Reparatur-Service für Amiga

freifacht

Lieutenant
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Okt. 2008
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Hi Leute,
ich habe aus Urzeiten noch einen Amiga 4000 eingelagert.
Leider ist er von der Akku-Säure-Pest betroffen.
Dies hatte ich schon vor einigen Jahren festgestellt und den Computer soweit bearbeitet, dass der Schaden nicht weitergeht.
Trotzdem hatte die Batteriesäure schon einigen Schäden angerichtet.
Selber werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr dazu kommen, den Amiga zu reparieren, sofern überhaupt noch etwas zu retten ist.

Deshalb wollte ich mal fragen, ob jemand von Euch eine Idee/ einen Tipp hat, wo ich ihn zur Reparatur hinschicken könnte.

Danke schon mal 🙂
 
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Poste mal Bilder davon.
Der schaden kann von oberflächlich (nur die pins/ICs) bis zu das Trägermaterial (FR4) ist auch angefressen reichen.

Reparieren kann das jeder der sowas schonmal gemacht hat. Schwieriger wird es, wenn ICs defekt sind, da es extrem viele fakes aus China gibt.
 
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Ich hatte das gleiche Problem mit einem A4000 040/30.
Im 64er Forum (forum64.de) gibt es auch ein Amiga Unterforum. Dort hat es einige kompetente Leute und soweit ich weiss auch welche die Reparaturen durchführen können.
Ich habe ihn damals allerdings dann verkauft ohne ihn reparieren zu lassen.
Nicht zufällig an Dich @Michael-Menten ? ;)
 
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danke erst mal an alle. ;)

Ich hatte seinerzeit den Amiga noch extra in Folie eingewickelt, bevor ich ihn eingelagert hatte. Damit er "schön vor Staub und Kellermuff" geschützt ist...:daumen::hammer_alt:
War natürlich "ideal", als die Batterie auslief und die Flüssigkeit nicht verdunsten konnte und im Gegenteil sich die ätzenden Dämpfe schön im Gehäuse verteilen konnten.
Ich hatte damals tatsächlich nach Anleitungen gesucht, wie man die Schäden, die tatsächlich nicht unerheblich waren (ange- und zerfressene Leiterbahnen und Pins...) , selber beheben kann.
Bei so 'nem schweren Fall wäre es aber nicht mal so nebenbei zu machen gewesen.
Und da damals neue Wohnung, Umzug, etc. anstand, hatte ich nur das Nötigste gemacht, um den Fraß zu stoppen und weiteren Schaden zu vermeiden.
Seither steht der Amiga, verpackt und in in Einzelteilen, im Mietlager und harrt seiner Wiedererweckung.
Jetzt sind wir dabei, das Lager zu räumen und uns von einem Haufen Kram zu trennen.
Da ist mir der Amiga wieder in die Hände gefallen und er stellt mich vor die Entscheidung, ob ich ihn aus Nostalgiegründen behalten oder doch verkaufen soll.

Ein kurzer Blick in Ebay auf die erzielten Preise hat mich sehr erstaunt. Ich hätte nie gedacht, dass die alten Kisten noch so viel wert sind. Klar, dass sie Sammlerwert haben, war mir klar, aber die Preise sind doch recht hoch.
Auch für Erweiterungs-Hardware. Alleine schon die Preise für die Cybervision 64 Grafikkarte...:o
ich weiß gar nicht mehr, was ich dafür gezahlt hatte, vor über 20 Jahren, aber gefühlt haben die keinen Cent/Pfennig an Wert verloren.

Selber nochmal versuchen, die Kiste zu reparieren wäre ne Option; ich weiß da halt nicht, ob ich das zeitlich (und vom Know-How her) schaffe.
Das wäre eher eine Option, falls ich den Amiga behalten möchte.

Falls es doch ein Verkauf werden sollte, wohin ich aktuell etwas mehr tendiere, wäre im Hinblick auf Verkaufbarkeit die Investition in eine professionelle Reparatur vermutlich kein schlecht angelegtes Geld....
 
Zeig einfach mal Bilder von den Schäden.

Wenn es tatsächlich flächig angefressene traces hat ist es kritisch. Natürlich kann man hunderte jumper wires löten (z.B. https://www.reddit.com/r/hardwaregore/comments/owa656/a_measured_response_the_chip_only_costs_one/) oder Kupfer aufkleben und mit Soldermask überziehen jedoch macht es ab einem gewissen Punkt sehr wenig Sinn bzw. es sind dann nicht mehr Stunden für die Reparatur sondern Tage.
Wenn das FR4 unter den traces auch beschädigt ist, wird es deutlich spannender (aka. noch mehr Arbeit).
 
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Hallihallo, ich habe den Traffic auf meiner Seite bemerkt und bin der Mensch hinter jdtronik, soweit zur Transparenz.

Die Batterieschäden zu reparieren ist reine Fleißarbeit und mit etwas Vorkenntnissen und der richten Ausrüstung kein Problem, die Teile kannst Du alle original bei allen deutschen Händlern bestellen und werden hier nicht gefaked angeboten. Anders als bei den 27c400 ROM-Bausteinen, aber die sind in Deinem Fall beim reinen Akkuschaden nicht kompromittiert.

Wichtig ist, die chemische Reaktion zu stoppen, das geht mit jedem reaktiven Stoff, also idealerweise einer Säure. Wenn Du Bock drauf hast, geht auch Essig oder Zitrone - ist jetzt nicht ideal, aber besser als gar nichts. Wenn Du es mit ordentlich destilliertem Wasser reinigst, geht das auch. Danach entlöte zu allererst die Batterie, das Lot wird kaum zu verflüssigen sein, also ordentlich Flussmittel drauf. Idealerweise nutzt man hier z.B. Amtech 559, das lässt sich rückstandslos entfernen. Kolophonium hat den Nachteil, dass es über längere Zeit hygroskopisch ist und wieder zu weiteren Korrosionen führen kann. Aber auch das lässt sich ja entfernen.

Die Traces sind meist beschädigt und müssen überbrückt werden. Das bloße Reinigen reicht nicht.

Je nach Stärke der Korrosion müssen die U975 und U976 auch ersetzt werden. U891 in nahezu 100% der Fälle.

Wenn die Kiste gar nicht mehr startet, kannst Du U891, U177 und U178 entlöten - die Kiste startet auch ohne diese Bausteine. Sollte sie dann immer noch nicht starten, liegt ein anderer Defekt vor. Hier nach dem Standard vorgehen: Ohne Fast und Chip RAM sollte das gute Stück dich mit einem grünen Blinken begrüßen. Passiert das auch nicht, die Power-LED im Auge behalten beim Anschalten. Die sollte auf 100% starten und dann nach ca 0.5s etwas dimmen. Passiert das nicht, müssen die Reset Signale geprüft werden, das würde aber jetzt diesen Beitrag sprengen. Es ist in jedem Fall lohnenswert, die Kondensatoren der CPU-Karte zu prüfen. Die A3640 hat meist sogar verpolte Elkos verbaut, die dann schneller auslaufen und den Rechner erst Mal in die Knie zwingen, was aber leicht zu beheben ist.

In der Regel solltest Du U177, U891, U975 und U976 direkt ersetzen. Wichtig ist auch, die 10K auf 5V zu prüfen (RP176), der muss auch gelegentlich ersetzt werden.

Anbei der entsprechende Teil der Schematics inklusive der Bauteile hierzu.

Die 4000er sind deutlich einfacher zu reparieren, als die 3000er, was den Akkuschaden betrifft. Solltest Du weitere Fragen haben, melde Dich gerne.

Empfehlenswert ist dann das Einsetzen einer Knopfzelle, dann kann der 4000er weiterhin die Uhrzeit behalten. Das brauche ich nicht weiter erläutern, dazu gibt es genug Anleitungen im Netz.

Der Link zu Reddit ist übrigens keine direkte Reparatur, sondern ein ab und zu mal vorkommender Fehler im zeitgedrängten Prototyping: Im CAD-Programm wurde der Sockel falsch auf die Platine gesetzt. Passiert einem aber nur ein Mal ;-)

Viele Grüße,
Jonas


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Ein erneutes Dankeschön in die Runde. :)

Wie ich erwähnte, sind wir gerade dabei, unser Lager zu räumen.
Deshalb habe ich aktuell wenig Luft, um mich neben anderen unerwartet aufgetreten Alltagssorgen persönlich um den Amiga zu kümmern.
Sobald die Situation etwas entspannter ist, werde ich mich der sehr konkreten Tipps und Hinweise von @Michael-Menten und @jonasd annehmen und entscheiden, ob ich versuchen möchte, ihn selber flottzukriegen oder ob ich es machen lasse.
Im ersten Fall würde ich dein @jonasd , nettes Angebot, weitere Fragen zu stellen, annehmen,
im zweiten Fall würde ich dich konkret wegen einer Reparatur und den zu erwartenden Kosten kontaktieren.
Bilder versuche ich hochzuladen, sobald es mir möglich ist
 
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