Generell finde ich es schade, dass hier so harsch pauschalisiert wird - offensichtlich sowohl von kinderlosen Foristen, als auch von Eltern selbst.
Jeder sollte seine Kinder soweit einschätzen können, um selbst zu entscheiden, wann die richtige Zeit für welches Medium ist. Ob das nun draußen in der Natur umherkrabbeln ist, der Mama beim Kochen helfen, mit Bauklötzen spielen, mit Wassermalfarben malen oder eben mit Unterhaltungselektronik einem spielerischen Zeitvertreib nachzugehen, ist dabei vollkommen irrelevant.
Das Schlimmste, was man jedoch tun kann ist, bei solchen Dingen grundsätzlich irgend welchen Studien zu folgen, wie sie
@TriceO z.B. auffürt (er sie aber deshalb auch nicht zwingend gutheißt, wie er selbst schreibt). Das nämlich wäre ein klares Zeichen dafür, dass man sich selbst offenbar viel zu wenig mit dem eigenen Kind befasst, denn dann wüsste man auch, was man dem Kind schon zumuten kann und was nicht.
Wie so oft gilt es also, ein gewisses Maß an gesundem Menschenverstand an den Tag zu legen und im Falle eines Zweifels lieber eine Stufe zurückzurudern.
Meine Tochter wird in diesem Monat 5 Jahre alt. Seit sie denken kann, verbindet sie Mamas und Papas Haushalt mit einem gewissen Maß an Unterhaltungselektronik - ob es nun die vielen Spielekonsolen von Papa sind, die er leidenschaftlich sammelt, das Heimkino (dedizierter Raum mit entsprechender HiFi und 3,2 Meter-Leinwand) oder auch sonst die Tatsache, dass z.B. Mama gerne Pokemon Go am Handy spielt. Auch haben wir unsere Tochter verhältnismäßig früh Fernsehen schauen lassen (ausschließlich Streaming on Demand und ausschließlich Filme/Serien, die wir selbst kennen). Aber eben: alles im Maße.
Unsere Tochter soll mit dem Verständnis aufwachsen, dass Unterhaltungselektronik - in welcher Form auch immer - etwas vollkommen normales ist, das a) zum Alltag gehört und b) ihr nicht vorenthalten werden muss.
Das führt automatisch auch dazu, dass ihr Verlangen danach nicht übermäßig ausgeprägt ist. Gestern erst wieder hat sie, nachdem wir zusammen zwei Partien Memory gespielt haben, anschließend gute 4 Stunden mit ihrer Playmobil-Sammlung gespielt und sich dabei selbst Geschichten erzählt und ausgedacht.
Und sonst?
Im vergangenen Sommer, da war sie kaum älter als 4 Jahre, haben wir gemeinsam Skylanders - Spyros Adventure durchgespielt. Giants hat sie gegen Ende letzten Jahres sogar mit meiner Frau zusammen durchgespielt und gelegentlich spielen wir zusammen Swap Force. Das geht natürlich nur, da ich selbst Skylanders (bis inkl. Swapforce) gesammelt habe und alle Figuren und Erweiterungen besitze - der Vorteil für meine Tochter hierbei ist, dass sie mit diesen Toys to Life-Spielen einen gewissen Bezug zur Realität behält, spielerisch aber dennoch lernt, komplexere Aufgaben im Spiel zu lösen, z.B. so etwas wie: "Hier kommt nur ein Skylander mit der Fähigkeit XYZ weiter", oder die selbstgestellte Frage, welche zwei Swap Force-Figuren man miteinander verbindet, um eine möglichst starke Spielfigur zu erhalten.
Auch haben wir bereits im Frühling des letzten Jahres LEGO Jurassic Park und gegen Ende des letzten Jahres LEGO Jurassic World gemeinsam durchgespielt. Am PC habe ich ihr das
Hori Super Mario Mini-Pad besorgt, das ideal für ihre Handgröße ist. Es ist 100% kompatibel zu Windows-PCs sowie zur Nintendo Switch.
Für die PS4 gibt es das Pad aber auch. Für die XBox 360/One habe ich leider noch nicht das Passende gefunden, aber Skylanders hat sie mit den jeweiligen, durchaus großen Original-Controllern gut spielen können (hier gibt es auch nicht allzu viele, komplexe Steuerungsanforderungen an das Gamepad bzw. an die Kinderhände).
Auch liebt es meine Tochter, mir bei Minecraft zuzusehen und dank des Microsoft Gamepass habe ich mit ihr spaßeshalber Minecraft Dungeons ausprobiert. Ich wusste ja, dass sie nicht auf den Kopf gefallen ist, aber mit welch Geschwindigkeit sie nahezu die gesamte Mechanik des Spiels verstanden hat, inkl. des Ausrüstens besseren Equipments, des regelmäßigen Heilens via Hotkey (Controller-Button), das Aufrufen von Spezialfähigkeiten durch angelegte Ausrüstungsgegenstände etc... da musste ich selbst erst einmal verwundert die Augen reiben.
Sie besitzt sogar ein ausrangiertes Handy, über das sie frei verfügen kann. Ich habe dort ein paar Geschicklichkeitsspiele installiert, das WLAN ist selbstverständlich deaktiviert und sie kann damit nach Belieben spielen, sofern der Akku geladen ist - das lässt sie Mama und Papa machen, da der Stecker (noch Micro-USB) etwas zu frickelig ist und das weiß sie auch. Sie hat Respekt vor Strom, aber keine Angst - ebenfalls angelernt von Papa, eben mit Bedacht. Das Handy nutzt sie nicht täglich und wenn, dann meist nur ca. eine halbe Stunde.
Zudem gehört es immer zum guten Ton, etwas dafür zu "tun", sei es Aufräumen (Selbstverständlichkeit bei selbst verursachtem Chaos ^^), das Füttern unseres Hundes, das Abräumen des Tisches, etcpp.
Und ratet mal: sie fragt nicht jeden Tag, ob wir gemeinsam irgend ein PC-Spiel spielen können. Wenn sie mal fragt und ich Zeit (und auch Lust) habe, dann ist das okay, aber sie akzeptiert auch ein Nein wunderbar und bekommt in aller Regel genug Alternativvorschläge zur kindgerechten Beschäftigung. Sie besitzt viele Sachbücher sowohl in klassischer, als auch in "digitaler" Lernform (Bookii-Stift), LEGO, Playmobil, kleinere ihrem Alter entsprechende Gesellschaftsspiele, Mal- und Bastelsachen (diese Bügelperlen sind mir echt zu frickelig, das bekommt sie tausendfach besser hin - soviel zur Motorik).
Nun könnte man meinen, dass meine Tochter verwöhnt ist und ja, sie besitzt gewiss sehr viele Dinge - das liegt aber nicht einmal zwingend an den Eltern, sondern eher daran, dass sie das einzige Enkelkind beider Großelternpaare ist - da kommt automatisch ein Haufen Zeug zusammen, ob man als Eltern das will oder nicht. Wie wird man dem also Herr, dass das Kind diesen Umstand nicht für selbstverständlich ansieht? Wir z.B. misten regelmäßig aus und spannen unsere Tochter aktiv dabei ein. Sie entscheidet, welche Spielsachen abgegeben werden - verkauft oder verschenkt an andere, kleinere Kinder - und lernt so, dass materielle Dinge nicht für die Ewigkeit sein müssen und auch, dass man sich von manchen Sachen wieder trennen muss. Auch hier gab es noch nie Diskussionen und wenn sie mal "Nein" sagt, wir als Eltern es aber für durchaus sinnvoll halten, sich dennoch von besagtem Objekt zu trennen, dann wird ihr das sachlich erklärt, sodass sie es nachvollziehen kann (ELI5 -> explain like I'm 5). Auch das darf jeder gerne selbst halten, wie er/sie mag, wir fahren damit sehr gut.
Was wünschen sich eure Kinder denn so zum Geburtstag? Meine Tochter wünscht sich von uns einfach nur eine große Torte - kein Spielzeug, keine neuen Puppen, Ponyhof-Krempel, etcpp. Sie ist, trotz des massig vorhandenen Spielzeugs so erzogen worden, dass man sich auch mit wenig zufrieden geben kann und offensichtlich (toi toi toi, da muss ich mir mal auf den Holzschädel klopfen) scheint es funktioniert zu haben - zumindest bis hier hin.
Eines jedoch würde ich ihr nie auf ihr Handy oder auf dem PC installieren:
"Paw Patrol" und sonstige "speziell" für Kinder gemachte Spiele, die einen gewissen Anspruch an sich selbst hegen. Wieso? Das ist jetzt einzig meine Meinung und jeder kann das anders beurteilen und handhaben, aber: eine solch alberne Verniedlichung, die bis hin zur Verballhornung der deutschen Sprache geht, halte ich für alles, aber nicht für pädagogisch sinnvoll. Ich muss mit ihr gewiss kein ernstes Rollenspiel in einer düsteren Welt spielen, aber es gibt genug Rätselspiele und andere Dinge, die jeder von uns auch ohne Kinderbeisein spielen würde - z.B. Pneuma: Breath of Life fällt mir da spontan ein.
Einzige Ausnahme wäre hier klassische Lernsoftware, wie sie z.B. auch schon in der Grundschule auf den dortigen iPads bzw. auf den Laptops der weiterführenden Schulen eingesetzt wird.
@Tevur
So, ich wollte hier eigentlich nicht die komplette Lebensgeschichte meiner Tochter sowie die damit verbundene Erziehung schildern (gut, ich habs ja auch nur grob angerissen ^^), aber wie gesagt: die besonders in diesem Bereich herrschende Verallgemeinerung geht mir doch schon ziemlich auf den Senkel... aber die gleichen Eltern (ich will hier niemanden verurteilen, beobachte das aber selbst nahezu täglich) stehen dann vorm Kindergarten mit der Kippe im Mund und wollen mir erzählen, was pädagogisch wertvoll für meine Tochter ist - guten Morgen.
Ich denke, du wirst (da du dir ja offensichtlich Gedanken machst) schon das Richtige für dein Töchterlein und dich finden, es gibt unzählige Spiele, die ihr im Coop oder auch nur einzeln (und sie als Zuschauerin/Beraterin) spielen könnt. Selbst Spiele mit "Gewalt" können hier möglich sein, sofern man der Gewalt gekonnt aus dem Weg geht (manche Open World-Spiele) oder sofern die Gewalt eben nicht allzu grafisch ist wie in My Time at Portia.
Vielleicht gibst du ja in ein paar Tagen noch einmal Rückmeldung, falls ihr etwas für den gemeinsamen Zeitvertreib am Computer gefunden habt - würde mich zumindest sehr darüber freuen