im Spiel nicht nur für das Heldendasein des Spiderman Raum, sondern ebenso für die alltäglichen Schwierigkeiten und Beziehungsprobleme des Peter Parker. Dass dabei Zwischentöne einen Platz haben, die das übereinfache Gut-Böse-Schema typischer Spiele auf dezente Weise nuancierter werden lassen, ist dem Spiel positiv anzurechnen. Von Holzhämmern halten sich die Entwickler ganz im Sinne ihrer Hauptfigur fern.

Das Ass im Ärmel ist der Held

Es zahlt sich insofern aus, dass der Hauptfigur und ihrer Geschichte eine große Bühne gegeben wird. Qualitativ erreicht Insomniac das Niveau typischer Marvel-Filme – ein großes Lob für oft inhaltsarme Genrevertreter und gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal. Nicht zuletzt liefert die Figur mit ihrer Konzeption Eskapismus. Mit seiner freundlichen, grundpositiven Einstellung bietet Parker einen angenehmen Gegenpol zu einer Realität, die diesem Ideal nicht immer entspricht.

Spielerisch mag es Spiderman in vielen Aspekten schon zigfach geben, inhaltlich nicht. Darin liegt der Reiz des Spiels: Die intuitive Müdigkeit, die Fleißaufgaben der ewig gleichen Art wecken, wird von der Mischung aus Spinnenfäden und Spinnenmann beiseite gewischt. Wenn „Marvel“ nicht schon unmittelbar instinktiven Brechreiz auslöst, dann lohnt sich diese Open World selbst dann, wenn man sich am Genre schon sattgespielt hat.

Ersteindruck

Es ist toll, dass Sony sich seiner neuen Linie treu bleibt und auch Spider-Man Remastered vier Jahre nach dem Start auf PlayStation auf den PC bringt. Grafisch sieht das Spiel dabei richtig schick aus, nur selten offenbart sich einem das ursprüngliche Erscheinungsjahr 2018. Allen voran die Detaildichte sowie die Großstadt als Spielwelt wissen zu beeindruckend, sie haben einen großen Anteil an der dichten Atmosphäre.

Raytracing ist ein Mehrwert

Mit für die gute Grafik verantwortlich sind die Raytracing-Reflexionen, die zu den besseren ihrer Art gehören und derart umgesetzt gerne in vielen weiteren Spielen zum Einsatz kommen dürfen. Vor allem in der Open World machen sie viel Freude beim Betrachten, nur selten wirken sie übertrieben.

DLSS und FSR 2.0 für mehr FPS bei weniger Qualität

Auch wenn Grafikkarten- und Prozessor-Benchmarks mit der finalen Verkaufsversion des Spiels aktuell noch fehlen, lässt sich auf Basis der Erfahrungen in der Redaktion bereits jetzt sagen, dass Spider-Man Remastered für hohe Grafikdetails eine recht schnelle Grafikkarte benötigt, was aber auch berechtigt ist.

Raytracing kostet dabei weder auf Radeon- noch auf GeForce-Grafikkarten übermäßig viel Leistung, sodass auch AMD RDNA 2 die Strahlen sinnvoll berechnen kann. Scheitert es doch an der GPU-Leistung, schafft entweder Nvidias DLSS 2.4 oder AMDs FSR 2.0 diesbezüglich effektiv Abhilfe.

Beide Upsampling-Techniken erzielen bei gleicher Renderauflösung eine deutlich bessere Bildqualität als die spieleigene Kantenglättung, gegenüber der nativen Auflösungen gibt es aber Einschränkungen – besser als „nativ“ sehen beide Technologien in diesem Titel zurzeit nicht aus.

Die Schwierigkeiten, mit denen DLSS und FSR jeweils zu kämpfen haben, sind nicht dieselben. So glättet DLSS das Bild an sich besser, vor allem feine Elemente schauen klar besser aus. Allerdings zeigen die Raytracing-Reflexionen dann teils extrem den „Ameiseneffekt“, während FSR kaum damit zu kämpfen hat.

Spider-Man Remastered im Technik-Test

Spider-Man braucht CPU-Leistung

Erwähnenswert ist, dass Spider-Man Remastered vor allem beim Einsatz von Raytracing neben einer schnellen Grafikkarte auch einen schnellen Prozessor benötigt. Die Open World stellt hohe Anforderungen an die CPU, von der es zwar nicht gleich das schnellste Exemplar sein muss, etwas ältere Ableger wie der Ryzen 5 2600X und der Core i5-10600K geraten aber in Schwierigkeiten. Intels Alder-Lake-Generation hat dabei die Nase gegenüber AMDs Zen 3 vorn, wobei der Ryzen 7 5800X3D wie so oft Intels schnellste Prozessoren aber teilweise erfolgreich schafft zu ärgern (und zu schlagen).

GeForce schwingt aktuell besser als Radeon

Bei den Grafikkarten-Benchmarks zeigt sich, dass aktuelle GeForce-Grafikkarten schneller als die Radeon-Pendants haben. Letztere verlieren interessanterweise bei Raytracing zwar erstaunlich wenig bis gar keine Leistung, liegen aber generell hinter den Konkurrenzmodellen. Ob dies ein angepasster Treiber ändern wird, wird die Redaktion nächste Woche Auflösung – aktuell hat AMD den Treiber noch nicht zum Download bereit gestellt.

Davon abgesehen bietet das Spiel auf allen Grafikkarten ein gutes bis teils hervorragendes Frame Pacing, weswegen Spider-Man Remastered auch mit weniger als 60 FPS noch gut spielbar bleibt. Aus genau diesem Grund gibt es dann doch so einige AMD- und Nvidia-Grafikkarten, die auch mit Raytracing und hohen Grafikeinstellungen gut zurecht kommen. Beim VRAM werden derweil 12 GB für völlig sorgenfreies Spielen benötigt, doch auch mit 10 GB gibt es nur kleine Probleme. Ohne Raytracing sind meistens auch 8 GB ausreichend, mit den Strahlen limitiert die Speichermenge jedoch recht schnell.

Aus der Kategorie „Bugs“ gibt es zur PC-Version keine schwerwiegenden Probleme zu vermelden, auch wenn das Spiel nicht frei von Fehlern ist. Vor allem das Verstellen einzelner Grafikoptionen quittiert das Spiel gerne mit einem Absturz, allen voran das Ändern eines ganzen Presets erwies sich als Schwachstelle. Davon abgesehen haben sich keine reproduzierbaren, schwerwiegenden Bugs gezeigt.

ComputerBase hat von Marvel's Spider-Man Remastered von Publisher Sony zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühstmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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