Mobilfunk TrustPid von Vodafone/Telekom

S

Snowi

Gast
Hallo zusammen,
ich hab heute von einer neuen Idee von Vodafone erfahren, die wohl auch bei der Telekom auf Gefallen gestoßen ist.
Nennt sich TrustPid, und ist quasi ein Super-Cookie, das Vodafone/Telekom dem Mobilfunkgerät auf ISP/Netzebene zuordnen, damit Websites den Nutzer besser identifizieren können. Problem dabei ist: Ich zweifle daran, dass die Nutzer hier vorher entsprechend aufgeklärt werden, wozu das alles genutzt werden könnte, und dann einfach als Opt-Out eingeführt wird. Die Kunden müssen also davon Wissen, und sich aktiv dagegen entscheiden. Zumindest wird das der Plan sein. Und ich hoffe, das wird irgendwie gekippt.

Erhalte das freie Internet
Verbraucher schätzen die Idee eines „kostenlosen“ Internets, aber das ist mit einem Kompromiss verbunden: Webseitenbetreiber benötigen ein nachhaltiges Einnahmemodell, was bedeutet, dass es für sie unerlässlich ist, Abonnement-Paywalls hinzuzufügen oder sich auf Werbung zu verlassen, um auch weiterhin einen kostenlosen Zugang zu hochwertigen Inhalten ermöglichen zu können.

Angesichts des Wachstumstrends bei digitalen Informationen, die im Internet-Ökosystem geteilt werden, sind Verbraucherbedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Menge an Informationen, die in das kostenlose Internet gelangen, laut geworden.

TrustPid ist eine Technologielösung, die es Verbrauchern ermöglicht, kostenlose Inhalte und die Vorteile des offenen Internets zu genießen und gleichzeitig die Kontrolle über ihre Privatsphäre zu behalten.

TrustPid ist ein sicherer, einzigartiger digitaler „Token“, der durch die Zuweisung von Zufallszahlen erzeugt wird. Hierdurch wird das Risiko verringert, dass Sie als Person direkt identifiziert werden. Gleichzeitig ermöglicht der Token Werbetreibenden und Herausgebern Ihnen mit Ihrer Zustimmung ein personalisiertes Erlebnis auf ihren Webseiten zu bieten. Weitere Informationen darüber, wie wir Ihren TrustPid erzeugen und verwalten, finden Sie in der Datenschutzerklärung.

Ihre Einwilligung für TrustPid wird von Werbetreibenden und Webseitenbetreibern über deren Einwilligungsmanagement-Plattform (Cookie-Banner) eingeholt, wenn Sie ihre Webseiten besuchen. Ihre Einwilligung gilt nur für die jeweiligen Webseiten.

Der TrustPid-Dienst gibt Verbrauchern die vollständige Kontrolle über die Verwendung ihres TrustPid, indem er ihnen die Möglichkeit bietet, ihre Einwilligung jederzeit über ein zentrales „Datenschutzportal“ zu verwalten.

Auf dem Datenschutzportal können Verbraucher an einem zentralen Ort nachverfolgen, welchen Werbetreibenden und Webseitenbetreibern sie die Erlaubnis für personalisiertes Online-Marketing auf deren Webseiten auf der Grundlage ihres TrustPid gegeben haben. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Einwilligung pro Webseite zu widerrufen oder den TrustPid-Dienst vollständig zu deaktivieren und damit jede weitere Verwendung des Tokens zu verhindern.

Wenn Sie mehr über die Funktionsweise des Datenschutzportals erfahren oder Ihre Einwilligung verwalten möchten, besuchen Sie bitte die entsprechende Datenschutzportal-Seite.

Ich bin an der Stelle mal ehrlich - ich war lange nicht mehr so von Unternehmen angeekelt wie ich es jetzt gerade bin. Dass ausgerechnet auch noch die Telekom dabei mitmischt, setzt dem ganzen noch die Krone auf. Da ist man schon Kunde beim teuersten Mobilfunkanbieter in Deutschland, und dann fangen die tatsächlich noch an, die Kundendaten zu verscherbeln, und versuchen einem das noch als "Rettung des Internets" zu verkaufen.
Habe meinen Vertrag eben direkt gekündigt und übers Beschwerdeformular für Mobilfunk halbwegs höflich meine Meinung dazu abgegeben. Schade, dass das aktuell wohl nur eine separat informierte Nutzergruppe betrifft, denn sonst würde ich versuchen ein Sonderkündigungsrecht zu erwirken.

Mich würde hier mal interessieren - was denkt ihr darüber, bzw. wie steht ihr dazu? Wäre das für euch ein ausschlaggebendes Merkmal beim Auswahl eines Tarifs?
In den USA gibt's die Idee eines vom ISP gesetzten Cookies ja schon länger, incl. den denkbaren negativen Folgen.
Beispiel: Data Marketplace Selling Info About Who Uses Period Tracking Apps
 
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Snowi schrieb:
Verbraucher schätzen die Idee eines „kostenlosen“ Internets, aber das ist mit einem Kompromiss verbunden: Webseitenbetreiber benötigen ein nachhaltiges Einnahmemodell, was bedeutet, dass es für sie unerlässlich ist, Abonnement-Paywalls hinzuzufügen oder sich auf Werbung zu verlassen, um auch weiterhin einen kostenlosen Zugang zu hochwertigen Inhalten ermöglichen zu können.
Das liesst sich schon so zynisch:
1. Verbraucher schaetzen ein kostenloses Internet, aber Webseitenbetreiber muessen (mehr) Geld verdienen.
2. "Hochwertige Inhalte" sind eine absolute Seltenheit. Die meiste Werbung wird bei irgendwelchem Ramsch geschaltet. Die meisten Daten abgegriffen und verkauft, wenn ueberhaupt keine (eigenen) Inhalte angeboten werden (Social Network, Shops).
 
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Datenschützer hassen dieses Gebäck. Man kann doch jetzt schon durch sein Smartphone eindeutig identifiziert werden.
 
Was ich zynisch finde ist die Begründung, dass die Werbung benötigt wird damit die Webseiten betrieben werden können und deshalb müssen Telekom und Vodafone jetzt sowas machen.

Was bitteschön hat Telekom und Vodafone denn mit den ganzen anderen Webseiten zu tun?
Wenn ich da Kunde bin zahle ich an Vodafone/Telekom monatlich für die Nutzung von mobilem Internet. Und meine monatliche Handyrechnung ist genau dafür da, damit Vodafone/Telekom mit den Einnahmen daraus ihre Kosten decken können und darüber noch etwas Gewinn machen können.

Heisst das jetzt etwa dass die Vodafone / Telekom Tarife zu niedrig sind und durch Werbung querfinanziert wurden oder was ? Oder bedeutet dass, das wenn zukünftig sowas kommen sollte (was aus Datenschutzgründen extrem unwahrscheinlich ist), dass dann mein Smartphonevertrag monatlich günstiger wird weil Telekom/Vodafone dann ja mehr Werbeeinnahmen haben? Würde im Umkehrschluss dann natürlich bedeuten, dass Verträge ohne TrustPid genauso teuer bzw. günstig wären wie jetzt auch.

Im Endeffekt geht es doch nur darum den Gewinn von Vodafone/Telekom weiter zu erhöhen auf Kosten der persönlichen Daten der Kunden.
 
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Laut verlinktem Spiegel Artikel soll damit auch der Ausbau gefoerdert werden. Weil die bisherigen 2.1 Mrd LINK nicht ausreichen damit Firmen mit 5.67 Mrd LINK und 37,3 Mrd LINK EBITDA so etwas stemmen koennen...
 
Axxid schrieb:
1. Verbraucher schaetzen ein kostenloses Internet, aber Webseitenbetreiber muessen (mehr) Geld verdienen.
Offensichtlich müssen auch die ISP mehr Geld verdienen und versuchen, neue Geschäftsmodelle auf dem Rücken ihrer zahlenden Kundschaft zu erschließen. Lästig, dass sie die Monetarisierung der kostenlosen Websites nicht einfach deren Betreibern überlassen wollen.
 
Roundabout 30 Millionen Haushalte haben in Deutschland Zugang zum Internet.

Würden 30 Millionen Briefe(!) bei Vodafone, Telekom und Bild.de eingehen, in denen mit Hinweis auf die Pläne für TrustPID Auskunft über die gespeicherten Daten zu eigenen Person gefordert(!) wird - dann verschwünde das Vorhaben in Mopsgeschwindigkeit wieder in der Versenkung.
Würde man sich auf einen Zeitraum einigen, beispielsweise eine Aktionswoche, dann würden auch deutlich weniger Briefe reichen.(*) Aber dazu müsste man die Leute dazu bewegen auch mal was zu tun statt immer nur auf "die" zu schimpfen die ihnen Glasperlen für ihre Daten geben.

Wenn allerdings 30 Millionen Nutzer innerhalb weniger Monate auf "is mir doch egal - mach ma - ich will meine Perlen" klicken - dann sind die Datenkraken wieder einen Schritt weiter.

Es liegt an uns. Und nach diversen Gesprächen mit und Aufklärungsversuchen an meinen Mitmenschen bin ich nur froh das ich die Zeche nicht mehr zahlen werde.

(*) sowas hat tatsächlich mal geklappt in der Vergangenheit. Shell wollte einen Öltank ohne weitere Schutzmaßnahmen versenken, GreenPeace hat Stunk gemacht. Shell hat gepflegt einen Haufen drauf gesetzt und verkündet das Umweltschutz nicht interessiert. Nachdem über mehrere Wochen weg weltweit niemand mit einem Hauch von Selbstachtung eine Shell Tankstellen genutzt hat hat Shell klein bei gegeben und Shell Manager wimmern angeblich noch heute im Schlaf wenn man ihnen "Brent Spar" ins Ohr flüstert.
 
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Auf meine Kündigung + Beschwerde gab es auch eine Antwort:

Guten Morgen Herr <Snowi>,
aktuell testen wir eine Technologielösung namens "TrustPid", um Ihre
Privatsphäre zu schützen. Dadurch werden keine persönlichen Informationen
geteilt und Sie haben jederzeit die vollständige Kontrolle über die Verwendung.
Weitere Informationen darüber, wie es funktioniert, wie Sie Ihre Einwilligung
verwalten können, Kontaktdaten und die Datenschutzerklärung finden Sie unter
www.trustpid.com.
Ich hoffe, dass Ihnen diese konkreten Informationen weiterhelfen, und wünsche
Ihnen einen guten Start in die Woche.

Ok, scheint so als hätte ich das alles falsch verstanden. Danke für die Aufklärung liebe Telekom, dann ist ja alles gut. Ich dachte schon ihr würdet Daten sammeln um sie anderen zur Verfügung zu stellen, aber dann hab ich das nur falsch gelesen. Warte, ich schau nochmal nach... Oh nein, hab mich doch nicht verlesen.
Dass einem dann auch noch sowas vorgelogen wird... Liest sich aber auch wie ein fertiger Textbaustein dazu, scheint also als hätte man intern schon mit Problemen mit Kunden gerechnet.

Die Telekom wittert hier das Geschäft mit den Daten, und die Websites können sich wieder aktiv davor drücken, ihrer Sorgfaltspflicht nachzukommen. So können die Betreiber weiter Müll verbreiten, und am Ende trotzdem wieder ihren Schrott finanzieren.
Bin aber mal gespannt, wie sie das mit der DSGVO lösen wollen. Wird wohl auch Zeit, dass ich NOYB auch mal was spende, vielleicht schauen die ja auch mal und klagen gegen den Quark, wenn das großflächiger kommt...
 
Der Trustpin ist ja auch eine komplett zufaellig generierte Nummer, die nichts mit dem Namen oder der Telefonnummer zu tun hat. Damit kann man halt nur die (vollstaendige) Internetnutzung nachverfolgen. Der Name ist fuer den Datensatz doch egal.

Ich gebe aufgrund perseonlicher Umstaende sehr viel von mir preis (WeChat, Alipay). Was mich hier extrem stoert ist das es so verpackt wird, als ob es 1. notwendig, 2. sicher waere und 3. besseren Datenschutz biete.
 
Die spannende Frage ist wie kommt der Werbetreibende in den Genuss der TrustPID? Baut der ISP die einfach in die payload von Kundenpaketen ein (und wenn ja in welche und wie wird vermieden, dass das zu invaliden Paketen fuehrt), oder kann ein Werbender diese fuer die jeweilige IP-Adresse vom ISP abfragen? Ich vermute mal das letztere da der ISP ja kontrollieren will ob der Werbende denn auch dafür bezahlt hat...
Das heisst aber, dass es jetzt eine Moeglichkeit gibt eine Art Anschluss-ID zu tracken unabhängig von z.B. IPv6 Privacy Extensions und wechselnden IPv4 Adressen was sich hervorragend missbrauchen lassen wird, "honi soit qui mal y pense"...

P.S.: Nur weil normale Cookies schon massiv missbraucht werden, braucht es nicht noch eine noch schwerer zu kontrollierende Variante davon.
 
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Telekom und o2 (gilt auch für alle SIM-Karten die das O2 Netz nutzen) haben doch schon ewig so eine Internetseite wo man auch der Verwendung der Tracking Daten der Funkzelle in denen man sich befindet widersprechen kann und sollte.

Ebenso wird bei der Telekom auch der DSL Traffic analysiert und für marketingzwecke benutzt, die Funktionsweise liest sich wie ein leitungsbasierter staatstrojaner, wurde natürlich nirgendwo groß an die Glocke gehängt.
Und der normale Nutzer von heutzutage wird auch nirgendwo über die Funktion zum Abschalten stolpern da dies z.b nicht in der Telekom App zu finden ist mit welcher man seinen Vertrag verwaltet, findet man nur tiefer schachtelt in der browserversion von seinem Telekom account.

Alle genannten Dinge sind natürlich default auf on!

Die hier genannte trustpid Geschichte ist dann halt die neue Version fürs mobilnetz, sobald das freigeschaltet ist sollte auch jeder so schlau sein und direkt deaktivieren!
 
Engaged schrieb:
Telekom und o2 (gilt auch für alle SIM-Karten die das O2 Netz nutzen) haben doch schon ewig so eine Internetseite wo man auch der Verwendung der Tracking Daten der Funkzelle in denen man sich befindet widersprechen kann und sollte.
Zu O2 kann ich nichts sagen, aber Telekom hat kein Opt-Out für die Verwendung von Tracking Daten. Einfach weil Telekom keine Tracking Daten weiter gibt.
 
Der Unterschied zwischen der Behauptung dass man das seit Jahren machen würde und der Planung das in Zukunft zu tun ist Dir aber schon aufgefallen?
 
Nore Ply schrieb:
aber Telekom hat kein Opt-Out für die Verwendung von Tracking Daten

https://www.optout-service.telekom-dienste.de/public/anmeldung.jsp

Die Telekom anonymisiert Mobilfunkdaten, die in aggregierter Form an das Telekom Tochter-Unternehmen T-Systems International GmbH übergeben werden. Die T-Systems International GmbH nutzt die anonymen Daten, um hieraus zum Beispiel Hochrechnungen über Verkehrsflüsse zu erstellen.

Edit: allerdings finde ich das nur für die Mobilfunktarife. Die von @Engaged erwähnte Trafficanalyse eines Festnetzanschlusses finde ich leider nicht in der Accountverwaltung.
 
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Telekom Mobilfunk Tracking:
https://www.optout-service.telekom-dienste.de/public/anmeldung.jsp

O2 Mobilfunk Tracking:
https://www.telefonica.de/dap/selbst-entscheiden.html

Mobiles surf Tracking Vodafone und Telekom:
https://trustpid.com/

Telekom Festnetz Tracking "zu werbe Zwecken":
Ich kann es nicht mehr finden obwohl dies hier wie ein Staatstrojaner ist, weder bei Google noch im mein Telekom Account wo ich es mal abgestellt habe als es neu war, sehr gut versteckt anscheinend.
Es wurde eingeführt kurz bevor auch die Geheimdienste diese Befugnisse offiziell hatten was noch mal das lächerlicheste daran ist.
 
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