Edifier S2000 im Test: Wer den Platz hat, hat gewonnen

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Jirko Alex
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Klangeindrücke

Abermals sollen in diesem Test die persönlichen Eindrücke vom Klangcharakter des getesteten Soundsystems vermittelt werden. Dass dies niemals zu einhundert Prozent objektiv geschehen kann, sei vorweg gestellt; der geschilderte Klangeindruck spiegelt schließlich die Meinung des Testers wider. Er sollte nur als Empfehlung angesehen werden. Vorteilhaft ist es darüber hinaus in jedem Fall, sich die Lautsprecher stets selbst anzuhören, um ihren Klang mit den persönlichen Vorlieben abzugleichen.

Da jedoch nicht jeder die Zeit, das Geld oder die Muße hat, sich jedes interessante System selbst anzuhören, sollen in folgender Beurteilung auch Vergleiche mit bereits getesteten Boxensystemen gezogen werden.

Musik

Anders als bei anderen Lautsprechersets ist es die Musikwiedergabe, die dem Edifier S2000 am ehesten liegen sollte, so könnte man vermuten. Schließlich handelt es sich in letzter Konsequenz um zwei passive Kompaktboxen mit ordentlicher Chassisbestückung und anständiger Gehäusegröße, die von einem zumindest haptisch und optisch ausgefeilten Verstärker angetrieben werden. Tatsächlich wird man in diesem Bereich auch nicht enttäuscht. Die zwei Lautsprecher zeichnen ab der ersten Minute eine überragende Räumlichkeit und Authentizität in die Musikwiedergabe, die sich vor allem durch eine wesentlich kräftigere und natürlichere Stimmenwiedergabe auszeichnet. Verglichen mit diesem 2.0-Set fällt es schwer, anderen PC-Lautsprechern ein relevantes Können in puncto natürlicher Wiedergabe auszusprechen. Nicht einmal das preislich etwa gleich teure und bisher stets als Referenz gehandelte Teufel Motiv 2 bietet den Grad an Detailzeichnung und Homogenität, den die Chinesen aus dem 2.0-Set kitzeln. Zugegeben: Allein angesichts der Größenunterschiede der Satelliten (im Falle des Edifier-Sets Kompaktlautsprecher) wäre ein Kopf-an-Kopfrennen in diesen Disziplinen aber auch verwunderlich.

Neben der Stimmenwiedergabe – die wirklich in jedem Genre auffällt und zu gefallen weiß – manifestieren sich nach und nach aber weitere Eindrücke, die das Edifier-System von der Konkurrenz abheben. Stets ist hieran der sehr gute Mitteltonbereich „Schuld“, der Instrumenten mehr Plastizität und der Bühnenabbildung mehr Tiefe verleiht. Das Set wirkt nie kraftlos, könnte ab Werk aber etwas mehr Bass vertragen. Ein ums andere Mal erscheinen die Höhen auch einen Hauch zu spitz, aber alles dies ist leicht mit dem Höhen- und Bass-Regler am Verstärker (leider nicht auf der Fernbedienung) in den Griff zu bekommen.

Edifier S2000
Edifier S2000

Dann allerdings gefällt alles, von kernig bis seidig: Ob die die Eagles, Xavier Naidoo, die Black Eyed Peas oder rauhere Töne von In Extremo oder Apocalyptica: Instrumentalmusik ist ein Steckenpferd des Sets, vor Synthesizerklängen muss es sich im Allgemeinen aber auch nicht verstecken. Einzig der Bass könnte mehr Kontur vertragen. Natürlich ist der Tiefgang nicht mit dem eines Subwoofers – und sei es einer besserer PC-Systeme – zu vergleichen. Das Set wirkt deshalb aber nicht kraftlos. Es fehlt bei speziellen Titeln aber eine gewisse räumliche Tiefe und auch Struktur im langwelligen Bereich. Etwas Abhilfe schafft hier der Bass-Regler, der Gesamteindruck bleibt aber vergleichsweise schwammig, wenn es um die Tieftonwiedergabe geht. Das stört bei Musik in aller Regel nicht, sofern keine künstlichen Bässe tragend zum Titel beitragen oder die Auslegung allgemein eher satt ist. Pop- und Techno-Songs sowie andere basslastige Musiktitel wecken dann aber doch die Lust nach Mehr.

Letztendlich bleibt es vor allem eine Frage des Geschmacks. Titel wie Apocalypticas „Path I & II“ stellen etwa den Grenzfall dar. Während die Streicher im allgemeinen authentisch wirken, fehlt es mit jedem Schritt gen Frequenzkeller etwas mehr an Kraft. So fehlt dem charakteristischen Anzupfen der Cello-Saiten im Path I der markante Beigeschmack. Gleiches gilt für Bassgitarren oder am Computer erzeugten Basslines, etwa bei Timbaland. Ab dem Mitteltonbereich machen die zwei Kompakten aber sehr viel Spaß und hängen jedes PC-Set, vor allem in dieser Preislage, locker ab.

Und wie steht es mit harter Konkurrenz? Nicht umsonst soll ein Paar nuBox 311 bereits hier als Referenz dienen. Die beiden passiven Lautsprecher werden an einem Onkyo TX-SR 606 (an dem testweise auch das Edifier-Set hing) betrieben. Sie können nicht direkt mit dem PC verbunden werden, weshalb zur ihrem eigentlichen Anschaffungspreis von 278 Euro (pro Paar) noch die Kosten für einen Verstärker hinzukommen. In einem solchen Vergleich zeigt sich, dass sich Edifier sehr wacker schlägt. Die zwei Nubert-Lautsprecher wirken im direkten Vergleich knackiger und geben einen leicht strukturierteren Bass wieder, der zudem etwas tiefer wirkt. Auch der Hochtonbereich ist bei Nubert ausschließlich als seidig und wohltuend zu bezeichnen. Von der minimalen Tendenz zur schneidigen Note des Edifier S2000 kann sich Nuberts Ensemble also lösen. Im Mitteltonbereich nehmen sich die beiden Kompaktsysteme nicht viel. Angesichts der Preisklasse und der Ausstattung ist der Unterschied also erstaunlich gering. Zwar kostet ein Paar Nubert nuBox 311 etwa 60 Euro weniger als das komplette Edifier-Set, letzteres bietet aber einen vollwertigen Verstärker samt Fernbedienung und digitalen wie auch analogen Eingängen sowie alle notwendigen Kabel. Das zu gleichem Preis zu erreichen, dürfte schwer sein. Bravo!

Ein dedizierter Test des Nubert-Paares wird in Kürze folgen.

Filme und Spiele

Das Edifier S2000 liefert im Musiktest einen hervorragende Vorstellung ab, nun wird es aber kritisch: Filme und Spiele leben von mehrerlei Dingen, von denen einige per se nicht durch dieses Edifier-Gespann bedient werden können. So fehlt die Surround-Kulisse sowohl in Filmen mit Mehrkanalton als auch in PC-Spielen. Auch den Subwoofer vermisst man immer dann, wenn das zu betrachtende Medium das Prädikat „actiongeladen“ trägt. Das führt dazu, dass sich etwa in Ego-Shootern oder anderen Spielen mit sattem Klanggerüst eine gewisse Sehnsucht einstellt. Das Edifier-Set kann kein Effektfeuerwerk zünden und für bebende Böden sorgen. Wer auch in Kriegssimulationen eine authentische Klangatmosphäre verspüren will, ist hier also falsch.

Gleiches gilt in entsprechenden Filmen, in denen – je nach Genre – nicht mit Tiefbass gegeizt wird. In „Krieg der Welten“ etwa ist das musikalische Set nicht Herr der Dinge. Es fehlt die Knackigkeit und Präsenz im Tiefgang. Andererseits besticht das Edifier S2000 durch eine glasklare Dialogverständlichkeit sowie einen authentischen und natürlichen Klang, der nicht so effekthascherisch ist wie bei anderen PC-Lautsprechersets, die mit ihrem Tun mehr Schein als Sein sind. Für den normalen Konsum abseits martialischer Bassgewitter ist das Edifier-Set also hervorragend geeignet.

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