"Gefährliche" Rechtstreue? Der selbsternannte 18-jährige "Anzeigenhauptmeister"

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Marvolo

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Kaum eine andere Person bringt Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer aktuell derart in Rage wie der selbst ernannte "Anzeigenhauptmeister“. Niclas M. ist 18 Jahre alt und wurde vor einigen Wochen durch eine Spiegel-TV-Reportage bundesweit berühmt: Kein Pardon für Parksünder: Der »Anzeigenhauptmeister« zeigt sie alle an | SPIEGEL TV
Grund ist sein bizarres Hobby: M., der eigentlich gar keine polizeiliche Ausbildung hat, fährt durch die gesamte Bundesrepublik und zeigt akribisch Falschparker bei den dortigen Kommunen an.

In den sozialen Netzwerken finden sich nebst Unverständnis und Häme allerdings mittlerweile auch Mord- & Gewaltandrohungen gegen den 18-Jährigen – manch einer sieht in ihm längst einen neuen „Drachenlord“. Der Medienrummel jedenfalls, der jetzt auf M. einprasselt, könnte für den 18-Jährigen noch bittere Folgen haben. Eine gefährliche Dynamik, die schon das Leben anderer Teenager zerstört hat...

Rückblick:

2006:

Lange bevor es Social Media überhaupt gab, wurde schon einmal ein junger Mann durch einen Fernsehbeitrag berühmt. „Focus TV“ berichtete damals über sogenannte „Killerspiele“ und blendete dazu das Video eines Jungen ein, der vor dem Bildschirm ausrastete und seine Tastatur zerstörte. Der Junge sei computerspielsüchtig, heißt es in dem Beitrag – das Video sei vom Vater heimlich aufgenommen worden.

Tatsächlich war die Redaktion der Sendung auf einen Internetstreich hereingefallen. Das Video war ein gestellter Comedyclip, der seit einiger Zeit als „Angry German Kid“ im Internet herumgeisterte. Dessen Urheber hatte das Video als Scherz aufgenommen, von anderen war es dann auf Witzeseiten im Internet verbreitet worden. Nichts an dem Video war echt – fortan wurde es aber so aufgefasst.

Für den im Video gezeigten Teenager hatte der Fall jahrelange Folgen. Er sei Mobbing und „Psychoterror“ ausgesetzt gewesen, erklärte er später als Erwachsener in einem Youtube-Video. Dann sei er auf die schiefe Bahn geraten, landete sogar kurzzeitig im Knast. Und auch mit der Jobsuche sei es jahrelang schwierig gewesen. „Jeder kannte mich als den Verrückten aus der Schule – oder eben als das ‚Angry German Kid‘“, erzählt er im Video.

2010:
Prominentestes Beispiel einer verhängnisvollen Meme-Karriere ist der schon erwähnte Youtuber Drachenlord. Als Anfang 20-Jähriger begann Rainer Winkler, bizarre Videos ins Internet zu laden. Schnell wurden Internettrolle auf den übergewichtigen Youtuber aufmerksam, die Winkler daraufhin in breitem Fränkisch beleidigte. Das Hickhack zwischen dem Drachenlord und seinen „Hatern“ entwickelte ein Eigenleben – Winkler wurde zum Hassobjekt.

Dabei blieb es aber nicht: Bis zum heutigen Tage wird der heute 34-Jährige von seinen Anti-Fans regelrecht verfolgt und gejagt. Wann immer Winkler irgendwo auftaucht, ist schnell jemand mit Kamera zur Stelle, der versucht, ihn zum Ausrasten zu bringen. Junge Männer organisierten regelrechte Pilgerfahrten zum früheren Haus des Youtubers, beim sogenannten „Schanzenfest“ reisten Hunderte von ihnen an. Gerechtfertigt wird das Verhalten wie beim Mobbing üblich stets als „Gegenreaktion“, weil Winkler vor der Kamera immer wieder fragwürdige Aussagen getätigt hatte.

Die Folgen der jahrelangen Tortur spürt Winkler noch immer. Erst vor wenigen Wochen war es zu einem Handgemenge an einem Bahnhof in Jena gekommen. Vor einer Pension bei Plauen sprach die Polizei mehrere Platzverweise an Personen aus, die versucht hatten, dem Youtuber aufzulauern.

Ein ganz ähnliches Eigenleben entwickelt gerade auch der Hype um den selbst ernannten „Anzeigenhauptmeister“. Sein Gesicht ist inzwischen auf Hunderten Meme-Bildern zu sehen – von einem Tag auf den anderen wurde der 18-Jährige bundesweit berühmt. Nicht zuletzt deshalb mehren sich inzwischen auch kritische Stimmen.

Was sind eure Gedanken zu diesem neuen Netz-Hype rund um den selbsternannten "Anzeigenhauptmeister"?
 
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Mein Gedanke ist, dass es nicht gut ist, diese Geschichte in den Sozialen Medien so breitzutreten. Mehr dazu auch in diesem Artikel. Der Typ könnte eine Autismus-Spektrum-Störung haben.
 
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Pym schrieb:
Mein Gedanke ist, dass es nicht gut ist, diese Geschichte in den Sozialen Medien so breitzutreten

Ich fürchte, dafür ist es schon längst zu spät...
 
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Die Szene bei 2:58 demonstriert ganz gut wie solche Beiträge zu bewerten sind. Kamera-Auto nimmt verkehrswidrig die Vorfahrt. Fahrradfahrer bleibt stehen, so wie es auch richtig ist. Das herannahende Auto gewährt Vorfahrt, Fahrradfahrer fährt dementsprechen korrekterweise los. Kommentar dazu, sinngemäß "Fahrradfahrer nimmt rechtswidrig die Vorfahrt".

Reportagen sind Geschichten, in denen bestimmte Meinungen und Stimmungen vermittelt werden sollen. Die sollte man keinesfalls irgendwie ernst nehmen.

Stattdessen wird hier eine völlig harmlose Person bloß gestellt und zum Abschluss frei gegeben. Ekelhaft.

Aber nur für mich zur Klärung: Ich verstehe das richtig, dass dieser Mensch Falschparker meldet, so wie es der Gesetzgeber auch vorsieht als Möglichkeit? Wem das nicht gefällt, der möge sich beim Gesetzgeber beschweren. Und er benutzt offenbar eine App, die jeder benutzen kann und vermutlich hunderte bis tausende Menschen schonmal benutzt haben? Geht es noch uninteressanter?
 
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Zur Ergänzung, Rechtliche Einordnung von Christian Solmecke

Marvolo schrieb:
Was sind eure Gedanken zu diesem neuen Netz-Hype rund um den selbsternannten "Anzeigenhauptmeister"?
Ich halte nichts davon, wenn es jetzt nicht unbedingt wirklich Personen des öffentlichen Lebens sind, wie Politiker, oder Sportler oder Stars/Moderatoren usw. Aber dazu zähle ich jetzt nicht den "Anzeigenhauptmeister" oder den "Drachenlord" in diesem Ausmaß wie es bei ihm lief.

Bezüglich zu dem, was der "Anzeigenhauptmeister" an sich so tut. Erstmal ist das ja Legal (siehe das Video von Solmecke), und obwohl es wohl vielen immer unter den Fingernägel brennt und man so machen Idioten einen Denkzettel verpassen wollte, wäre das in dem Ausmaß nichts für mich.
 
BeBur schrieb:
Stattdessen wird hier eine völlig harmlose Person bloß gestellt und zum Abschluss frei gegeben. Ekelhaft.
Das, was er tut, ist aber nicht harmlos.

Seine angeblichen Einnahmen für den Staat sind schlicht gelogen. Und das sogar sehr übertrieben. Der Bürgermeister selbst hat klar gesagt, dass das nicht gut ist, was er macht und er damit doch bitte aufhören soll:

Der Bürgermeister von Gräfenhainichen ist allerdings gar nicht begeistert von dem „Anzeigenhauptmeister“. Enrico Schilling (CDU) bezeichnet das Engagement des 18-Jährigen gegenüber der „Bild-Zeitung“ als „Unfug“, den man nicht dulden könne. „Herr Matthei treibt seit vielen Jahren hier sein Unwesen. Ich bin weit weg von einem Schmunzeln“, sagte Schilling. „Er flutet das Ordnungsamt.“ Die Stadt erwägt nun rechtliche Schritte.
Quelle: https://www.rnd.de/panorama/anzeige...iklas-matthei-UPAOVUV7GFA5RI37OLI7VVW4OM.html

Einen Falschparker auf einem Behindertenparkplatz anzeigen? Das ist zu 100 % verständlich und da hätte er wahrscheinlich sogar die gesamte Bundesrepublik hinter sich.

Sich als waschechten Denunzianten zu profilieren? So eben nicht.

In erster Linie verurteile ich aber die Verantwortlichen beim SPIEGEL TV, denn so doof das auch ist, was er macht, darf man nicht vergessen, dass er zwar faktisch volljährig ist, aber gerade einmal 18 Jahre alt. Vor noch nicht einmal einem Jahr war er minderjährig.

Jedem seriösen Journalisten ist vorher klar, dass man mit dieser Reportage unfassbaren Hass schüren wird und ob das bei einem 18 jährigen Menschen nötig ist? Das hat man in diesem Fall akzeptiert.

Selbstverständlich war auch vorher klar, dass viele gewaltbereite Fantasien sich äußern werden mit dem Risiko, dass er auch im echten Leben etwas fürchten muss.

Zudem: Ich hoffe, dass man beim SPIEGEL TV sichergegangen ist, dass er psychisch vollkommen gesund ist, denn alles andere wäre absolute Scheiße.

Ansonsten: Denunzianten werden in der Gesellschaft zurecht nicht akzeptiert, vor allem ist das eine Mentalität, mit der man in der Geschichte ganz schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Entgegen seinen Behauptungen in der Reportage, er würde dem Staat etwas Gutes tun, bindet er massiv Mitarbeiter beim Ordnungsamt, da sie verpflichtet sind jede einzelne Anzeige nachzugehen.

Zudem bindet er die Polizei, wenn er sie wegen so etwas ruft.

Es entstehen um ein Vielfaches Kosten gegenüber den winzigen Einnahmen für die er verantwortlich ist.

Hier hat man einen Klassiker geschaffen, der hoffentlich korrekt gedreht worden ist.

Sollte er psychisch vollkommen gesund sein, hat er jeglichen gewaltfreien Spott verdient, da er sich auch selbst kommerzialisiert durch den 1-Jahres-Vertrag mit dem SPIEGEL TV. Offensichtlich wurde auch, dass es ihm nicht primär um die potentiellen Beeinträchtigten geht, sondern primär um das Gesetz und sich selbst.

Sollte er es nicht sein, ist das einer der schrecklichsten Reportagen überhaupt.
 
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BeBur schrieb:
Stattdessen wird hier eine völlig harmlose Person bloß gestellt und zum Abschluss frei gegeben. Ekelhaft.
Seh ich auch so. Ekelhaft ist noch eine Untertreibung.

Skaiy schrieb:
Das, was er tut, ist aber nicht harmlos.
Auch von mir die Verständnisfrage, der Typ zeigt Ordnungswidrigkeiten an und das ist ein Problem für andere?
 
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Der junge Mann ist in kürzester Zeit zum Meme geworden. Ich kann nicht abschätzen, ob er sich beim Dreh und Interview durch Spiegel TV bewusst war, welche Wirkung die Sache hinterher für ihn haben wird. Ich persönlich glaube auch, hier eine Persönlichkeitsstörung mit ihm Spiel sein könnte - was ich nicht weiß, was aber vielleicht auch Spiegel in die Verantwortung bringt, falls dem so ist. Das hat schon fast das Niveau von Frauentausch (Stichwort: Verafake) statt von investigativem Journalismus.

Niclas selbst kann ich keinen Vorwurf machen und er hat mit seiner Sache eigentlich auch nicht mal Unrecht. Die Verstöße, die er anzeigt, werden ja tatsächlich begangen. Unter Denunziantentum verstehe ich auch etwas anderes, denn er meldet hier keine unbescholtenen Bürger innerhalb eines Unrechtsregimes, welche von diesem unterdrückt werden.

'Don't shoot the messenger.'
 
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sedot schrieb:
Seh ich auch so. Ekelhaft ist noch eine Untertreibung.


Auch von mir die Verständnisfrage, der Typ zeigt Ordnungswidrigkeiten an und das ist ein Problem für andere?

Es gibt einen Unterschied ob es Ordnungswidrigkeiten sind, wodurch wirkliche Beeinträchtigungen entstehen oder ob es Ordnungswidrigkeiten sind die KEINEN EINZEIGEN NACHTEIL für irgendjemandem haben. Manchmal macht es mehr Sinn zum Wohlergehen des gesellschaftlichen Geschehens auf gewisse rechtliche Durchsetzungen zu verzichten. Die Beeinträchtigungen, die von der Erstellung der Anzeigen und der Verfolgung der entsprechenden Ordnungswidrigkeiten aus dem Videobeitrag, ausgehen sind deutlich größer, als die Beeinträchtigungen durch die Ordnungswidrigkeit selber.
Beispiel der ältere Mann, dessen Transporter vor seinem Büro stand. Wo beeinträchtigt der bitte jemanden?
Er muss aber jetzt das Möbelstück (oder was auch immer da im Video genannt wurde) wahrscheinlich mehrere hundert Meter weit schleppen, weil ein gewisser Hilfssherrif keine anderen Hobbies hat und anderen Leuten das Leben schwer macht.

Hoffe deine Verständnisfrage wurde geklärt. Weiß nicht wie ich es besser beschreiben soll.
 
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sedot schrieb:
Auch von mir die Verständnisfrage, der Typ zeigt Ordnungswidrigkeiten an und das ist ein Problem für andere?
Es gibt für die Gesellschaft einen Unterschied, ob man einen Falschparker anzeigt, der auf einem Behindertenparkplatz parkt oder einen Falschparker, der irgendwo im Nirgendwo kurz den Briefkasten seiner Nachbarin leert, weil diese im Urlaub ist und absolut keine Sau in der Nähe ist.

Es gibt Werte und Normen in der Gesellschaft, dazu zählt das Dulden von redundanten Falschparkern.

Was er macht, ist gesetzeskonform, alles fein, aber die Gesellschaft besteht nicht nur aus Gesetzen.

Eine Gesellschaft zuträglich ist solch ein Denunziant definitiv nicht, wie die Gesellschaft ihm ja auch anscheinend regelmäßig mitteilt.

Und wenn euer Nachbar euch anzeigt, weil ihr kurz die Post von jemand anderem aus dem Briefkasten holt, dann reden wir noch einmal darüber, dass es kein Problem für euch ist, weil: Ist ja gesetzeskonform. :)

Oder wenn ihr, ups, falsch geschätzt habt und ihr mit dem Heck eures Autos in einem 7 Meter langen Parkverbot steht und jemand an eurem Auto steht, der es mit nem Zollstock ausmisst. :)

Es geht nicht darum, dass er Ordnungswidrigkeiten anzeigt, sondern darum, dass ihm gesellschaftliche Empathie fehlt. Selbst Ordnungshüter selbst zeigen nicht jede Ordnungswidrigkeit an. Dafür sollte man ein gesellschaftliches Feingefühl haben.

Selbstverständlich können wir alle damit anfangen, alles anzuzeigen, was es anzuzeigen gibt. Ob man in solch einem Staat leben möchte, ist die andere Frage.

Ein positives Gesellschaftsgefühl ist mir zumindest wichtiger als "Der Ast meines Nachbarn ragt 3 cm auf mein Grundstück. Ich zeige ihn an." oder "Du parkst im Halteverbot. Mir egal, ob du deine kranke Oma vor der Tür des Hausarztes rauslässt. Ich zeig' dich an.".

Letzteres Beispiel kommt bei meiner Hausarztpraxis jeden Tag vor, damit in der Mobilität stark eingeschränkte Menschen nicht den gesamten Parkplatz und die Straße überqueren müssen.

Und trotz Halteverbot nickt das im Prinzip jeder ab. Man könnte die natürlich auch alle anzeigen.
 
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Mein Ziel ist es halt, in jeder Stadt und in jeder Gemeinde in ganz Deutschland mindestens 1 Falschparker angezeigt zu haben.

Sagt er selbst über seine Motivation hinter dem Ganzen. Ich bin mir da ehrlich gesagt nicht mehr ganz sicher, ob da noch eine intrinsisch-motivierte Rechtschaffenheit und Gesetzestreue dahintersteht, oder ob das damit nicht viel eher schon in den Bereich "mediale & personale Aufmerksamkeitsgeilheit" im Sinne von "Guinness Weltrekord" etc. geht.

Es ist eine Sache, wenn ich in meiner Heimatstadt mal zufällig eine Ordnungswidrigkeit bemerke und mir dann auch noch die Mühe mache, diese zu dokumentieren und zu melden. Eine andere Sache ist es, derart große Mühen, Kosten, Zeit & Geld auf sich zu nehmen, um in jedem noch so winzigen Kuhkaff in der gesamten Bundesrepublik von 83 Mio. Einwohnern Ordnungswidrigkeiten zu suchen und diese dann zur Anzeige zu bringen...

Also entweder hat der wirklich absolut kein Leben und viel zu viel freie Zeit - oder aber da steckt tatsächlich irgendetwas medizinisch-pathologisches dahinter, was vielleicht eher in die Hände eines Psychiaters gehört.
 
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OK, der "Anzeigenhauptmeister" polarisiert hier doch mehr als ich vermutet hätte. Weil auch hier "Persönlichkeitsstörung" vermutet wurde. Auch mir kam das in den Sinn, auch wenn man sich da wirklich weit aus dem Fenster lehnt. Aber es ist wirklich so untypisch dieses Verhalten, dass es von einigen als nicht normal Empfunden wird.

Ich finde das Szenario aber an sich schon etwas faszinierend. Nein, nicht, dass man ihm mit Gewalt und schlimmeres androht. Das sind total übertriebene Reaktionen. Im Grunde sind das zwei Dinge.

1. Kein Mensch mag Petzen. Schon in der Schule war das, dass schlimmste, was man machen konnte. Das wirkt ja schon fast als wäre das ein Urinstinkt, so etwas abzulehnen.
Es wäre noch interessant zu wissen, ob die Tatsache, dass er kein Beamter ist, die Ablehnung noch steigert. Von einem Polizist bzw. Polizistin erwartet man ja einen Strafzettel, aber nicht unbedingt von einem Zivilisten.

2. Selbst der Bürgermeister sagt ja, dass sein tun eher kontraproduktiv ist. Nichtsdestotrotz ist ist sein tun legal. Es zeigt aber, was passiert, wenn man ein System aufs äußerste treibt. Besonders da es wohl nicht vorgesehen war, das System so zu strapazieren.

Das ist wie ein Soziologisches und Ökonomisches Experiment, unter 100 % Realbedingungen.

Es wird sich zeigen, wie sich das alles noch entwickelt, aber wenn man bedenkt, wie aggressiv dies einige Menschen macht, würde ich es an seiner Stelle doch lieber sein lassen.
 
Wenn man dem Fall hier nicht noch weiter breit treten würde aus purem Voyeurismus, gäbe es auch nicht noch mehr Aufmerksamkeit.

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@EmViO @Skaiy
Ich hatte Presseberichte nur nebenbei mitbekommen, deshalb die Nachfrage. Es tut sich mir hier gerade ein Abgrund auf.
Ich sag mal so, Falschparken ist kein Kavaliersdelikt. Als Fußgänger und Radfahrer werde ich regelmäßig vom motorisiertem Verkehr genervt, bedrängt, gefährdet oder sonstwie eingeschränkt. Autofahrende sind erstaunlich oft der Meinung nichts falsches zu tun.

Der Typ bewegt sich im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten. Hier findet (medial) Täter Opfer Umkehr statt, soweit ich es beurteilen kann.
Ich hoffe, dass die Situation nicht noch mehr eskaliert.
 
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wuselsurfer schrieb:
Wenn man dem Fall hier nicht noch weiter breit treten würde aus purem Voyeurismus,

Definitions- bzw. Begrifflichkeitsklärungen: Voyeurismus / voyeuristische Störung

wuselsurfer schrieb:

Artikel 11 GG, gerade im aktuellen Zeitgeist elementarer & wichtiger denn je (siehe Russland).
Ergänzung ()

sedot schrieb:
Ich hoffe, dass die Situation nicht noch mehr eskaliert.

Offensichtlich ist das bereits am Passieren.
 
Marvolo schrieb:
Definitions- bzw. Begrifflichkeitsklärungen

Erweiterung des Begriffes
Schaulustige, abwertend „Gaffer“ genannt, werden gelegentlich ebenfalls als Voyeure bezeichnet. Ebenso wird der Begriff häufig in der Medienkritik über Boulevardmedien und Fernsehformate wie das sogenannte „Ekelfernsehen“ verwendet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Voyeurismus#Erweiterung_des_Begriffes

Ja, es ist schlimm, dass Menschen derart enthemmt überreagieren.
 
Er lebt vermutlich eine Art von Blockwartmentalität, aber ein Problem hab ich mit seinem tun nicht. Wenn er die Zeit hat um solche Verstöße anzuzeigen dann is das aus meiner Sicht völlig okay.

Wo kein Kläger da kein Richter - ups, und jetzt ist da einer. Ja für die Autofahrer eher blöd, aber hey - so is das leben. ^^
 
CCIBS schrieb:
Weil auch hier "Persönlichkeitsstörung" vermutet wurde. Auch mir kam das in den Sinn, auch wenn man sich da wirklich weit aus dem Fenster lehnt.
Das finde ich halt nicht in Ordnung. Ich bin zwar der Meinung, dass SPIEGEL TV in der Pflicht gewesen ist vorher zu checken, ob er gesund ist, aber solche Sätze wie "Der muss physisch krank sein." und ähnliche Aussagen sind halt vollkommener Unsinn. Das kann sich niemand anmaßen, dafür ist das Thema psychische Krankheit viel zu sensibel und wichtig.

CCIBS schrieb:
Von einem Polizist bzw. Polizistin erwartet man ja einen Strafzettel, aber nicht unbedingt von einem Zivilisten.
Das ist, zumindest bei mir, der springende Punkt. Selbst Polizisten zeigen nicht jede anzeigbare Sache an. Das würde auch ein unfassbar schlechtes Image für die Polizei bringen. Es macht tatsächlich mehr Sinn, dass die Polizei auch mal ein Auge zudrückt, was er eben nicht macht.

sedot schrieb:
Als Fußgänger und Radfahrer werde ich regelmäßig vom motorisiertem Verkehr genervt, bedrängt, gefährdet oder sonstwie eingeschränkt. Autofahrende sind erstaunlich oft der Meinung nichts falsches zu tun.
Auf jeden Fall, da bin ich ausnahmslos bei dir.

sedot schrieb:
Der Typ bewegt sich im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten.
Das hinterfrage ich auch nicht.

sedot schrieb:
Hier findet (medial) Täter Opfer Umkehr statt, soweit ich es beurteilen kann.
Für mich gibt es hier keinen Täter und kein Opfer.

Niemand kann mir erzählen, dass es für unsere Gesellschaft zuträglich ist, wenn er irgendwo im Nirgendwo seinen Nachbarn anzeigt, weil er die Post von der Nachbarin herausholt, während die Straße wie ausgestorben ist.

Wenn er nur die Falschparker anzeigt, die auch wirklich eine (potentielle) Beeinträchtigung darstellen, bin ich sein erster Fan, weil ich es wie du sehe, dass sich einige Autofahrer einfach zu viel herausnehmen.

Man muss aber doch erkennen, dass es gesellschaftlich auf vielen Wegen nicht korrekt ist, wenn ich mit dem Zollstock ein Auto ausmesse und anzeige, weil es ein paar cm in einem 7 Meter Parkverbot hineinragt.

Wenn man das nicht erkennt, für den ist es auch korrekt, wenn man diejenigen in meinem Beispiel anzeigt.

Skaiy schrieb:
"Du parkst im Halteverbot. Mir egal, ob du deine kranke Oma vor der Tür des Hausarztes rauslässt. Ich zeig' dich an.".

Letzteres Beispiel kommt bei meiner Hausarztpraxis jeden Tag vor, damit in der Mobilität stark eingeschränkte Menschen nicht den gesamten Parkplatz und die Straße überqueren müssen.

Und trotz Halteverbot nickt das im Prinzip jeder ab. Man könnte die natürlich auch alle anzeigen.

Er ruft den Notruf an, weil auf der Straße ein Ast liegt oder der Nachbar nachts staubsaugt.

Selbst das mag vielleicht sogar in Ordnung sein, aber wenn das jeder machen würde, hätten wir ein gewaltiges Problem.

Das Zwischenmenschliche geht komplett verloren, wenn wir zu 100 % (!) nach dem Gesetz gehen würden und wegen jedem Shit immer den Notruf wählen.
 
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