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Galaxy S6: Samsung soll auf den Snapdragon 810 verzichten

Jan-Frederik Timm
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Galaxy S6: Samsung soll auf den Snapdragon 810 verzichten
Bild: Honou | CC BY 2.0

Die von asiatischen Medien wiederholt thematisierten Temperaturprobleme mit Qualcomms Flaggschiff-SoC Snapdragon 810 sollen Samsung dazu bewegt haben, das Galaxy S6 vorerst ohne SoC von Qualcomm zu planen. Das berichtet Bloomberg. Samsung würde erstmals seit dem Galaxy S III wieder vermehrt auf eigene Chips setzen.

Darüber, welcher SoC von Samsung im Galaxy S6 zum Einsatz kommen könnte, kann nur spekuliert werden. In Benchmarks hatte sich bereits eine Variante mit Samsung Exynos 7420 mit acht Rechenkernen gezeigt. Die 7. Generation wird wie der Snapdragon 810 im 20-nm-Prozess gefertigt und soll eine Unterstützung für den neuen Speicherstandard LPDDR4 bieten. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass Samsungs Abkehr von Qualcomm eine vorläufige Entscheidung ist und weitere Varianten oder neue Chargen des Galaxy S6 im späteren Verlauf auch mit Snapdragon 810 erscheinen werden.

Die Temperaturprobleme könnten beim Galaxy S6 den Ausschlag gegeben haben, der einzige Grund dafür, mit Hochdruck an der Ablösung von Qualcomm zu arbeiten, sind sie allerdings nicht. Bei Tablets und Chromebooks hat Samsung zuletzt immer häufiger exklusiv auf Eigenentwicklungen gesetzt. Im Oktober 2014 hatte der Konzern bekannt gegeben, im Umland von Seoul eine neue Chipfabrik errichten zu wollen. Die Investition wiegt 11 Milliarden US-Dollar, der Beginn der Fertigung ist für das Jahr 2017 geplant.

Noch vor der Konkurrenz hatte sich Samsung an die Entwicklung eigener SoCs auf Basis der lizenzierten ARM-Architektur gemacht. Das erste Galaxy S bot mit dem Exynos 3 (vormals S5PC110 oder Hummingbird) als erstes Smartphone einen SoC der Serie.

Auch die nachfolgenden Flaggschiffe Galaxy S II und Galaxy S III setzten auf Samsungs Eigenentwicklungen, allerdings nicht in allen Varianten. Insbesondere bei den LTE-Versionen kamen vermehrt SoCs von Qualcomm zum Einsatz. Beim Galaxy S4 griff Samsungs erstmals überwiegend zur Konkurrenz, die Variante für die USA, Europa und weite Teile Asiens setzte auf den Snapdragon 600. Beim Galaxy S5 lag der Fokus auf dem Snapdragon 801.

Samsungs Exynos-SoC im Galaxy S III
Samsungs Exynos-SoC im Galaxy S III (Bild: Köf3, CC BY-SA 3.0)

Für Qualcomm wäre Samsungs Entscheidung ein herber Schlag. Als größter Hersteller von Smartphones weltweit ist Samsung einer der Schlüsselkunden des Konzerns. Auch LG arbeitet mit Nuclun an einer SoC-Serie aus eigener Entwicklung, die im Oktober 2014 mit dem G3 Screen ihre Premiere feierte. Apple entwickelt und nutzt eigene ARM-Designs seit dem A4 aus dem ersten iPad. Das Tablet wurde Anfang 2010 präsentiert.

Der Snapdragon 810 setzt sich aus vier ARM-Cortex-A57- und vier ARM-Cortex-A53-Kernen und der GPU Adreno 430 zusammen, die OpenGL ES 3.1 unterstützt und eine 30 Prozent höhere Grafik- beziehungsweise 100 Prozent höhere GPGPU-Performance als das bisherige Flaggschiff Adreno 420 bieten soll. Als Speicher kommt LPDDR4 zum Einsatz, Befehlssätze in 64 Bit und LTE mit maximal 450 Mbit/s werden unterstützt. Das gebogene LG G Flex2 setzt als eines der ersten Smartphones auf den neuen SoC.

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