Holt schrieb:
Auch wenn 85% der Fahrer im Schnitt nur 40km am Tag fahren, müssen die meisten doch ein paar mal im Jahr einige bis viele Hundert km am Stück zurücklegen, wenn das z.B. die Fahrt in den Urlaub oder zu Freunden / Verwandten an Feiertagen ist, dann werden die Schlagen vor den Ladesäulen an den Autobahnen lang werden, wenn mehr E-Autos unterwegs sind. Außerdem sollte man die Kosten nicht unterschätzen, die frühen Tesla Kunden bekommen den Strom andere Säulen ja wohl umsonst, aber bei öffentlichen Säulen kann das Laden sehr, sehr teuer werden. Die Kosten für den Betrieb eines Elektroautos werden kerne schöngerechnet, was einfach ist da sie sich eben wegen der unterschiedliche Lademöglichkeiten auch weit stärker unterscheiden als die Benzinpreise.
Die Schlagen vor den Zapfsäulen sind in der Ferienzeit auch lang.
Es wird zwar immer gerne geschrieben, dass die Tesla-Fahrer "umsonst" laden, aber das stimmt nicht. Bei der ersten Model S Generation war die SuperCharger-Option noch kostenpflichtige Sonderausstattung i.H.v. 3.500€. Da die Kunden das Paket sowieso immer gewählt haben, floß es in die Serienausstattung mit ein, erhöhte Gleichzeitig aber auch den Kaufpreis. Also sind im Preis (bei 0,28€/kWh) etwas mehr als 11.500 kWh als Flatrate mit drin.
Tesla hat ja bereits Gebühren für die SuperCharger-Nutzung eingeführt, welche sich einem System aus Ladeleistung und Ladedauer bedient. 400 kWh hat jeder im Jahr frei. Wenn man mit relativ leerem Akku (z.B. einem Model S mit 90kWh Akku) ankommt, lädt der SuperCharger im Idealfall mit 120kW in 37min 80% (~280 km) auf. Dafür zahlt man dann 0,34€/Minute. Mit steigender Akkukapazität geht (typisch zur Li-Ion-Technologie) dann auch die Ladeleistung zurück, d.h. wenn man nur noch mit 60 kWh lädt (bzw. man sich einen Supercharger mit einem anderen Fahrzeug teilt (zwei Stalls hängen an einem Verteiler)) dann sinkt der Preis auf 0,17€/Minute.
Der Hintergrund ist hier einfach, dass es aus logischen Gesichtspunkten keinen Sinn macht, für die verbleibenden 20% Akkukapazität nochmals ca. 35 min zu warten, wenn man stattdessen wieder auf die Straße könnte, um am nächsten Supercharger wieder mit voller Leistung 280 km reinzuladen. Aber leider denken viele Testmagazine darüber nicht nach, sondern warten brav ihre ~110-120 Minuten, bis ihr Akku voll ist und kritisieren dann, dass es zu lange dauern würde.
Bei öffentlichen Ladestationen ist es schon besser geworden. "Tripple-Charger", d.h. mit Chademo 50kW, CCS 50kW und Typ2 22kW sehe ich immer häufiger. Aber wenn das eigene Fahrzeug natürlich nur auf 7, 11 oder 22 kW begrenzt ist, wird es über Ladestationen, die nur auf Ladezeit abrechnen, zwangsläufig teurer. Wenigstens wird das Abrechnen auch leichter, da einige Betreiber das auch über andere Anbieter erledigen können.
florian. schrieb:
die 4-5x im Jahr leit man sich dann halt ein anderes Auto, man gönnt sich ja sonnst nix
Die Kosten sind aber tatsächlich fast Identisch.
Aber selbst wenn, die paar % hin oder her machen den Kohl auch nicht Fett.
Darüber reden beim Thema Elektroauto kaum jemand. Da heißt es immer: "Bissel Strom rein, dann fährt es sich für umsonnst"
Siehe oben, was ich geschrieben habe. Der Test von GRIP und das Fazit ist irgendwie sinnfrei, weil es auf den Standpunkt ankommt, wer tatsächlich "besser" war. Am Ende sagt er, der Volvo sei "preisgünstiger" unterwegs gewesen, weil er weniger verbraucht habe. Der Tesla hat aber rechnerisch auf 0,28€/kWh bei 100 kWh Akku aber eben nur 28€ verbraucht.
Bezüglich Schnelligkeit kann, oh Wunder der Tesla natürlich nicht mithalten. Aber man hätte ja wenigstens, um auf ebenfalls auf rechnerische 30€ zu kommen, mal für 3,5 Minuten 7 kWh nachladen können. An genügend Superchargern kamen sie nämlich vorbei.
P.S. Auf 0% Ladeanzeige beträgt die Reserve noch 20 km.
Meetthecutthe schrieb:
Zudem Hersteller von Elektroautos sich als selbsternanntes Kernelement der Ökologie in ganz besonderem Maße mit kritischen Fragen auseinandersetzen müssten.
Wie ist es beispielsweise vorm Hintergrund der verwendeten seltenen Erden beim Akku um die Ökologie bestellt?
Mir scheint auch das Elektroauto nicht gerade der grüne Ritter in der Thematik.
Da muss ich als überzeugter Dieselfahrer schon mal kritische Fragen aufwerfen.
Die Meta-Studie (wertet nur bereits erschienene Studie auf Gemeinsamkeiten aus) hat einige Prämissen getroffen, die auf reinen Schätzungen beruhen, weil man schlicht keine Infos dazu gefunden hat bzw. es bisher keine richtig untersucht hat. Das trifft ebenso auf Elektrofahrzeuge, wie auch auf Verbrenner zu. Bei Autos mit Verbrennungsmotor müsste man auch den "Werdegang" eines jeden mechanischen Teils nachverfolgen und bezüglich Ökobilanz (Ressurcen fördern, Raffinieren, Veredeln, Transport um die halbe Welt, Produktion mit CNC-Maschinen, etc.) bewerten. Das hat bisher noch niemand gemacht und wird wohl auch niemand. Akku-Zellen und Elektromotoren sind dagegen simple Technik. Entsprechender Aufwand muss nur getrieben werden, um die Lebensdauer dieser mit Thermo- und Lademanagement aufrecht zu erhalten.
Hinzu kommen dann noch Prämissen bei den Elektrofahrzeugen, dass deren Akkus generell nur 2 Jahre bzw. 200.000 km halten würden. Wir haben aber jetzt schon tausende auf den Straßen, die von Model S bis Nissan Leaf mindestens mit dem Doppelten darüber liegen. Die gute Recylingquote von 95% der Li-Ion-Akkus (wofür es aber auch noch keine richtige Industrie gibt) wird auch nicht beachtet, wie ebenso der Umstand, dass ein Akku nach 80% (Definitonsgrenze für verschlissene Akkus) noch anderweitig als Stromspeicher verwendet werden können. Tesla würde im Fall der Fälle einen alten Akku bereits mit einem neuen verrechnen, was z.B. bei den alten Tesla Roadstern schon so durchgeführt wurde.