Cherry Xtrfy K5V2 Compact im Test: Tolle neue MX2-Taster kämpfen gegen keine Software

Max Doll
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Cherry Xtrfy K5V2 Compact im Test: Tolle neue MX2-Taster kämpfen gegen keine Software

Cherrys schicke Tastatur K5V2 Compact präsentiert im Test viele Vorzüge. Der größte sind die neuen MX-Taster der zweiten Generation („MX2“), die ihre Vorteile hier deutlicher ausspielen können. Kleinigkeiten und der fast völlige Verzicht auf Anpassungen der Tastenbelegungen trüben die Freude.

Formfaktor und Design

Konzipiert ist die K5V2 als klassische 65 %-Tastatur, bei der Nummernblock und F-Tasten gespart werden. Funktionstasten reduziert Cherry auf das Nötigste und setzt sie an den rechten Rand des Tastenfeldes: Pfeil- und Bildtasten sowie Entfernen bleiben nach der Streichkur übrig. Dieses Layout hat den Vorteil, dass die Umgewöhnungsphase beim Umstieg auf eine kleinere Tastatur kürzer ausfällt, weil oft häufig genutzte Tasten noch physisch vorhanden sind. So müssen weniger FN-Verknüpfungen neu erlernt werden.

Von diesen hat die K5V2 allerdings auch so genug. Mit Ausnahme der Leertaste hat jede andere Taste eine zweite Funktion, um fehlende Tasten zu kompensieren, eine Mediensteuerung zu integrieren oder die Tastatur zu konfigurieren, was mangels einer Software vollständig on the fly erfolgen muss. Makros können deshalb nur auf fünf vorgegebene Tasten gelegt werden, eine Änderung von Tastenbelegungen bleibt dem Anwender zudem verwehrt.

Die rund 130 Euro teure Tastatur kann zudem in einem umfangreichen Konfigurator nach eigenen Vorlieben bunt gestaltet und mit Zubehör wie einer Handballenauflage versehen werden, womit sich der Kaufpreis fast verdoppeln lässt – ein ordentlicher Lifestyle-Zuschlag.

Cherry Xtrfy K5V2 Compact
Ducky One 3 SF
Corsair K65 Plus Wireless
Größe (L × B × H): 32,6 × 11,2 × 3,5 (4,2) cm 33,5 × 10,9 × 3,8 (5,2) cm 32,0 × 13,7 × 3,5 (4,9) cm
Layout: 68 Keys 81 Keys
Gewicht: 711 g 627 g 918 g
Kabel: 2,00 m, USB/Type-C-USB (modular) 1,80 m, USB/Type-C-USB (modular) 1,80 m, USB 2.0 + Bluetooth + Funk
Hub-Funktion:
Key-Rollover: 6-KRO, N-KRO N-KRO
Schalter: Cherry MX2A Red
Hot-Swap-fähig
Cherry MX Red / Blue / Brown / Clear / Silent (Red) / Speed Silver
Hot-Swap-fähig
Corsair MLX Red
Hot-Swap-fähig
Tasten: Form: zylindrisch
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: laser cut
Form: zylindrisch
Material: PBT-Kunststoff
Beschriftung: Double-shot molding
Form: zylindrisch
Material: PBT-Kunststoff
Beschriftung: dye sublimation
Zusatztasten: Scrollrad (Helligkeit, Lautstärke)
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Programmverknüpfungen, Makroaufnahme Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Programmverknüpfungen, Makroaufnahme, Office-Funktionen Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Makroaufnahme, System-Funktionen
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Gaming-Beleuchtung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Makros & Programmierung: Hardware-Wiedergabe
teilweise, softwarelos programmierbar
6 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig (inkl. Sekundärbelegung), softwarelos programmierbar
1.024 kB, 4 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig (inkl. Sekundärbelegung), softwarelos programmierbar
Preis: ab 139 € ab 129 € / ab 129 € / – / ab 129 € / ab 133 € / ab 133 € ab 145 €

Neu sind die Taster

Chassis und Feature-Set sind jedoch bereits von der Xtrfy K5 bekannt. Die wirkliche Neuheit sind nun nach der Übernahme durch Cherry die Taster. Statt Kailh stecken in den Hot-Swap-Sockeln nun logischerweise Cherrys MX-Taster der zweiten Generation. Ihnen hat Cherry eine Vielzahl kleiner Verbesserungen angedeihen lassen.

MX2 sind besser

Die Auswirkungen waren bei MX Silent in der KC 200 MX (Test) nur schwach zu spüren. Bei MX2 Red sieht das etwas anders aus, was ein Direktvergleich in der Tastatur zeigt.

Die neuen Taster sind zunächst hörbar leiser, weil sie weniger „klappern“ und der Nachhall der Feder eliminiert wurde. Auch das Spiel der Tastenkappe zeigt sich reduziert, der Taster wirkt strammer und vor allem gleitet er sanfter ein: Nach einer Einlaufphase verschwindet die leicht kratzige Rückmeldung zwar nicht, sie wird gegenüber dem Vorgänger aber merklich verringert.

Cherrys MX2 stecken in Hot-Swap-Sockeln
Cherrys MX2 stecken in Hot-Swap-Sockeln
Cherry Xtrfy K5V2 Compact (MX2 Red)

Insgesamt sind die Unterschiede bei der Xtrfy K5V2 in der Summe so gut wahrnehmbar, dass sich der neue Taster als eindeutig überlegen bezeichnen lässt. So kann Cherry mit der Entwicklung am Tastermarkt Schritt halten, wo genau diese Eigenschaften zunehmend gefragt sind und sich gerade im Premiumbereich durchsetzen. Zum Schreiben und Spielen sind die Taster toll, alleine durch das verringerte Spiel fühlen sie sich strammer und präziser an.

Die verbauten Stabilisatoren unter großen Tasten sind wiederum eine Frage des Geschmacks, zumindest an der Leertaste: Sie wird schwergängiger und behäbiger, wenn auch akustisch stark gedämpft.

Im Vergleich mit Konkurrenten schneiden die MX2-Taster gut ab. Gateron G Pro 3.0 Yellow in der Nerdytec Cykey (Test) haben minimal mehr Spiel und sind im Klangton heller, also subjektiv lauter, gleiten allerdings reibungsfrei ein. Corsairs Red in der K65 Plus Wireless (Test) tönen leicht dumpfer, sind allerdings behäbiger. Ohne spezifische Vorlieben und damit die Gewichtung der Eigenschaften zu kennen, präsentieren sich MX2 Red aktuell in diesem Feld als der beste Kompromiss.

Cherry MX Red
Gateron G Pro 3.0 Yellow
Corsair Red
Charakteristik: linear
Hubweg: 4,0 mm
Position des Signalpunktes: 2,0 mm 1,9 mm
Widerstand am Signalpunkt: 45 g 50 g 45 g
Widerstand am Druckpunkt:
Lebensdauer (Anschläge): 100 Mio. 70 Mio.
ABS-Kunststoff für die Tastenkappen passt nicht zur Preisklasse
ABS-Kunststoff für die Tastenkappen passt nicht zur Preisklasse

Sparen bei Tastenkappen

Während die Taster toll abschneiden, enttäuschen die Tastenkappen. Die etwas erhöhte Wandstärke gefällt, beschichteter ABS-Kunststoff passt 2024 aber kaum noch zur Preisklasse. Immerhin sitzen die Kappen stramm, die Taster selbst locker. Statt eine Kappe abzuziehen, hält man leicht auch den dazugehörigen MX2 in der Hand. Klingt doof, ist aber eigentlich schön: Anderswo sitzen die Taster derart stramm, dass beim Ausbau mit dem beiliegenden Werkzeug das Gehäuse leicht Kratzer bekommt. Hier geht der Tausch hingegen federleicht von der Hand.

Alltagserfahrungen

Mit überzeugenden Tastern und – auch dank Doppeldämmung sowie geschlossenem Gehäuse – leisem Tippgeräusch deckt die K5V2 Basics ab. Sie fühlt sich angenehm „premium“ an. Fein durchdacht ist sie jedoch nicht überall. Die unteren 2 mm von Zahlen und Buchstaben zeigen einen leichten Helligkeitsverlauf, was an Position und Größe der Schrift liegt. Das geht besser. Entschädigen kann das leicht lichtdurchlässige Gehäuse, mit dem die Tastatur einen eigenen Look bekommt und, je nach Hintergrundbeleuchtung, bunt wird. Hohe Helligkeitsstufen bergen jedoch wie bei freistehenden Tastern die Gefahr von Reflexionen auf dem Monitor.

Die abnehmbare Plakette erscheint als nette Spielerei, aber auch als gänzlich überflüssig. Bessere Tastenkappen, Software oder schlicht ein geringerer Preis hätten ebenso einen viel handfesteren Mehrwert. Auch in die Stellfüße hätte Cherry gerne investieren dürfen. Sie sind überaus schwergängig und zugleich schwer greifbar. Nutzen ließen sie sich daher erst unter Zuhilfenahme eines Schraubendrehers, um unter die Gummiauflage zu hebeln.

Die Stellfüße ließen sich ohne Werkzeug nicht aufstellen
Die Stellfüße ließen sich ohne Werkzeug nicht aufstellen

Anpassen geht kaum

Wer mit der Tastenbelegung bei der K5V2 unzufrieden ist, hat nur zwei Gestaltungsoptionen. FN lässt sich mit der linken Alt-Taste vertauschen, zudem können die Tasten „N“ bis „-“ mit Makros auf der FN-Ebene belegt werden. Über Doppelbelegungen darf obendrein die Beleuchtung konfiguriert werden. Hier lassen sich dauerhafte und zusätzliche Effekte bei Tastendruck getrennt voneinander einstellen.

Die K5V2 den eigenen Arbeitsabläufen und Vorlieben anzupassen, ist deshalb unmöglich. Dabei ergibt das Spielen mit Positionen von Funktionen gerade bei einer Kompakttastatur Sinn, etwa um die eigentlich kaum nötige Capslock-Taste sinnbringend nutzen zu können. Für Enthusiasten, die eine Tastatur nicht einfach aus der Packung nehmen und drauflostippen, eignet sich dieses Modell daher nicht.

Das transparente Gehäuse der K5V2 leuchtet ebenfalls
Das transparente Gehäuse der K5V2 leuchtet ebenfalls
Passt: Die Ausleuchtung entspricht den Erwartungen
Passt: Die Ausleuchtung entspricht den Erwartungen
Die Beschriftung an der Stirnseite der Tasten leuchtet ebenfalls
Die Beschriftung an der Stirnseite der Tasten leuchtet ebenfalls

Nicht alle Funktionen der Doppelebene sind im Übrigen intuitiv beschriftet, es braucht Gewöhnung. Die Kurzanleitung hilft nicht. Einen Direktlink via QR-Code zur Anleitung, den es anderswo längst gibt, spart sich Cherry. Lediglich auf dem Heft mit Konformitätserklärungen, das wie Lizenzabkommen von Software eigentlich niemand ernsthaft anschaut, gibt es einen solchen, der allerdings nur zur allgemeinen Hilfeseite von Xtrfy führt.

Fazit: Für Durchschnittsanwender

Im Prinzip baut Cherry mit der Xtrfy K5V2 eine gute Tastatur, die aufgrund ihrer tollen MX-Taster der zweiten Generation („MX2“) und der sehr dezenten Lautstärke ein lohnender Kauf sein kann. Kann, wenn es keine Rolle spielt, dass ABS-Tastenkappen verbaut werden, und die Doppelbelegung umfassend ausfällt, sich aber im Grunde an den Belegungen nichts ändern lässt. Im Kompaktbereich ist es allerdings besonders ärgerlich, wenn sich die Tastatur so gar nicht konfigurieren lässt. Daher eignet sich das Modell für die „Durchschnittsanwender“, die ihr Eingabegerät so nutzen, wie es ausgeliefert wird.

Tolle Taster, aber unflexibel: Vorbehaltlos empfehlen lässt sich die K5V2 nicht
Tolle Taster, aber unflexibel: Vorbehaltlos empfehlen lässt sich die K5V2 nicht

Die Hauptrolle beim Für und Wider spielen die Taster: Sie sind leiser, strammer, geschmeidiger als zuvor. Die verbauten roten Modelle zeigen, dass Cherry mit MX2 einen guten Schritt nach vorne gemacht hat – und die gibt es aktuell eben nur bei Cherry-Tastaturen. Soll angepasst werden, kann entweder das Warten auf weitere Hersteller oder der Griff zu einer Ducky One 3 SF (Test) mit gleichem Layout, mehr Flexibilität, aber MX-Tastern der ersten Generation sinnvoll sein. Die lautere Nerdytec Cykey (Test) mit Open-Source-Firmware empfiehlt sich ebenso für einen längeren Blick.

Cherry Xtrfy K5V2 Compact
Produktgruppe Tastaturen, 15.03.2024
  • Gehäuse
    +
  • Tasten & Beschriftung
    +
  • Layout
    +
  • Ausstattung & Extras
    O
  • Software
    n/a
  • Sinnvoll verbesserte Taster
  • Leise
  • Buntes Gehäuse
  • Kaum anpassbare Tastenfunktionen
  • Stellfüße schwer bedienbar
  • ABS-Tastenkappen

ComputerBase hat die Xtrfy K5V2 Compact von Cherry leihweise unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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