Luxus-Netzteile im Test: Das be quiet! Dark Power Pro P11 hat harte Konkurrenz

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Hendrik Engelbertz
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Technik

Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt der Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!

Wie beim Vorgänger vertraut be quiet! auch beim P11 auf die Auftragsfertigung von FSP. Das Layout wurde im Vergleich zum P10 in vielen Details beibehalten und nutzt eine LLC-Resonanzwandlung sowie die DC-DC-Transformation.

Hinter der umfangreichen Eingangsfilterung sind gleich zwei hochwertige Primärkondensatoren der Marke Rubycon (MXG-Serie) sichtbar, welche über identische technische Daten verfügen: 220 Mikrofarad Kapazität bei einer Spannungsfestigkeit von 450 Volt und einem Temperaturrating von 105°C. Im restlichen Netzteil kommt eine bunte Kondensatormischung der hochwertigen japanischen Marken Nippon Chemi-Con (W-, KZE-Serie), Rubycon (ZLH-, YXF-, YXG-Serie) und Feststoffkondensatoren des taiwanischen Herstellers CapXon zum Einsatz. Bedenken gegenüber den Feststoffkondensatoren können aufgrund der allgemein sehr langen Lebensdauer dieser Bauteile ausgeräumt werden. Neben den bekannten Marken wurde auch ein Kondensator einer bislang unbekannten Marke verbaut: Toshin Kogyo (UTWYZ-Serie). Auch in diesem Fall handelt es sich um eine japanische Marke, Bedenken zur Langlebigkeit können aufgrund des geringen Bekanntheitsgrades allerdings nicht vollständig ausgeräumt werden – 5 Jahre Herstellergarantie und ein guter Support beruhigen jedoch.

Für die Kühlung ist ein bereits aus dem Straight Power 10 bekannter SilentWings-3-Lüfter zuständig, der über einen 6-Pol-Motor verfügt und eine Maximaldrehzahl von 1.200 U/Min besitzt.

Cooler Master vertraut bei dem V550 weitgehend auf die technische Basis der Vorgängermodelle. Auch in diesem Fall wird die Plattform von Enhance gefertigt und setzt auf LLC-Resonanzwandlung und DC-DC-Transformation. Für die geringen Abmessungen des V550 wurden zahlreiche Bauteile platzsparend auf Tochterplatinen platziert, ein massives PCB ersetzt die sonst üblichen Kabel auf der Sekundärseite und lässt das Innere des Netzteils sehr aufgeräumt wirken.

Die umfangreiche Eingangsfilterung beinhaltet wie beim P11 auch einen MOV als passiven Überspannungsschutz, die Gleichrichterbrücke wurde zwecks besserer Kühlung an den Kühlkörper auf der Primärseite befestigt. Bei den Kondensatoren vertraut Cooler Master durchgehend auf hochwertige japanische Ware: Aus der KMR-Serie von Nippon Chemi-Con stammt der Primärkondensator, der über folgende Daten verfügt: 390 Mikrofarad Kapazität bei einer Spannungsfestigkeit von 450 Volt und einem Temperaturrating von 105°C. Auf der Sekundärseite kommt eine Mischung aus Kondensatoren der Marken Rubycon und Nippon Chemi-Con (KZE-, KY-, LXZ-Serie), sowie einigen Feststoffkondensatoren zum Einsatz. Auf der modularen Anschlussplatine finden sich dann noch einige Elektrolyt-Kondensatoren der Marke Suncon.

Statt eines einfachen Gleitlagerlüfters setzt Cooler Master auf ein Modell aus der hauseigenen Silencio-FP-Serie. Der im V550 verbaute Lüfter ist mit einer Maximaldrehzahl von 2.500 U/Min angegeben und ist mit einem langlebigen LDB-Lager ausgerüstet.

Das Leadex wird direkt von Super Flower gefertigt und setzt wie seine Konkurrenten auf LLC-Resonanzwandlung und DC-DC-Transformation. Der grundlegende Aufbau der technischen Plattform ist bereits aus dem 1.000 Watt starken Leadex Gold aus dem Kilowatt-Roundup bekannt, ist im kleineren Platinum jedoch platzsparender untergebracht.

Wie seine Konkurrenten setzt auch Super Flower auf durchgehend hochwertige japanische Kondensatoren. Als Primärkondensator wurde ein vergleichsweise großes Modell der KMQ-Serie von Nippon Chemi-Con verbaut, das über folgende technische Daten verfügt: 560 Mikrofarad Kapazität bei einer Spannungsfestigkeit von 400 Volt und einem Temperaturrating von 105°C. Auf der Sekundärseite wurden weitere Modelle des gleichen Herstellers (KZE-, W-, KRG-Serie) sowie einige Feststoffkondensatoren verbaut.

Etwas anders als erwartet fällt die Wahl des Lüfters aus. Super Flower wirbt mit einem Modell, das mit einem FDB-Lager ausgestattet sein sollte, allerdings wurde ein Lüfter mit Doppel-Kugellager verbaut. Auf die Lebensdauer sollte das wenig Auswirkungen haben, beide Varianten sind normalerweise für eine hohe Lebensdauer bekannt – auf die Lautstärke des Lüfters wirkt sich ein Kugellager jedoch meistens nachteilig aus.

Schutzschaltungen

Die Gesamtleistung des Dark Power Pro verteilt sich auf vier 12-Volt-Schienen, die Stromstecker sind dabei sinnvoll platziert:

  • +12V1: SATA, Molex, Floppy, ATX
  • +12V2: CPU
  • +12V3: PCIe 1+2
  • +12V4: PCIe 3+4

Für die korrekte Absicherung wird ein SITI PS232F verbaut, der Überhitzungsschutz OTP wird mit einem Temperaturfühler auf der Sekundärseite realisiert. Im Praxistest reagiert das P11 deutlich anders als sein Vorgänger: Während sich das P10 mit kombinierten 12-Volt-Schienen problemlos bis auf satte 1.000 Watt belasten lässt, schaltet dessen Nachfolger nun in einem vernünftigeren Rahmen ab. Zwar lassen die einzelnen Rails immer noch eine hohe Überlast zu, welche das Netzteil jedoch problemlos zu leisten imstande ist. Der mitgelieferte OC-Key setzt nur den Überstromschutz außer Gefecht und ist in den meisten Fällen aufgrund der allgemein hohen Absicherung vernachlässigbar. Der normale Multi-Rail-Betrieb reicht im Alltag völlig aus.

be quiet! Dark Power Pro P11 550W
Rail Spezifikation laut Netzteilaufkleber Auslösepunkt der Schutzschaltung
+3,3 Volt 25 A 39 A bei 3,21 V
+5 Volt 22 A 40 A bei 4,88 V
+12V1 20 A 39 A bei 11,86 V
+12V2 20 A 39 A bei 11,80 V
+12V3 25 A 42 A bei 11,81 V
+12V4 25 A 42 A bei 11,82 V
+12 Volt gesamt 45 A 56 A bei 11,91 V
+12 Volt gesamt (OC-Key) 45 A 56 A bei 11,91 V
Cooler Master V550 – OCP-Shunts
Cooler Master V550 – OCP-Shunts

Cooler Master verzichtet auf eine getrennte Absicherung auf der 12-Volt-Schiene, obwohl die technische Basis dazu in der Lage wäre: Auf der Unterseite der Platine sind Vorrichtungen für immerhin vier OCP-Shunts sichtbar. Auch ohne eine Aufteilung schaltet das Netzteil problemlos und in einem vernünftigen Rahmen ab. Für die Sicherheit ist ein SITI PS223 zuständig, welcher die versprochenen Schutzschaltungen bereitstellt – OTP wird mithilfe eines Temperaturfühlers realisiert.

Cooler Master V550
Rail Spezifikation laut Netzteilaufkleber Auslösepunkt der Schutzschaltung
+3,3 Volt 20 A 34 A bei 3,17 V
+5 Volt 20 A 34 A bei 4,82 V
+12 Volt gesamt 45 A 61 A bei 11,81 V

Wie bei Super Flower üblich werden die Schutzschaltungen auf mehrere Protection-ICs aufgeteilt. Im Leadex werden zwei ICs mit den Bezeichnungen „AA9013“ und „LM324ADG“ verbaut, zu denen keine detaillierte Datenblätter vorhanden sind. Trotz eigenwilliger Aufteilung und dem Fehlen des Überstromschutzes auf der 12-Volt-Schiene schaltet das Leadex in einem ordentlichen Rahmen ab. Im Vergleich lässt das Netzteil zwar die höchste Überlast auf 12 Volt zu, jedoch ohne einbrechende Spannungsregulation oder erhöhte Restwelligkeit.

Super Flower Leadex Platinum 550W
Rail Spezifikation laut Netzteilaufkleber Auslösepunkt der Schutzschaltung
+3,3 Volt 20 A 34 A bei 3,21 V
+5 Volt 20 A 36 A bei 4,86 V
+12 Volt gesamt 45,8 A 66 A bei 12,12 V