Live-Video als zusätzlicher "Rückspiegel"

Nero24

Cadet 1st Year
Registriert
Mai 2017
Beiträge
13
Hallo zusammen,

ein Bekannter – Betreiber eines Flußfahrgastschiffs – überlegt, zusätzlich zu seinen Rückspiegeln noch Kameras am Heck zu installieren, um beim Manövrieren nach hinten bessere Sicht zu haben, als zusätzliche Absicherung quasi. Er hat auch schon LAN-Kabel verlegen lassen und hatte wohl auch schon ein System mit IP-Kameras am laufen, das er aber wieder rausgeschmissen hat, weil die Darstellung derart zeitverzögert war, dass es zum Manövrieren unbrauchbar war. Überspitzt formuliert hätte sich er sich im Nachhinein zuschauen können, wie er einen Steg über den Haufen gefahren hat. :king:

Daraufhin kam er zu mir, da ich die IT in seinem Büro eingerichtet habe. Allerdings sind Live-Kamera absolut nicht mein Spezialgebiet. :( Ich hab ihm erstmal gesagt, dass IP-Kamera-Systeme immer eine gewisse Verzögerung haben, da das Video ja erst gestreamt und anschließend wieder dargestellt werden muss. Wenn ich das richtig sehe, nutzen die "Marine Cameras", die zum Manövrieren auf Schiffen/Booten verwendet werden, auch heute immer noch analoge Übertragung. Jetzt liegen die LAN-Kabel aber schon drin.

Daher meine Frage: kennt jemand aus eigener Erfahrung ein System, das mit IP-Kameras arbeitet und die Streams live via HDMI oder VGA auf einem TFT ausgibt, das möglichst wenig Latenz aufweist? Ganz live wird man es mit IP-Kameras nie hinkriegen, aber ich denke, so 1-2 Sekunden wären noch akzeptabel bei einem Schiff.
 
Bei Schiffen ist mir das komplett neu.
Aber man könnte vielleicht mal schauen, ob es sowas wie das Konzept Dashcam auch für andere Fahrzeuge gibt.
 
Man könnte auch versuchen, die vorhandenen IP-Kameras über RTSP anzusprechen. Sei es über den Browser, VLC usw.
 
@Pacman0811 Via Browser oder VLC würde ich gerne vermeiden. Ich stelle mir das gerade vor, wie der Schiffsführer kurz vor einem Wendemanöver am Laptop den Browser oder VLC startet, dann geht's grad nicht weil, VLC, der Browser oder Windows grad aktualisiert,... Daher wäre mir ein Standalone-System, das die Kameras permanent an einen TFT ausgibt, schon lieber.

@PHuV Wie greifst Du das Kamerasignal ab?
 
Die Frage ist: Wo kam die Latenz her? Das Netzwerk selbst erzeugt im Prinzip so gut wie keine Latenz (kleiner 1ms). Waren die Webcams selbst vielleicht einfach sehr langsam in der Signalverarbeitung? Oder doch der PC der das Bild dargestellt hat? Oder war da doch irgendwas mit WLAN aktiv?

Würde mal fragen, ob du dir das mal Live ansehen kannst und die Quelle der Verzögerung ausmachen.

Eine ordentliche IP-Cam an LAN Kabeln und einem haaaalbwegs schnellen PC sollte mMn problemlos funktionieren?!
Ergänzung ()

Oder: Lass dir den Kram (Switch/Cams/PC) mitgeben - dann kannst du in Ruhe die "Fehlerquelle" suchen bzw. das System optimieren. Die LAN-Kabel dazwischen werden ja vermutlich nicht ursächlich sein. (es sei denn diese sind deutlich länger als 100m)
 
Zuletzt bearbeitet:
@Nero24
Es gibt verschiedene Lösungsansätze.
Einerseits wurde hier bereits schon die bekannte "Dashcam" erwähnt, diese gibt es speziell für den Einsatz als "Rückspiegel".

Alternativ gibt es aus dem Automotive-Bereich Headunits mit Vorbereitungen für Rückfahrkameras, die sich ebenfalls bestens eignen, um sich einfach im Boot zu integrieren.

Brauchst du spezielle Produktvorschläge? Wie sieht's mit dem Budget aus?
 
Wenns Echtzeit (max. 20ms) sein soll und die Kabel ne Direktverbindung sind (oder sich zumindest als solche Betreiben lassen) dann wäre vermutlich eine HDMI-Cat (HDBaseT) Strecke mit nem Monitor auf der Brücke und ner einfachen Kamera mit HDMI-Ausgang die sinnvollste Lösung.
Wenns UNBEDINGT IP sein muss gibt's das auch als AV-Over IP. Gibt's z.B. von Crestron unter der Produktlinie DM-NVX.
Kostet aber auch entsprechend Geld.
Ich würde, wenn möglich, auf HDBaseT gehen. Das ist schnell, einigermaßen Bezahlbar und ziemlich stabil, da kein Rechner mit VLC oder sowas betrieben werden muss.

Die Crestron DM-NVX setzen wir erfolgreich in unseren Hörsälen an der Uni ein.
Vom gleichen Hersteller in den etwas älteren Räumen auch die Crestron DigitalMedia Produkte. Vielleicht kann man da auch was gebraucht schießen aber HDBaseT können andere Hersteller auch.
Vorteil bei Crestron wäre, falls ne via IP Steuerbare Kamera verwendet werden soll, kann man eine Netzwerkverbindung (oder auch RS232) durch die HDBaseT Verbindung tunneln. Das kann nicht jedes HDBaseT Gerät. Wäre dann relevant, wenn nur ein einziges Netzwerkkabel gelegt wurde.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Lawnmower
Vermutlich müssten die Kameras ja auch spezielle Anforderungen erfüllen wie etwa Schutz gegen Wasser, Feuchtigkeit, Sonneneinstrahlung, Vibrationen (durch die Maschinen), je nachdem schwierige Lichtverhältnisse wenn z.B. auch bei Dämmerung oder in der Nacht gefahren wird, etc.
Wenns Spritzwasser drauf hat sieht man auch nix mehr und es muss erst einer da das bereinigen.
Will damit sagen mit 0815 Kameras kommst da nicht weit bzw die werden nicht lange halten und eben die 1-2 Sekunden Verzögerung sind möglicherweise dann eben auch nicht zielführend.

Es gibt aber z.B. auch Lösungen um das Video-Signal via RJ45 zu transportieren und am Ziel per HDMI abzugreifen, das geht ohne IP Routing und nahezu verzögerungsfrei (wir haben z.B. sowas in einigen Meetingräumen bei uns, man merkt keinen Unterschied zu direkt angeschlossen an einer Grafikkarte). Installiert werden dann beim Start und Ende so 2 Konverter Boxen (Grösse +/- wie ein ein kompakter 5 Port LAN Switch).
 
Zuletzt bearbeitet:
Wichtig ist - sofern eben eine Direktverbindung vorhanden ist oder hergestellt werden kann - die Kabellänge. HDBaseT über Kupfer kann in der Regel bis 70 oder 100m, je nach verwendetem HDBaseT Chipsatz.
Hier Gäbe es z.B. n Set von Extron. Bekannter Hersteller diverser AV-Produkte. Funktioniert normalerweise absolut Zuverlässig.
Bei dem Set sind 70m Linklänge das Maximum. Wenns 100m sein sollen, dann wäre die 330 Serie (nicht 230, wie hier) interessant.
/Edit/
Gibt's von Crestron gebraucht auch recht erschwinglich.
Dann als DM-TX (Sender bei der Kamera) und DM-RMC (Empfänger beim Kapitän)
Hier als kleiner Empfänger und
Hier als Sender bei der Kamera

Es müssen auch nicht exakt diese Produkte sein. Für gewöhnlich sind die Crestron Produkte alle untereinander kombinierbar, man kann also auch nen RMC 150 oder 200 nehmen.
Die hier gewählten Produkte gehören aber schon zu den kleineren der Serie.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: Lawnmower
Erstmal danke an alle, die hier so engagiert mitmachen :daumen:

Vielleicht sollte ich ein wenig präzisieren an dieser Stelle. Bei einem der letzten Werftaufenthalte wurden extra für diesen Zweck LAN-Kabel verlegt. 2x ans Heck für zwei "Rückfahrkameras" links und rechts, sowie zwei an die Seite für einen Blick an die Anlegestelle der jeweiligen Seite. Die LAN-Kabel laufen im Ruderhaus zusammen. Da kein Stromanschluss hingelegt wurde, war offenbar von vorne herein PoE geplant.

Warum es dann mit der Lösung, die bereits verbaut war, nicht geklappt hat, kann ich nicht sagen; ich war nicht involviert. Ob ich nochmal Zugriff bekomme auf die rausgeworfene Hardware, müsste ich klären. Kann sein, dass der Anbieter sie zurückgenommen hat oder auch nicht. Das kann ich aber erfragen.

Das heißt, die 4 LAN-Kabel sind gesetzt und da kein Strom vorhanden ist am Einbauort, wohl auch PoE. Das dürfte wahrscheinlich gegen die Dash-cam-Lösungen sprechen, die meines Wissens nach eigene Verkabelungen brauchen. Per WLAN ist auch nicht machbar, da die Stahldecks WLAN-Signale massiv dämpfen.

schiff.jpg


Das Schiff ist knapp 50 Meter lang, Kabellänge demzufolge etwas länger. Ich hab die Einbaupositionen mal rot markiert. Auf der anderen Seite genauso.

Budget-Rahmen: mei, es muss keine Home-Lösung für 35 EUR sein. Da Corona die Personenschifffahrt aber gleich doppelt erwischt hat – weder Fahrten, noch Gastrononie und auch keine Möglichkeit, auf Lieferservice auszuweichen – sollte die Lösung schon im Rahmen, sprich: dreistellig bleiben.
 
Okay.
Also laufen alle vier Leitungen an einer Stelle im Ruderhaus.
Nur um Missverständnisse zu vermeiden, das Ruderhaus ist der Raum, wo auch der Kapitän ist? Also das, was man sonst auch mal als Kommandobrücke, Steuerraum oder so bezeichnet?
Oder ist das Ruderhaus der Raum, wo tatsächliche das richtige Ruder (Also ganz hinten am Schiff) verortet ist?
In dem Falle müsste ja dann eine weitere Leitung bis in den Steuerraum (eben, das, wo der Kapitän das Ding lenkt. :D) gelegt werden.

Wie dem auch sei. Es gibt auch entsprechende Kreuzschienen (Videoumschalter) für die ganze HDBaseT Geschichte, ebenso sind die Endpoints Fernspeisefähig, was bei Crestron dann PoDM (Analog zu PoE) heißt.
Aber ich fürchte, die HDBaseT Nummer wird dann den Kostenrahmen sprengen und vor allem wird der nicht vorhandene Stromanschluss dann spätestens für die Kamera dann zum Showstopper dieser Lösung.

Von entsprechenden IP-Cams hab ich leider wenig Ahnung. Aber mal ins blaue geschossen, Ubiquiti hat da was im Programm.
Dann braucht es "nur" noch nen Switch und irgend ein Gerät, welches am besten über mindestens zwei Knöpfe zum durchschalten der Streams, welche man vorher einspeichert, verfügt. Also quasi n H264 Empfänger und Umschalter.
Mein erster Gedanke war ein Extron SMD101 aber der hat leider keine Knöpfe. Könnte man allenfalls über eine separate Steuerung aus der Medientechnik dann realisieren, sofern man verschiedene Links einspeichern und über Profile (=Knopfdrücke) aufrufen kann.

//edit//
Vielleicht das hier?
Klingt zumindest mal so, als könne der verschiedene Streams ablegen und direkt am Gerät umschalten.
Knackpunkt wird hier nur der Preis sein...
Gebraucht hab ich auf Anhieb mal nix gefunden.
//edit²// Lt. Handbuch kann der SMD202 mehrere Streams speichern und auch auf Knopfdruck abrufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das MatZe schrieb:
Okay.
Also laufen alle vier Leitungen an einer Stelle im Ruderhaus.
Nur um Missverständnisse zu vermeiden, das Ruderhaus ist der Raum, wo auch der Kapitän ist? Also das, was man sonst auch mal als Kommandobrücke, Steuerraum oder so bezeichnet?
Genau, vorne wo der Käptn sitzt und das Schiff steuert. Auf dem Foto im Mitteldeck der Bereich mit den getönten Scheiben.


Das MatZe schrieb:
Dann braucht es "nur" noch nen Switch und irgend ein Gerät, welches am besten über mindestens zwei Knöpfe zum durchschalten der Streams, welche man vorher einspeichert, verfügt. Also quasi n H264 Empfänger und Umschalter.
Genau, das wäre ideal. Ein H.264-Empfänger, der die 4 IP-Kameras anzapft und deren Bilder entweder alle auf einmal an einem HDMI-Ausgang an einen TFT ausgibt, oder jede Kamera an einem separaten HDMI-Ausgang oder wie Du sagtest zum durchschalten, je nachdem was der Käptn grad sehen will, und das möglichst latenzarm.

Sowas in die Richtung scheint ja schon verbaut gewesen zu sein, nur mit dem "latenzarm" scheint es nicht geklappt zu haben. Warum auch immer. Laut Käptn war die Verzögerung wie schon im Anfangspost erwähnt so krass, dass er sich am Monitor immer nachträglich anschauen konnte, was er vor einigen Sekunden falsch gemacht hatte... :freak:
 
Mh.
So auf Anhieb fällt mir im Embedded Bereich nix ein, was dreistellig bleiben würde.
Du kannst höchstens mal diverse Medientechniksystemhäuser anfragen, ob die noch ne praktikable Lösung parat haben.

Was mir sonst grad noch einfällt - man könnte noch den Versuch über nen Raspi mit darauf laufendem Kodi versuchen. Dann wäre ggf. noch ein nicht all zu großer Touchscreen interessant, über welchen man das Kodi bedient bzw. dann die Kameras wählen kann. Alle vier gleichzeitig wird ein Raspi sicher nicht dekodieren können.
Dann müssten nur die vier Kamerastreams als Shortcuts o.ä. einmalig im Kodi eingespeichert werden und ab geht's.
Soweit zumindest die Terrorie...
 
Zurück
Oben