Seagate: HAMR-Prototypen Ende 2016 mit zunächst nur 4 TByte

Michael Günsch
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Seagate: HAMR-Prototypen Ende 2016 mit zunächst nur 4 TByte

Im Gespräch mit heise online stellte Seagates Entwicklungsleiter Dr. Jan-Ulrich Thiele die Auslieferung erster HAMR-Prototypen für Ende 2016 in Aussicht. Zwar soll die HAMR-Technik mittelfristig die HDD-Kapazitäten deutlich steigern, zunächst seien jedoch nur 4 TByte zu erwarten.

HAMR ist die Abkürzung für Heat Assisted Magnetic Recording. Damit wird eine Technik umschrieben, bei der die Magnetscheibe einer Festplatte (HDD) partiell kurzfristig mit einem Laser erhitzt wird. Durch die hohe Temperatur wird die zum Schreiben nötige Magnetfeldstärke reduziert, was höhere Datendichten erlauben soll.

HAMR stellt die Forscher dabei nicht nur vor Herausforderungen durch die thermische Belastung der rotierenden Magnetscheiben. Durch die Integration des Lasers in den Schreibkopf falle dieser dicker aus. Aus diesem Grund vergrößere sich der Abstand zwischen den Magnetscheiben, deren Anzahl pro Festplatte unter anderem durch die Höhe des Gehäuses begrenzt ist. Trotz durch HAMR höherer Datendichte pro Fläche sollen die Prototypen daher zunächst eine relativ geringe Kapazität von wahrscheinlich „erst einmal nur 4 TByte“ aufweisen, berichtet heise. Heutige Festplatten erreichen bereits bis zu 10 TByte Speicherplatz bei einer Datendichte von maximal 1 Terabit pro Quadratzoll. HAMR soll die Datendichte zunächst auf 1,5 Terabit erhöhen, später sollen bis zu 5 Terabit pro Quadratzoll möglich sein.

Perpendicular Recording vs. HAMR
Perpendicular Recording vs. HAMR (Bild: Seagate)

Der Seagate-Entwickler nennt weitere Details zur neuen Technik. Demnach würden durch die Rotationsgeschwindigkeit zum Erwärmen, Beschreiben und Abkühlen gerade einmal 20 Nanosekunden zur Verfügung stehen. Die Magnetoberfläche werde dabei kurzfristig auf etwa 450 Grad Celsius aufgeheizt. Der Laser arbeite mit einer Wellenlänge von 810 Nanometern und einer Leistung von 20 Milliwatt. Wenig überraschend sorge die gegenüber herkömmlichen PMR-Festplatten zusätzliche Technik für höhere Herstellungskosten. Rund zehn Prozent Aufschlag werden vermutet.

Wann die ersten HAMR-Festplatten mit hohen Kapazitäten den Endkunden erreichen, sei weiterhin nicht absehbar. Ende Juni war Seagate von einer Massenfertigung im Jahr 2018 ausgegangen. Allerdings wurde die Auslieferung erster Prototypen nun von Dr. Thiele auf Ende 2016 statt ehemals 2017 vorverlegt. Ein Start der Serienproduktion im Jahr 2017 würde der Prognose des Advanced Storage Technology Consortium entsprechen, das HDDs mit 100 TByte bis zum Jahr 2025 erwartet. Neben Seagate arbeitet auch Western Digital (HGST) an der Umsetzung von HAMR.

Solid State Drives (SSD) übertreffen HDDs inzwischen nicht nur bei der Leistung sondern auch beim Speicherplatz. Auf dem Flash Memory Summit stellte Samsung eine SSD mit 15,36 TByte in Aussicht, Novachips zeigte einen Prototypen mit 16 TByte. Dennoch bleiben Festplatten mit nur etwa einem Zehntel beim Preis pro Gigabyte der deutlich günstigere Massenspeicher.