Netter Artikel
Er sagt aber im grunde nichts anderes, als die Doku auch. Die Erkenntnisse zur Wirksamkeit eines Medikamentes sind lang nicht alles.
Die Prüfverfahren sind wichtig, aber sie sind eben auf die Pharmaindustrie zugeschnitten, und daher braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn diese Prüfverfahren die Einführung von natürlichen (und daher nicht so leicht zu kontrollierenden) Wirkstoffen stark erschweren.
Mein Hauptkritikpunkt greift dein Artikel sogar auf ... Zu wenig unabhängige (und daher verlässliche) Studien ... in der Doku wird darüber hinaus noch aufgezeigt, dass ein Großteil der vorhandenen Studien entweder von "Legalize-It" Vereinen in Auftrag gegeben wurden ... oder aber von Pharmakonzernen, deren wichtigste Produkte durch Cannabis vielleicht ersetzt werden könnten.
Es mag sein, dass das in der Medizinforschung normal ist, aber ich nehme mir raus, es als vom wissenschaftlichen Standpunkt aus als unbrauchbar zu betrachten.
Erst wenn es wirklich unabhängige Studien zu dem Thema gibt (also auch nicht vom größten US-Coffeshop-Betreiber finanziert, oder von einer irgendwie gearteten Gras-Lobby), dann wird man ein realistisches Bild vom medizinischen Nutzen zeichnen können ... bis dahin gibt es da nur Indizien mit denen gegen eine Flut von "Gegenstudien" angebrüllt werden muss, hinter denen Milliarden stehen.
Ein sehr schönes Beispiel für das, was ich kritisiere, ist Cholesterin ... ein anderes ist der Streit darum, ob Zigaretten krebserregend sind. Letzteres wurde lange mit Studien verneint, für die die Tabak-Firma Phillip Morris Milliarden ausgegeben hatte.
Der Patient/Konsument sollte sich auf die Studien, mit denen die Zulassungsstellen und die Ärzte arbeiten müssen, schon verlassen können ... momentan habe ich da meine Zweifel ... sie sind rein forschungsmethodischer Natur ... ich habe starke und mMn auch berechtigte Zweifel an der Zuverlässigkeit der Mittel (Studien) auf die sich die Entscheidungen dieser Stellen berufen.
An einer anderen Stelle habe ich Statistiker sagen hören, dass sie bei knapp 90% der Studien im Gesundheitswesen, ZEIGEN können, dass diese NICHT ergebnisoffen und wissenschaftlich sauber erstellt wurden - dafür braucht man nur zwei Dinge ... die Namen der Forscher, und die Gehaltslisten der Pharmaindustrie ... eine Verbindung gibt es da scheinbar fast immer.
Die Prüfverfahren sind allerdings sehr wichtig, da klar sein sollte, dass die Pharmaindustrie auch so Schweinereien wie Contergan an Schwangere verkaufen würde, wenn es da keine Zulassungsstellen gäbe, die auch mal Langzeitstudien verlangen.
Und eine deregulierte Pharmaindustrie? Das sollte man nichtmal seinem schlimmsten Feind wünschen.
Meiner Meinung nach können nur mächtige Zulassungs- und Kontrollstellen sicherstellen, dass die Industrie ihre Versprechungen auch hält, denn wenn der Markt das tut, dann ist es zumindest bei Medikamenten für einige Menschen schon zu spät (siehe Contergan).
Andererseits ist es natürlich wichtig, gerade bei Medikamenten, die die Kasse übernehmen soll, zu prüfen, ob die überhaupt was bringen, wie gut die Dosierung möglich ist u.s.w.
Es gibt allerdings Menschen, die erforschen das seit Jahrzehnten (illegaler weise) am eigenen Leib. Und bei Cannabis ist es tatsächlich auch lernbar ... weiviel brauche ich, um meinen Migräneanfall gut zu überstehen? ... nach ein paar Wochen hat man das raus (und nach ein paar Monaten lässt die Linderung durch Cannabis leider sehr oft auch wieder nach).
Die Risiken dieser Tests sind mMn zu vernachlässigen (bei einer Überdosis schläft man halt ein, und bei Minderdosierung hilft es halt auch nicht). Es ist bei Canabis eben NICHT so, dass einem nach einer Überdosis der Magen ausgepunpt werden muss, weil man sonst dran krepieren könnte ... gerade wegen der Nebenwirkungen bemerkt man die Überdosis (das hat die Natur schon recht geschickt eingerichtet) ... und damit unterscheidet sich die Pflanze Cannabis stark von seit Jahrzehnten handelsüblichen Medikamenten ... bei denen ist es wirklich wichtig, dass einem der Arzt sagt, wie man das dosieren muss, und welche Tagesdosis man auf keinen Fall überschreiten sollte. Bei Gras ist es das nicht ... aber bei den Extrakten, die es dann durch die Medikamenten-Zulassung schaffen, wird genau das wieder der Fall sein, denn da wird es die "unerwünschten Nebenwirkungen" (Rausch, Schläfrigkeit, Lachkrampf, übertriebene Nüchternheit), an denen man sonst eine Über- oder Unterdosierung erkennen könnte, nicht in diesem Ausmaß geben.
Ganz allgemein sollte von einer unveränderten Dauermedikation eher abgesehen werden, wenn es sich nicht vermeiden lässt (dass man alte Leute im Krebs-Spätstadium mit Morphinen abschießt, kann ich verstehen), denn damit bekommt man das eine Problem (behandelte Krankheit) zwar in den Griff, macht sich aber ganz sicher ein anderes ("Absetzerscheinungen", aka "Affe" oder einfach SUCHT).
Und da die Medikamentenzulassung das berücksichtigen sollte, können langzeiteffekte bei Medikamenten, die ohnehin nicht lange genommen werden sollten (wegen der langzeiteffekte) auch eigentlich ignoriert werden, solange sie - wie bei Canabis - bekannt sind.
Die genaue Dosierungsanleitung, die ein Medikament ermöglichen soll, ist gerade bei Pflanzenextrakten mit einem Aufwand verbunden, der sich im Grunde nur im industriellen Ausmaß rechnet, denn man muss den gebrauchten Wirkstoff sauber und in einem kontrollierten Reinheitsgrad zunächst mal extrahieren, um später genau anzugeben, wie viel "XYZ" im Präparat vorhanden sein wird. Und für die meisten Präparate wird man wohl mit mehr als einem Wirkstoff machen müssen (Canabis enthält auch Stoffe, die den Abbau im Körper beschleunigen, oder den Rausch zwar intensivieren, aber auch stark verkürzen ... das "Dröhn" ist dann zwar heftiger, dauert aber u.U. nur wenige Sekunden ... wäre doch cool, sowas auch im Medikament zu haben).
Aber vor allem muss all das erstmal möglichst ohne finanzielle Hintergedanken erforscht werden. Dass "Kiffen" gegen alles mögliche helfen kann, ist wenig zweifelhaft, nun gilt es herauszufinden, wie das genau geschieht, um danach dann der Pharmaindustrie Rezepte liefern zu können, mit denen sie Medikamente herstellen können, die erwünschte Wirkugen OHNE unerwünschte Nebenwirkungen erzielen.
Kein Arzt wird einem 16jährigen Migränepatienten sagen, dass er sich mal die nächsten 10 - 20 Jahre täglich von morgens bis abends kräftig die hucke vollperzen soll ... es sei denn, er betreibt nebenbei Suchthilfe und seeeeeehr langfristige Kundenbindung
und damit würde ich nur rechnen, wenn der jenige Trump oder Piech heißt.